Nun aber wirklich! Ich stell mich vor :)

#1
Hallo ihr Lieben,

ich weiß garnicht wo ich anfangen soll, aber ich weiß das ich es unbedingt tun muss. Der Tag heute war der reinste Horror, obwohl ich mir doch gestern noch so sicher war es heute endlich zu schaffen.

Aber erstmal zu mir. Ich bin 19 Jahre alt und mache grad mein Abi und hab gestern meine erste Prüfung verhauen. Das hat mir anscheinend den totalen Rückschlag gegeben.
Ich konnte mich während meiner Prüfung nicht konzentrieren und hatte einen totalen Blackout. Meine Gedanken haben nur um das Essen gekreist. Ich konnte an nix anderes denken und hab deswegen meine Prüfung versaut, die ich so gut gekonnt hätte.
Das war der Punkt an dem mir klar geworden ist, das die Bulimie mich nun anscheinend völlig beherrscht.

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So, meine Geschichte ist irgendwie ziemlich lang geworden, aber ich brauchte das, denn das ist das erste mal das ich das aufschreibe. We sie lesen will, soll das gerne tun :)
Ansonsten kann man zusammegefasst wohl sagen, dass ich unbedingt aus der Bulimie raus möchte und durch Faktoren wie anfängliches gesundes Abnehmen, Erfolge=Anerkennung, Verlust von eigenem Körperbild, Isolation, Einsamkeit und vielem mehr zu dem geworden bin, was ich heute bin. Nämlich unglaublich verzweifelt über meine eigene Schwäche.
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Angefangen hat alles ganz harmlos im Sommer 2006. Ich bin aus dem Ausland wiedergekommen und hab in dem halben Jahr nochmal einiges auf mein immer schon "sehr weiblichen" Körper draufgelegt.
Zahlen dürfen ja nicht genannt werden, aber ich hatte dann eindeutig Übergewicht.
Mein Freund trennte sich unerwartet von mir und nach zwei Wochen Liebeskummer, in denen ich garnichts gegessen hatte, beschloss ich für mich ein neues Leben zu beginnen. Die überflüssigen Auslandsfunde waren also sehr schnell runter und es fing an mir blendend zu gehen. Ich ernährte mich gesund und fühlte mich auch so.

Ostern 2007 hatte ich nun also mein ehemaliges Wunschgewicht erreicht. Das Wunschgewicht war mir nicht mehr wenig genug. Ich wollte weiter abnehmen und meine beste Freundin und ich starteten in die zweite Runde. DER GRÖßTE FEHLER DEN ICH JE GEMACHT HAB.
Ich habe angefangen nur noch zu essen, als es unbedingt sein musste und nur noch so viel wie unbedingt sein musste. Die Kilos purzelten weiter und im Sommer 2007 hatte ich theoretisch meine "Traumfigur" erreicht.
Die wollte ich nun also halten aber nichtmehr auf alles verzichten.
FEHLER FEHLER FEHLER FEHLER...

In meinem Jahrgang haben wir schon eine mit Bulimie und die hatte auch anfangs Magersucht. Also hab ich es mir, so doof es klingt und es auch mit logischem Menschenverstand ist, abgeguckt.
Das bulimische Verhalten von mir hat sich immer weiter gesteigert, bis ich in der völligen Isolation gelandet bin. Ehemalige "Freunde" hat es auf einmal nichtmehr interessiert was mit mir los war. Es war ihnen einfach egal, ich war ihnen egal.
Je größer die Einsamkeit wurde, die nun auch noch durch eine nicht erwiderte Liebe verstärkt wurde, desto mehr habe ich mich zurückgezogen und mich in die Essstörung geflüchtet. Ich habe weiter abgenommen und habe auch zwischenzeitlich schon Untergewicht gehabt.

Nun haben wir 2008 und es hat sich wieder einiges getan.
Die Beziehung zu meinem Freund habe am 30.12.07 beendet um im neuen Jahr neu anzufangen. Es hat mir erneut das Herz gebrochen.
Ich hab ihn heulend verlassen und ihm schien es so egal. Erneuter starke Rückfall in die Essstörung folgte. Nach drei grauenvollen Wochen kam er zu mir zurück. Er hat gemerkt das er mich das ganze halbe Jahr geliebt hat, und es nur nicht zulassen wollte.
ER ist der erste und der einzige dem ich von meiner Essstörung erzählt habe. Ich war mir nämlich sicher, dass er nicht mehr zurückkommen würde. Natürlich kam alles anders als geplant und wir sind seitdem wieder zusammen.
Er weiß nun davon und es war wie ein Schock für ihn. Sonst hat es nie jemand bemerkt oder so, allerdings hab ich versucht mich nicht zu übergeben wenn er bei mir war.
Wir führen eine sehr intensive Wochenendbeziehung und das Wochenende legte ich also immer als meine "Refeedtage" ein.

ER unterstützt mich seit er es weiß, so gut er kann. Waren anfangs 2 wochen fast ununterbrochen zusammen, in denen ich mich nur "ausversehen" übergeben habe. Essen und sich übergeben gehörte für mich mittlerweile einfach zusammen.
Ich liebe ihn immernoch unendlich doll und er mich auch, lässt es mich spüren, begehrt mich und akzeptiert mich.
All das was ich von mir über mich nichtmehr sagen kann.
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Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich nur FETT. Allerdings hab ich mich letztens richtigf geschämt, als ich ein aktuelles Foto von mir gesehen hab. Ich konnte nicht glauben das ich wirklich so dünn bin.

Kennt ihr das? Was tut ihr? Ich brauch unbedingt jemanden zum reden, reden über genau dieses Thema ohne Schamgefühl und Anschuldigungen. Jemanden, der genauso krank ist wie ich.

Gemeinsam ist man stark!

Bitte schreibt mir, ich hab wirklich Angst um mich :(

Und fragt alles was ihr wollt, ich wiederhol mich auhc gern oder erkläre wenn was unklar ist.

#2
ich hab deine geschichte gelsen und muss erstmal sagen respekt wie ehrlich und offen du hier bist!
Und super dass du weisst dass es so nicht weiter geht!
Ich kann dich in vielen Punkten gut verstehen, obwohl meine Situation nie vergleichbar war- ich hatte zum Beispiel nie untergewicht trotz erbrechen..
Aber das Problem dass die Gedanken nur ums Essen kreisen kenn ich nur noch allzu gut!
Du hast alles so ordentlich und ausfühlrlich geschrieben dass mir eigentlich gar keine fragen bleiben....wollte dir aber auf jedenfall antworten damit du weisst dass dein Beitrag gelesen und geschätzt wurde.

Hast du vielleicht irgendwelche fragen? worüber würdest du gerne reden?

Es klingt ja alles in allem erstmal positiv dass du wieder halt gefunden hast und dein Freund dich unterstützt (ist dass denn jetzt derselbe freund der der auslöser für deine ES war quasi..oder ein andere ?vdas ist mir nicht genau klar geworden) Kannst du mit ihm auch über das Thema reden?

Hast du schonmal überlegt eine Therapie zu machen?
Warum fallen wir? Damit wir lernen, uns wieder aufzurappeln.

#3
Hallo Sancy

Auch ich habe deine Geschichte gelesen und kann dir in den meisten bereichen komplett nachfühlen

auch ich war im ausland (sommer 2005) und hab dort einige kilos zugenommen, so dass ich in fast keine meiner alten hosen oder so gepasst hab. daheim is das auch so geblieben, auch wenn ich einiges versucht habe, bissi hab ich dann abgenommen, eben auch mit gesunder ernährung, nur eines tages hab ich "mein programm" nicht durchgehalten und bin dann halt - wie auch immer - auf die idee gekommen zu k***. eigentlich is es da auch bei dem einen mal geblieben aber ca. 2 monate später is es dann richtig los gegangen.

hab in den letzten 3 wochen auch ein wenig abgenommen, bin am unteren rand den NG, fühl mich an manchen tagen wohl (angezogen), aber wenn ich mich zb in unterwäsche anfühl gefall ich mir überhaupt nicht. ich weiß nur leider nicht ob ich mich wirklich so seh wie mich andre sehn ... insofern versteh ich deine unsicherheit...

die frage mit dem freund würd mich auch interessieren (is das nun ein andrer als der "auslöser" damals oder der selbe?)
aber es spielen da eben viele sachen mit ...

hast du vor eine therapie zu machen bzw. hast du dich schon mal erkundigt?
aber ich finds auf alle fälle schon mal super dass du dich hier angemeldet hast, hilft echt einfach mal drüber zu schreiben, da fällt dann vl irgendwann auch der schritt, mit jemandem drüber zu reden (außer deinem freund halt, obs nun mutter, freundin ode rein arzt ist) einfacher.

hoffe, dass mit deinen prüfungen ränkt sich irgendwie ein :)

alles liebe

#4
Hallo ihr Lieben und danke für die Antworten

Zu der Frage mit meinem Freund. Also mit ihm bin ich jetzt halt mit der dreiwöchigen Unterbrechung knapp über ein halbes Jahr zusammen.
Er hat mich also mit Essstörung kennengelernt. Wusste aber bis vor einem Monat nichts davon.
Jetzt wo er es weiß hat er sehr viel Angst um mich und unterstützt mich wo er nur kann. Als wir wieder zusammengekommen sind ( hab in den getrennten wochen nochmal für die kurze zeit verhältnismäßig viel abgenommen) hat er mich als wir dann abends in den Arm genommen und geweint.

ER, der sonst so harte Kerl lag in meinen Armen, weinte und war verzweifelt. Mit ihm habe ich sehr offen darüber gesprochen, weil er sich auch viele Vorwürfe gemacht hat. Sicherlich hat die Beziehung teilweise auch zur Verschlimmerung meiner Krankheit beigetragen.

Gestern, nachdem ich mich hier angemeldet habe, habe ich den größten Schritt gemacht, den es für mich hätte geben können. Ich hab es meiner Mum erzählt.
Es war viel einfacher als ich dachte. Sie war sehr verständnisvoll, hat aber wohl die Ausmaße meiner Krankheit nicht ganz begriffen (ist ja auch unbegreiflich)
Ich habe selbst vorgeschlagen einen Essensplan zu führen und ihr den wenn sie ihn sehen möchte auch zu zeigen. Da werde ich dann auch ganz offen und ehrlich hinschreiben wenn ich mich übergeben habe. Ich bin den Selbstbetrug endlich satt!

Mögt ihr mir ein bissel was von euch erzählen? Wann kommt es bei euch zu Fressattacken? Welche Situationen sind das? Kennt ihr das auch zu wissen, dass wenn ihr jetzt was esst, daraus ein FA wird?

Viele Fragen :) Ich muss jetzt erstmal noch ein bissel Bio lernen :)

#5
Hallo sancy,

Erst einmal ist es echt ein großer Schritt von dir gewesen, sich einzugestehen, dass du ein großes Problem hast: Die Bulimie. Und es ist super, dass du erkennst, dass es so nicht weitergehen kann.

Das mit deiner Prüfung tut mir echt leid. :cry: Aber ist es nicht genau so ein Ereignis, das einen wachrüttelt? Du hast ein großes Problem, und das musst du zuerst lösen, bevor du dich um anderes kümmerst.
Also hab ich es mir, so doof es klingt und es auch mit logischem Menschenverstand ist, abgeguckt.
hmm... da kann ich dich beruhigen. Ich habe so ähnlich gedacht und auch schließlich "nachgemacht", habe alles in Kauf genommen... und jetzt? Naja, aufhören geht gar nicht mehr, und ich muss erst mal 1000x rumphilosophieren, bis ich irgendwie Hilfe hole/akzeptiere.
Aber das ist passiert, jetzt haben wir den "schlamassel" sozusagen und sollten dagegen etwas tun :wink:

Hast du über eine Therapie nachgedacht?

Vielleicht könntest du ja mit einem/r Lehrer/in über deine Bulimie sprechen und mal gemeinsam gucken, wie ihr vorgeht. Vielleicht findet ihr eine Lösung, damit das Ganze mit den Prüfungen irgendwie doch noch gut ausgeht :wink:

Alles Liebe, coco
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

#6
CoCo, fass es nicht als Angriff auf:
Mach mal was für DEINE Genesung, anstatt JEDEM hier zu raten, dass er ne Thera machen sollte...

#7
Mach mal was für DEINE Genesung
Schon im gange :mrgreen:
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.