Hallo!
Bräuchte dringend Rat, bin in einer verzwickten Situation. Zur Erklärung: Meiner Tante, zu der er sehr schlechten Kontakt hatte (hab sie vielleicht vier, fünf Mal gesehen) ging es vor kurzer Zeit sehr, sehr schlecht. Meine Mutter war verzweifelt und wollte sie unbedingt besuchen, was allerdings mit einer Reise verbunden ist. Sie bat mich sie zu begleiten und ich stimmte natürlich sofort zu. Mittlerweile hat sich die Lage verändert, weil meine Tante gestorben ist. Da das alles ein wenig kompliziert ablief ist das Begräbnis erst Ende nächster Woche. Nun fragte sie mich wieder ob ich mitfahren würde. Das Problem dabei: jetzt fährt auch mein Vater mit und das tut mir überhaupt nicht gut. Ich habe eine sehr schlechte Beziehung zu meiner Familie und brauchte lange, um mich von ihr zu distanzieren. Mittlerweile gelingt es mir sehr gut, so gut, dass der Kontakt und auch die Beziehung zu meiner wieder Mutter relativ gut ist. Zu meinem Vater möchte ich aber weiterhin Distanz halten. Ich besuche in ein, zweimal im Jahr und das wars, mehr will ich auch nicht. Ich hab gelernt zu erkennen, was mir gut tut und was nicht, und er tut mir nicht gut. Jetzt bin ich also in einer Zwickmühle und weiß nicht, was ich machen soll. Einerseits denk ich mir, nein, schau auf dich ... andererseits hätte ich wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen, wenn ich nicht mitfahre. Ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle meiner Mutter gegenüber. Was soll ich nur tun? Ich habe heute meiner Mutter die volle Wahrheit gesagt, aber das Nein brachte ich nicht heraus. Ich meinte zu ihr, dass ich das nicht könnte. Ich glaube, dass ich drei Tage mit meinem Vater nicht durchdrucke, dass ich das nicht will und das ich Angst davor habe, dass es mir schlecht geht. Und dann meinte ich, ich werde es mir noch überlegen.
War von euch schon mal jemand in einer ähnlichen Situation. Könnte mir vielleicht jemand einen Rat geben?
lg Crisu

hallo crisu!
das scheint dich ja ganz schoen zu belasten.
ist es deiner mutter noch immer so wichtig, dass du mitkommst, obwohl dein vater ja nun auch dort sein wird? sie reist ja also nicht mehr alleine! du hast ihr also schon erklaert, dass es fuer dich wirklich sehr belastend waere und sie moechte noch immer, dass du mitkommst?!
faellt es dir normalerweise schwer nein zu sagen? oder denkst du, du und deine gefuehle sind weniger wert als die der anderen oder dass du deiner mutter das schuldest ?
ich denke man sollte auf sein gefuehl hoeren. dein gefuehl sagt ja eigentlich schon, dass du es nicht machen solltest. aber dazu kann ich dir ja natuerlich nicht raten! es soll ja deine entscheidung bleiben!
keine ahnung, ob dir das irgendwie hilft, aber versuch mal auf deinen bauch zu hoeren:
stell dich hin, entspanne dich, denk an das problem oder die frage (zb. soll ich meine mutter begleiten?), leg die frage in die linke hand und die hand daraufhin auf deinen bauch. leg die rechte hand drueber, bleib entspannt und sieh was passiert: du wirst nun entweder nach vorne oder nach hinten schwanken. nach vorne bedeutet dann 'ja' und nach hinten 'nein'. das ist der bauchnabeltest!

mary jane hat geschrieben: faellt es dir normalerweise schwer nein zu sagen? oder denkst du, du und deine gefuehle sind weniger wert als die der anderen oder dass du deiner mutter das schuldest ?

Genau das ist es. Ich tu mir wahnsinnig schwer nein zu sagen. Darüber hinaus hab ich oft ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle. Vor allem meiner Mutter gegenüber plagt mir oft das schlechte Gewissen. Sie tut mir auch so leid. Ich weiß nicht wie ich das abstellen kann. Daran arbeite ich schon Jahre, aber es gelingt mir immer noch nicht, obwohl es schon besser geworden ist.
Ich werd das mal versuchen mit dem auf dem Bauch hören, obwohl ich prinzipiell eh schon weiß, was ich will. Ich werd nicht mitfahren und ich werd ihr das heute sagen. In gewissen Situationen muss man einfach ein wenig egoistisch sein, oder?
Jedenfalls Danke für deine Antwort und deinem Tipp.
Lg Crisu

ja genau das hab ich mir fast gedacht. ich kann das allerdings nachempflinden, dass du eine gewisse pflicht empfindest und vor allem das mit dem leid auch!! du wirst deiner mutter damit allerdings ohnehin nicht helfen koennen. ich vermute mal, dass sie dir leid tut, weil sie es schwer hat im leben und ihre lebensumstaende nicht so toll sind. die kann sie aber nur selbst aendern. sie zu unterstuetzen ist ja ehrenwert und sie auf der fahrt zu begleiten waere nett, jedoch nur wenn du dir selbst damit nicht schadest!! ich denke man darf sich selbst nie schaden, auch nicht um anderen zu helfen (was du in diesem fall ja wie gesagt ohnehin nicht wirklich tust). wenn du dich zurueckstellst heisst das ja, dass du dich fuer weniger wert haelst als einen anderen menschen. das bist du aber nicht. du musst fuer dich sorgen (wenn nicht du, wer dann?).
egoistisch ist so ein schlimmes wort. ich setze das nicht gleich mit sich um sich kuemmern oder an sich denken.
lass mal hoeren wie's lief, wie deine mutter reagiert hat und wies dir damit geht.
liebe gruesse.

Das sind schöne Worte, die mich in meiner Entscheidung auch bekräftigen.
Heut hat mir zwar meine Schwester ein wenig ins Gewissen geredet, aber davon lass ich mich nicht beeinflussen. Sie meinte, sie kann ja leider nicht mitfahren (sie hat erst eine neue Arbeit bekommen), aber wenn das drei Wochen früher gewesen wäre, wäre sie sofort mitgefahren. Die Mama möchte halt, das jemand von uns dabei ist.
Ich denk mir, ich brauch mir da gar nichts einreden lassen und auch keine Schuldgefühle haben. Als es mir sehr schlecht ging, war von ihnen auch niemand da. Warum soll ich ihr bei etwas helfen, das mir selbst nicht gut tut. Meine Mutter will halt die Familie mit Gewalt zusammen halten und hat noch nicht begriffen, dass das nicht funktioniert.

mary jane hat geschrieben:ich denke man darf sich selbst nie schaden, auch nicht um anderen zu helfen

Genau, da hst du vollkommen recht. Und deshalb wäre ich es auch nicht tun. Konnte meine Mutter heut nicht erreichen, werd morgen berichten, wie die Geschichte ausgeht.
Jedenfalls Danke für deine Worte, die haben mir sehr geholfen. Komm mir manchmal halt wie das schwarze Schaf in meiner Familie vor.
Liebe Grüße, Crisu

Alles gut gegangen. Hab meiner Mutter klipp und klar gesagt, dass ich nicht mit will, eben wegen meinen Vater. Sie hat es relativ gut aufgenommen. Ich hab ihr auch gesagt, dass sie nicht die heile Familie spielen soll, wenn das nicht so ist. Ich will den Kontakt zu ihr, klar, aber zu meinem Vater nicht, ich gratuliere ihm zum Geburtstag und besuch ihn zu Weihnachten, das genügt. Irgendwie machte sie zwar einen gedrückten Eindruck, aber irgendwie glaub ich auch, dass sie es begriffen hat.
Lg Crisu

crisu1 hat geschrieben:Alles gut gegangen. Hab meiner Mutter klipp und klar gesagt, dass ich nicht mit will, eben wegen meinen Vater. Sie hat es relativ gut aufgenommen. Ich hab ihr auch gesagt, dass sie nicht die heile Familie spielen soll, wenn das nicht so ist. Ich will den Kontakt zu ihr, klar, aber zu meinem Vater nicht, ich gratuliere ihm zum Geburtstag und besuch ihn zu Weihnachten, das genügt. Irgendwie machte sie zwar einen gedrückten Eindruck, aber irgendwie glaub ich auch, dass sie es begriffen hat.
Lg Crisu

hey, freut mich sehr, dass ich dir helfen konnte!!
du kannst auch stolz sein auf dich. hast immerhin fuer dich entschieden und nicht gegen dich. die standpauke deiner schwester auszuhalten war ja sicher auch nicht ganz leicht.
na klar, ist sicher nicht schon fuer deine mutter, dass du mit deinem vater so gar nicht auskommst!! aber das hat sicher seine gruende und das muss sie akzeptieren (und natuerlich jedes andere familiemitglied auch!). du hast dir das ja schliesslich auch nicht ausgesucht. und du scheinst dich ja ohnehin schon zusammenzureissen! (geburtstage etc).

Jetzt im Nachhinein betrachtet bin ich wirklich verdammt stolz auf mich. Ich hab endlich gelernt, auf mich zu schauen, und Dinge die mir nicht gut tun zu verneinen. Irgendwann wird es mir auch gelingen, das ganze zu tun, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben.