Harte Arbeit, die sich endlich lohnt.

#1
Hallo alle zusammen,

erstmal muss ich euch ein riesiges Kompliment aussprechen. Dieses Forum ist ganz wunderbar und die Arbeit der Moderatoren ist wirklich hervorragend. Ihr gebt euch so viel Mühe, dass das ein Forum gegen die Bulimie ist und bleibt und ich denke, dass viele Menschen wirklich Hilfe durch dieses Forum erfahren. Respekt, alle Achtung und herzlichen Dank einmal dafür!

Was mich angeht, ich lese seit nunmehr einigen Monaten mit, habe mich aber nie angemeldet. Dabei dachte ich, dass ich selbst davon profitieren würde, hier zu schreiben und auch, dass ich vielleicht anderen helfen kann. Aber irgendwie war nie der richtige Zeitpunkt. Jetzt ist er es scheinbar, hehe.

Angefangen haben meine Probleme (also die Symptome - was dem zugrunde liegt, das begann wohl am Tag meiner Geburt. :lol: ) vor ein paar Jahren, als ich mich anfing, von Zeit zu Zeit zu überessen. Ich hatte schon immer die tendenz dazu und fand Geburtstagsfeiern und sowas schweirig, weil ich den Hals manchmal einfach nicht voll bekam. Ein gestörtes Essverhalten hatte ich schon immer, aber ich habe mein gewicht gehalten und es störte auch nicht sehr. Aber es war eben eine gute Ausgangslage für das, was später kam...

Als diese Essanfälle anfingen, war ich eigentlich schon fies magersüchtig - mir dessen aber nicht bewusst. Aber da die Anfälle nur etwa alle zwei Wochen vorkamen, und mein Sport das kompensierte, war das auch in Ordnung für mich. Aber irgendwann wurden sie mehr. Vieles in meinem Leben änderte sich und auch die Essanfälle wurden mehr. Einmal, als ich einige Tage alleine war, habe ich dann drei Tage nur durchgefressen und war am Ende. Habe mit meinem Freund und meinem besten Freund gesprochen und hatte Glück, bald einen Therapieplatz zu bekommen, ambulante Therapie.

Einige Monate später, da war ich gerade in Therapie, wurde es dann bulimisch. Ich habe Glück, dass meine schlimmsten Phasen nicht an das herankommen, von dem ich hier mitunter lese. Ich habe großes Mitgefühl mit allen hier und wünsche euch schon an dieser Stelle alles Gute!!!
Jedenfalls gab es Wochen mit mehreren bulimischen Tagen, dann wieder Phasen, wo es nur alle zwei Wochen vorkam, oder noch seltener.

Und nun ist es seit knapp einem Monat nicht mehr geschehen. So lange habe ich es selten durchgehalten, aber nun ist etwas anders. Anders ist, dass ich glaube, ich bin diesen verdammten Scheiß endlich los. Ich bin auf dem Weg raus und auch schon ein gutes Stück gegangen. Und weil sich soviel an meiner Einstellung geändert hat, die Einstellung zu meinem Körper, meinem Schaffen, meiner Vergangenheit und einfach allem, weiß ich, dass es jetzt funktioniert.

ICH WERDE GESUND! :D

Eigentlich habe ich jetzt nicht mehr viel Grund, hier herumzulaufen, aber ich weiß, dass ihr auch gesund werden könnt. Wenn ihr es nur wollt. Und vielleicht hilft es, wenn ich ab und an mal von meinen Erfahrungen berichte und davon, was mir geholfen hat. Es ist harte Arbeit und ich arbeite immer noch hart, das darf man nicht vergessen. Ich setze mich intensiv mit meinen gefühlen auseinander und schreibe viel, damit ich nichts aus den Augen verliere, nichts darf sich in mein Unterbewusstsein davonschleichen. Ich muss aufpassen, dass sich frühere, jahrelang erprobte Verhaltensweisen nicht wieder einschleichen, einfach aus Gewohnheit. Harte Arbeit, die sich lohnt.

Warum lohnt sich das? Nun, was ich hergebe ist nur eines: Dünn sein zu wollen, ohne eigentlich zu wissen wofür. (Um andere Leute zu belustigen? Tolle Lebensaufgabe!) Und was bekomme ich? Meine Konzentration zurück und die ausbleibende Angst, von bulimischen Anfällen HEIMGESUCHT zu werden. Kontrolle, wahre kontrolle über mich. Ich gehe zu einer Party ohne Angst vor dem Essen dort zu haben - schon Tage vorher. Ich trinke voller Genuss ein Bier zum Flammkuchen und erfreue mich an den Gesprächen am Tisch, anstatt an FRESSENKOTZENFRESSENKOTZEN zu denke und das alsbald auch auszuführen. Ich versetze meine Freunde nicht mehr, weil ich noch mal was im Bad abgeben muss. Ich belüge meinen Freund nicht mehr. Die Waage bestimmt nicht meine Laune. Ich hungere nicht, um dann zu anderer Zeit doch die halbe Welt aufzuessen. Ich genieße immer, übertreibe es nie. Das Leben ist einfach schön so.

So soll es sein, so soll es bleiben!

Natürlich fühle ich mich nicht ganz sicher vor Rückfällen. Die können passieren, und das wird auch passieren. Dazu ist es einfach noch nicht lange genug her. Aber ich weiß, dass ich es schaffe. Die ARbeit hat sich gelohnt. Und das ist ein herrliches Gefühl!

Soviel erstmal zu mir. Ich hoffe auf ein angenehmes Miteinander. :)

Alles Gute!
Eure Lari

Re: Harte Arbeit, die sich endlich lohnt.

#3
Liebe Lari,

erstmal ein herzliches Willkommen von meiner Seite und ein großes DANKESCHÖN, dass du dich angemeldet hast und von deinen Erfahrungen (und vor allem Erfolgen!) berichtest! Deine Worte bauen mich unglaublich auf, sie geben mir Kraft zu kämpfen und führen mir vor Augen, dass man es wirklich schaffen kann, wenn man an sich arbeitet und an sich glaubt.

Den letzten FA hatte ich vor 7 Tagen, das ist schon ein großer Erfolg für mich. Nun versuche ich, wieder zu einem normalen Essverhalten zurückzufinden, was mir sehr schwer fällt. Ich gratuliere dir von ganzem Herzen, dass du den Teufelskreis durchbrochen hast - ich würde gerne in deine Fußstapfen treten und würde mich sehr über weitere, so motivierende Berichte von dir freuen.

Zur Zeit habe ich große Probleme, meine Gefühle und Empfinungen wahrzunehmen. Mein Leben dreht sich um Essen und extrem viel Sport. Das geht nun schon ziemlich lange so und ich habe total verlernt, zu wissen, was ich will und was mir Spaß macht. Hättest du vl einen Tipp für mich, wie ich wieder "zu mir selbst" finden könnte?

Vielen Dank schonmal!:)

Alles Liebe
Verena

Re: Harte Arbeit, die sich endlich lohnt.

#4
Liebe Lari,

auch von mir ein herzliches Willkommen :D
Ich finde es toll, dass du deine guten Erfahrung hier mit allen teilen willst, das ist echt motivierend.

Ich selbst habe auch vor zwei Monaten mit den k* aufgehört. ich hatte zwar zwei RF, aber der letzte ist auch schon einen Monat her.

Ich will auch unbedingt gesund werden! Leider kann ich meinen Körper noch nicht so annehmen wie er ist, aber ich arbeite daran. Und mit den nun aufkommenden Gefühlen klarzukommen ist auch nicht ganz leicht. Aber ich bin guter Hoffnung.
Das Essen mit Freunden und Familie war zum Glück nie ein Problem für mich, so dass mein Sozialleben davon nicht beeinträchtigt war.

Ich freue mich, dass du auf so einem guten Weg bist und drücke die Daumen, dass du es auch weiterhin so gut schaffst. Und bitte berichte weiter!

Liebe Grüße, Lea

Re: Harte Arbeit, die sich endlich lohnt.

#5
Magdalena hat geschrieben:
Genau diese Worte geben mir so viel Mut und Kraft!! Du kannst wahnsinnig stolz auf dich sein! Ich bin jedenfalls überwältigt von deinem Beitrag, wenn man das so sagen kann... Gib dich nicht auf, mach weiter so, du bist schon wahnsinnig weit gekommen. So weit möchte ich auch kommen. Ich möchte das Leben auch wieder so herrlich genießen können!

Alles Liebe!
Liebe Magdalena,

ich weiß, dass es ein langer harter Weg ist, das weiß ich wirklich. Und genau deswegen weiß ich, dass nicht nur ich das schaffen kann, sondern auch andere, und auch du! Das Leben hat einfach so viel zu bieten und ales das kann einem die Bulimie einfach nicht geben. Im Moment eines Essanfalls scheint es die beste Lösung für die jeweilige Situation zu sein - doch sie ist es nicht. Sie macht nur alles kaputt. Nicht nur den Körper (den mann ja eigentlich perfektionieren will?! - wie ironisch kann das Leben sein?), sondern noch vielmehr die Seele. Bei jedem Kotzen hatte ich das Gefühl, dass mir ein Stück Seele verloren geht. Ich fühlte mich so leer! Und dennoch tat ich es immer wieder, mitunter mehrmals am Tag.

Aber jetzt weiß ich, dass es das nicht wert ist. Schön sein wollen, für andere, perfekt erscheinen. Ich bin nicht perfekt und muss das auch nicht sein. Ich bin fein so, wie ich bin! Und du auch! :)

Wie ist es denn um dich bestellt? Wie lange leidest du unter der Buimie? Bist oder warst du in Therapie?

Verena9891 hat geschrieben:Liebe Lari,

erstmal ein herzliches Willkommen von meiner Seite und ein großes DANKESCHÖN, dass du dich angemeldet hast und von deinen Erfahrungen (und vor allem Erfolgen!) berichtest! Deine Worte bauen mich unglaublich auf, sie geben mir Kraft zu kämpfen und führen mir vor Augen, dass man es wirklich schaffen kann, wenn man an sich arbeitet und an sich glaubt.

Den letzten FA hatte ich vor 7 Tagen, das ist schon ein großer Erfolg für mich. Nun versuche ich, wieder zu einem normalen Essverhalten zurückzufinden, was mir sehr schwer fällt. Ich gratuliere dir von ganzem Herzen, dass du den Teufelskreis durchbrochen hast - ich würde gerne in deine Fußstapfen treten und würde mich sehr über weitere, so motivierende Berichte von dir freuen.

Zur Zeit habe ich große Probleme, meine Gefühle und Empfinungen wahrzunehmen. Mein Leben dreht sich um Essen und extrem viel Sport. Das geht nun schon ziemlich lange so und ich habe total verlernt, zu wissen, was ich will und was mir Spaß macht. Hättest du vl einen Tipp für mich, wie ich wieder "zu mir selbst" finden könnte?

Vielen Dank schonmal!:)

Alles Liebe
Verena
Liebe Verena,

ja, es is wirklich wichtig, dass auch Menschen von ihren positiven Erfahrungen berichten. Einerseits tut es gut, hier Menschen zu finden, denen es ähnlich geht und es gibt einem Halt. Man hat nicht das Gefühl, der letzte Mensch uf der Welt zu sein und der schlimmst mögliche. Andererseits will man sich dann wieder distanzieren, wenn es einem gerade besser geht. Dann kommt man vielleicht nicht mehr so oft ins Forum und berichtet auch nichts von den Fortschritten.

Und deshalb freut es mich so sehr, dass ihr aus meinen Worten Kraft schöpfen könnt! Denn ich glaube ganz arg daran, dass jeder es schaffen kann. Wenn man es will und bereit ist, wirklich bereit, die Bulimie aufzugeben, dann schafft man es auch. Der Tausch ist einfach unglaublich ergibig. Das Leben bietet so viel mehr als diese einsamen Ekzese zwischen Küche und Bad... ihr kennt das ja. Ich liebe es, das Leben nun wieder genießen zu können, ohne ständig ANgst vor dem Essen zu haben. Jetzt ist das Essen wieder mein Freund und ich kann jeden Bissen genießen! :)

Es freut mich so sehr zu hören, dass du schon sieben Tage keine Essanfälle mehr hattest! (Das ist nun wieder ein paar Tage her - wie ist es dir denn zwischenzeitlich ergangen?) Das ist wirklich ein großer Erfolg! Aber vermutlich ist es recht schwierig und du denkst dennoch dauernd daran, nicht wahr? *ESSEN* *NICHT ESSEN* *ESSEN* *NICHT ESSEN*... es war einfach so lange Bestandteil des Alltages und geht nicht einfach weg.

Bist du in Therapie? Mir persönlich hat die Therapie sehr geholfen, zu mir selbst zu finden. Ich wusste überhaupt nicht mehr, wer ich bin und was ich eigentlich will. Ich hielt an einem bescheuerten Schönheitsideal fest, ohne indessen überhaupt zu wissen, warum?! Ich lebe ich einer sehr glücklichen Beziehung und als diese begann, da hatte ich noch *kg mehr auf den Rippen. Wozu also das alles?

Ich musste mich wirklich wieder auf mich selbst besinnen und trennen zwischen dem, was wichtig ist und dem irrelevanten Unsinn. Denn man kann es einfach nicht allen recht machen, man kann nicht perfekt sein. Das Wichtigste daran: MAN MUSS ES AUCH NICHT!!!! Jeder von und ist so liebenswert, wie er ist, und wenn man genau hinschaut und sieht, dann macht man diese Erfahrung andauernd. Freunde, manche Familienmitglieder und andere Menschen mögen und lieben einen bedingungslos, egal wie dick oder dünn man ist.

Ich war auch absolut sportsüchtig - ich kenne das ganz genau. Sechs Tage in der Woche Sport, am siebten auf jeden Fall ein bulimischer Anfall. Die Angst vor zu vielen Kalorien. Wenn ich noch Hunger hatte, die Kalorien für den Nachmittag aber schon "aufgebraucht" waren, dann hat mich schon ein halber Riegel Schokolade zuviel so nervös gemacht, dass es in etwas ausartete, das rückblickend einfach grauenvoll ist. Jetzt treibe ich noch immer Sport, bin aber dauernd verletzt oder habe irgendwas. Das hat aber keinerlei Einfluss auf mein Essverhalten. Nur soviel, dass ich weniger Hunger habe und dementsprechend weniger essen muss. Das regelt sich wirklich gut von alleine, wenn man auf den Körper hört und ihm gibt, was er will. Das funktioniert natürlich nur, wenn man keine Kalorien zählt und sein Essvehalten nicht rational lenken will. Man isst sicherlich an einem Tag mal zuviel, aber an einem anderne auch wieder zu wenig. Das gleicht sich schon aus. Untergewicht kann man so natürlich nicht halten, das pendelt sich sicherlich bei den meisten im Bereich unteres Normalgewicht oder Normalgewicht ein. Aber wenn man am Untergewicht festhalten oder dieses erreichen will, dann muss noch viel mehr Grundlagenarbeit geleistet werden, bis man das eigentliche Essverhalten in Angriff nehmen kann.

Wie sieht das denn bei dir aus? Bist du mit deinem Gewicht zufrieden? Wie wichtig ist es dir, dieses Gewicht zu halten oder ein geringeres zu erreichen? Was bedeutet der Gedanke, zuzunehmen?

Noch ein Tipp: "Die Frau, die im Mondlicht aß" ist ein ganz zauberhaftes Buch. Es hilft dabei, sich selbst mal wieder als Frau wahrzunehmen, nicht als Marionette einer vom Schlankheitswahn bestimmten Gesellschaft. Wirklich höchst empfehlenswert!

Re: Harte Arbeit, die sich endlich lohnt.

#6
Lea29 hat geschrieben:Liebe Lari,

auch von mir ein herzliches Willkommen :D
Ich finde es toll, dass du deine guten Erfahrung hier mit allen teilen willst, das ist echt motivierend.

Ich selbst habe auch vor zwei Monaten mit den k* aufgehört. ich hatte zwar zwei RF, aber der letzte ist auch schon einen Monat her.

Ich will auch unbedingt gesund werden! Leider kann ich meinen Körper noch nicht so annehmen wie er ist, aber ich arbeite daran. Und mit den nun aufkommenden Gefühlen klarzukommen ist auch nicht ganz leicht. Aber ich bin guter Hoffnung.
Das Essen mit Freunden und Familie war zum Glück nie ein Problem für mich, so dass mein Sozialleben davon nicht beeinträchtigt war.

Ich freue mich, dass du auf so einem guten Weg bist und drücke die Daumen, dass du es auch weiterhin so gut schaffst. Und bitte berichte weiter!

Liebe Grüße, Lea
Liebe Lea,

das freut mich zu hören, dass du auch so gute Erfolge verbuchen kannst!

Bist du in Therapie? Oder warst du es?

Woran liegt es, dass du deinen Körper nicht annehmen kannst? Warst du schon immer unzufrieden mit dir?

Ja, die aufkommenden Gefühle... Ich komme mittlerweile sehr gut damit klar. Mir ist jetzt bewusst, dass ich viele Gefühle - auch positive! - mit Essen verdrängen wollte. Jetzt realisiere ich das früh genug. Z.B. war ich heute noch in einer unangenehmen Situation: Ich fuhr mit meinem Freund zu einem Geschäft weit außerhalb, das dann aber umgezogen war. Also musste er raus und einen Postboten fragen, wo wir das Geschäft nun finden können. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil sich der Tag so noch länger hinzog und wir eigentlich was anderes vorhatten....
Als er dann ausgestiegen war, ZACK! Der Gedanke: "Eben was naschen" - ich hatte Schokolade im Rucksack bei. Noch vor einigen Monaten hätte ich dann einen guten Teil der Schokolade gegessen, und ich häte einen sich den ganzen Tag lang dauernden Essanfall gehabt. Jetzt wusste ich: "Nein, dass ist der Verdrängungsimpuls! Denk nach, lass die Gefühle zu. Ist blöd, klar, aber wenn du dich nun überisst, haben wir beide nichts davon. Also muss ich durch die unangenehme Situation durch." Also habe ich nichts gegessen. Dafür später, als ich nämlich wirklich Hunger hatte, waren wir im Restaurant und ich habe mir ein tolles Stück Käsekuchen gegönnt. Und genossen - nicht aufgegessen, denn nach der Hälfte war ich satt. Dafür habe ich die andere Hälfte mitgenommen und freue mich darauf, das ist mein Nachtisch für morgen! :)

In welchen Situationen kannst du schwerlich mit deinen Gefühlen umgehen? Sind es auch solche kleinen Situationen des Alltags oder mehr wirklich große problematische Situationen?

Alles Liebe euch allen!
Lari

Re: Harte Arbeit, die sich endlich lohnt.

#7
Liebe Lari,

ist ja toll, dass du die Situation mit deinem Freund so gemeistert hast.

Doch früher konnte ich wohl meinen Körper annehmen, ich kann mich gar nicht daran erinnern mich so sehr damit beschäftigt zu haben. Aber mein Selbstbewußtsein war schon immer relativ schlecht und ich war schon immer sehr unsicher. Mit 18 habe ich dass zunächst mit Partydrogen kompensiert. Ich war bis dahin im goldenen Käfig bei meinen Eltern und ab 18 bin ich massiv ausgebrochen. Naja, das ging auch nicht gut und mein Leben verließ dann geordnete Bahnen. Meine Eltern sind umgezoegn wegen Jobs und ich habe allein im Haus meiner Eltern gewohnt, sie kamen dann nur alle 2 Wochen nach Hause. Irgendwann ist dann meine Situation aufgeflogen und meine Eltern haben mich an Ihren neuen Wohnort mitgenommen. Vorher war es bei mir so, dass ich fast ein halbes Jahr so gut wie kein Geld hatte und nur die allerbilligsten Lebensmittel kaufen konnte oder mich meine beste Freundin durchgefüttert hat. Bei meinen Eltern war dann auf einmal Essen in Massen verfügbar und ich habe dementsprechend reingehauen. Es war so toll, was für Sachen ich auf einmal wieder Essen konnte.
Naja, ich habe natürlich zugenommen und auf einmal habe ich mich mit meinem Körper beschäftigt. Und dann kam das unausweichliche. Ich fand es natürlich toll, dass ich nun soviel essen konnte ohne zuzunehmen. Voll blöd. Ich habe die ersten Jahre auch gar nicht so drüber nachgedacht was ich mir da antue.
Und rückblickend war es bestimmt auch ein Ventil. Ich hatte ein ganzes Haus für mich und dann auf einmal auf engstem Raum mit meinen Eltern die mich natürlich mit meinen ganzen Verfehlungen konfrontierten. Das Verhältnis zu meinen Eltern war damals auch sehr angespannt, ich habe mich nie von Ihnen verstanden gefühlt. Die ganze Situation war echt schlimm. Rückblickend haben sie mich damit wieder auf den richtigen Weg gebracht, aber zunächst waqr es einfach nur erdrückend. Zumal mein Vater leicht cholerisch ist und meint, dass er immer alles richtig macht.

Naja, zunächst habe ich durch die Bulimie auch abgenommen, aber später auch wieder etwas zugenommen und ich konnte nur mehr mein Gewicht halten. Ich wiege jetzt soviel wie noch nie in meinem Leben. Das ist schon schwer für mich, deswegen kann ich es noch nciht so annehmen, obwohl ich immer noch NG bin. Aber das Gesundwerden hat jetzt Priorität.
Na, es sind schon Alltagssituationen wo ich mit den Gefühlen nicht gut umgehen kann, es muss gar nicht extremes sein.

Ich war schon bei einer Beratungsstelle und bin auf der Suche nach einer ambulanten Therapie. Aber das ist ja wahnsinnig schwer, wegen den Wartezeiten hier von über einem Jahr. Das hat mich kurz runtergezogen, aber jetzt geht es schon wieder. Ich suche weiter und warte zur Not auch so lange. Denn ich bin überzeugt, dass sich das Gesundwerden lohnt und deshalb kämpfe ich weiter.

Ich wünsche dir, dass bei dir auch alles so gut weiterläuft wie bisher. Du kannst wahnsinnig stolz auf dich sein!

Re: Harte Arbeit, die sich endlich lohnt.

#8
Hey Lari,

vielen Dank für deine liebe Antwort.:) Du hast mit allem was du schreibst total recht - komisch ist nur, dass ich weiß, dass es stimmt, ich es aber aus irgendeinem grund noch nicht ganz umsetzen kann. Der wille ist da, aber ich falle immer in alte (gewohnte) muster zurück - wie z.B. den Sportwahn und das Kalorienzählen. Es ist echt furchtbar: Ich steige nicht vom Laufband, ehe ich eine bestimmte anzahl an kalorien verbrannt habe. Ich richte mein Leben total nach Essen und Sport (z.B. gehe ich nicht weg, wenn am nächsten tag sport am programm steht). Aber verdammt, es sollte doch andersrum sein.:( Vor allem, weil ich DEUTLICH mehr abgenommen habe, als ich ursprünglich wollte - laut diversen BMI-Rechnern bin ich mittlerweile sogar UG - und auch irgendwie nicht zufrieden damit. Ich hätte ja gern ein bisserl "mehr auf den rippen" (ich hör auch von allen seiten, dass ich sehr dünn (oft auch zu dünn) bin - was sich nicht besonders positiv auf mein selbstbewusstsein auswirkt, da das abnehmen auch harte arbeit war), aber ich schaffe es einfach nicht, von meinem salat und obst tripp runterzukommen. Einerseits möchte ich zunehmen, andererseits hab ich angst davor. Ich weiß, das klingt verrückt...und das IST es auch. :roll: Wie hast du es geschafft, diese Denkmuster aus deinem kopf zu verbannen?

Seit meinem letzten schreiben hatte ich einen Rückfall, bin aber seitdem wieder "clean" (muss auch sagen, dass ich wegen einer prüfung unter druck stehe - und unter druck funktioniere ich am besten, auch was die FA's betrifft).

Ich wünsche dir ein schönes wochenende und alles Liebe!:)

Nein, ich bin nicht in therapie. Ich bin mit meiner Mama mitversichert - hab angst dass sie etwas mitbekommen könnte. Sie hat ne schwere zeit hinter sich und ist jetzt endlich wieder glücklich, ich möchte nicht, dass sie sich sorgen macht...

Re: Harte Arbeit, die sich endlich lohnt.

#9
Lea29 hat geschrieben:
Naja, zunächst habe ich durch die Bulimie auch abgenommen, aber später auch wieder etwas zugenommen und ich konnte nur mehr mein Gewicht halten. Ich wiege jetzt soviel wie noch nie in meinem Leben. Das ist schon schwer für mich, deswegen kann ich es noch nciht so annehmen, obwohl ich immer noch NG bin. Aber das Gesundwerden hat jetzt Priorität.
Na, es sind schon Alltagssituationen wo ich mit den Gefühlen nicht gut umgehen kann, es muss gar nicht extremes sein.

Ich war schon bei einer Beratungsstelle und bin auf der Suche nach einer ambulanten Therapie. Aber das ist ja wahnsinnig schwer, wegen den Wartezeiten hier von über einem Jahr. Das hat mich kurz runtergezogen, aber jetzt geht es schon wieder. Ich suche weiter und warte zur Not auch so lange. Denn ich bin überzeugt, dass sich das Gesundwerden lohnt und deshalb kämpfe ich weiter.

Ich wünsche dir, dass bei dir auch alles so gut weiterläuft wie bisher. Du kannst wahnsinnig stolz auf dich sein!
Liebe Lea,

du hast da etwas wahnsinnig wichtiges geschrieben: Dass das Gesundwerden erstmal Priorität hat.
Es ist nämlich in der Tat so, dass man die Essstörung und ein Gewichtsproblem (fals man überhaupt eines hat?!) niemals auf einmal bekämpfen kann. Das eine bedingt schließlich das andere Problem. Und sich hungernd von einer Essstörung trennen - da steckt der Teufel schon im System. Ich habe das damals immer wieder versucht. Immer immer wieder gehungert und immer wieder kamen auch die Essanfälle. ES GEHT NICHT. In keinem Fall. Und deswegen ist es bewundernswert, dass du nun den Entschluss gefunden hast, erstmal gesund werden zu wollen. Das ist einfach das Wichtigste! Man gewinnt auch erst richtig die Lebensenergie zurück, man erlangt seinen Willen wieder, wird wieder tatkräftig! Dann lassen sich auch ganz andere Ziele erreichen. Aber ganz genau.... erstmal muss man gesund werden.

In der Tat, die Plätze für eine ambulante Therapie lassen oft lange auf sich warten. Ich hatte damals wahnsinniges Glück, weil ich kurz vorher mit meinem Psychologen am Telefon gesprochen hate und er dann wieder etwas Kapazität hatte.... und einfach ein sehr gutes Gefühl bei mir hatte. Deswegen kam ich recht bald dran. Bei ihm bin ich auch geblieben. Daher ruf einfach alle Psychologen an und lass dich auf deren Warteliste setzen. Es geht da nicht immer nur nach Zeit...

Ich wünsche dir wirklich, dass du es auch schaffst. Und du hast alle Voraussetzungen dafür! Du bist bereit zu kämpfen. Das freut mich wirklich und ich wünsche dir weiterhin alles Gute! Wie läuft es denn in letzter Zeit bei dir?

Re: Harte Arbeit, die sich endlich lohnt.

#10
Verena9891 hat geschrieben:Hey Lari,

vielen Dank für deine liebe Antwort.:) Du hast mit allem was du schreibst total recht - komisch ist nur, dass ich weiß, dass es stimmt, ich es aber aus irgendeinem grund noch nicht ganz umsetzen kann. Der wille ist da, aber ich falle immer in alte (gewohnte) muster zurück - wie z.B. den Sportwahn und das Kalorienzählen. Es ist echt furchtbar: Ich steige nicht vom Laufband, ehe ich eine bestimmte anzahl an kalorien verbrannt habe. Ich richte mein Leben total nach Essen und Sport (z.B. gehe ich nicht weg, wenn am nächsten tag sport am programm steht). Aber verdammt, es sollte doch andersrum sein.:( Vor allem, weil ich DEUTLICH mehr abgenommen habe, als ich ursprünglich wollte - laut diversen BMI-Rechnern bin ich mittlerweile sogar UG - und auch irgendwie nicht zufrieden damit. Ich hätte ja gern ein bisserl "mehr auf den rippen" (ich hör auch von allen seiten, dass ich sehr dünn (oft auch zu dünn) bin - was sich nicht besonders positiv auf mein selbstbewusstsein auswirkt, da das abnehmen auch harte arbeit war), aber ich schaffe es einfach nicht, von meinem salat und obst tripp runterzukommen. Einerseits möchte ich zunehmen, andererseits hab ich angst davor. Ich weiß, das klingt verrückt...und das IST es auch. :roll: Wie hast du es geschafft, diese Denkmuster aus deinem kopf zu verbannen?

Seit meinem letzten schreiben hatte ich einen Rückfall, bin aber seitdem wieder "clean" (muss auch sagen, dass ich wegen einer prüfung unter druck stehe - und unter druck funktioniere ich am besten, auch was die FA's betrifft).

Ich wünsche dir ein schönes wochenende und alles Liebe!:)

Nein, ich bin nicht in therapie. Ich bin mit meiner Mama mitversichert - hab angst dass sie etwas mitbekommen könnte. Sie hat ne schwere zeit hinter sich und ist jetzt endlich wieder glücklich, ich möchte nicht, dass sie sich sorgen macht...
Liebe Verena,

oh man, es ist echt erstaunlich, wie sehr ich mich in dem wiedererkenne, was du schreibst! Damit meine ich nicht mich heute, sondern meine damalige Gestalt. (Denn heute bin ich auch ohne schlechtes Gewissen nicht Schwimmen gegangen, sondern faul im Bett liegen geblieben! :) )
- Und damit will ich dich nicht provozieren, ganz im Gegenteil! Du kannst das auch schaffen!

Denn: Der erste Schrit ist schon längst getan, du bist dir deiner Essstörung bewusst und weiß auch, wovon du dich lösen musst, um gesund werden zu können.

Ich erzähle dir mal etwas mehr von mir... wie das bei mir damals anfing.
Früher war ich auch nicht übergewichtig, sondern einfach ganz normal. Normalgewichtig, faul und glücklich. Ich war mit meiner Figut nicht zufrieden, aber das war mir im Grunde nicht so wichtig. Ich hab mich ufgeregt, dass mein Arsch dick aussah, wenn ich mich für eine Party umgezogen habe, aber darauf belief es sich dann auch. Und wenn ich überlege, wieviel ich dann auf der Party gegessen und getrunken habe, immer nach Lust und laune und das Gewicht immer halten konnte... schon toll! Das war eine schöne Zeit!

2007 bin ich dann das erste Mal ins Ausland gegangen und habe zum ersten Mal richtig abgenommen. *kg in weniger Monaten als Kilos. Durch Sport und eine leichte Diät. Ich habe nicht gehungert, aber soviel gegessen, wie ich ohne Sport schon gebraucht habe. Also habe ich angefangen, jede einzelne Kalorie zu zählen. Danach dachte ich mir, dass ich bstimmt nachlässig werde und wieder zunehme... hätte ich mal....
Stattdessen habe ich weiter Kalorien gezählt um mein Gewicht genau zu halten. Nun wog ich mich jeden Tag. Das Gewicht blieb erstmal stabil im Bereicht unteres NG. Das aber auch nur, weil ich in sportfreien Zeiten teilweise den ganzen Tag über GAR NICHTS aß, um dann Abends mit Freunden essen oder auf eine Party gehen zu können und da so zu zehren, wie es andere auch taten - und ich früher ohne schlechtes Gewissen.

Dann ging ich 2008 wieder ins Ausland und es ging los. Sportsucht, Magersucht. Essanfälle hatte ich da noch keine. Erstmal ahbe ich mir immer genau ausgerechnet, wieviel ich am Tag an Bewegung aufbringen würde und wieviel ich dementsprechend essen darf... natürlich habe ich immer weniger als das gegessen. Und bei Durchfall vom ortstypischen Essen habe ich wegen der "gewonnenen" Kalorien fast jedes Mal eine Party gefeiert. Also habe ich noch ein paar *kg verloren.

...und so weiter...

Als ich dann 2009 wiederkam hatte ich wirklich viel zu wenig Gewicht, das wusste ich auch. Dann wllte ich zunehmen, dann kamen die Essanfälle. Als ich wieder ein gutes Gewicht hatte konnte ich aber nicht wieder loskommen von den Essanfällen, weil sie auch viele andere Probleme kompensiert hatten, wie z.B. eine unbefriedigende Wohnsituation. Und dann kam eben die Bulimie und die hat mich gequält und gequält und gequält bis vor ein paar Monaten.

Ich kennen das genau, dass ich abends nicht weggegangen bin, wenn am nächsten Morgen Sport anstand. Denn das war das wichtigste! Da musste ich fit sein, damit es nicht noch mehr quälte, als sowieso schon. Denn Spaß hat mir das da schon lange nicht mehr gemacht. Meine ersten Essanfälle habe ich auch durch Sport und Hungern kompensiert. Also habe ich nachts im Bett genau überlegt, was ich verschlungen hatte, die Kalorien überschlagen und mir diese Zahl aufgeschrieben. Daran habe ich dann in den nächsten tagen gearbeitet... Hungern, Sport, bis dann irgendwann wieder fast der Ausgleich erreicht war. Aber nur fast, denn vorher kam der neue Essanfall...

Es war verdammt harte Arbeit, diese Muster aus meinem Kopf zu verbannen. Erstmal musste ich mir ja eingestehen, dass ich mich dem vorherrschenden Schönheitsideal unterwerfe. Das hatte ich immer abgestritten. Aber ich wollte auch dünn sein! Und dann noch dünner! In meiner Therapie blieb mein Psychologe dem aber permanent auf der Spur. Immer wieder musste ich die Fragen danach beanworten, warum ich denn perfekt sein will, für wen? Und für wen will ich dünn sein? Wem will ich damit was beweisen?

Und so wurde mir nach all der Zeit klar, dass ich dünn sein wollte, um anderen zu zeigen, dass ich die Kontrolle habe, diszipliniert bin und eben einfach perfekt. In allem wollte ich perfekt sein. Für wen? Auch für alle. Für Leute, denen das am Ende sch* egal ist. Die interessiert das nicht, ob ich einen flachen Bauch habe, oder ein Röllchen über den Bund hängt. Und wenn es einen von 1000 doch interessiert? Das sind Fremde! Völlig egal! Meine Familie, meine Freunde, mein Freund... alle lieben mich so, wie ich bin. Die sehen ja nichtmal, ob ich ein *kg mehr oder weniger habe.

Also für wen will man so dünn sein, perfekt sein? Für Fremde! Für die Anerkennung von Fremden! (Die ja auch noch ausbleibt, denn denen ist das egal...) Und nur dafür habe ich diesen fürchterlich hohen Preis gezahlt! Meine Gedanken waren verseucht, meine Gesundheit litt, die bulimie war so stark. Alles wurde immer schlimmer... ironischerweise nahm ich ja auch noch zu, weil ja, wie wir wissen, nie alles raus kommt. Also hat die Bulimie nichtmal diesen Zweck mehr erfüllt, sondern war einfach nurnoch Schwachsinn am Werk!

Ich wollte das nichtmehr, nachdem es mir klar wurde, dass ich diesen hohen Preis zahle - für keinen Gegenwert. Und selbst wenn ich das eine oder *kg zunehmen würde - hauptsache ich bin wieder gesund und genieße das Leben. Ich weiß gar nicht, ob ich zugenommen habe, ich glaube nicht. Ich wiege mich nicht, es ist mir egal. Die Klamoten passen auch noch alle gut und ich sehe noch umso besser aus, so ohne Kotzbäckchen und... glücklich. Und jetzt frage ich mich, wozu ich mir das alles angetan habe....

Vermittelt das einen Eindruck, wie ich diese Denkstrukturen verbannen konnte? Verstehst du oder versteht ihr, was ich meine?

Ich bin mir gar nicht sicher, ob deine Mutter erfahren würde, dass du eine Therapie machst, wenn du über sie mitversichert bist. Ich kann mir das auch vorstellen, aber ist das sicher? Hast du dich erkundigt?

Re: Harte Arbeit, die sich endlich lohnt.

#11
Lari hat geschrieben:
In der Tat, die Plätze für eine ambulante Therapie lassen oft lange auf sich warten. Ich hatte damals wahnsinniges Glück, weil ich kurz vorher mit meinem Psychologen am Telefon gesprochen hate und er dann wieder etwas Kapazität hatte.... und einfach ein sehr gutes Gefühl bei mir hatte. Deswegen kam ich recht bald dran. Bei ihm bin ich auch geblieben. Daher ruf einfach alle Psychologen an und lass dich auf deren Warteliste setzen. Es geht da nicht immer nur nach Zeit...

Ich wünsche dir wirklich, dass du es auch schaffst. Und du hast alle Voraussetzungen dafür! Du bist bereit zu kämpfen. Das freut mich wirklich und ich wünsche dir weiterhin alles Gute! Wie läuft es denn in letzter Zeit bei dir?

Liebe Lari,

ja das rumtelefonieren hat mich wirklich runtergezogen. Aber ich bin bisher stark geblieben und hatte keinen Rückfall. Hab ja auch noch mehrere Therapeuten per Mail angeschrieben und da wurde mir mitgeteilt, dass ab Juli eine Therapeutin in meinem Ort eine neue Praxis aufmacht. Und da habe ich jetzt Anfang Juli einen Termin :D Da hab ich wirklich Glück gehabt. Na mal schauenwie das so abläuft und ob sie zu mir passt. Ich habe ja noch gar keine Therapieerfahrungen und bin gespannt wie es da so läuft.

Ansonsten geht es mir schon besser. Klar, die Gedanken beherrschen meinen Kopf schon noch, aber das geht ja nicht so schnell.
Aber mir geht es besser nach dem Essen. Ich habe nicht mehr diesen riesigen Druck gleich aufs Klo rennen zu wollen und körperlich wird es auch besser. Am Anfang habe ich mich so schrecklich aufgebläht gefühlt und hatte über Stunden ein ekelhaftes Völlegefühl.
Aber jetzt scheint sich mein Körper langsam wieder daran zu gewöhnen.
Das ist wirklich schön und gibt mir auch weiter die nötige Motivation.
Ja, das wichtigste ist das Gesundwerden!! Ich mag meine Figur zur Zeit wirklich nicht, aber das muss ich jetzt erstmal durch.
Und ich hoffe ja, dass ich es dann auch schaffe mich irgendwann so anzunehmen.
Lari hat geschrieben:Früher war ich auch nicht übergewichtig, sondern einfach ganz normal. Normalgewichtig, faul und glücklich. Ich war mit meiner Figut nicht zufrieden, aber das war mir im Grunde nicht so wichtig. Ich hab mich ufgeregt, dass mein Arsch dick aussah, wenn ich mich für eine Party umgezogen habe, aber darauf belief es sich dann auch. Und wenn ich überlege, wieviel ich dann auf der Party gegessen und getrunken habe, immer nach Lust und laune und das Gewicht immer halten konnte... schon toll! Das war eine schöne Zeit!
Ja genau so war es bei mir früher auch. Ich kann mich wirklich nicht erinnern mir grossartig Gedanken um Essen gemacht zu haben. Und Sport habe ich auch nicht getrieben. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, könnte ich mich ohrfeigen, dass ich mit dem MIst angefangen habe. Ich wiege jetzt soviel wie noch nie in meinem Leben :x
Lari hat geschrieben:Und so wurde mir nach all der Zeit klar, dass ich dünn sein wollte, um anderen zu zeigen, dass ich die Kontrolle habe, diszipliniert bin und eben einfach perfekt. In allem wollte ich perfekt sein. Für wen? Auch für alle. Für Leute, denen das am Ende sch* egal ist. Die interessiert das nicht, ob ich einen flachen Bauch habe, oder ein Röllchen über den Bund hängt. Und wenn es einen von 1000 doch interessiert? Das sind Fremde! Völlig egal! Meine Familie, meine Freunde, mein Freund... alle lieben mich so, wie ich bin. Die sehen ja nichtmal, ob ich ein paar **kg mehr oder weniger habe.

Also für wen will man so dünn sein, perfekt sein? Für Fremde! Für die Anerkennung von Fremden! (Die ja auch noch ausbleibt, denn denen ist das egal...) Und nur dafür habe ich diesen fürchterlich hohen Preis gezahlt! Meine Gedanken waren verseucht, meine Gesundheit litt, die bulimie war so stark. Alles wurde immer schlimmer... ironischerweise nahm ich ja auch noch zu, weil ja, wie wir wissen, nie alles raus kommt. Also hat die Bulimie nichtmal diesen Zweck mehr erfüllt, sondern war einfach nurnoch Schwachsinn am Werk!
Ja genau diese Gedanken habe ich leider noch! :evil:
Und es ist doch wirklich so blöd! Ich weiß, dass mein Freund mich so liebt wie ich bin und meinen Freunden ist es so egal wie ich aussehe, die mögen mich doch wegen anderen Werten.
Aber es ist für mich immer noch so wichtig, was Fremde über mich denken. Ich schaue immer wie ich sitze und schäme mich dann doch wenn die Rolle über den Hosenbund hängt. Und ich achte dabei natürlich mehr darauf, ob jemand negativ schaut als positiv.
Ich weiß wirklich warum ich so von dieser Beurteilung von außen so abhängig bin. Es ist wirklich krank, ich erwarte immer von Außenstehenden, dass die mich kritisch beurteilen. Dabei mache ich das bei Fremden doch auch nicht, wieso sollten die das dann bei mir machen???
Aber ich hoffe wirklich, dass ich mich irgendwann davon lösen kann. Denn wie du schon schreibst es sind halt Fremde, die mir doch echt egal sein sollten!


Und wie läuft es bei dir liebe Lari?

Re: Harte Arbeit, die sich endlich lohnt.

#12
Liebe Lea,
Lea29 hat geschrieben: ja das rumtelefonieren hat mich wirklich runtergezogen. Aber ich bin bisher stark geblieben und hatte keinen Rückfall. Hab ja auch noch mehrere Therapeuten per Mail angeschrieben und da wurde mir mitgeteilt, dass ab Juli eine Therapeutin in meinem Ort eine neue Praxis aufmacht. Und da habe ich jetzt Anfang Juli einen Termin :D Da hab ich wirklich Glück gehabt. Na mal schauenwie das so abläuft und ob sie zu mir passt. Ich habe ja noch gar keine Therapieerfahrungen und bin gespannt wie es da so läuft.
...das ist ja super! Das ging ja wirklich schnell! Dann schonmal jetzt viel Erfolg und Glück! Hast du auch noch weiter nach anderen Möglichkeiten gesucht? Bedenke nämlich, dass es zwischen euch auch nicht funktionieren könnte, dann wäre es gut, wenn du auch zu anderen Therapeuten gehen kannst. Man hat bei dedem Therapeuten bis zu fünf Probesitzungen, so dass man "ausprobieren" kann, ob man sich eine Zusammenarbeit vorstellen kann.
Lea29 hat geschrieben: Ansonsten geht es mir schon besser. Klar, die Gedanken beherrschen meinen Kopf schon noch, aber das geht ja nicht so schnell.
Aber mir geht es besser nach dem Essen. Ich habe nicht mehr diesen riesigen Druck gleich aufs Klo rennen zu wollen und körperlich wird es auch besser. Am Anfang habe ich mich so schrecklich aufgebläht gefühlt und hatte über Stunden ein ekelhaftes Völlegefühl.
Aber jetzt scheint sich mein Körper langsam wieder daran zu gewöhnen.
Das ist wirklich schön und gibt mir auch weiter die nötige Motivation.
Ja, das wichtigste ist das Gesundwerden!! Ich mag meine Figur zur Zeit wirklich nicht, aber das muss ich jetzt erstmal durch.
Und ich hoffe ja, dass ich es dann auch schaffe mich irgendwann so anzunehmen.
Das hört sich doch auch prima an. Klar, am Anfang kreisen die Gedanken um Essen, die Figur... die alten Raster eben. Ich merke auch immer wieder, dass ich darein falle. Aber es wird mir direkt bewusst und dann denke ich mir.... "och joaaa..." ...und dann ist es wieder weg. ;D Es hat sich wirklich normalisiert. Braucht Zeit, aber es kommt! :)
Lea29 hat geschrieben: Ja genau diese Gedanken habe ich leider noch! :evil:
Und es ist doch wirklich so blöd! Ich weiß, dass mein Freund mich so liebt wie ich bin und meinen Freunden ist es so egal wie ich aussehe, die mögen mich doch wegen anderen Werten.
Aber es ist für mich immer noch so wichtig, was Fremde über mich denken. Ich schaue immer wie ich sitze und schäme mich dann doch wenn die Rolle über den Hosenbund hängt. Und ich achte dabei natürlich mehr darauf, ob jemand negativ schaut als positiv.
Ich weiß wirklich warum ich so von dieser Beurteilung von außen so abhängig bin. Es ist wirklich krank, ich erwarte immer von Außenstehenden, dass die mich kritisch beurteilen. Dabei mache ich das bei Fremden doch auch nicht, wieso sollten die das dann bei mir machen???
Aber ich hoffe wirklich, dass ich mich irgendwann davon lösen kann. Denn wie du schon schreibst es sind halt Fremde, die mir doch echt egal sein sollten!
Das ist wirklich verrückt. Das muss man sich erstmal klar machen! Und gerade wenn du schreibst, dass du auch einen Freund hast, der dich so liebst und auch die Freunde und alle... Man reißt sich den A* auf (wobei... wir uns das Maul... :C ) für so einen Zirkus, völlig ohne Sinn und Zweck. Wir müssen nicht perfekt sein - es merkt ja meist nichtmal jemand! Lass uns einfach perfekte Bilder an die Wände in den Straßen hängen, die können dann von den Leuten, die perfekte Sachen sehen wollen, angeschaut werden. :)

Danke der Nachfrage, bei mir läuft es weiterhin super! ich habe auch keine große Angst mehr, rückfällig zu werden. Bzw. werde ich bestimmt mal rückfällig, wenn irgendwas viel zu viel wird und ich das als Ventil heranziehe oder was auch immer... aber es werden sehr vereinzelte Einzelfälle sein. Denn das grundlegende große Problem ist behoben.

Heute musste ich mich übrigens wiegen, dabei habe ich mich seit Wochen oder Monaten nicht mehr gewogen. Erstens, um nicht wieder in alte Raster zu verfallen und zweitens weil es mich nicht interessiert und außerdem haben wir hier gar keine Waage. ;) Aber bei einer Routineuntersuchung wurde das heute auch gemacht. Und was war? Ich habe in meiner bulimiefreien Zeit nicht zugenommen. Ich bin einfach so geblieben. :) Inklusive allen Genusses!

Wie ergeht es dir in der letzten Zeit?

Liebe Grüße
Lari

Re: Harte Arbeit, die sich endlich lohnt.

#13
Liebe Lari,

tausend Dank für deine Nachricht, es ist echt wahnsinn, finde mich in deiner geschichte selbst wieder.

Du hast völlig recht - ich hab mich auch schon oft gefragt: WARUM das Ganze und vor allem, für wen? Ich denke oft in die richtige richtung - leider falle ich dann doch meist in alte, gewohnte muster zurück, die sich mittlerweile in meinem unterbewusstsein eingebrannt haben...in mir findet täglich ein kampf statt: Die vernünftige seite, das "normale" mädchen in mir gegen die kranke, unsichere junge frau, die meint, irgendjemandem etwas beweisen zu müssen...ich wünsche mir eigentlich so sehr, dass die "gute" seite gewinnt - aber leider ist die "böse" seite sehr häufig mächtiger. Ich hab keine erklärung dafür, wieso...ich denke meist richtig, handle letzendlich aber doch falsch.

Zwecks therapie: Ich komme aus österreich und weiß, dass meine mama immer eine liste aller ärzte-kosten von der versicherung zugeschickt bekommt. Bin mir sicher, eine therapie würde da auch aufscheinen. Welchen arzt (hausarzt etc) würdest du mir als erste anlaufstelle empfehlen? Ich weiß echt nicht, ob ich es alleine schaffe, von meinen zwängen loszukommen...:(

Wie geht es dir?

Alles Liebe
verena

Re: Harte Arbeit, die sich endlich lohnt.

#14
Liebe Verena,

bist du sicher, dass du dich deiner Mutter nicht anvertrauen kannst? Die Therapie wäre sicherlich sehr sehr gut für dich. Du bist an einem Punkt, an dem nur das letzte Quäntchen noch fehlt... du schreibst es ja selbst, du musst diese irrationalen Zwänge loswerden. Aber dafür muss man erstmal ganz genau nachschauen, woher die kommen. Und das geht vermutlich einfach nicht ohne Therapie. Man hat mal schlechtere Phasen, mal bessere, aber die grundlegenden Ursachen werden nicht behoben. Erst in der Therapie kann man sich selbst so hinterfragen, dass man an die eigentlichen Ursachen der Bulimie kommt und der Therapeut kann einem helfen, irrationale Zwänge und Anforderungen aufzugeben.

Deine Geschichte ist meiner so ähnlich und wenn ich sehe, dass mir die Therapie den letzten Anstoß gegeben hat... du solltest dir das wirklich überlegen. :)

Übrigens habe ich auch immer gut funktioniert während der Prüfungsphasen. Jeden Tag den ganzen Tag gelernt, von morgens bis abends. Keine Pausen, viel zu wenig Essen. Disziplin. Beste Noten. Weiter lernen, nächste Prüfung. 1,0. Kein Fressen, kein Kotzen, alles super. Und wenn die Stressphase dann vorbei war, dann holte es mich wieder ein...

Mein Psychologe sagte immer, dass ich symptomfrei bin, wenn ich gut funktioniere und ich alles nach meinen Maßstäben perfekt mache. Wenn nicht, dann gerät alles durcheinander, die Anfälle fangen wieder an und der Teufelskreis beginnt. Immer wieder von vorne.

Mir geht es nachwievor hervorragend. Bin nun seit zwei oder drei Monaten clean und eben frei der damit zusammenhängenden Probleme. :) Ich habe auch viel mehr Zeit, wenn diese Abende der Anfälle nun wegfallen und ich anders planen kann! ;)

Und wie geht es dir? Hält die Prüfungsphase noch an? Hattest du Rückfälle?

Entschuldige bitte die späte Antwort. Ich freue mich nachwievor, von dir - und auch den anderen - zu hören!

Liebe Grüße
Lari

Re: Harte Arbeit, die sich endlich lohnt.

#15
Hallo Lari,

komme jetzt auch erst dazu zu antworten. Ich freue mich, dass es dir so gut geht. Es ist immer motivierend, wenn man von anderen liest, die auch soweit sind.

Mir geht es auch gut, ich bin jetzt auch seit etwas über zwei Monaten clean. Am Donnerstag habe ich ja meinen ersten Termin bei einer Verhaltenstherapeutin. Bin schon ziemlich aufgeregt. Mit dem Essen funktioniert es überraschend gut, ich habe nur ganz, ganz wenige Tage in denen ich mich noch so voll fühle danach. Ansonsten versuche ich strukturiert zu essen, damit ich keine Fa bekomme. Ich merke schon noch, dass ich in nicht so tollen Momenten Essen als Trost m*ssb**ch*, aber ich bin mir jetzt mehr darüber bewußt und kann es so lenken, dass ich mich nicht maßlos vollstopfe oder mir sogar eine andere Ablenkung suche.
Ich bin wirklich glücklich über die jetzige Situation, da ich auch merke, dass ich nicht mehr soviel über Essen nachdenke. Es wäre im Moment auch vollkommen unvorstellbar nach dem Essen aufs Klo zu verschwinden. Unsicher und wenig selbstbewußt war ich ja auch schon vor der ES, aber im Moment fehlt sie mir ja so gar nicht.
Klar hadere ich zur Zeit etwas mit der Figur, ich muss mir mal neue Hosen kaufen. Aber ich hoffe das pendelt sich mit der Zeit wieder ein, wenn mein Körper merkt, dass ich ihm jetzt kein Essen mehr stehle. Das blöde ist ja, dass ich vor der ES weniger gewogen habe als jetzt :evil:
Aber ich versuche dann meinen Kopf zu beschwichtigen, wenn meine Gedanken wieder schlecht werden und die meiste Zeit klappt das auch ganz gut.

Ich bin also gerade echt positiv gestimmt. Außerdem geht es diese Woche noch mit meinem Freund in den Urlaub und danach holen wir uns einen kleinen Kater als Mitbewohner. Da freue ich mich schon riesig drauf.

Liebe Grüße und lass wieder von dir hören!