war heute arbeiten, mache zur zeit ein ferialpraktikum. schon am morgen habe ich mir vorgenommen, wenn ich nach hause komme, werde ich alles was ich habe in mich hineinstopfen und alles wieder auskotzen. dann habe ich mir wieder gedacht: nein, sei nicht blöd, jetzt hast 2 wochen nix gegessen, mach deinen erfolg nicht kaputt. so habe ich in der arbeit hin und her überlegt. am heimweg habe ich mich dann entgültig entschieden, was ich als aller erstes tue, wenn ich zu hause bin.
sobald ich meine schuhe ausgezogen hatte, bin ich schon in die küche gelaufen und habe gegessen bis ich nicht mehr konnte. jetzt sitze ich hier und sobald ich hier fertig bin, werde ich aufs wc gehen. weder verspüre ich ein schlechtes gewissen, noch panik oder sonst irgendein negatives gefühl (außer bauchschmerzen). für den fall, daß nicht alles rauskommt, habe ich abführmittel. auch wenn die das essen nicht rausbefördern, sie sorgen dafür, daß ich morgen ganz sicher nicht schwerer bin als heute und so denke ich mir: was solls?
und jetzt frage ich alle die, die dies hier lesen:
was soll ich tun? ich will das alles nicht mehr. es ist mir zutiefst zuwider, mich vor die kloschüssel zu hocken und mir meine finger in den hals zu stecken. morgen werde ich zu hause bleiben müssen, weil ich alle 5 minuten aufs klo muß und schreckliche krämpfe werde ich auch haben. ich weiß das alles und trotzedem kann mich nichts davon abhalten, daß ich meinen plan durchführe. also was soll ich tun?
ich betrachte meine momentane situation so nüchtern wie möglich und ich frage mich, was mich dazu bringen sollte mit dieser selbstzerstörung aufzuhören.
ich hoffe, ich habe mit dem beitrag niemanden allzu sehr schockiert, das war bestimmt nicht meine absicht. ich komme mir nur so unendlich hilflos vor.
liebe grüße lisa
bisherige Antworten:
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Betreff: Re: was solls?
Von cindy am 04.08.2001
hallo!
mir geht es heute auch wieder total beschissen. habe heute nach ca. 3 monaten das 1. mal wieder gekotzt. ich weiss auch nicht warum. bin zur zeit in london als aupair. habe jetzt gerade 2 tortenstuecke in mich hineingestopft, koennte schon wieder kotzen gehen.
bei mir hat alles vor einem jahr angefangen. aber ich moechte endlich wieder NORMAL essen koennen. ehrlich, einfach mal kein schlechtes gewissen haben beim essen. endlich wieder mal essen. ich hatte jetzt 3 monate eine kotzfreie fasse, habe mich aber nur von salat, obst und gemuese ernaehrt. ich habe es satt mir staendig gedanken uebers essen zu machen. warum wollen wir alle schlank sein?? wem wollen wir gefallen? den anderen????
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Betreff: Re: was solls?
Von Julesvernes am 04.08.2001
HI LIsa,
ich glaub die Frage "WAS" du tun sollst kann dir hier niemand beantworten.... klar , es wäre ein einfaches zu sagen : "hör auf damit " - doch wir alles wissen , wie es um diesen Floskel-Satz steht ;-(
aber ich glaub,daß du schon um einige Schritte weiter bist,weil dir dein Verhalten bewußt ist...weil es dich jetzt stört,du dich mehr bzw. "anders" damit auseinandersetzt......
sobald dir deine Krankheit,dein Verhalten bewußt wird , ist es wahnsinnig schmerzhaft (es ist dasselbe wie mit Wunden : wenn man sie sich zufügt , tun sie in diesem Moment nicht weh...doch wenn sie heilen - DANN tuts verdammt weh - ich muß es wissen als SV-lerin

manchmal scheint es mir als brauchen wir diese gewissen "Rituale " - so wie du es beschrieben hast:
du überlegst genau WIE du dich nach der Arbeit verhältst,WAS du als erstes tun wirst....
es ist schon ein ganz eingeschliffenes Verhaltensmuster - ein Ritual eben - so wie es kleine KInder brauchen:
ein MÄrchen zum Einschlafen,ein Mittagsschlaf nach dem Essen,.....
weißt du,im Grunde sind wir halt glaub ich genauso mit unserem Verhalten wie kleine KInder...wir zelebrieren unsere Rituale doch genauso , egal welcher Art sie sind : ob das Essen,das Kotzen,das NICHT_Essen,das Selbstverletzen.....
mit dem Unterschied daß WIR uns danach nicht geborgen und wohl fühlen ( und wenn wir uns wohl fühlen dann nur um nachher im schlechten gewissen zu ertrinken.....oder? seh ich das falsch??)
in diesem Sinn,Kopf hoch,
PS: ich galub das einzige WAS du wirklich machen kannst ist , an dich selbst zu glauben , glauben daß du es doch eines TAges schaffen wirst
Lg Jule
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Betreff: Re: was solls?
Von Verena am 05.08.2001
Hallo Lisa! Ich bin das erste Mal auf dieser Seite... es bewegt mich sehr, Briefe wie Deinen zu lesen, denn ich erkenne meine eigenen Gedanken und Gefühle wieder, aber glücklicherweise vergangene Gedanken und Gefühle. Deine Gedankengänge und ähnliche Tagesabläufe kenne ich sehr gut von früher! Es ist vorbei... nicht die Bulimie, aber wenigstens diese schreckliche Zeit des Teufelskreises... jeden Tag nichts anderes im Kopf als das Gewicht und den Kampf mit dem Essen. Ich kann Dich verstehen und hoffe, Dir Mut machen zu können: ich bin 23 und seit ich 16 bin in Therapie; die Veränderungen kamen schleichend, aber heute bin ich ein anderer Mensch!!! Ich habe immer noch regelmäßig Rückfälle, aber die sind lange nicht so belastend wie meine fast täglichen Freß-Kotzanfälle früher. Ich bin innerlich ein anderer Mensch, fühle mich wohl, geborgen und zufrieden in meinem Körper... natürlich nicht immer, wie jeder Mensch habe ich Scheiß-Tage, aber das kann ich mitlerweile aushalten und anders kompensieren (meistens). An meinen Rückfällen arbeite ich noch mit meiner Therapeutin. Ich kann Dir aus 6 Jahren Erfahrung sagen: Ohne professionelle Hilfe ist es schwer -ich würde sogar sagen gar nicht- zu schaffen! Such Dir professionelle Hilfe und laß der Therapie Zeit!!! Erst verändert sich Dein Blickwinkel, dann Deine Einstellung zum Leben, zu Dir selbst und ganz zum Schluß erst verschwinden die Symptome und Du merkst, daß Essen kein Kampf mehr ist! Ich wünsche Dir alles Gute! Verena
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Betreff: Re: was solls?
Von Lisa am 05.08.2001
hallo ihr!
lieben dank für eure antworten.
der wunsch "einmal wieder normal zu essen ohne schlechtes gewissen" wird bei mir vermutlich immer bloß ein wunsch bleiben. ich müßte vorher noch ein *kg abnehmen damit es mir nichts ausmacht, diese wieder zuzunehmen wenn ich beginne normal zu essen (eine art sicherheitsnetz). daß das nicht funktionieren wird ist mir in einem moment der ehrlichkeit mir selbst gegenüber klar geworden. denn
sobald ich zunehmen würde, würde ich mich überdimensional fett fühlen.
es scheint wohl so zu sein, daß das k***** eine art ritual ist. nach 4 jahren kotzerei bin ich schon soweit die bulimie gezielt zu benutzen um druck abzubauen (eben so, wie ich es oben geschrieben habe) und das ist ja das schlimme.
(abnehmen kann man mit B. soundso nicht. dafür muß man schon hungern wie blöd)

momentan bin ich nicht soweit, etwas zu ändern. aber ich gebe bestimmt nicht auf.

wir sind kämpfer, sonst würden wir das alles gar nicht schaffen.
alles liebe lisa