Durch das Erbrechen sind die Zähne bulimischer Patienten besonders häufig der starken Säure des Magen ausgesetzt. Es wird angenommen, dass diese Säure typische Schäden im Mund und Kieferbereich verursacht.
Aufgrund der typischen Lokalisation von Säureerosionen
können Zahnärzte Bulimia nervosa frühzeitig diagnostizieren. Diese Säureerosionen, die einen Zahnhartsubstanzverlust bedeuten, stellen sich bei bulimischen Patienten u.a. wie folgt dar: Bereits nach kurzer Zeit weisen die Schneidekanten der Front- und Eckzähne im Unterkiefer typische Mulden auf. Nach zwei Jahren werden auch im Oberkieferbereich starke Veränderungen vor allem an den Schneidezähnen beobachtet: Verkürzungen der Schneidekanten im fortgeschrittenen Stadium, eine bogenförmige Aushöhlung der Schneidezahninnenflächen und Zahnhartsubstanzverluste bei Composite-Füllungen, wodurch die Füllungen erkennbar und erfühlbar werden.
Für die Enstehung von Säureerosionen ist die Zusammensetzung des Speichels und dessen Menge bedeutend. Bei Bulimikerinnen liegt der pH-Wert des Speichels unter dem einer gesunden Kontrollgruppe, d.h. er ist "saurer" und damit als "Reperaturmechanismus" für die Zähne weniger wirksam. So werden alle dem Speichel zukommenden Funktionen für den Erhalt der Zähne eingeschränkt, wie die Remineralisation der Zähne, die Säure-Verdünnung, die Spülwirkung und Säure-Pufferung. Die verminderten Speichelfunktionen verstärken wiederum Säureerosionen, ebenso eine verminderte Speichelproduktion.
Auch die Speichelabsonderung ist bei Bulimikerinnen vergleichsweise niedriger aufgrund einer Vergrößerung der Speicheldrüsen, die eine Begleiterscheinung sein kann. Wenn Ohrspeicheldrüse und Unterkieferspeicheldrüse vergrößert sind, produzieren sie weniger Speichel, eine für Bulimikerinnen typische Trockenheit in der Mundhöhle (bezeichnet als Xerostomie) ist die Folge. Xerostomie steht wieder in engem Zusammenhang mit einem erhöhten Kariesrisiko.
Schwere Säureerosionen nach 6 Krankheitsjahren
Quelle:
http://ab-server.uni-leipzig.de/spezial ... hmelz.html