wiedermal ein Neuling..

#1
Hey,

ich bin 20 Jahre alt und habe schon recht lange Esstörungen. Keine Bulimie, aber richtig gegessen habe ich- so lange ich mich zurückerinnern kann- nie. Schon als ganz kleines Kind habe ich FA ohne Ende bekommen- und die sind heute immer noch da, nur kommt seit etwa 4 Jahren das Erbrechen dazu. Am Anfang eher selten, nun täglich. Ich esse tagsüber normal und abends kommt dann der FA und das Erbrechen. Jeden tag bin ich stolz auf mich, wie toll ich mittags und morgens ein normales Essverhalten durchziehen kann und nehme mir vor abends ganz normal zu essen.. aber es klappt einfach nicht!
In meiner Pubertät war ich recht dick, habe dann aber abgenommen bis ich Normalgewicht hatte. Seitdem ich mein Normalgewicht erreicht habe, bin ich da auch nichtmehr drüber gekommen. Habe trotzdem immer wieder versucht ein bisschen abzunehmen (nie viel,aller höchstens **kg, meistens nur * oder **kg ) wollte ich abnehmen. Aber damit begann egtl der ganze Kreislauf. Ich nahm ab und nahm zu und ab und zu. Eine Diät folgte der nächsten, irgendwann hatte ich keine Lust mehr und keine Kraft mehr ständig Kalorien zu zählen und fing an mich zu erbrechen. Da es am Anfang doch ganz gut klappte, wurde das ganze immer häufiger, bis ich mich nun wie gesagt täglich übergebe-mittlerweile allerdings nichtmehr mit dem Erfolg der "Gewichtsreduktion".
An einen expliziten psychischen Auslöser für das Erbrechen kann ich mich nicht erinnern. Ich bin insgesamt ein sehr sensibler Mensch, habe mich früher selbst verletzt und war immer unzufrieden mit mir.
Habe bisher mit noch niemandem über mein Problem geredet außer mit meinem Freund, der an meinen ständigen Stimmungshochs- und Tiefs und Gefühlsausbrüchen zu leiden hat... Er hat sich schon mit der thematik beschäftigt, aber irgendwie scheint er das ein wenig zu verdrängen bzw ich glaube er denkt, dass ich das Problem "beiseite geschafft habe" und ich habe Angst ihn nochmal deswegen anzusprechen.
Ich erfülle außer den FA und dem Erbrechen glaube ich nicht viele Kriterien, die für eine Bulimie sprechen, aber trotzdem belastet mich die Situation enorm.
Ich habe ständig Magenkrämpfe, bin abgeschlagen und fühle mich machtlos.
Ich fühle mich nicht krank, denn tagsüber bin ich sehr stark und ich denke jeden Tag nach meinen FA erneut: " morgen wird alles besser, morgen bleibe ich stark!" - und genau das ist glaube ich auch ein Problem von mir weshalb ich es nicht schaffe dagegen anzukämpfen.
Ich werde auf jeden Fall jetzt in diesem Forum ein wenig lesen- vor allem positive Erfahrungsberichte von Menschen, die sich von diesem Zwang befreit haben und hoffe, dass ich ihnen etwas abgewinnen kann.

Liebe Grüße
Zuletzt geändert von Caruso am Mo Apr 12, 2010 21:29, insgesamt 2-mal geändert.

Re: wiedermal ein Neuling..

#2
Hey,

hmm hab jetzt so ein wenig überlegt, was in meiner Kindheit passiert sein könnte und der Auslöser für die ES sein könnte... aber ich komm nicht drauf. ich glaube insgesamt habe ich eine ganz glückliche Kindheit gehabt- außer vielleicht, dass ich meinen papa sehr vermisst habe, da er wahnsinnig viel gearbeitet hat und fast nie da war- und an ein traumatisches ereignis kann ich mich auch nicht erinnern.
Sonst kann ich mich an keine größeren Dinge erinnern..

An eine Therapie habe ich schon sehr oft gedacht. Ich fühle mich aber irgendwie nicht so ganz bereit dazu. Vor allem müsste ich dann meinen Eltern davon erzählen und das bringe ich nicht übers Herz! Ich wüsste nicht wie ich das sagen sollte...

Liebe Grüße

Re: wiedermal ein Neuling..

#3
hey,

ersteinmal herzlich wilkommen hier im forum :).
ich hoffe du findest hier einen guten austausch :)
_butterfly_ hat geschrieben:Keine Bulimie, aber richtig gegessen habe ich- so lange ich mich zurückerinnern kann- nie.
hm...ich weiß nicht, aber du weißt sicher selber dass der satz quatsch ist, oder ? FA...erbrechen -> da ist eine bulimie jawohl sehr eindeutig oder ????

Liebe grüße
marie

Re: wiedermal ein Neuling..

#4
Hey Butterfly,

Schön daß Du Dich hier angemeldet hast!

Du hast ja leider ein ziemliches Paket, daß Du mit Dir herum schleppst. Mein Mitgefühl dazu, es ist sicher nicht leicht, solche schwierigen Lebensstadien zu überwinden. Ich hatte auch ewig Probleme, mit denen ich mich überfordert fühlte.

Eine Eßstörung ist eine schwere Suchterkrankung, und sollte möglichst auch so behandelt werden. Also, Therapie ist das direkteste und speziellste Mittel, daß ich anwenden kann.

Und es lohnt sich so früh wie möglich damit zu beginnen, und diese Arbeit auch zum Abschluß zu bringen. Die Verhaftung mit der Sucht wird umso stärker, je länger ich darin verweile. Klinikaufenthalt wäre sicher auch gut, aber das kann ich auch später noch machen.

Vielleicht findest Du im Thema "Gesundheit" hier im Bulimie Forum, einige Inspiration. Denn da ist viel über Folgen und auch Spätfolgen von B* zu erfahren.

Meiner persönlichen Einschätzung nach, ist die Stärke der Suchtverhaftung einer ES mindestens so stark wie Drogensucht.
Und ebenso schwerwiegend sind die Folgen.

Das zu erkennen und zu akzeptieren ist an sich schon eine große Angelegenheit. Und eine weitere Erkenntnis ist, daß ich mich der B* enthalten muß, wenn ich wieder glücklich und zufrieden leben will. Und das dann auch dauerhaft beibehalten muß, abstinent zu leben.

Das ist der schwierigste Teil, die tiefgreifendste Erkenntnis. Aber mit guter Therapie und anderen Hilfsmitteln ist das durchaus zu schaffen. Nicht an einem Nachmittag. Aber Schritt für Schritt.

Meine B* begann vor 26 Jahren. Seit inzwischen 11 Jahren lebe ich abstinent. Und ich kann bloß berichten, es lohnt sich. Ich bin glücklicher geworden, als ich jemals in meinem Leben war. Und es haben sich Gelegenheiten für mich ergeben, von denen ich nicht zu träumen gewagt hätte. Das Leben ist neu, genial und voller Liebe, für mich selbst und auch für andere.

Es gibt also etwas zu gewinnen, bei dieser Anstrengung.

Ich würde Dir wünschen, daß es auch bei Dir ein "Happy End" gibt.

Liebe Grüße

Mary Mary
Aus Begierde bist Du an die Welt gefesselt,
mittels derselben Begierde wirst Du von ihr befreit.

(Aus dem Hevajra-Tantra)

Re: wiedermal ein Neuling..

#5
Hey,

@mia-marie:
_butterfly_ hat geschrieben:
Keine Bulimie, aber richtig gegessen habe ich- so lange ich mich zurückerinnern kann- nie.


hm...ich weiß nicht, aber du weißt sicher selber dass der satz quatsch ist, oder ? FA...erbrechen -> da ist eine bulimie jawohl sehr eindeutig oder ????
Klar, das sehe ich ein. Das war nur auf den ersten Satz bezogen: Ich habe schon seehr lange (egtl. solange ich mich zurückerinnern kann) Essstörungen, nur die Bulimie eben noch nicht so lange. Dass ich an Bulimie leide gebe ich im Stillen schon zu, auch wenn es schwer ist sich das einzugestehen.

@ mary mary: Wow, dass du es nach so vielen Jahren geschafft hast aus diesem verflixten Kreislauf auszubrechen, ist wirklich beeindruckend! Glückwunsch!
Ja das mit der Sucht stimmt schon. Die Sucht ist verdamt groß, ebenso die Rückfall-Wahrscheinlichkeit. manchmal habe ich es einige Tage geschafft mich nicht zu erbrechen und dann dachte ich immer, wenn ich mal wieder einen vollen Bauch hatte "einmal schadet nicht".. tja und schon fings wieder neu an... Ich denke auch immer, dass ich doch eigentlich jederzeit aufhören könnte, wenn ich will, aber natürlich ist es nicht so.. Solange Leute um mich herum sind, verspüre ich nicht den geringsten Drang zum Erbrechen, aber sobald ich alleine bin, schaff ichs einfach nicht..

@ berta:
Sicher, dass die Eltern nichts erfahren? Sie öffnen zwar nicht meine Briefe, werden dann aber wissen wollen, was in nem Brief steht, der von der Versicherung kommt. An wen wende ich mich da am Besten deswegen?


Liebe grüße und danke für eure lieben Antworten. Es tut gut mal zu reden :)

Re: wiedermal ein Neuling..

#6
Hehe, ja glaub dass man da kreativ wird. habe allerdings das Problem, dass mein Papa meine Krankenversicherung ist. Der wird leider wissen, ob gerade Werbung für eine Zahnzusatzversicherung gemacht wird. Und der wird wohl auch irgendwann sehen, dass die Versicherung eine Therapie für mich bezahlt- und dann fängt die Fragerei an...
Das mit den Terminen wäre kein Problem, da ich nicht mehr daheim wohne, die Post kommt aber trotzdem noch zu meinen Eltern.
Das mit den 5 approbatorische Sitzungen hört sich aber nicht schlecht an, wobei ich nicht denke, dass man in 5 Sitzungen eine so lange ES nennenswert therapieren kann. Das bedarf sicherlich eine längere Zeit.
hmm... ich muss mir da echt was einfallen lassen!

Re: wiedermal ein Neuling..

#7
Was passieren würde? .. hm gute frage, sie würden es denke ich erstmal gar nicht verstehen und sich dann- wovor ich sehr angst habe- wahnsinnig vorwürfe machen. und das ist das schlimmste, weil ich meine eltern sehr, sehr mag und ich nicht will, dass sie sich schlecht fühlen!