Wo fang ich am besten an?
Erstmal danke für diese Gelegenheit, dass ich drüber reden kann. Für mich steht fest, dass ich es meiner Familie nicht sagen kann - wüssten sie Bescheid, würde es meinen Weg heraus nur noch schwieriger machen. Auch wenn sie es vielleicht nur gut meinen würden - ich glaube nicht, dass sie sich vorstellen können, was ich bei einem Kontrollverlust beim Essen wirklich erlebe, dass das keine Willenssache ist. Es fällt mir ja selbst schwer, damit klar zu kommen, dass mein Kopf da irgendwie gegen mich arbeitet. Ich weiß doch, dass das nicht gut für mich ist, warum tue ich es also??

Meine Mum ist extrem vernunftbetont, eine Perfektionistin, die von einem Tag auf den anderen das Rauchen und ihre Kaffeesucht aufgegeben hat - alles, was ich von ihr erwarten könnte, wäre wohl ein: "Komm, reiß dich zusammen, du schaffst das, hör jetzt auf zu essen, du hast doch schon genug..." Es ihnen allen zu erklären, wäre eine Kraftanstrengung, zu der ich mich nicht fähig fühle. Zudem steht es für mich außer Frage, in meiner Familie wieder diejenige zu sein, die nicht belastbar ist, die beschützt werden muss, die im Alltagsleben einfach unfähig ist. Es hat lange gedauert, bis ich endlich meinen Wunsch nach Selbständigkeit geltend machen konnte. Es hört sich vielleicht blöd an, aber das aufzugeben hieße für mich, keine eigenständige Person mehr zu sein, keine Identität mehr zu haben...
Ich bewältige Probleme ohnehin lieber alleine; Freiheit bedeutet für mich, die eigene Intimsphäre als einen Bereich zu bewahren, in den keiner Einsicht hat. (Auweh, wenn ich mir so durchlese, was ich bis jetzt so geschrieben habe, muss ich wirklich sagen, ich bin reichlich kompliziert *g*)
Nur noch ein paar Worte zu meiner Situation: Ich habe wohl seit knapp einem Jahr Bulimie, und ich kann mich noch gut an das erste Mal erinnern, als ich gek**** habe. Daran gewohnt, immer die bestmögliche Leistung zu erbringen, und ohnehin nicht zufrieden damit, wenn das Ergebnis nicht tiptop war, bin ich sofort nach der Matura ein paar Monate ins Ausland, einfach irgendeine Arbeit suchen. Und da hat mich die Realität eingeholt: Von allen Seiten kam nur ein "Für diese Welt bist du ungeeignet, pass dich an und gib deine Ideale auf - so kommst du nie durch". Naja, ich muss mir das wohl eingestehen - ich kann mit Niederlagen einfach nicht umgehen! Das Erbrechen nach dem Essen war für mich eine Art Selbstbetrug, um mir zu zeigen, dass ich sehr wohl mich und meinen Körper kontrollieren kann, dass ich alleine über mich bestimme (war anscheinend immer schon so eine fixe Idee von mir

Inzwischen sind die FA's dazugekommen. Um mein Essverhalten wieder in den Griff zu bekommen, habe ich versucht, meine Ernährung umzustellen. Die Vollwertkost tut mir gut, doch sobald ich auch nur daran denke, mir ein Stück Schokolade oder so zu gönnen, klinkt es aus, und voilà - FA und die Folgen...

Naja, ich hab Ursachenforschung bei mir selbst betrieben und eine Vorstellung davon, warum ich bei der Bulimie gelandet bin, aber ich will euch jetzt hier nicht damit zumüllen

Danke an die, die es beim Lesen bis hierher geschafft haben, ist ja ganz schön lang geworden, sollte mich eigentlich nur vorstellen...

Ein dankbares Hallo an euch alle!

Eure dagunia
