Bulimie aus Bequemlichkeit?!

#1
Hallo ihr lieben!
Stellt euch vor, ich sitze im Zug von A nach B und denke so über alte Zeiten nach. Und da ist mir aufgefallen, dass die Zeit eben nicht stehen geblieben ist. Hört sich nach einer nicht besonders schlauen Erkenntnis an aber:
mir war nicht bewusst dass ich mittlerweile schon seit über 3 Jahren an Bulimie und seit 6 Jahren an Essstörungen leide.
Es hat sich jedoch einiges verändert: ich kann die Bulimie kontrollieren, mich zB am Wochenende nicht übergeben oder normal zu essen, was früher undenkbar war. Auch hält sich die psychische Belastung durch das gestörte Essverhalten in Grenzen. Allerdings spüre ich alle negativen Auswirkungen viel mehr als früher.
Gemeinsam mit meiner Therapeutin frage ich mich, warum ich es eigentlich nicht schaffe, gänzlich von der Krankheit loszukommen.
Und ich denke, ich traue mich einfach nicht.
Meine Vorstellung: wenn ich normal esse, bin ich endlich so wie ich mich haben will, dann ist alles perfekt so wie bei den anderen, die ich ja so bewundere.
Nur: ich habe Angst vor dieser Wandlung weil ist Perfektionismus nicht irrsinnig anstrengend?! Ich mein, ich habe doch gar nicht die Kraft alles auf einmal zu ändern.
Warum nicht häppchenweise: ja das kennen wir Bulimiker doch; entweder ganz oder gar nicht, entweder man isst gesund oder fettig, oder isst gar nichts oder überisst sich...
es gibt keine Relation. Wenn ich darüber nachdenke merke ich, dass sich diese Denkweise auf alle meine Lebensbereiche ausgebreitet hat und ich mir damit selber überall Schaden zufüge.
Im Kopf weiß ich wie es geht, nur um setzen kann ich es nicht. Will die Hürde nicht nehmen, oder bin zu faul dazu, keine Ahnung wieso.
Geht es jemanden von euch vielleicht genauso? Hat jemand vielleicht sogar einen Tipp für mich, wie man den ersten Schritt aus dieser "Bequemlichkeit" am besten setzt?
Komisch: so lang war ich nicht in diesem Forum und jetzt, wo ich mir vor Jahren dachte, zu dieser Zeit schon längst gesund zu sein , ziehts mich da wieder her ;-)
Danke im Voraus und liebe Grüße,
Karin

#2
Hallo Karin,

tja, die Bulimie bringt einiges mit sich, unter anderem auch dieses depressive "Alles- oder- Nichts"- Denken. Entweder ganz gesund, oder ganz krank.....
aber Moment, das bist Du schon gar nicht mehr. Du stehst dazwischen. Also kannst Du es. Du kannst auch grau und nicht nur schwarz-weiß sein.
Ist doch toll! :)
Wenn Du die Bulimie los lässt, wird einiges fehlen. Das hat nicht mit Bequemlichkeit, sondern mit Bedürfnissen zu tun. Veränderungen sind generell schwer und der gewohnte Trott ist leichter. Ein Umgewöhnungsprozess ist schwer.
Aber wenn Du jetzt schon diesen Zwischenweg gehen kannst, dann breite es doch aus. Anstatt das Du forderst ganz gesund zu sein, sei einfach noch den Montag zum Wochenende "gesund". Und irgendwann den Dienstag usw.
Du hast doch Zeit. Sieh wieviel Zeit vergangen ist.

Perfekt bist Du auch danach nicht. Ich bin ES-frei, aber nicht perfekt. Ich brauche keinen FA um mir zu zeigen, dass dem nicht so ist.
Aber meine Lebensqualität ist erheblich besser, insofern kann ich Dir nur ermutigen, den Weg richtung Genesung zu gehen.

Lg, Nerina

#3
HAllo karin..

also ich dachtte "damals" auch immer es gut korolliert zu haben, ohe d asjemad das rausbekommen hat, bis man mir ne koline schockthera gegeben hat,aber es hat nicht gut geholfen, doch zurzeit haeb ich'S vier wochen ohne ko**aushalten können, da ich'S kontrolliuere, doch so sher bewusst ist es mir ehrlich gesagt noch nicht...nur man hat mir mal gesagt, so wei du'S sagts, dass man aus der "bequemlichkeit" es durchs kontrollierte k*** eigentlich so kontrollieren kan,n, gar nicht mehr sich übergeben zu müssen...ich fincde es ist auch schon ein anfaang, mal ne woche und gar länger nicht zu erbrechen ein großer schritt aus dier bequemlichkeit...naja da du "sowas" nun schon echt 6 jahre hast...weiß ich nicht...aber da du sagst es kontrol.lieren zu können könntest du es doich versuchen über einen längeren zeit raum kontrollioert zu machen, und zwar dann ohne erbrechen....

naja lg lena

#4
Danke für eure lieben Antworten! Hat mir sehr geholfen... zumindest virtuell wird man verstanden, wenn schon nicht im realen leben :?
bussi

Du triffst den Nagel auf den Kopf!

#5
Bequemlichkeit, das geht mir auch so. Man hat sich an die Sucht gewöhnt und möchte daran auch nichts ändern. Sie ist einfach da und hat einen Platz eingenommen, den sich die Krankheit auch nicht mehr so leicht nehmen lässt. So schwer es ist, aber es ist so. Hab sei 13 Jahren Bulimie und es gab gute Phasen, aber leider auch viel schlechte. Ich hab damit wieder aufgehört, um dann wieder so richtig damit zu starten. Schon ein irrsinn. Man darf kann nicht genau darüber nachdenken. Würde man einem Menschen davon erzählen, würde der einen für wahnsinnig halten. Keiner würde einen glauben, das man sich das freiwillig antut. Aber man macht es.

Bequemlichkeit ist ein Teufelskreis und er wird sich wohl nie ändern. Zur Zeit habe ich einfach nicht die Kraft etwas zu ändern und vielleicht möchte ich auch nicht.

Helga

#6
komisch...denke seit gestern genau so wie du. Ich habe mir vorgestellt, wie es wäre ohne ES. Einfach nur mal so reingefühlt. Es war blankes Entsetzen! So als ob man mir den Boden wegzieht. So als ob ich keine Identität mehr hätte, keinen Lebensinhalt. Ich hatte einfach nur noch Angst! Angst vor der fürchterlichen Leere, Angst vor dem Nichts, Angst vor LANGEWEILE!!!! Angst vor Normalität, vor Alltäglichkeit, zu viel Zeit, starres sich Wiederholen vieler endloser Tage, .... es war ganz massiv dieses Gefühl der Angst, ich wurde fast panisch. Und dann hab ich mir gedacht: meine Güte, schlimm wie viel mir die ES eigentlich "bringt". Sie "schützt" mich vor Langeweile, vor der Konfrontation mit mir selbst, sie gibt mir LEbensinhalt, Identität, Abschalten, sie ist Ventil, "Entspannung", sie schützt mich vor seelischen Schmerzen, schlimmen Gefühlen. Sie hält mich am Leben! Denn ich dachte im selben Atemzug: ich ertrage das alles nicht, was da kommt ohne ES. Also, das Gefühl war für mich unerträglich, die Leere, die Langeweile, es war so als ob ich zerfließen oder zerbröseln würde, mich auflösen, ohne sie. Und da dachte ich mir, nein, das würde ich nicht aushalten, wenn ich in diesem Sog sitzen würde, würde ich es beenden. Schlimm oder? Es hat mich ziemlich erstaunt, wie massiv ich daran eigentlich hänge, wie massiv mich die ES auch ausmacht anscheinend, also wie sehr ich sie schon als fixen Bestandteil in mein Leben integriert habe. Manchmal frage ich mich wie ernst es mir eigentlich ist, damit aufzuhören. Aber es ist eben ein zweischneidiges Schwert. Ich weiß ja auch genau, wie sehr ich mir schade, wie lange ich schon damit herum"lebe", und wie sehr ich darunter leide eine ES zu haben. Also pro bin ich bestimmt nicht, falls sich das jetzt jemand denkt. Aber ich sehe auch, wie sehr die ES mich in ihren Klauen hält....

#7
Guten Abend,

also bei diesem Beitrag muss ich mich auch beteiligen. Ich war bisher mehr Leser als Schreiber. Seit insgesamt 6 Jahren teile ich mir mein Leben mit der B. Ich habe mir ebenfalls solche Gedanken wie ihr gemacht. Allerdings würde ich es nicht unbedingt Bequemlichkeit nennen. Ich kann den Gedankengang nahvollziehen und empfinde es sicherlich teilweise genauso. Ich finde jedoch auch, dass es eine wahnsinnige Leistung für den Körper ist, was wir d amit ihm machen..das ist alles andere als bequem. Was im ersten Beitrag wohl eher gemeint ist, ist die psychische Bequemlichkeit, aber das denke ich ist es auch nicht. Dann müsste das jeder, der eine Sucht hat vom Fingernagelkauer bis zum Alkoholiker sein! ODer? Denn die haben ja auch ihre Sucht um was anderes zu verdrängen und geben sich dem einfach hin, weil sie den Drang DANACH verspüren.

Um auf den PErfektionismus nocheinmal einzugehen: Bei mir ist es so,dass ich in allen lebenslagen perfekt sein will und es auch muss...bzw. früher musste ich..jetzt kann ich ohne nicht mehr leben...ich will keine Fehler machen..ich will nicht angreifbar sein..und schon gar nicht aufgrund meines Körpers!!!Wenn ich perfekt bin , haben die leute vor mir respekt und lassen mich in ruhe!! Das sind meine gedanken! Andersrum weiß ich, dass es niemanden gibt, der so perfekt sein kann (mein Kopf: "DOCH!ICH;-)!) somit schaffe ich einen ausgleich zwischen meinem perfektionismus nach außen und lass mich nach innen (nur mir selbst offenbart) fallen und fresse alles was ich nur kann..weiterer Verlauf ist bekannt!

@Djinn:
genau deine Gedanken habe ich auch..zum Anfang meines ganzen Gewichtproblems allerdings erst so: was mache ich denn,wenn ich mein Wunschgewicht erreicht habe? DAnnhab ich ja nix mehr womit ich mich beschäftigen kann..worüber ich nachdenke wenn ich einschlafe im bus sitze oder sonst wo bin! Will ich überhaupt jemals mein Wunschgewicht erreichen..genauso wie dich hat mich die Angst gepackt..vor der Langeweile vor allen Dingen..was machen denn die anderen mit ihrer Freizeit?
Heute denke ich das gleiche über die B. was mache ich, wenn ich davon wegkomme?
DAzu muss ich sagen, dass ich für mind. 6Monate am Stück clean war. Und wisst ihr was?
nach 100 Tagen habe ich sie fast vergessen. Ich kannte sie kaum noch..ganz selten haben mich erinnerungen aus den Jahren davor eingeholt..

Und genau da will ich wieder hin..sie einfach vergessen...nicht nur verdrängen..Aber ich denke das schafft man nur, wenn man wenigstens in einer sache in seinem Leben glücklich ist, zB Beruf, Freund, Freunde generell oder Familie.
Seither versuche ich es..erfolgslos..aber ich geb nicht auf..so wie wir alle das nicht tun sollten!!!

LG engelchen
cron