Hej, ich bin neu hier und habe im Folgenden versucht meine momentane Gefühlslage ein bisschen zu beschreiben.
Ich befinde mich gerade in einer Phase, in der ich die Bulimie ziemlich häufig ausführe.
Vorher kannte ich das in dieser häufigen Form noch nicht von mir. Ich habe immer mal wieder diese Fressattacken bekommen. Aber im Moment kommt es erschreckend häufig vor.
Ich führe regelmäßigen Sport und bin dabei abzunehmen. Abnehmen will ich schon seit Jahren. Ständig denke ich, dass ich dünner noch schöner aussehen würde. Alles dreht sich nur ums Essen. Ich bin nur dann zufrieden, wenn ich meiner Ansicht nach normal gegessen habe. Das bedeutet wenig und sehr kohlenhydratarm. Ich bin froh, wenn ich es abends ins Bett schaffe und einen leeren Magen habe. Manchmal, so wie heute, überkommt mich der Gedanke an etwas Süßes oder ich habe noch Appetit nach meinem Mittagessen. Schon alleine der Gedanke noch mehr zu essen oder ein Lebensmittel zu essen, das ich mir verboten habe, ist schädlich für mich. Entweder habe ich dann die Kraft keinen Fressanfall zu bekommen, oder ich stopfe so viel Essen in mich hinein, dass ich alles erbreche.
Wenn ich erbreche, denke ich immer, dass ich damit jetzt nun endgültig aufhören will und vor allem muss. Denn ich weiß, dass das immer und immer wiederkehrende Erbrechen schädlich für meinen Körper ist.
Mein Kopf ist immer wie ausgeschaltet, wenn ich eine Fressattacke bekomme. Ich kann mich dann von alleine nicht davon abhalten und habe immer nur das Ziel von Süßem oder verbotenen Lebensmitteln im Kopf. Mehr ist da nicht. Nur essen und dann die Toilette. Meinem Magen geht es danach natürlich gar nicht gut. Ich bekomme immer häufiger Magenschmerzen.
Außerdem betreibe ich regelmäßig Sport. Das ist mein Ausgleich. Ich brauche die Bewegung um glücklich zu sein. Naja, glücklich bin ich nie so richtig mit meinen Leistungen. Ich vergleiche mich eigentlich immer mit anderen. "Oh, die läuft ja viel schneller als ich, oder die sieht so gut aus." Ich versuche immer meinen Körper mit dem von anderen Mädchen zu vergleichen. "Ist die jetzt genauso dick wie ich? Ist das Mädchen dünner oder dicker als ich?"
Eigentlich bin ich zufrieden mit meinem Körper. Ich bin weder dick noch dünn. Ich mag meine Brüste, meinen Po und mein Gesicht. Ich habe schöne Haare. Ich kann mich auch nicht beschweren was die Männer angeht. Ich komme ganz gut an und wenn ich ausgehe, werde ich meistens angesprochen.
Trotzdem bin ich unzufrieden. Meine Welt dreht sich immer nur um Essen, Sport und Abnehmen.
Im letzten Monat habe ich ein paar Kilos abgenommen. Ob die schon wieder drauf sind kann ich nicht sagen. Ich traue mich nicht mehr auf die Waage. Mein BMI ist etwas über dem normalen.
Ich ernähre mich gesund. Vor drei Wochen habe ich eine neue Diät ausprobiert, bei der man fast keine Kohlenhydrate mehr ist. Eigentlich wollte ich die nur zwei Wochen machen. Nun ist schon die dritte Woche. Seit dem ich die Diät angefangen habe sind Kohlenhydrate für mich die schlimmsten Dinge. Ich habe Wochen lang keine Nudeln, Kartoffeln, Brot und Reis mehr gegessen. Auch Obst esse ich nur noch sehr eingeschränkt. Ich weiß auch, dass wenn ich eine Diät anfange, ich noch schneller Schuldgefühle bekomme, wenn ich ein mal ein „verbotenes“ Lebensmittel esse. Aber ich komme nicht mehr weg davon. Das ist ein nicht endender Teufelskreis. Und abnehmen tue ich trotzdem nicht. Ich trainiere hart und esse kaum. Dafür kommen die Fressattacken immer häufiger vor. Ich denke, wegen denen nehme ich auch nicht ab. Denn man kann ja gar nicht alles erbrechen. Irgendwas bleibt immer im Magen und das macht mich dann dicker.
Letzte Woche war ich bei einem Therapievorgespräch. Depressionen habe ich nämlich auch noch. Meine Eltern sind vor fast vier Jahren gestorben. Seit dem leide ich an denen. Man sieht es mir nicht an. Ich bin ein sehr fröhlicher Mensch, der nach außenhin sehr selbstbewusst und fröhlich wirkt. Innendrinnen geht es mir aber oft gar nicht gut. Ich fühle mich alleine und ungeliebt. Um munter zu sein, benötige ich die Bestätigung von anderen Menschen. Die kann ich ja nur erlangen, wenn ich gut aussehe. So meine Ansicht. Natürlich weiß ich, dass das totaler Quatsch ist. Für mich ist ja auch nicht das Aussehen einer Person wichtig, sondern deren Charakter, aber erzähl das mal meinem Kopf. Mein Kopf ist nur dann zufrieden, wenn ich hart lerne, viel Sport mache und mich richtig ernähre. Und noch nicht mal dann bin ich zufrieden, denn man kann ja immer besser sein. Irgendwer ist immer besser, an dem ich mich messen kann. Und somit kommt nach jedem Erfolg immer wieder die Ernüchterung, dass es andere gibt,die es schon wieder besser gemacht haben.
Mich macht das total verrückt. Ich habe keine Kraft mehr. Ich will das alles nicht mehr. Ich bin ein echter Kämpfertyp. Warum setze ich so viel Energie für solche scheiß Sachen ein? Ich könnte sie doch genauso gut für positive Dinge einsetzen.
Ich weiß nur nicht wie ich das anstellen soll. In meinem Kopf kehren diese schlechten Gedanken an das Essen, den Sport und das Abnehmen immer und immer wieder. Ich möchte doch einfach nur glücklich sein. Ich möchte mir gar keine Gedanken mehr darüber machen müssen wann ich was esse. Ich möchte nicht morgens schon darüber nachdenken wann ich heute wie viel Sport mache und ob ich heute Abend ins Bett gehen werde und auf mich stolz sein kann oder nicht.
Ich würde so gerne einfach mal wieder in den Arm genommen werden und gesagt bekommen, dass ich ein toller Mensch bin. Das haben meine Eltern, als sie noch lebten, oft gemacht. Und das ist es was mir fehlt. Ein Lob. Eine Umarmung. Etwas Liebe. Aber ich kann selber nicht aussprechen, dass ich das brauche. Und selber fehlt es mir sehr schwer Liebe zu geben. So sehr würde es mich verletzen abgelehnt zu werden.
Ich habe mich hier angemeldet, weil ich es einfach nicht mehr aushalte. Ich habe mich zwar schon um eine Therapie gekümmert und war vor anderthalb Jahren auch schon in Therapie, damals allerdings nicht wegen meiner Essstörung, sondern wegen meinen Depressionen, aber ich muss wohl noch lange auf einen Therapieplatz warten. Deswegen möchte ich jetzt schon mal etwas tun, damit es mir vielleicht ein Stück besser gehen kann. Das wünsche ich mir jedenfalls.
LadyBlue
Hej. Meine momentane Situation
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Zuletzt geändert von LadyBlue am Di Mär 16, 2010 21:37, insgesamt 1-mal geändert.