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von jen
hallo,
also aus deinen zeilen lese ich heraus, dass du nicht nur jemanden zum "zuhören" gesucht hast. du bist dir selbst nicht im klaren darüber, was genau du gesucht hast. aber irgendwie bist du ja auf diese seite gekommen.
du bist hin und hergerissen zwischen dem gedanken, dass du hilfe bräuchtest und der sucht, die dich festhält und dir das verbietet. du schwankst ziemlich. so, als würdest du an einer weggabelung stehen. nach links geht ein weg voller steine, von dessen ende her ein klitzekleiner sonnenstrahl herüber zu dir scheint, nach links biegt ein weg ab, der sehr breit und gemütlich aussieht. vielleicht ist der boden auch noch mit moos bedeckt. weil er so einladend und einfach aussieht, hast du schon einen fuß darauf gesetzt. warum auch den schwierigeren weg gehen? nun, du solltest bedenken, das dies nur eine täuschung sein könnte. vielleicht will dich ja jemand locken und am wegrand des zweiten pfades verbergen sich gestalten, die sich auf dich stürzen werden. du weißt nicht, was dich erwartet.
ich kann es dir sagen. zu beginn wirst du über diese überfälle lachen. du wirst dich über das weiche moos unter deinen füßen freuen und den schatten, der dich tagtäglich umgibt mit einem lächeln aus deinem gedächtnis streichen. du wirst dir etwas vormachen. dir einreden, dass der weg der richtige ist. - solange, bis du am boden liegst und nicht mehr aufsstehen kannst, weil du von gestalten festgehalten wirst, die man auch sucht nennen könnte.
soviel nur als kurze einstimmung.
auch, wenn du es nicht erwartet hast, wenn du wirklich hilfe brauchst und jemanden suchst, der dir hilft, wieder zur weggabelung zurück zu kommen, damit du dich für den ersten weg entscheiden kannst, dann wirst du diese hilfe hier bekommen. wir sind alles menschen, die in irgendeiner hinsicht eine ähnlichkeit mit dir haben. wir alle haben irgendetwa mit einer essstörung zu tun. und wir sind alle GEGEN sie. wir wollen gegen sie ankämpfen. gemeinsam. und uns dabei gegenseitig stärken und unterstützen.
DU BRAUCHST HILFE. das denke ICH zumindest. und ich kann dir sagen, warum du noch schwankst, dir das einzugestehen: die sucht hat dich schon ein stück weit vereinnahmt. dir ihre rosa brille aufgesetzt, durch die alles so herrlich sanft und glamourös aussieht. das wird nicht lange anhalten.
NORMAL ist es ncoh lange NICHT. du tust etwas, was dir schadet. du fühlst dich damit nicht wohl. und es geht nicht darum, wie oft du es tust. es reicht schon, dass du es tust. und wenn es nur einmal im monat ist.
weisst du, ich würde mich schon als relativ weit draussen bezeichnen. habe schon viel hinter mir und stehe mittlerweile mit beiden beinen im leben. doch wenn ich dann phasen habe, in denen ich jeden monat einmal kotze, dann kann ich dir versichern, dass das NICHT normal ist. auch, wenn es mir sonst gut geht. und ich akzeptiere diesen zustand nicht. auch wenn er längst nicht mehr so gravierend ist wie damals. und wenn es einmal im halben jahr wäre: es ist bulimie. wenn du dich zu dick fühlst, kotzt, weil du das gefühl, satt zu sein nicht erträgst, dich andauernd mit deiner figur beschäftigst - aber auch dann, wenn du "nur" in krisensituationen zu diesem scheinbaren wundermittel greifst. es ist bulimie. und wenn du anfängst, diese zu akzeptieren, dann kann ich dir garantieren, dass du innerhalb von relativ kurzer zeit deine lebenslust - und wenn sie auch noch so klein ist - komplett verlieren wirst. mit dieser krankheit kann man nicht spaßen.
SIE IST LEBENSGEFÄHRLICH....
nein, du schaffst es nicht ohne. wenn du jetzt nichts unternimmst, schaffst du es irgendwann nicht mehr. du reichst gerade einer sucht die hand. mach dir das bitte klar.
wie schon gesagt. ich glaube nicht, dass du nur jemanden zum zuhören gebraucht hast. du suchst hilfe. einerseits. und diese seite ist gut. geh nicht weiter auf diesem weg. versuche JETZT etwas zu tun.
doch dafür musst du es erst einssehen. wie du schon sagst, du findest es ja auch irgendwie gar nicht schlimm. das ist schon ziemlich gefährlich.
helfen können wir dir, wenn du konkret sagst: ja, ich bin bereit und würde mir gerne helfen lassen. zuerst musst du dir helfen. und hier bekommst du unterstützung, wenn du dich dazu entschlossen hast, zu kämpfen.
daher nun meine frage:
willst du wirklich da raus?
und dann noch etwas, was mich ehrlich gesagt vielmehr interessiert als dein essverhalten ( weil es viel wichtiger ist, die ursachen und nicht die symptome zu bekämpfen):
was genau läuft in deiner beziehung schief? und wie kommst du mit der rolle als mutter klar?
ich wünsch dir alles liebe
jen[/code]