Hallo hope
Wie versprochen kommt jetzt eine ausführlichere Antwort. Ich hatte in den letzten beiden Tagen einen ziemlichen Durchhänger, daher schreib ich erst jetzt. Ich weiß auch nicht warum, aber ich kann mich momentan für gar nichts motivieren. Jede Kleinigkeit erscheint mir als Riesenakt, ich lasse Vorlesungen sausen und kann mich nicht konzentrieren oder die Texte für die Uni lesen. Das regt mich selbst so auf, dass ich Tage nur mit Essen und K***** und wenigen anderen Dingen fülle! Dabei lief es doch schon besser und ich weiß, dass ich so nicht mein Ziel erreichen werde.
Jetzt zu deiner Antwort. Das mit den 10 Stunden psychisch-funktioneller Ergotherapie hört sich total super an! Ich wohne auch in Dtl. und werde mich da die Tage mal drüber informieren. Das ist eine sehr gute Übergangslösung finde ich

Und du hast Recht, ich sollte mich auch mal bei meiner Krankenkasse informieren über meine Möglichkeiten in Australien. Ich bezweifle zwar, dass mir da irgendwas zusteht, aber man weiß ja nie.
Das mit dem Beeindrucken und die Aktive spielen kenn ich sooo gut! Mein Freund ist generell ein sehr aktiver, naturverbundener Mensch, der sehr gerne campen geht, bei -3Millionen Grad ins Meer springt oder ne Klippe hochklettert. Da hab ich sehr oft das Gefühl, "mithalten" zu müssen und dass er mich "langweilig" oder "uninteressant", "faul", "unsportlich" etc. findet. Wobei ich viele Dinge auch dann genieße, wenn ich mich erst mal dazu überwunden habe. Ist also so eine Gratwanderung. Aber oft tue ich glaub ich schon Dinge, die ich eigentlich nicht so tun würde bzw. worauf ich nicht so große Lust hab. Aber ich WILL ja auch aktiv sein und viel unternehmen und alles. Ach mensch, das ist so ein hin und her.
Mein Freund sieht die Bulimie genauso als etwas, was man mit Willenskraft loswerden kann. Er sagt immer wieder, ich sollte dagegen kämpfen und dass ich stärker als die Bulimie sei. Und erklärt vieles so rational, was aber für mich so nicht funktioniert. Also ich kann mir rational nun mal nicht sagen, dass ich nicht zu viel gegessen hab und mich jetzt also super gut fühlen müsste und dass ich die Bulimie ja gar nicht brauche usw. usw. usw. Aber ich glaube, dass man als Bulimikerin das auch sehr schwer jemandem vermitteln kann, der davon nicht selbst betroffen ist. Gerade bei mir hat die Bulimie sehr viel mit Emotionen zu tun. Das meinte zumindest meine Therapeutin.
An sich finde ich Alleine-Wohnen auch ganz gut, weil man da noch nicht so sehr diesen Alltagstrott hat und sich vielleicht auch mehr aufeinander freut, wenn man sich sieht. Auf der anderen Seite könnte ich es mir gerade überhaupt nicht vorstellen, nachts ohne ihn einzuschlafen und morgens aufzuwachen, ohne ihn zu frühstücken, mich ohne ihn fertig zu machen... Wenn wir uns gesehen haben, dann haben wir das immer alles zusammen gemacht und das habe ich sehr genossen. Von daher werde ich diese Wutanfälle und Fressgelüste wohl in Kauf nehmen müssen. Auf lange Sicht gesehen ist es außerdem sowieso der Weg, den ich gehen möchte. Schließlich will ich meine Bulimie endlich mal loswerden und einfach NORMAL mit meinem Freund zusammen leben! Er sagt zwar, er liebe mich, egal was ist und ob ich zunehme, aber ich glaube auch, dass er sich schon so denkt, dass er mich so schlank wie ich derzeit bin liebt und das eben schön findet. Im Endeffekt sollte mir das ja auch egal sein, schließlich geht es verdammt noch mal um mich!!! Aber ich denke andauernd daran, ob er mich wirklich noch attraktiv findet, wenn ich mehr wiege. Wie ist das bei dir?
danke für deine aufmunternden Worte! ja, es ist sehr oft einfach die sucht, die aus mir spricht. aber ich glaube, für andere menschen ist das, auch wenn sie das wissen, oftmals und vor allem nach einer gewissen zeit wirklich anstrengend! er tut mir deswegen auch echt leid, dass ich das oft so an ihm auslasse. das will ich doch eigentlich gar nicht

kann denn dein freund gut auf dich eingehen, wenn du ihm dann sagst, dass das der druck ist, der aus dir spricht?
wahrscheinlich haben meine verlustängste denselben Ursprung. hast du irgendwelche Erlebnisse in deiner Vergangenheit, wo du besonders das Gefühl hattest, jemanden um dich herum verlieren zu müssen? ich habe meinen Vater verloren, als ich knapp 3 Jahre alt war und meine mom hat zwar ihr bestes getan, mich und meine Schwester allein großzuziehen, aber sie hat dann nun mal ab einem gewissen Zeitpunkt zur Flasche gegriffen und dadurch hatte ich sehr sehr oft angst, sie auch noch zu verlieren. jetzt, wo ich so darüber nachdenke, wird mir das gerade richtig bewusst. wie viele nächte lag ich weinend im Bett und habe gehorcht, ob meine mom sich noch ein Bier aus dem Kühlschrank holt, ob sie ins Bett geht und ich somit beruhigt einschlafen kann, oder ob sie noch auf dumme Gedanken kommt. einmal hat sie nachts betrunken das auto angeworfen mit Sachen von ihrem Lebensgefährten drin (damals hat er noch nicht bei uns gewohnt). sie wollte nachts betrunken zu ihm fahren und ihm die Sachen geben. sie war damals sehr unglücklich und wütend in der Beziehung (heute hat sie resigniert und ist der Beziehung gegenüber gefühlskalt, also so ne Art Zweckbeziehung) und kam daher auf diese Idee. Meine Schwester und ich sind schreiend und heulend die Treppen runtergerannt (wir müssen wohl irgendwie aufgewacht sein, wir hatten wahrscheinlich in der Zeit einen sehr leichten Schlaf) und sind zum Auto gerannt und haben sie angefleht, wieder ins Haus zu kommen. Das war furchtbar. Wahrscheinlich hatte ich in dem Moment große Angst, meine Mutter zu verlieren. Ich kann mich leider nicht mehr so genau daran erinnern. Jedenfalls waren mehrere Jahre meiner Kindheit stark von der Alkoholsucht meiner Mom und meiner Angst überschattet. Ich hatte Angst, nachmittags nach Hause zu kommen und meine Mutter schon mit dem ersten (oder zweiten? dritten?) Bier anzutreffen. Nun ja.
Ja, von meinem Freund erwarte ich eine derart große Liebe, das kann kein Mensch leisten. Ich habe diese unstillbare Gier nach Geborgenheit, Aufgehobensein, SICHERHEIT !!!!! Aber wie kann ich mir diese umfassende Liebe, wie du es so schön nennst, selbst geben? Ich versuche schon, mir ab und zu etwas Gutes zu tun. Aber wie kann ich lernen, mich endlich anzunehmen und zu akzeptieren, so wie ich bin? Mich einfach zu lieben? Ohne dafür etwas geleistet zu haben? Das fällt mir so unglaublich schwer, ich hab echt keine Ahnung, wie das gehen soll. Wie gehst du da vor?
Ja, ich hab mich schon ein wenig mit den Freunden meines Freundes angefreundet. Die sind alle sehr nett zu mir und ich fühle mich da auch echt wohl! Zum Glück

Und mit einem Mädchen verstehe ich mich besonders gut. Aber ich hab Angst, ihr davon zu erzählen, weil ich mir eigentlich erhofft habe, in Australien ein "neues Leben" anzufangen, mit Menschen, die davon nichts wissen und sich mir gegenüber ganz unbefangen verhalten können. Das ist manchmal auch sehr schön und Stress abbauend.
Ich fand deine Frage übrigens sehr sehr schön, was ich genau in Australien machen werde

Also als du meintest "Studium,job,evtl ein Hobby?". Denn die Option Hobby hat in meinem Umfeld noch nie so richtig einer in Betracht gezogen. Also dass ich auch einfach runterfliegen könnte und es mir dann einfach erst mal gut gehen lasse. Ich weiß nicht, ob du es auch wirklich so gemeint hast, aber mir kam (v.a. seitens meiner Familie) in den letzten Monaten sehr viel Druck und Erwartung entgegen, dass ich in Australien doch auf jeden Fall etwas für mein Studium tun muss und nicht einfach nur runterfliegen kann und dann mal schauen. Das muss auch alles für meinen späteren Beruf einen Sinn machen etc. etc. etc. Ich sehe das ja prinzipiell auch so, aber dieser immense Druck "Du musst jetzt ein Stipendium kriegen. Du musst ein bezahltes Praktikum bei einem renommierten Medienunternehmen bekommen" usw hat mich auch ganz schön fertig gemacht! Da ist es soooooo erfrischend mal von jemandem so eine Alternativmöglichkeit zu hören
Ich hoffe, du verstehst, was ich damit sagen wollte

Merke gerade, wie ich etwas müde werde und da drücke ich mich dann immer etwas kompliziert aus
Ach so, und ich finde diesen Austausch mit dir übrigens sehr schön

Hoffe, mein ellenlanger Text war dir jetzt nicht zu viel und du schreibst mir zurück
