
Ist vielleicht unter Euch jemand, der gerade sehr verzweifelt ist? Und vielleicht überhaupt nicht mehr weiß, was er mit seinem Leben machen soll und wie es weitergehen soll? Vielleicht denkt ihr darüber nach, von Eurer Krankheit wegzukommen, nur UM HIMMELS WILLEN: WIE??????
Ich habe heute diese Seite entdeckt - und es ist mir irgendwie ein großes Anliegen, hier meine Erfahrungen niederzuschreiben.

Nämlich einst vor ca. 4 Jahren, da war ich auch krank - ich hatte Magersucht und war so ziemlich am Ende von allem, was mir jemals etwas wert war... Für mich war das die wohl schrecklichste Zeit in meinem Leben, und naja.... irgenwann war der Punkt für mich da, wo ich einfach absolut nicht mehr konnte: meine gedanken waren "der ofen ist aus", für mich stand fest, daß ich jetzt eine Therapie machen muß/WILL. Alles "Ambulante", das viele psychologische Gequassel, daß man nach dem Rausgehen aus der Psychologenkammer bald ohnehin wieder nicht erfüllen kann, weil man den inneren Schweinehund nicht überwindet, half einfach nicht. Wir (meine Eltern und ich) haben dann also eine Weile gesucht und eigentlich durch einen extrem glücklichen Zufall den Dr. Weber in Villach gefunden. Von da an ging eigentlich alles angenehm schnell: am nächsten Tag ein Vorstellungstermin und schon nach 2.5 Wochen hatte ich einen Platz.
Ich habe im Hause Weber ca. 6 Wochen verbracht, und ich habe keinen einzigen Tag bereut. Diese Zeit gliedert sich eigentlich in 3 Teile: die erste Zeit (sagen wir 10 Tage) könnte man auch "Entzugsphase" nennen. Ich denke, das ist die allerschwierigste Phase, wo man wirklich mit den Gedanken kämpft, alles aufgeben zu müssen. Aber hat man dies einmal überstanden, so geht es eigentlich nurmehr bergauf. Denn dann geht es einem auch irgendwie schon besser, der Körper fühlt, daß er jetzt nicht mehr gequält wird, man hat dann Energien, um sich Gedanken über seine Probleme zu machen und Lösungen zu finden, um aus dem ganzen Schlamassel wieder herauszukommen. Dies ist die zweite Phase. Grob könnte man sagen, daß dies ca. 3 Wochen dauert. In dieser Zeit hat man keinen Kontakt zur Außenwelt. Das klingt jetzt vielleicht besonders abschreckend, aber es ist für das Gesundwerden das allerallerbeste, einfach auf sich gestellt zu sein, Zeit für sich zu haben, den Gedankenwirrwar im eigenen Kopf zu lösen, wieder herauszufinden, wer man selbst eigentlich ist. In der dritten Phase darf man dann Briefe schreiben/empfangen und auch Besuch (je nachdem, eher nur am Wochenende). Das soll einen wieder an die Außenwelt heranführen, nachdem man seine eigene Meinung und Person wieder ein wenig entdeckt hat. Nach den 6 Wochen dann kommt man wieder nach Hause und muß ca. 1x im Monat (vielleicht auch öfter, je nachdem) wieder zur Nachkontrolle kommen und wöchentlich einen Essensplan und einen Bericht schicken, wie es einem denn so geht. Man hat also immer noch einen starken Rückhalt. Wenn man brav ist, ist das ganze nach 6 Monaten vorbei!
Man ist dort immer gemeinsam mit 5-7 anderen Leuten, alle fangen gleichzeitig an und hören weitgehend gleichzeitig wieder auf. Das macht's echt angenehm, denn man hat immer jemanden um sich, dem es gleich geht, der auch mit sich kämpft. Es gibt irgendwie niemanden, der schon weiter fortgeschritten oder noch schlechter dran ist.
Man hat dort verschiedenste Therapien: Massagen, Q Gong, Farbtherapien, Musiktherapien, vieles mehr zur Körperwiederbelebung. Man lernt, sich einfach wieder zu spüren, wieder zu merken, was der Körper fühlt und von einem verlangt, was man ihm geben muß, damit es einem gut geht.
Das Essen ist auf Frühstück, Mittag- und Abendessen aufgeteilt, man hat eine gewisse Zeit dafür, aber sehr bald geht das alles wie von selbst, weil es "einfach so ist", es ist einfach angenehm, jemandem vertrauen zu können, der genau weiß, was für einen das Richtige ist.
Jeden Tag bekommt man ein Thema, über das man schreiben muß. So arbeitet man ganz für sich seine Probleme auf. Man schreibt einfach drauflos und kann wirklich alles sagen. Später liest es dann der Dr. Weber, und möglicherweise redet man dann mit ihm drüber. Das Schreiben hilft sehr viel, denn man kommt so viel eher auf das drauf, was in einem steckt, und was denn das Problem sein könnte, daß einen zu dieser furchtbaren Krankheit getrieben hat.
Es gibt noch viele Details, die ich jetzt erzählen könnte...
Für mich war meine Zeit beim Dr. Weber irgendwie das "Aufwühlendste" und so gesehen das Beste, was mir passieren konnte. Manche Leute fühlen sich durch die strenge Therapie sehr angegriffen, jedoch ist das doch eigentlich das Einzige, was hilft, oder nicht?? Zum Gesundwerden gehört es, sich selbst zu überwinden - und dazu müßte man enorm streng zu sich sein, ist man aber nicht. Also muß es jemand anderer tun, und Dr. Webers eigene Aussage ist es immer, daß er "die Felswand hinter dir" ist, die Dich nicht zurückläßt in die Krankheit. Man hat vor ihm also großen Respekt, denn wenn man gesund werden will, ist das einzige, das man tun darf, das, was er sagt. UND DAS FUNKTIONIERT! Neben ihm gibts seine Frau und eine nette Crew von Mädels, die die täglichen Therapien machen und mit denen man Spaß haben kann aber auch einmal etwas loswerden kann.
Ich selbst habe für mich damals beschlossen, daß ich alles tun werde, was von mir verlangt wird, daß ich dem Dr. Weber und allen anderen vertrauen werden, denn die wissen wirklich, was richtig ist und wie man es schaffen kann. Ich hab also auch versucht, in jedem Bissen Essen, den ich bekommen habe, ein Stück von meinem neuen Leben zu sehen. Und bald hab ich diesen Gedanken gar nicht mehr gebraucht. Ich habe für diese Therapie einfach alles gegeben, was ich hatte, sozusagen den Spieß umgedreht und die Energie, die ich bisher für das "Nicht-Essen" aufgewendet hatte, nun fürs Gesundwerden eingesetzt. Das funktioniert, WENN MAN NUR WILL!!! Mehr braucht man eigentlich nicht.
Jetzt geht es mir wirklich gut...es ist 4 Jahre her, irgendwie so lange. Es wird immer die schrecklichste Zeit von meinem Leben bleiben, aber auch die, in der ich es geschafft habe, mit meinem Leben das zu machen, was ich möchte. Ich hab dann ganz kurzfristig wider Erwarten noch im selben Jahr mit der Schule weitergemacht und die Matura gemacht, und jetzt studiere ich seit 7 Semestern Mechatronik in Linz. Ich bin wirklich zufrieden, v.a. mit mir selbst, und ich mag mich selbst wirklich gern.

Falls irgendjemand von Euch mich etwas fragen möchte, nur zu!

Liebe Grüße,
Eure Simone