Ich hab wohl echt ein Problem...

#1
Hallo alle miteinander,
schön, dass ich hier gelandet bin, kurz mein "Problem", das ich schnellstens wieder in Griff bekommen will.

Eigentlich hatte ich nie Figurprobleme, lag immer im Normalbereich, eigentlich war ich immer stolz auf meine weibliche Figur. Ja, ja, "eigentlich", in Wahrheit habe ich mich immer ein bisschen zu dick gefühlt. Ich hatte aber nie eine Diät gemacht, mich aber immer für Ernährung interessiert. Andererseits habe ich große Freude am Kochen und Backen und - logisch - auch am Essen. Seit zwei, drei Jahren habe ich aber doch bemerkt, dass ich nicht mehr essen kann, was ich will und hatte den Wunsch etwas abzunehmen. Im Frühjahr habe ich mit großem Elan begonnen, regelmäßig zu laufen und mich ganz bewusst zu ernähren (samt Ernährungsprotokoll), hab mein Leben total umgestellt, auf Alkohol verzichtet, und die Kilos sind geflutscht, bis mein gesamtes Umfeld mir angeraten hat, wieder zuzulegen, "weil's jetzt reicht und es ist ja nichts mehr an dir dran". Ich allerdings hatte das Gefühl mit dem damaligen Gewicht genau richtig zu liegen, war auch topfit und vital. Das war im Mai/Juni 2009. Dann ging bei mir unglaublicher Beziehungsstress los, letztlich habe ich nach sieben Jahren Beziehung eben diese im September 09 beendet, bin ausgezogen und wohne jetzt alleine. Erstmals habe ich glaube ich vor einem halben Jahr begonnen, mich zu übergeben, wenn ich das Gefühl hatte, zuviel gegessen zu haben, wollte ja nicht meinen ganzen "Abnehmerfolg" gefährden. Das war anfangs ganz selten der Fall. Ich habe dann doch wieder zugenommen, Trennung ohne Schokolade und Kuchen und ein paar Gläser Rotwein ist halt doch schwierig. Seit ich alleine wohne, habe ich aber öfters richtige Fressanfälle. Das Problem dabei ist, dass ich früher halt zwei Stück Kuchen gegessen hätte und mir gedacht hätte, auch egal, dann gibts morgen weniger. Jetzt esse ich den halben Kuchen, weil ich mir, schon wenn ich mir das zweite Stück nehme, denke, "ich geb's dann eh wieder her". Außerdem schaut mir ja dabei keiner zu, wie ich total enthemmt "fresse". Teilweise kaufe ich mir Kuchen schon mit dem festen Vorsatz, diesen schnell zu essen und ab damit in die Kanalisation. Es ist aber nicht immer gleich. Wenn's mir gut geht, können Tage vergehen, in denen ich es im Griff habe, normal und ausgewogen esse und genieße. Dann kommen Tage, so wie die letzten zwei, in denen alles aus dem Ruder läuft und ich doch wieder die Kontrolle verliere und die Sache über der Kloschüssel endet.
Ich bin jetzt an einem Punkt, an dem ich glaube, noch gut die Notbremse ziehen zu können; ich bin bereits in Psychotherapie, weiß aber nicht wirklich, ob ich mit meiner Therapeutin über dieses Thema sprechen will. Ansonsten habe ich mich bereits Freunden anvertraut (einer davon hat mir vor kurzem die Hälfte einer von mir mitgebrachten Panettone eingepackt mit der Bemerkung: "Aber nicht wieder alles gleich kotzen" :evil: ) und versuche mir einzugestehen: Ich habe eine Essstörung. Ich bemerke auch, dass ich mich dauernd mit anderen Frauen vergleiche, dass ich besonders dünne Frauen bewundere und total fixiert auf Körpergewicht bin. Ich weiß nicht wirklich, woher diese Unsicherheit in mir rührt, zumal ich für meine Figur oft Komplimente bekomme und ich meinen Körper ja auch mag (wenn die paar cm weniger Oberschenkelumfang halt gingen, und der Po ein bisschen dünner wär ... bescheuert halt :D ) Jedenfalls will ich nicht etwas essen, von dem ich schon von vorneherein weiß, dass ich es nicht bei mir behalten werde.
Tja. Über Tipps würde ich mich freuen.

Re: Ich hab wohl echt ein Problem...

#2
hi, einheideblümchen!
willkommen hier, dein beitrag is bei allem ernst der lage doch ... "sprühend". du wirkst duch diese zeilen lebendig und entschlossen, positiv :)
die lösung deines problems liegt vllt nur eine haaresbreite entfernt: sprich das thema ES in deiner therapie an. dann kriegst du möglicherweise vielleicht noch die kurve und blickst irgendwann auf eine kurze phase denes lebens zurück, in der du diese (zugegebenermaßen höchst entbehrliche) erfahrung gemacht hast.

lass die dein strahlen nicht rauben von dieser verfluchten krankheit. wenn du nicht jetzt die notbremse ziehst, dann wird es leider so kommen, soviel steht fest.

viel kraft dabei!
m
Zuletzt geändert von maruja am Sa Jan 16, 2010 0:24, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Ich hab wohl echt ein Problem...

#3
Hallo Einheideblümchen,

deine Geschichte erinnert mich sehr stark an meinen Anfang meiner ES. Es gibt viele Parallelen, z. B. habe ich anfangs auch auf normalem Wege abgenommen (war vorher auch ÜG)...irgendwann hat mein Umfeld und meine Familie auch gesagt es reicht, ess mal wieder was/mehr...ich wurde beobachtet und gedrängt....habe mehr gegessen um den anderen zu beweisen, dass ich kein Problem habe. Ja und dann kam das schlechte Gewissen, dass Gefühl "voll" zu sein, die Kontrolle verloren zu haben und dieses Gefühl wollte ich unbedingt loswerden. Die Keramikschüssel im Bad war für mich anfangs die Erlösung. Anfangs hatte ich auch noch das Gefühl es im Griff zu haben...das habe ich heute längst nicht mehr.

Auch ich habe 2008 eine Psychotherapie wegen anderer Probleme begonnen und habe meine ES anfangs nicht erwähnt, gehörte ja irgendwie zu mir und hatte ich längst in meine Lebens-/Alltagsplanung integriert. Ich habe dann nach ca. 10 Therapiesitzungen endlich dieses Problem in der Therapie angesprochen. Parallel dazu habe ich auch Kontakt zu einer Beratungsstelle aufgenommen, wo ich mich zum ersten Mal wirklich verstanden gefühlt habe. Von meinem Therapeuten hatte ich dieses Gefühl nicht...

Ich kann Dir auch nur raten deine ES in der Therapie anzusprechen, es tut gut es mal ausgesprochen zu haben!

Wünsch Dir viel MUT
GLG Lisa