Welche ES habe ich eigentlich und ist das so wichtig?

#1
Hallo,

im Juni 2009 habe ich das erste Mal nach dem Essen erbrochen. Ich wollte es damals nur einmal versuchen und dachte mir ich werde das schon kontrollieren können. Denkste. Da ich in Salzburg studiere und mich dort sehr gesund und ausreichend ernähre und nur FA habe, wenn ich zu Hause bin, frage ich mich, ob man da überhaupt von Bulimie sprechen kann. Immerhin kommt meine Periode noch regelmäßig und meine Haare sind mir auch noch nicht ausgefallen. (Sorry, falls das zu oberflächlich klingt und ich damit Klischees füttere.)

Jetzt sind gerade Weihnachtsferien und bin zu Hause. Ich versuche täglich mich zu zügeln und nicht zuviel zu essen, damit ich am Abend nicht kotzen gehen muss. Ich bin unglücklich mit mir selbst, ich würde so gerne eine komplett andere Person sein und mich ändern. Ich kann am Abend kaum mehr sagen, was ich am Tag alles gegessen habe - mir fehlt der Überblick und manchmal nehme ich es gar nicht wahr.

Schon öfters haben mich enge Freunde und meine Familie darauf angesprochen, wie ich soviel Gewicht verlieren konnte, bisher habe ich mich aber immer erfolgreich rausreden können. Am liebsten würde ich allen davon erzählen, weil ich sehr unglücklich bin, aber ich denke nicht, dass sich dadurch etwas bessern würde.

Hat dazu jemand was zu sagen? Egal was, vielleicht hilft es mir ja.

Liebe Grüße,
Hödchen

Re: Welche ES habe ich eigentlich und ist das so wichtig?

#2
Hallo Hödchen,
das kommt mir sehr bekannt vor. Ich bin zum fressen und kotzen gekommen, weil eine Kollegin davon geschwärmt hat. Das wollte ich dann ausprobieren und fand es am Anfang total praktisch, soviel essen zu können, wie ich wollte und nicht zunehmen zu müssen. Aber nach ein paar Wochen war ich den ganzen Tag nur noch mit fressen und kotzen von den Gedanken und Taten her beschäftigt. Das war kein Leben mehr.
Aber ich hab' lange mit niemandem darüber gesprochen. Es war mir peinlich und außerdem dachte ich, irgendwann werde ich es in Griff bekommen.
Mit Diäten war ich eh schon seit meinem 15. Lebensjahr beschäftigt und hatte mir auch die Abführmittel von meiner Mutter aus ihrem Nachtschränkchen geklaut. Als ich mal mit ihr darüber sprach, hat sie es scharf abgelehnt, überhaupt jemals Abführmittel gehabt zu haben. Au backe - eine kranke Familie?
Auch in meinem Freundeskreis waren Diäten und Ab- bzw. Zunehmen ständige Themen. Es sollte doch noch mehr im Leben geben, als nur das Essen?

Schön, dass es Dich gibt und Du Dich hier geoutet hast. Ich bin auch ganz neu, weiß gar nicht so richtig, was mit "ES" gemeint ist. Eine Esstörung?

LG Meta
Zuletzt geändert von Meta am Mi Dez 29, 2010 21:36, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Welche ES habe ich eigentlich und ist das so wichtig?

#3
liebes hödchen,

man mir geht es momentan sehr ähnlich wie dir.
auch ich bin zuhause und dort habe ich mein essverhalten überhaupt nicht im griff. den ganzen tag nur am essen oder halt den ganzen tag hungern und dann abends die große heißhungerattacke. es ist zum verrückt werden. es ist jedesmal das gleiche und eigentlich ist das einzige, was hilft, wieder in meine studiumsstadt zurück zu fahren...
was mir manchmal etwas hilft- zumindest die ersten tage-
mir einen plan zu machen was ich wann machen und damit den tag einfach ein bißchen zu strukturieren, sport darf da nicht fehlen. das beruhigt mich wenn ich mal wieder zu viel gegessen habe.
vielleicht hiflt dir das auch ein bißchen...

ich bin momentan echt wieder am verzweifeln, bei mir steht zur wahl entweder weiterhin zuhause und weiter fressen und kotzen und dabei zunehmen, oder zurück in meine wg, wo ich aber momentan ganz alleine wäre.
und das wird sicher auch nur wieder in fressen und kotzen enden und einfach nur im bett liegen und traurig sein.
ach man- verdammter mist!!

lg
keinohrhase

Re: Welche ES habe ich eigentlich und ist das so wichtig?

#4
du koenntest dich an eine beratungsstelle wenden, an aerzte die sich in dem bereich auskennen o.a. wenn du sicher sein willst, ob du wirklich eine es hast. ich hab sehr gute erfahrungen mit dem sowhat-institut (sowhat.at) gemacht, man kann sie auch per mail und telefon erreichen, wenn du in wien nicht persoenlich hingehn kannst.

auch ich bin mir (noch) im unklaren, ob ich wirklich eine es habe und wenn ja, welche .. im zuge meiner verzweiflung schrieb mir ein mitglied dieses forums mal folgendes, was mir sehr gut getan hat:

"Weißt du, ich glaube sobald es dich selbst belastet, ist es schlimm. Wenn du selbst erkennst, dass dir etwas nicht gut tut, du es in Wahrheit nichtmehr möchtest, aber einfach nicht aufhören kannst, es wieder und wieder zu tun - dann ist das mehr als belastend."
"Behandlung hat ihre Legitimation schon beim ersten Anzeiche einer Krankheit (kein Arzt wir einem Krebspatienten sagen: "Sie haben nur ein bisschen Krebs, kommen Sie doch wieder, wenn er schlimmer ist.")! Und das gilt auch für Erkrankungen im psychisch/psychosomatischen Bereich! Je länger du mit dieser Krankheit lebst, desto mehr Toleranz ihrgegenüber entwickelst du, dadurch kann sie schlimmer werden und umso schwieriger ist es diese Verhaltensmuster später wieder zu durchbrechen. Bitte vergiss nicht, dass jede Krankheit chronisch werden kann. Es ist glaube ich egal, wie genau eine Essstörung ausgeprägt ist, entscheidend ist, wie sehr sie dich kontrolliert und dein Leben beeinflusst. Und Hilfe ist eines der wenigen Dinge im Leben, das man sich nicht verdienen muss. Ich glube, Hilfe kann man sich nicht verdienen - Hilfe ist man wert. Und jeder Mensch ist es wert, dass man ihm hilft."



der satz in deiner signatur uebrigens koennte 100pro auch von mir stammen ..
Zuletzt geändert von equilibre am Mo Jan 03, 2011 21:22, insgesamt 1-mal geändert.
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