Ich brauche Hilfe, aber wie?

#1
Hallo alle zusammen,

ich hatte noch nie ein wirklich normales Verhältnis zu Essen und versuche seit Jahren Abzunehmen. Seit ca. einem Jahr habe ich FA's und erbreche mich fast jedes Mal danach. Hinzu kommt, dass ich vermute, ebenfalls seit längerem Depressionen zu haben ("Selbstdiagnostik" über Onlinetests). Beides beeinflusst meinen Alltag inzwischen extrem, was äußerst negative Auswirkungen auf meine schulischen Leistungen sowie meine sozialen Kontakte hat. Ich schaffe es einfach nicht mehr, "Ich" zu sein, und ziehe mich zurück. Mir ist klar geworden, dass ich Hilfe brauche, aber ich weiß nicht, wie und wo ich anfangen soll. Bei der Vorstellung zu meiner Ärztin oder zu einer Therapeutin zu gehen, verkrampft sich alles in mir: Ich kann einfach nicht darüber reden!
Über eine hilfreiche Rückmeldung würde ich mich sehr freuen:)

bokado
"Ich will Alles. Und Nichts."

Re: Ich brauche Hilfe, aber wie?

#2
Hallo bokado
Mit der Anmeldung in diesem forum hast du den ersten Schritt aus deinem Schneckenhaus getan. Der erste Schritt ist oft der Wichtigste. Sei herzlich willkommen. Hoffentlich wirst du mit guten Tipps nur so überschüttet.
Wenn du dich bei einer Therapeutin für ein Erstgespräch anmeldest, brauchst du nur zu sagen, dass du eine ES hast. Glaub mir, niemand wird dich deswegen auslachen. Und auch nicht anschauen, als ob du von einem anderen Stern kommst. Nein, viele junge Menschen haben leider heutzutage psychische Probleme, nicht wenige davon in Form einer ES.
Wenn dir das Sprechen schwer fällt, kannst du ja vielleicht deine wichtigsten Punkte in einen Brief verpacken und den übergeben. Damit ist das erste Eis meist schon gebrochen.
Versuch es. Du kannst eigentlich nur gewinnen.

liebe Grüsse
Peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten

Re: Ich brauche Hilfe, aber wie?

#3
Hallo Bokado,

willkommen. ich muss dir sagen ich hatte auch extrem probleme meinem psychater was zu erzählen und die anderen haben mir auch geraten dann einen Brief zu schreiben. Und es hat mit etwas sehr viel arsch-zusammen-kneifen auch geklappt. jetzt schreite ich weiter auf dem Weg und probiere es.

Liebe grüße

fireball
Die Antwort weiß die Wissenschaft
denn das ist eine Wissenschaft,
die vielfältiges Wissen schafft,
durch das man schweres Wissen rafft,
womit man den Beweis, dass man was weiß,
mit weißer Weste und mit ruhigem Gewissen schafft.


Wise Guys

Re: Ich brauche Hilfe, aber wie?

#4
Hey bokado,

als ich vor ein paar Jahren in Therapie gegangen bin (wegen Depressionen und SVV), konnte ich auch nicht darüber reden. Zumindest nicht mit einem Fremden. Ich habe es damals so gemacht, dass ich meiner zukünftigen Therapeutin gleich am Anfang gesagt habe, dass ich nicht weiß wie und wo ich anfangen soll und eigentlich gar nicht darüber reden kann. Für sie war das total selbstverständlich, dass ich erstmal Vertrauen fassen muss. Ich hatte ihr ne halbe Stunde vor der Therapiestunde eine Mail geschickt, wo ich in Stichpunkten geschrieben hab, warum ich da bin (also seit wann ich die Depressionen oder das SVV eben habe usw.). Das hab ich ihr dann in der Therapiestunde gesagt und den Rest der Stunde haben wir eigentlich eher über meine Situation als über die Probleme gesprochen. Also, über die Schule, wie ich dort zurecht gekommen bin, was meine Schwestern/Eltern so machen, wo ich wohne, über Freunde...es war ein bisschen wie Smalltalk über mich selbst.
Und am Ende habe ich sie gefragt, ob ich zur nächsten Stunde vllt meinen besten Freund mitbringen dürfte, weil es mir helfen würde ihr persönlich alles zu erzählen (mein bester Freund hat mich damals "überredet" bzw überzeugt, dass ich Hilf brauch und wusste über alles Bescheid) und auch, dass ich ihr dann besser vertrauen könnte... Auch das war für sie kein Problem.
Du siehst also, dass sie sich ganz und gar auf mich eingelassen hat, mich zu nichts gedrängt hat und akzeptiert hat, dass ich nicht mit der Tür ins Haus fallen konnte...

Hast du denn jemanden der von deinen Problemen weiß und dir vllt. dabei helfen könnte professionelle Hilfe zu bekommen?
Ansonsten hoffe ich, dass ich dir die Angst vor der ersten Therapiestunde etwas nehmen konnte!

Liebe Grüße & viel Kraft!
Jamie

Re: Ich brauche Hilfe, aber wie?

#5
Vielen Dank für eure Antworten!!:)

Ich habe jetzt an verschiedenen Therapeutinnen E-mails geschickt und werde wahrscheinlich den Tipp nutzen, erst mal einen Brief zu schreiben.
Was ist denn so der ungefähre Zeitraum, bis man einen Termin bekommt? Ich habe oft gelesen, dass die Wartezeit ziemlich lang ist...

@Jamie: Mein Freund hat es letztens mitbekommen und mich darauf angesprochen, aber ich habe halt total dicht gemacht:D und seitdem lässt er mich damit auch in Ruhe. Ich möchte ihn auch nicht mit da reinziehen, weil es halt nur mich betrifft und ich eher noch mit einem Fremden darüber reden könnte, als mit mir nahe stehenden Personen.
"Ich will Alles. Und Nichts."

Re: Ich brauche Hilfe, aber wie?

#6
Hey Bokado,
bokado hat geschrieben: Was ist denn so der ungefähre Zeitraum, bis man einen Termin bekommt? Ich habe oft gelesen, dass die Wartezeit ziemlich lang ist...
Hm, damit hast du leider Recht! Die Wartezeiten hängen aber immer von dem Therapeuten ab. Also, wie viele Patienten er/sie schon hat, ob er/sie noch welche aufnimmt usw usw.
Als ich damals eine Psychotherapie machen wollte, hatte ich Glück. ich habe nämlich "nur" 3 Monate auf einen Platz warten müssen, da es bei mir in der Stadt eine Art "Notfall-psychologen-Praxis" gab. Da konnte man sich nach 3 Monaten vergeblicher Suche melden und wenn die Psychologin/der Psychologe deinen Fall als "dringend" angesehen haben und sie nach den Vorgespräch(en) gesagt haben, dass sie mit dir an deinen Problemen arbeiten können (erfordert viiiiiel Eigenarbeit!!), hast du dort einen Platz bekommen. Dazu waren die gesetzlich sogar verpflichtet! Vielleicht gibt es sowas in der Art bei dir auch?
Ansonsten wären die Wartezeiten bei mir bis zu 8 Monaten gewesen...

Hm, also ich kann total verstehen, dass du nicht mit deinem Freund darüber sprechen möchtest - kann ich auch nicht!! Er weiß nichts davon und ich will auch nicht, dass es soweit kommt.
Dennoch konnte ich damals mit einem meiner besten Freunde über meine damaligen Probleme (SVV & Depression) super gut sprechen und er hat mir unheimlich viel Unterstützung gegeben... u.a. hat er mir geholfen die Therapie anzufangen usw. Ich glaube nicht, dass ich es ohne ihn geschafft hätte, da rauszukommen...

Ich drück dir auf jeden Fall die Daumen, dass du bald Hilfe bekommst!:)
Hat denn schon ein/e Psychologe/in auf deine Mail geantwortet?

Liebe Grüße!
cron