Selbstheilung nicht völlig erfolgreich

#1
Oje, ich hoffe, ich kriege das hin, was ich wann wo wohin schreiben kann oder soll. Ist immerhin mein erstes Forum dieser Art. Nunja, essgestört bin ich seit ca. 10 - 15 Jahren, dass das so ist, hab ich allerdings erst vor 3 oder 4 Jahren erkannt. Und weil ich ja alles so unglaublich gut kann und keine Hilfe von ausserhalb brauche, hab ich mich mit einem Skriptum selbst therapiert. Das hat mit Höhen und Tiefen so ca. 2 Jahr gedauert. Mittlerweile erlebe ich Phasen, wo ich mir denke: Wow, so unwichtig kann essen sein, sogar auf´s Einkaufen vergesse und auf meine gesunde Ernährung. Dann jedoch kommt wieder so ein Absturz, meistens auf leisen Sohlen und so schnell, dass ich es kaum registriere, erst wenn ich mitten drin bin. Ich habe vieles hinter mir gelassen, wie z.B. das Kalorienzählen, kotze nur ganz, ganz selten, hab auch kaum Essattacken. Nur das Gefühl, dass ich total hässlich bin - egal, ob andere das Gegenteil behaupten - viel zu dick - obwohl ich eine normale Figur habe - und manchmal so lange vor dem Kleiderkasten stehe und es nicht schaffe, ausser Haus zu gehen, weil ich mich mit nichts wohl fühle als einem Sack. Ich weiß, dass ich nicht hässlich bin, aber diese Information meines Hirns geht nicht ins Unterbewusste über. Da bin ich immer noch das kleine Kind, das nicht perfekt genug ist, um geliebt zu werden.
Bin ich zu wenig gestört, um hier her zu gehören? Meine Freundin meint, ich sollte unbedingt mal Hilfe von anderen in Anspruch nehmen. Also hier bin ich
:?

#2
Hallo Sonne,

Herzlich Willkommen!
hab ich mich mit einem Skriptum selbst therapiert
Darf ich dich fragen, wie das funktioniert hat? Oder was überhaupt dieses "Skriptum" war/ist??
Ratgeber? Texte einer/s Therapeutin/en?

Hast du Familie? Weiß jemand bescheid über deine Krankheit? Du sprichst deine Kindheit an, ist etwas bestimmtes vorgefallen, was dich in die Bulimie schlittern ließ, oder fühltest du dich schlicht nicht geliebt?

Viele Fragen, ich weiß...

Lg, unefille

#3
Hallo Sonne. :)

Natürlich bist du nicht "zu wenig essgestört um hierherzugehören",
Vielleicht hilft es dir ja ein wenig dir den ganzen Frust hier von der Seele zu schreiben.

Ich wüde nur gerne "ich kotzen nur ganz, ganz selten" genauer definiert haben.
Ich z.b bezeichne mich noch immer als Bulimikerin obwohl ich seit 2 Jahren nur alle paar Monate Rückfälle habe.

Dein Hauptproblem ist aber dass du dich hässlich fühlst...
Weißt du woher dieses Gefühl kommt.
Gibt es dafür irgendeinen Grund, vielleicht in deiner Kindheit?

Ich kann dir nur sagen, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass dieses Gefühl von alleine weggeht. :roll:
Wir hier können auch nicht mehr helfen, als darüber zu schreiben.

Hast du schon einmal eine Therapie gemacht?
Dazu würde ich dir nämlich raten.

Lg, Petra

#4
Hallo erstmal! Freut mich, dass ich Antwort gekriegt habe. Viele wissen von meiner Essstörung, hab aber das Gefühl, dass nur wenige wirklich begreifen, worum es dabei geht. Als ich 13 war, hat mich meine Mum zum ersten Mal zum Heilfasten überredet, da hab ich dann eine Woche nur Tee getrunken, sie hat ganz normal gegessen. Sie hat befunden, ich wäre zu dick, mein Bauch zu groß - hat sie mir mehrmals täglich gesagt - obwohl ich ein ganz normales Kind war. Nicht dürr, aber völlig normal. Ich bin eine extreme Perfektionisitin und habe hohe Ansprüche an mich, hab auch immer überall ausgezeichnete Leistungen, weil ich wusste, das war das einzige, mit dem ich meine Eltern halbwegs beeindrucken konnte. Ich habe nie körperliche Zuwendung bekommen, und nie irgendeine Art von Kompliment oder Anerkennung. Meine Eltern haben auch nie Fehler zugegeben, wenn es Streit gab, war immer ich schuld. Ich habe lange nicht gecheckt, dass ich eine Essstörung habe, habe jede einzelne Kalorie gezählt, brauch ich euch nicht erzählen. Jedenfalls hab ich mir dann ein Skriptum von Olivia Wollinger besorgt. Sie hatte Bulimie und ist da raus gekommen. Heißt: Wege aus dem Teufelskreis - und man kann es am Institut für Frauensache bestellen. Hab immer soviel gelesen, wie ich umsetzen konnte, wusste aber nicht, wo die Ursachen liegen. Mir ist mein leben so perfekt vorgekommen. Habe aber auch chronische Gastritis, auch seit meiner Jugend. Tja, letztes jahr ist mein perfektes Leben zerbrochen, ich hab meine lieben Freund aufgegeben und mit ihm all meine bis dahin vorhandenen Wunschträume. Dann bin ich erst mal ins Bodenlose abgesackt. Eine freundin hat mir das buch: Das Drama des hochbegabten Kindes - geschenkt, und das hat mir mehr und mehr die Augen geöffnet. Würde ich echt weiterempfehlen. Wenn man es total auf sich beziehen kann, kann man seine eigene Kindheit besser begreifen. Habe dann beschlossen, mich auf die Suche nach meinem eigenen Ich zu machen, und nicht mehr für alle die Perfekte zu sein. Die, die alle Fehler bei sich sucht, ständig an sich arbeitet und immer alles richtig machen will. Hab mir vorgenommen, von nun an "ehrlich" zu sein und die unangenehmen Seiten an mir nicht mehr zurückzuhalten. Wer mich liebt, soll mich auch so lieben. Hab meine Eltern dann ziemlich vor den Kopf gestossen, weil ich mich in eine Frau verliebt hab und seit dem mit ihr zusammen bin. Dachte also, ich hätte den richtigen Weg gewählt. Und dann kommen immer wieder Situationen, die mir bewusst machen, wie sehr ich noch das kleine, verletzte Kind bin. Und ich will es nicht mehr sein. Ich möchte meinen Eltern verzeihen können und gleichzeitig einen Schutzmantel haben für all die Verletzungen, die immer noch kommen. Ich weiß auch, dass sie mich sehr lieb haben und sie sich verändert haben und sich bemühen, trotzdem trifft es mich immer wieder. Auch in anderen Lebensbereichen. Und ich kann mich selber nicht genug lieben, ich sehe immer meine Unvollkommenheit, vor allem körperlich. Ich denke immer, wäre ich doch nur um *kg leichter, wäre ich doch um so viel schöner.
Und ich schaffe es aber nicht, weil ich nicht wieder kotzen und kalorienzählen und hungern und Diät halten will. So, das war jetzt etwas viel, sorry.
Schön, dass ihr aus Wien seid. Das schließt eine reale Begegnung nicht aus :wink:

#5
Hallo Sonne!

Das hört sich alles sehr interessant an.
Ich finde es toll, dass du dich deinen Eltern widersetzt hast, und deinen Weg gegangen bist .
Und ich schaffe es aber nicht, weil ich nicht wieder kotzen und kalorienzählen und hungern und Diät halten will
Das ist auch gut so.
Du weisst ja, dass dadurch nichts besser wird. :roll:
Schön, dass ihr aus Wien seid. Das schließt eine reale Begegnung nicht aus
Komm doch zum nächsten Wien- Treffen, am 27. September im Wiener Hilfswerk.
Alle Mädels dort sind sehr nett.
Ich würde mich freuen dich kennenzulernen. :)

Lg, Petra