Huhuuuu, bin neu!

#1
Hallo liebe Genossinnen!

Hab mich eben angemeldet und wollt mich kurz vorstellen:

Bin 28 Jahre alt, Studentin, lebe in München und teile mir mein Leben seit 12 Jahren mit einer sehr anhänglichen Bulimie.

Bin seit einiger Zeit recht verzweifelt...

Meine Kindheit und Jugend waren nicht so der Bringer,
aber ich hatte lange das Gefühl, das alles gut verarbeitet zu haben...
5 Monate Roseneck -ohne hätte ich niemals mein Abitur hinbekommen!-
dann ANAD - nunja... und anschließend noch betreutes Wohnen
und bis vor einem Jahr ambulante Therapie. Spitzentherapie bei einer Ergotherapeutin
mit Hypnose -war echt großartig.
Ich kenn meine Kindheit in- und auswendig, weiß
über meine narzisstische Störung bescheid, bin extremst reflektiert, natürlich auch immer depressiv.
Weiß so viel...könnte jedem Ratschläge geben, selbst schon therapieren... Und?
Ich kotze täglich, jeden Tag, ** Euro in´s Klo...
Das ist reine Sucht-Symptomatik, ich habe keine Kontrolle.
Ich kotze zu Hause, ich kotze in der Arbeit, ich kotze in der Uni.
Therapie müsste ich wahrscheinlich machen, gut -das ist meine Aufgabe.

Aber, was mich besonders beschäftigt:
Ich bin damit so schrecklich allein. Wohne seit 5 Jahren mit meinem Freund zusammen,
wir haben noch NIE darüber gesprochen! Wenn er nicht da ist bekommt er nat. nichts mit,
aber er weiß es, er sieht, wie ich aussehe, wie meine Hände aussehen, meine Backen...
Er sagt nichts, es ist ihm egal?
Das ist wie früher bei meinen Eltern - die sprechen bis heute nicht darüber.
Ich bin mit dem Scheiß allein und will nicht immer jemanden von der KK bezahlen lassen, damit er mir zuhört...
Meine Freunde -einigen habe ich gebeichtet -sind auch völlig gleichgültig...

Bin ich das Problem? Erwarte ich zu viel?
Muss gerade meine Bachelorarbeit schreiben... kotze mehr als ich lese...kein Plan, wie ich das schaffen soll...
und weil ich immer zu Hause allein bin, rede ich erst abends u am Wochenende mit meinem Freund.
Der kifft und zockt am PC (und trotzdem hochintelligent, fleißig, lieb)
Bin ich schon verrückt? Asozial?
Manchmal will ich einfach nicht mehr...

Hat jemand von euch Erfahrung damit, wie man die Kontrolle zurückgewinnen kann?
Jammere ich zu viel?
Ist so schrecklich, feststellen zu müssen, dass man nicht mehr über den nötigen Willen verfügt-
wie ein Psychopath... Soziopath....

Traumhaft wäre freilich auch, wenn sich ein paar Gleichgesinnte finden lassen würde zum Austausch,
noch jemand aus München da?

Hut ab,
vor demjenigen, der immer noch liest ;)

Dankeschön!!!!
Zuletzt geändert von joliana am So Apr 07, 2013 9:10, insgesamt 1-mal geändert.
Es gibt kein richtiges Leben im falschen
Adorno

Re: Huhuuuu, bin neu!

#2
hallo annacarrie, willkommen im forum!
ich habe deine geldangabe mal editiert, solche angaben haben wir hier genauso "verbannt" wie gewichtsangaben, kalorienangaben usw.

da hast du ja schon eine ganz schöne leidensgeschichte hinter dir - du weißt genau, was in dir los ist und war, und trotzdem kannst du die sucht nicht loslassen. da bin ich ehrlich gesagt auch überfragt... aber was du mit deinem freund machen kannst, dazu kann ich dir etwas sagen. er verhält sich nämlich auch nicht "normal" - hört sich eher an, als hätte auch er seine persönlichen süchte (schreibt man das so? ;)), die er befriedigt, und dich dann dafür mit deiner alleinlässt. vielleicht weiß er einfach nicht, wie er mit dem ganzen umgehen soll - so wie viele angehörige, die das problem dann lieber totschweigen, als unangenehme wahrheiten ans licht zu bringen. vielleicht musst ja du hier öfter den ersten schritt tun? ich kann mir vorstellen, wie schwer das ist, und habe es deswegen bei meinem eigenen freund schon lange "aufgegeben". ich habe ihm vor jahren erzählt, dass ich bulimie habe, und er war sehr verständnisvoll, aber seitdem kam das thema nicht mehr zur sprache. obwohl er mich ab und zu zu viel essen sieht (richtige FAs habe ich nicht vor ihm), stellt er die verbindung nicht her, und mir ist das recht so... ich möchte damit allein klarkommen. aber bei jemandem, der eine geschichte hat wie du, verstehe ich gut, dass du jemandem zum reden brauchst... zumindest das findest du hier im forum auf jeden fall!

Re: Huhuuuu, bin neu!

#3
Hallo AnnaCarrie,I
Ich erkenn mich einfach so sehr wieder in deinem Text
Die extreme selbst Reflexion, das Gefühl, man weiß ja eigentlich schon alles, könnte selber Vorträge über sich und die Krankheit halten könnte, gut im Ratschläge geben is und trotzdem jeden Tag über dieser verdammten Schüssel hängt.
aber auch die ständigen fragen und Zweifel, ob man zu viel erwartet von sich und den anderen, die Frage, ob man einfach selbst das Problem is und ob man einfach n zu großes Leidpotential hat und sich nur mal zusammen reißen muss.

Ich bin 27 Jahre alt und komme aus dem Ruhrgebiet. habe seit knapp 8 Jahren Bulimie (das hier nochmal zu schreiben erschreckt mich gerade) und kenne auch das Problem mit dem Freund und Freunden. Die Schwierigkeiten darüber zu reden.
Das Gefühl es interessiert sie gar nicht, dann wieder das Verständnis, dass es ihnen vielleicht auch einfach nur schwerfällt und vielleicht ist es für sie noch schlimmer als für mich. Am ende landet man in einem Dilemma, und weiß nicht mehr wie man das alles sehen soll, und wer sich richtig und falsch verhält und was man erwarten darf und was nicht.

Zu diesen Sorgen, kommt dann noch der Job, der einen nur zu Überfordern scheint.
und ein Depressives Gefühl dass direkt morgens beim aufstehen beginnt.

Ich komme zwar nicht aus München, würde mich aber trotzdem über einen Austausch mit dir freuen :-)

liebe grüße, Juicy

Re: Huhuuuu, bin neu!

#4
Hallo liebe AnnaCarrie,

herzlich Willkommen hier, prima das Du bei uns bist!
Du wirst hier ganz ganz viele Möglichkeiten zum Austausch finden, da bin ich mir sicher. Ich bin selbst erst seit wenigen Wochen dabei und allein schon das Mitlesen ist sehr sehr hilfreich.
Ich bin 35 Jahre alt, komme aus NRW und habe seit frühester Kindheit massive Essstörungen, die Bulimie hat sich aber in den letzten 10 Jahren massiv durchgesetzt und ich weiß was Du durchmachst :cry: Der Alltag mit der Bulimie ist kaum noch zu bewältigen und irgendwann geht man einfach am Stock...
Kann leider gerade nicht viel schreiben, bekomme gleich Besuch (auch so etwas was man bei Bulimie früh genug wissen muss :wink: , sonst könnte es peinlich werden) Aber ich wollt Dir nur schnell sagen: Du bist nicht allein, fühl Dich gedrückt aus der Ferne!!!!

Re: Huhuuuu, bin neu!

#5
Hallo liebe Anna-Caarrie,

also, wie ein Psychopath oder Soziopath bist Du nicht. Rede Dich mal nicht schlecht.

Und dass man eigentlich in der Theorie Bescheid weiß, was man tun müsste, und es trotzdem nicht hinkriegt, ist eigentlich normal. Das geht keinem besser. Da braucht man: Ganz viel dranbleiben. Und Geduld mit sich selbst. ;)

Wenn Du Deine Kindheit in- und auswendig kennst, bist Du schon mal weiter als ich. Das ist doch eine gute Basis um darauf arbeiten zu können. Eine Userin, die früher hier war, hat geschworen, eine Traumatherapie hätte sie von der Bulimie geheilt. Hast Du sowas mal angepeilt?

Für Deine Bachelorarbeit: Gibt es an Deiner Uni vielleicht Schreibkurse, die Dir helfen könnte, dran zu bleiben? Die Unis haben meistens eine kostenlose psychologische Beratunggstelle, die auch Kurse anbieten (Stressmanagement, wissenschaftliches Arbeiten, etc.)

Wenn Dein Freund nix mitkriegt von Deinen Backen und Deinen Händen, liegt es vermutlich daran, dass er zu sehr in seinen eigenen Problemen befangen ist, um noch mit irgendwelchen anderen umgehen zu können. Verstehst Du?

Lg

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Huhuuuu, bin neu!

#6
Hallo ich bin auch neu hier und habe mich gerade angemeldet.
-bin auch aus München.
-bei mir ist es erst seit einem halben jahr nun zur gewohnheit geworden, dass mich das essen unter kontrolle hält. ich habe früher schon einmal einen zeit lang nach dem essenmich jedes mal übergeben aber eher unbewusst. und jetzt ist es so das ich das eigentl. gar nicht möchte aber sobald ich normal esse zum beisspiel beim frühstücken und mich gesund ernähren möchte überkommt es mich jedes mal ich stopfe dann soviel in mich herein das ich mich danach so schlecht fühle und sofort aufs klo renne.

Ich bin in therapie seit fast einem jahr aber irgendwie hilft es mir nicht.ab und zu geht es mal ein zwei tage aber dann habe ich wieder das gefühl das es schlimmer wird.

freue mich gleichgesinnte zu finden und zu hören wie es euch geht und hoffe das wir es irgendwann schaffen das wir das besiegen!!

Re: Huhuuuu, bin neu!

#7
Liebe Anna-Caarrie

Herzlich willkommen! Hier wirst du mit Sicherheit auf Menschen treffen, die dich verstehen! Ich selber leide auch seit ca. 6 Jahren an Bulimie und will sie endlich loswerden. Meine Familie weiss es, doch sie verstecken sich und haben einfach Angst und damm diese vorwurfsvollen Blickr, wenn ich mal zu viel esse.. das ist schrecklich. Mir geht es sowieso schon nicht gut. Ich denke einfach, dass die Angehörigen noch hilfloser sind als wir selber, denn sie verstehen es nicht und können es nicht nachvollziehen. Ich bin auch an der Uni und kenne es, wenn man lieber "frisst" als zu lesen...

Bist du noch in Therapie?

Heute ist ein neuer Tag, neue Chance.

Alles Liebe