Hallo! - brauche dringend einen Neuanfang...

#1
ich bin 21, hatte mit 15 erste ansätze von bulimie, da ich im alter von 13-14 durch eine medikamentengabe sehr viel zugenommen hatte. die anzeichen verflogen mit der zeit wieder, aber seit einem jahr zieht der griff der krankheit sich immer fester um mich - bzw ich schaffe es nicht, mit der gewohnheit zu brechen, die jetzt definitiv zur sucht geworden ist. es war sehr unheimlich, sich plötzlich darüber bewusst zu werden, dass man das essen/erbrechen nicht mehr kontrolliert, sondern der drang danach einen selbst.

wie wahrscheinlich die meisten hier auch habe ich ungezählte male versucht, einen schlussstrich zu ziehen. aber seit einem halben jahr erbreche ich täglich, meistens mehrmals am tag. ich befinde mich auch gerade nach einem abgebrochenen studium in einer übergangsphase, konnte bisher noch nicht von zuhause ausziehen, was mich auch sehr belastet aus vielen gründen.

jedenfalls hatte ich schon öfter überlegt, mich hier anzumelden, und es nun getan, weil ich mir durch das aussprechen meines ziels (ab heute radikal aufzuhören) - und sei es nur gegenüber einer für mich anonymen online-gemeinde - endlich eine wirksame motivation erhoffe, es durchzusetzen. eine vmtl eher unrealistische vorstellung... aber es ist ein versuch. und ich werde versuchen, mich zu überwinden, hier wieder "meldung" zu machen, auch wenn ich rückfällig geworden bin... ich habe nämlich niemanden, der mein verhalten diesbezüglich hinterfragt.

allen, die gerade ähnliches durchmachen, viel erfolg. es ist so schwer. :-|
Zuletzt geändert von aisle am Mo Jun 20, 2011 22:55, insgesamt 1-mal geändert.
"Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Taten. Achte auf deine Taten, denn sie werden Gewohnheiten. Deine Gewohnheiten werden dein Charakter, dein Charakter wird dein Schicksal."

Re: Hallo! - brauche dringend einen Neuanfang...

#2
Hallo aisle,
schön dass du hier gelandet bist!

Ja, es ist wirklich schwer. Aber hei, Rückfäll gehören dazu, das ist total okay! Wenn du merkst, dass du dein Ziel nicht allein erreichst, dann schau doch mal bei einer Beratungsstelle vorbei... Oder hast du schon an Therapie gedacht?

Ich kann leider grad nicht viel schreiben, aber ich freue mich auf den Austuasch mit dir!

LG, die schneefee
Love is louder than the pressure to be perfect.

Re: Hallo! - brauche dringend einen Neuanfang...

#3
Herzlich Willkommen im Forum!
Um es gleich einmal zu sagen: den Neuanfang, den du brauchst, hast du soeben mit deiner Anmeldung begonnen! :)
Sich die Krankheit einzugestehen und die Entscheidung zu fassen, dass man dagegen angehen möchte, ist der wichtigste Schritt in Richtung einer Änderung.
Ehrlich gesagt halte ich es für utopisch, von heute auf morgen aus dem Teufelskreislauf auszubrechen, wie du selbst sagst, kontrolliert dich die Sucht mittlerweile und mit bloßem Willen ist es nicht getan, leider. :|
Also sei nicht zu streng mit dir, wenn dein Vorhaben noch nicht umzusetzen ist.

Wie stehst du denn zu einer Therapie? Könntest du dir so etwas vorstellen?
Und was war der Grund für den Studiumsabbruch, wenn ich fragen darf? Überforderung, vielleicht sogar Depressionen (gehen oft mit einer ES einher)?

Viele Grüße,
Nightmare
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: Hallo! - brauche dringend einen Neuanfang...

#4
hi, ja ich habs natürlich nicht geschafft, hatte wieder viel stress letzte woche, war allein verreist und ohne internet, um mich abzulenken. ich hoffe, dass es nach einem umzug, und wenn ich mehr eigenverwantwortung übernehmen kann, besser wird, aber vmtl ist es nicht gerade effektiv, die hoffnung immer nur in die zukunft zu verlagern. deshalb hab ich jetzt schonmal nummern gesammelt für eine ambulante therapie.. ich brauche wohl einfach klare stragien und vllt auch eine gesprächsrunde, damit ich mich öfter für mein verhalten rechtfertigen oder vor anderen darüber reflektieren muss. bloß muss ich jetzt halt wie gesagt nen umzug (sehr weit weg) planen. dann wäre es wohl sinnvoller, erst dort anzufangen.

die gründe, die zum abbruch meines studiums geführt haben,würden hier den rahmen sprengen; z.T. eine drastische änderung meiner ansichten, z.T. aber auch schlichtes unwohlsein in dem neuen umfeld (meine beste schulfreundin war plötzlich nicht mehr da usw.). was folgte, war schulmedizinisch wohl definitiv als depression zu bezeichnen, ja. überforderung wohl auch, aber eher emotional aufgrund von umständen außerhalb der uni als fachlich.
"Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Taten. Achte auf deine Taten, denn sie werden Gewohnheiten. Deine Gewohnheiten werden dein Charakter, dein Charakter wird dein Schicksal."

Re: Hallo! - brauche dringend einen Neuanfang...

#5
hallo an alle.

ich hatte gerade das bedürfnis, meine vorstellung hier etwas zu ergänzen bzw. auf einen neueren stand zu bringen.
als ich vor über einem jahr zuletzt hier geschrieben habe, waren noch nicht mal ansatzweise besserungen im umgang mit der bulimie/meinen zwängen in sicht - es sei denn, man zählt das bewusstsein über den echt enormen leidensdruck dazu. aber entsprechend handeln konnte ich nicht.

ende april diesen jahres gab es einen umbruch; vielleicht würde ich heute noch täglich erbrechen, wenn mein körper mir nicht irgendwann einen strich durch die rechnung gemacht hätte. mangelerscheinungen verschiedenster art zu ignorieren, war ja meine leichteste übung - erst als es plötzlich öfter vorkam, dass ich rein physisch nicht mehr in der lage war, die enormen mengen, die mein alltag waren, zu erbrechen, konnte ich anfangen, das umzusetzen, was ich mir so lange gewünscht hatte, die bulimie zu verabschieden.

seit 3 monaten habe ich also meine ernährung auf gesund umgestellt (zumindest nach bestem wissen und gewissen) und gehe endlich ACHTSAMER mit meinem körper, meiner psyche und auch meiner umgebung um. versuche, eindrücke/druck auf andere art zu verdauen, als durch maßloses und dadurch mit viel qual verbundenes essen...

im mai und juni hatte ich jeweils noch 2 fälle, in denen ich in bzw. nach stresssituationen nicht aufhören konnte, zu stopfen u.anschließend erbrochen habe. aber diesen sonntag werden es 60 tage sein, die ich ganz ohne erbrechen und maßloses essen nicht hinter mich gebracht, sondern die meiste zeit wirklich ohne druck und bewusst erLEBT habe. es ist nicht immer einfach, aber für mich etwas besonderes. v.a., da schon nach wenigen tagen die bulimie (zumindest in ihrer konkreten ausführung) weit weg schien.

trotzdem ist mir klar, dass ich noch nicht ganz heil bin ... viele, viele gedanken kreisen immer noch ums essen. ich "muss" (d.h. es gibt mir sicherheit) meine mahlzeiten relativ genau planen, zähle auch kalorien, was ich perspektivisch natürlich abstellen möchte.
abseits meiner eigenen einkäufe angebotenes / vorhandenes essen bringt mich immer noch aus dem konzept. auch gewisse umstände stressen mich. dementsprechend hatte ich vorhin auch einen er erstaunlicherweise in den letzten monaten recht wenigen kritischen momente, in denen ich mir vorstellen konnte, wieder zum supermarkt zu gehen und das mittlerweile eigentlich unvorstellbare zu tun.. bin sehr froh, dass ich mich beruhigen konnte. aber es bleibt vorerst noch ein "eigentlich". denn das die bulimie mächtig ist, bzw betroffene ihr unheimlich viel macht verleihen, brauche ich hier ja sicher niemandem zu sagen ...

trotzdem bin ich überzeugt, dass jede(r) einzelne seine gründe für soviel selbstmissbrauch herausfinden und anderweitig verarbeiten kann, entweder mit "professioneller" hilfe oder durch ein mehr oder minder selbst zusammengebautes konzept. letzteres ist sehr anstrengend, aber es lohnt sich. bulimie ist auch sehr anstrengend, und sie lohnt sich kein bisschen.
Zuletzt geändert von aisle am Fr Aug 03, 2012 19:43, insgesamt 2-mal geändert.
"Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Taten. Achte auf deine Taten, denn sie werden Gewohnheiten. Deine Gewohnheiten werden dein Charakter, dein Charakter wird dein Schicksal."