Auf dem Weg der Besserung???

#1
Hallo ich habe mich in diesem Forum angemeldet, da ich das ungemeine Bedürfnis habe mit jemanden über meine ES zu sprechen und ich meine Freunde bzw. meinen Freund nicht mit meinem Problem belasten möchte oder auch weil ich denke, dass sie nicht die richtigen sind und mir weiter helfen können.

Ich will einfach meine Gedanken, Gefühle und Sorgen von meiner Seele sprechen und eventuell ein wenig Hilfe von eurer Seite bekommen.

Nun zu mir. Ich bin 22 Jahre alt und leide seit über 5 Jahren an Bulimie. Sie trat mal stärker, mal schwächer auf, los werden konnte ich meine ES trotz Therapie nicht. Meine Lebensumstände sind ein wenig kompliziert. Ich versuche sie geordnet und verstänlich aufzu schreiben.
Meine Eltern starben als ich 17 war. Vorher hatte ich schon starke Selbstwertkomplexe und der Tot meiner Eltern verstärkte dies noch mehr. Ich war wegen Depressionen und meinen sozialen Komplexen in Therapie und in einer Klinik. Meine Depressionen konnte ich besser in den Griff bekommen, dafür kam die ES mehr zum Vorschein. NAch meinem Schulabschluss mit 19 ging ich für ein Jahr ins Ausland und begann mit einer Sportsucht. Die Bulimie kam wieder verstärkt zum Vorschein. Zurück in Deuutschland kam dann der totale Absturz. ich begann ein Studium, kam aber mit dem Druck nicht klar und gab der Bulimie freien Lauf. Die Depressionen kamen auch wieder und ich fand mich in einem tiefen Loch. Begann dann eine Therapie, die ich aber abbrach, da ich mich besser fühlte und meinte nun alleine damit klar zu kommen. Ich zog wieder um und ging wieder ins Ausland. Dort lernte ich meinen jetzigen ersten Freund kennen, mit dem ich nun seit über vier Monaten eine Fernbeziehung führe. Er weiß von meiner ES. Ich bin nun wieder in Deutschland und habe erneut ein Studium aufgenommen. Mir geht es besser und ich fühle mich stark genug um alleine aus der ES herauszukommen. Seit über drei Wochen habe ich mich nicht mehr erbrochen, esse regelmäßig, auch wenn ich mich manchmal echt dazu zwingen muss. Ich habe aufgehört jeden Tag Sport zu machen und gehe nur noch dann wenn ich wirklich Lust habe.

Es ist so hart. Es ist so schwer regelmäßig zu essen, da mein Hungergefühl gar nicht mehr vorhanden war. Es ist so hart das Essen nicht mehr meinen mit Sport kompensieren zu müssen und sich nur noch von dem Gefühl genug Sport und wenig gegessen zu haben zu "ernähren" und als höchstes aller Gefühle anzusehen. Ich nehme zu. Das war mir bewusst. Ich habe mich seit dem nicht mehr auf die Waage gestellt, aus Angst dann wieder mit der Bulimie anzufangen. Aber ich merke es an meinen Klamotten und ich fühle mich so schrecklich dick. Ich habe Magenschmerzen und mir ist immer heiß und kalt. Und ich habe niemanden mit dem ich über all diese Gedanken sprechen kann.... Mit meinem Freund ist das schwer, weil er meiner Meinung nach einfach zu perspektivisch denkt und gar nicht mit der Situation umgehen kann, da er so weit weg ist. und sonst weiß fast keiner von meiner ES: Aber ich merke schon während ich schreibe und alles einmal rauslasse, dass es mir besser geht.

Am Härtesten ist glaube ich der Gedanke daran abnehmen zu müssen aus dem Kopf zu schmeißen. Ich erwische mich immer wieder dabei das zu denken.... Seit Jahren lenkt mich dieser Gedanken in allen und auf einmal soll ich schön sein so wie ich bin? Das ist so schwer zu glauben.....

So, das war eine kleine Vorstellung. Liebe Grüße Blancanieve

Re: Auf dem Weg der Besserung???

#2
Hey :)
herzlich willkommen hier im Forum. Ich denke, das was du suchst - Gespräche und Austausch mit anderen Betroffenen (und Angehörigen) wirst du hier sicher finden.
Hier kannst du dich auch einfach mal verbal auskotzen.

Deine Geschichte klingt wirklich hart. Aber der Weg in die ES ist typisch. Ich finde es gut, dass du schon mehrere Therapieanläufe hattest und auch deinen Freund alles gesagt hast. Dass du nun schon seit drei Wochenclean bist ist auch sehr erfreulich. Selbst aus der ES zu kommen - ohne Thera - das schaffen nicht viele. Aber es ist möglich. Auch ich habe es im Endeffekt ohne Therapie geschafft.
Ich glaube dir, dass es wirklich sehr schwer ist, die alten Verhaltensweisen loszulassen (bzw ich weiß es) Ich finde es großartig, dass du nun weniger Sport machst, regelmäßig isst etc. Dass du die Gewichtszunahme in Kauf nehmen kannst. Es ist verdammt schwer, aber es wird mit jedem Tag leichter. Und der Preis den du dafür "zahlst" ist einfach toll. Ich genieße es noch heute, wenn ich essen kann, was ich will, wenn ich nicht mehr stundenlang Sport machen muss und dass ich ans Erbrechen gar nicht mehr denke. Du wirst dich immer wohler in deiner Haut fühlen und Zeit haben für wichtiger und schönere Dinge in deinem Leben. Du wirst mehr Kraft für dein Studium haben und für die Beziehung zu deinem Freund.
Auch klasse, dass du nicht mehr auf die Waage gehst (das habe ich noch nicht geschafft - aber die Zahl auf der Waage tangiert mich immer weniger)
Deine Magenschmerzen werden sich mit der Zeit auch legen. Der Magen muss sich erst wieder drangewöhnen, dass was er bekommt auch zu behalten... (wenn es nicht besser wird natürlich trotzdem zum Arzt)
Ich denke du bist auf einem sehr guten Weg - mach weiter so und berichte ruhig!!
Liebe Grüße
dés
http://www.youtube.com/watch?v=AnG1fCFi9Yw

Re: Auf dem Weg der Besserung???

#3
Vielen Dank für deine Antwort!
Habe es leider in den letzten Tagen nicht ins Forum geschafft.

Heute war es dann leider so weit. Mein erstes Erbrechen nach einigen Wochen. Ich habe meine Gefühle einfach nicht aufhalten können. Ich hatte diesen Hunger in mir, meinen großen Feind und habe den Kampf gegen die FA verloren. Aber das muss ja nicht gleich den großen Rückschlag bedeuten. Es ist einfach so hart für mich gerade. Ich könnte jedes Mal kotzen wenn ich in den Spiegel gucke und muss mir dann doch immer wieder einreden, dass das Mädchen was ich da sehe hübsch und liebenswert ist so wie sie ist. Wenn ich beim Sport bin könnt ich dann noch mehr kotzen. Ich seh mich dick und fett in den Spiegel und ziehe eine Fresse wie drei Tage Regen. Ich kann einfach nicht begreifen wie ich, die immer super sportlich war, so dick bin. Das ist das was ich sehe wenn ich in den Spiegel gucke. Aber ich kämpfe gegen diese Gedanken. Ich will einfach nicht, dass mir die Bulimie sagt wo es lang geht. Nein, ich will das nicht.