#3
von jen
hallo confused. oje, dir scheints ziemlich schlecht zu gehen... ich kann so gut nachfühlen, was du so schreibst, weil ich genau solche sätze immer und immer wieder in mein tagebuch geschrieben habe, weil ich mir immer gewünscht hatte, endlich, endlich mit all dem abschließen und neu beginnen zu können. ich hatte auch eine therapie, etwa ein halbes jahr lang und an meinem krankheitsbild hat sich dadurch auch nichts verändert. ich wollte einfach nur noch aufgeben, mich hängenlassen, sterben, hatte keine hoffnung mehr. der traum, irgendwann wieder normal essen zu können, verblasste immer mehr, ich wurde mit jedem tag mehr depressiver. irgendwann war mir alles egal, ich hatte nichts mehr zu verlieren, nur noch die bulimie. ja, ich hatte angst, sie loszulassen, unheimliche angst, doch ich hab mich dennoch entschlossen, eine stationäre therapie zu machen. ich wollte diesen letzten versuch noch wagen, wieder am leben teilhaben zu können. und diese therapie hat mir wirklich sehr viel geholfen. ich bin seitdem clean, es sind jetzt etwa neun monate vergangen. neun monate, in denen ich oft vor dankbarkeit und glück geweint habe, weil ich mein altes- nein, ein viel besseres leben zurückgewonnen habe. ich bin selbstbewusster geworden, kenne meine stärken und schwächen und weiß damit umzugehen. natürlich gibt es phasen, in denen es mir nicht so gut geht, in denen ich für mich kämpfen muss. ich stand in dieser zeit schon oft an meinen grenzen, musste meine gesamte kraft aufwenden, um der versuchung standzuhalten. doch mit jedem mal mehr werde ich stärker, komme besser mit meinen problemen klar. es ist einfacher, für mich zu kämpfen, weil ich nun wieder all die positiven dinge sehen kann, weil ich wieder so voller lebensfreude und energie bin, dass ich all das um keinen preis mehr aufgeben will.
ich dachte früher immer, ich würde nie wieder gesund werden. und jetzt fühle ich mich so unglaublich stark und kann wieder lachen, schaffe es, probleme auf andere art zu lösen. etwas, was ich damals nicht für möglich gehalten hätte.
du darfst die hoffnung nicht aufgeben - bitte niemals, hörst du?
es ist nicht hoffnungslos, auch wenn es so scheint.
vielleicht denkst du mal über eine stationäre therapie nach?
alles liebe, jen