rauf und runter seit 18 jahren

#1
hallo an alle!
ich schleiche auch schon seit geraumer zeit um dieses forum wie eine katze um den heißen brei..
jetzt endlich bin ich soweit und habe mich gerade selbst erschrocken über diese lange zeit. ich bin so mitten in der pubertät aus diätgründen - der klassiker, die wahren gründe waren das verhältnis zur adipösen mutter und mobbing in der schule - mit der b* angefangen und habe vor 8 jahren eine thera gemacht - stationär und ambulant, da kam aber noch ne angststörung mit dazu, die therapiert werden musste... ambulant noch bis vor ca. 4 jahren, dann hat die krankenkasse nicht mehr verlängert. ich war auch ca. 2 jahre "clean" währenddessen, dann habe ich mich aber zwischenzeitlich ent- und neu verliebt, hatte viel stress und dann kam der rückfall...
mittlerweile habe ich die b*mehr schlecht als recht in meinen alltag eingebaut, kleckere damit so vor mich hin und denke immer nur: das geht gar nicht, was machst du da? ich komm aber nicht davon los, zumal ich berufsbedingt mit dem sport aufgehört bin vor 3 jahren (nach dem studium - die ersten berufsjahre, da nimmt man sich für den sport keine zeit mehr, leider wars zumindest bei mir so) und viel, viel zugenommen habe - so viel, dass ich schon gesundheitliche probleme hatte und zum arzt musste. aus lauter verzweiflung "greife" ich immer wieder zur b*, um vermeintlich mein gewicht zu kontrollieren. das ergebnis: völlig chaotisches essverhalten, absolut chaotisch...
tja, soweit zur mir - ich freue mich auf gute und konstruktive gespräche hier!

Re: rauf und runter seit 18 jahren

#2
Hey weiße Feder,

schön daß Du Dich hier outen willst.

Also, wenn ich Deinen Text so lese, denke ich, na eigentlich weiß Sie ja alles.
dieweißefeder hat geschrieben:da kam aber noch ne angststörung mit dazu, die therapiert werden musste...
Hast Du die auch noch? Machst Du noch etwas deswegen?
dieweißefeder hat geschrieben:. ich war auch ca. 2 jahre "clean" währenddessen, dann habe ich mich aber zwischenzeitlich ent- und neu verliebt, hatte viel stress und dann kam der rückfall...
Wurde was daraus oder gab es eine Trennung, letztendlich? Tragische Beziehungserfahren führen sehr, sehr häufig zu Rückfällen, das höre/lese ich immer wieder. Und ich bin selbst das beste Beispiel dafür, bei mir fing die B* deswegen an.
dieweißefeder hat geschrieben:mittlerweile habe ich die b*mehr schlecht als recht in meinen alltag eingebaut, kleckere damit so vor mich hin und denke immer nur: das geht gar nicht, was machst du da? ich komm aber nicht davon los,
Da könnte aber ruhig mal etwas "unter der Situation leiden", also Leidensdruck, aufkommen. Oder hast Du keinen? Ich meine, wenn die Situation für Dich kein Leiden mit sich bringt, dann gibt es natürlich keine wirkliche Motivation, damit aufzuhören.

Immerhin erkennst Du, daß Du süchtig bist. Das ist schon mal ein ganz entscheidender Schritt, finde ich.
dieweißefeder hat geschrieben:zumal ich berufsbedingt mit dem sport aufgehört bin vor 3 jahren (nach dem studium - die ersten berufsjahre, da nimmt man sich für den sport keine zeit mehr, leider wars zumindest bei mir so) und viel, viel zugenommen habe - so viel, dass ich schon gesundheitliche probleme hatte und zum arzt musste.
Irgendwo mußt Du ja doch Deinen Ballast abladen, Sport ist immer noch besser als FA/K*. Und letztere benötigen auch viel Zeit. Und kosten viel Geld. Schließlich ruinieren sie Deinen Körper
dieweißefeder hat geschrieben:aus lauter verzweiflung "greife" ich immer wieder zur b*, um vermeintlich mein gewicht zu kontrollieren. das ergebnis: völlig chaotisches essverhalten, absolut chaotisch...
Das läßt sich ändern. Das wäre gut, wenn sich da was ändern würde.

Ich habe 26 Jahre B* durch, davon lebe ich aber seit elf Jahren abstinent von B*und ES. Mithilfe eines Eß-bzw. Ernährungsplans. Das geht sehr gut. Und ist sehr gesund. Ich habe immer sehr gute Blutwerte und Untersuchungsergebnisse.

Außerdem gehe ich zu OA:

http://www.overeatersanonymous.de/shop/ ... hop_param=

Denn, allein schaffe ich es nicht, von meinen schädlichen Verhaltensstrukturen abzulassen. Das mußte ich oft genug erkennen.

Nochmal weiter Therapie zu machen, wäre sicher auch eine gute Idee für Dich, gerade jetzt. Ich habe auch ewig welche gemacht, und bin derzeit sogar noch mal in Vorgesprächen, weil ich für Suchtverlagerung Unterstützung brauche. Es gibt immer was zu tun..... .

Außerdem brauche ich regelmäßig Sport, sonst fühle ich mich schlaff und vergiftet.

So, Du bist klug, Du weißt wo es lang geht. Also tu etwas, was Deine Lage verbessert. Und wenn Du nicht weißt was, tu irgendwas, Hauptsache es hilft Dir ab vom Suchtkarussel.

Ich finde, das hast Du verdient. Und daß es machbar ist, weißt Du ja aus Deiner eigenen Erfahrung.

Ich wünsche Dir viel Erfolg. Ich glaube, Du bist besser als Du denkst.

Liebe Grüße

Mary Mary
Zuletzt geändert von mary mary am Mi Jun 09, 2010 13:35, insgesamt 2-mal geändert.
Aus Begierde bist Du an die Welt gefesselt,
mittels derselben Begierde wirst Du von ihr befreit.

(Aus dem Hevajra-Tantra)

Re: rauf und runter seit 18 jahren

#3
Woow! Danke für die tollen Antworten, ich bin sehr glücklich darüber.
OA hab ich auch schon angedacht, das wäre sicher gut und die gibts auch hier in der nähe. ich werd mich da mal melden..
Nach 2 Jahren Therapause übernimmt wohl die Krankenkasse wieder die Kosten.
ich würde gern wieder einsteigen, aber momentan stecke ich grad in einem verfahren auf verbeamtung und lächerlicherweise muss ich da vorsichtig sein - das ist echt krass, was da abgeht in unseren ämtern - aber wenn das durch ist, freu ich mich ehrlich gesagt schon drauf, weil das wirklich eine bereicherung fürs leben ist, wie ich finde.
Also, wenn ich Deinen Text so lese, denke ich, na eigentlich weiß Sie ja alles.
das ist gleichzeitig segen und fluch, denke ich, denn dass ich soviel weiß, führt eben dazu, dass ich auch nicht so einen großen leidensdruck habe und denke "och ja, eigentlich hab ich ja alles im griff" - nichts habe ich im griff, im gegenteil.

Was die trennung betrifft, sie war tragisch, für mich, ich habe mich entliebt, nach einer 8jährigen beziehung und mich dann getrennt von ihm und gelitten wie ein hund (- sagt man das so? ich glaube... :roll: ) da ich mich neu verliebt hatte, waren meine äußerlichkeiten plötzlich wieder ganz wichtig und schwupps - drin war ich wieder, oder drüber, über der kloschüssel.

die angststörung habe ich glücklicherweise nciht mehr, oder nur noch latent, nehme allerdings auch ein leichtes antidepressivum seit 8 jahren, zur prävention, aber irgendwann möchte ich das natürlich auch mal absetzen...

mary mary, das mit dem ballast abladen finde ich super, da hab ich so noch nie drüber nachgedacht. dass man mit sport ballast abläd, wie du schreibst. aber das stimmt, dann muss ich nichts mehr reinfressen... ich bin leider nur immer sooo kaputt, wenn ich von der arbeit nach hause komme, dann fernsehen und faulenzen, und EEESSSSEEENNN, grrr, da ham wirs wieder. abreagieren ist eh ein großes thema bei mir, ist das bei euch auch so?

tja, mary mary, da wünsche ich dir viel erfolg und einen guten riecher bei den vorgesprächen zur suchtverlagerung - wie ist es denn dazu gekommen? kannste ja mal berichten bei gelegenheit, wenn du magst....

und an alle anderen: danke für lesen/antworten!

Re: rauf und runter seit 18 jahren

#4
Hi Feder (ich kürze das jetzt einfach mal ab, ja ;) ),

willkommen hier. 18 Jahre ist echt eine erschreckend lange Zeit. :shock: Obwohl es bestimmt hier Leute gibt, die da mithalten können. :( *zu den üblichen Verdächtigen schiele*
aber wenn das durch ist, freu ich mich ehrlich gesagt schon drauf, weil das wirklich eine bereicherung fürs leben ist, wie ich finde.
Meine Therapeutin hat mir letztens erzählt, Therapie ist ja kein lebensbegleitender Zustand. Ich dachte mir nur so: Öhhhmm :oops: :oops: :oops: :oops: Das war, weil ich wieder anfangen "wollte", obwohl zwei Jahre noch nicht rum sind seit der letzten ... :roll: :roll:
dieweißefeder hat geschrieben: da ich mich neu verliebt hatte, waren meine äußerlichkeiten plötzlich wieder ganz wichtig und schwupps - drin war ich wieder, oder drüber, über der kloschüssel.
Ich hätte jetzt gedacht, der Satz geht nach dem Komma weiter mit "waren meine Äußerlichkeiten plötzlich sowas von egal, weil ich das Gefühl hatte, ich werde so genommen und geliebt wie ich bin."

lg

aire

Re: rauf und runter seit 18 jahren

#5
Hey weiße Feder,

erst mal vielen Dank für die Rückmeldung!
dieweißefeder hat geschrieben:ich würde gern wieder einsteigen, aber momentan stecke ich grad in einem verfahren auf verbeamtung und lächerlicherweise muss ich da vorsichtig sein
Nun, das ist schon verständlich. Aber mit der Aussicht, daß da noch mal was kommt, kann man ja auch ganz gut leben.

dieweißefeder hat geschrieben:nichts habe ich im griff, im gegenteil.
Ja, die Wahrheit kennen nur wir selbst, und ich glaube, die bringt uns auch irgendwann zur Vernunft. Da sollte man immer drauf hinstreben. Unsere eigene Weisheit kann uns tatsächlich noch retten.
dieweißefeder hat geschrieben:nehme allerdings auch ein leichtes antidepressivum seit 8 jahren, zur prävention, aber irgendwann möchte ich das natürlich auch mal absetzen...
Ich nehme auch eins, auch seit 8 Jahren, ich möchte es aber gar nicht absetzen, ehrlich gesagt. Ich denke für jemanden wie mich, ist es wirklich besser, das einzunehmen.
dieweißefeder hat geschrieben:da ich mich neu verliebt hatte, waren meine äußerlichkeiten plötzlich wieder ganz wichtig und schwupps - drin war ich wieder
Das ist mir auch schon desöfteren so ergangen. Eigentlich müßte ich es besser wissen. Es ist ein Mangel an Selbstbewußtsein, habe ich festgestellt.

Meine Suchtverlagerung, Du fragtest danach, bezieht sich auf Kaufsucht. Das Thema kennen wir gewiß alle hier in unserer westlichen Konsumwelthölle. Aber ich fand, das es bei mir in den letzten beiden Jahren doch überhand genommen hat.

Und warum? Mangel an Selbstbewußtsein, Eifersucht, Verlustängste usw. . Mein Freund ist irgendwie ein "Frauenschwarm". Wieso weiß ich auch nicht so genau, er ist eigentlich sehr zurückhaltend und eher schüchtern.

Aber die meisten Frauen fahren auf ihn ab, vielleicht weil er ein sehr liebevoller Mensch ist, und das spürt man, und sieht es ihm auch an. Tja, und da habe ich mich doch ziemlich ins Zeug gelegt, Klamotten, Kosmetik, Parfüm, Modeschmuck, Fitnesstraining, und alles wovon ich dachte, das findet er gut.

Fand er auch, aber ich hab dann irgendwann doch übertrieben. Und dann ist mir klar geworden, daß ich aus Panik, er könnte eine "andere" attraktiver finden, in die Konsumsucht geraten bin, in die Kaufsucht. Es ist jetzt kein Riesenproblem daraus entstanden, weil ich keine super teuren Sachen gekauft habe.

Es ist dennoch übertrieben gewesen. Ich habe da noch ein Loch in meiner emotionalen Lebensgeschichte bemerkt, denn es hat historische Beweggründe, daß ich so denke/fühle. Und das möchte ich jetzt auch noch mal mit Kurzzeittherapie klären. So kann's gehen.
dieweißefeder hat geschrieben:ich bin leider nur immer sooo kaputt, wenn ich von der arbeit nach hause komme,
Ich habe inzwischen einen ganzen Fitnessgerätepark bei mir zu Hause, da kann ich trainieren, während ich etwas anschaue oder anhöre. Das ist praktisch. Und hinterher ist auch mein Eßverhalten besser, weil ich wieder mehr Körperwahrnehmung habe.

Ich glaube, als Menschen haben wir die Kapazitäten uns unendlich weiter zu entwickeln. Also, warum mit einer Situation hadern, irgendwas liegt immer an.

Ich wünsche Dir und uns allen auch eine gute Weiterentwicklung, ohne Widerstand und mit solidem Fortschritt.

Liebe Grüße

Mary Mary
Zuletzt geändert von mary mary am Sa Jun 12, 2010 12:22, insgesamt 1-mal geändert.
Aus Begierde bist Du an die Welt gefesselt,
mittels derselben Begierde wirst Du von ihr befreit.

(Aus dem Hevajra-Tantra)

Re: rauf und runter seit 18 jahren

#6
mary mary, du bist großartig! :o sorry, das musste mal raus, ich finde das sehr klug und umsichtig, was du schreibst und es passt so gut, jedenfalls trifft es bei mir mitten ins schwarze :D
mein freund sagt immer "ach, lass doch diesen schnickschnack weg, du bist auch so wunderschön für mich, ich mach mir nichts aus diesen tussies, natürlichkeit und ein strahlender charakter ist mir wichtiger" - ich weiß, es ist schwer, dies anzunehmen, vor allem, wenn man probleme mit dem selbstbewusstsein hat, wie es ja wohl bei uns beiden der fall ist, aber vielleicht schreibst du es dir doch mal groß auf eine karte und hängst ihn dir an den spiegel - gerne auch mit lippenstift auf den spiegel, wenn die "innere tussie" drauf besteht ;-)

Re: rauf und runter seit 18 jahren

#7
Hey weiße Feder,

danke Dir! Das ist sehr gut, ich werde mir die "innere Tussi" auf den Spiegel schreiben!

Und heute abend werde ich meinen Freund mal fragen, was er eigentlich hält von dem ganzen "Theater". Das ist bestimmt sehr interessant, da mal offen drüber zu reden. Das hätte ich schon längst tun sollen.

Es berührt bei mir einfach so ein Thema, das auf meine Lebensgeschichte zurück geht. Das ist wie ein "blinder Fleck" im Spiegel, ich habe da keine klare Wahrnehmung, eigentlich nur Angst.

Deswegen möchte ich dafür auch noch mal Kurzzeit-Therapie machen. Da ist noch ein Stück Leid in mir zu befreien, diese bekannte Angst "ich bin nicht gut genug, jemand anders ist besser als ich, und ich bleibe allein zurück.". Ich muß das noch mal ganz "erfühlen", was ich da versteckt halte. Es ist da irgendwo noch ein tiefgreifender, unerlöster Schmerz.

weiße Feder, ich danke Dir,
wünsche Dir und Deinem Freund glückliche Zeiten und viel Liebe!

Liebe Grüße

Mary Mary
Zuletzt geändert von mary mary am So Jun 13, 2010 13:31, insgesamt 1-mal geändert.
Aus Begierde bist Du an die Welt gefesselt,
mittels derselben Begierde wirst Du von ihr befreit.

(Aus dem Hevajra-Tantra)
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