Bin neu hier und möcht mich kurz vorstellen .... Bin vierundzwanzig Jahre und bin jetzt seit ca 1 1/2 bis 2 Jahren von Bulimie betroffen.
Muss gestehen dass ich euer Forum hier schon des längeren beobachte mich aber erst jetzt dazu entschlossen habe, mich anzumelden und mal den ersten Schritt zu meinem weggeworfenen Leben zurück zu machen. Irgendwie war mir nie bewusst wie sehr die B... bereits in mein Leben eingegriffen hat, was mir inzwischen aber von Tag zu Tag klarer wird, dachte immer: Okay, ich erbrich manchmal mein essen absichtlich, aber was solls, ich bin normalgewichtig (obwohl ich immer weniger haben wollte), und kann damit aufhören wann immer ich will und das ist noch lange keine "echte" Bulimie und und und ...
Die Tatsache ist aber dass ich seit eineinhalb Jahren an B... leide, die, wenn ich mich richtig erinnere, mit einer kurzen Phase ihren Anfang nahm, in der ich ziemlich radikal **kg abnehmen wollte, * sinds dann geworden, weil ich das Gefühl dass ich immer weiter abnehmen kann immer schöner fand. Habs dann übertrieben da ich komplett auf Fett verzichtet hab, also nur Salat ohne Öl, Brot ohne Butter und bla bla bla ... Ich kann mich auch noch erinnern, dass ich mal zu einer Freundin sagte ich würde gerne k* können, dann wäre die ganze Abnehmerei vieeel leichter, damals hatte ich nämlich mal versucht zu erbrechen was aber am Anfang nicht geklappt hatte - das blöde daran war dann, dass ich es versucht hab bis ich´s geschafft hab -> toll gemacht!
Ich muss sagen dass ich eigentlich immer sehr zufrieden war mit mir und meinem Körper und würde mich eigentlich auch jetzt nicht als hässliches Entlein beschreiben, ich WEISS dass ich nicht zugenommen hab, das sagt mir die Waage und die Tatsache dass mir immer noch die Kleidung passt die ich mit 15 getragen hab, aber ich fühl mich nicht mehr so wohl in meinem Körper wie ich es damals getan hab, ich WEISS dass mein Gewicht okay ist und fühle mich trotzdem dick, aufgedunsen, schwabbelig.
Doch das ist an und für sich gar nicht so mein Problem, sondern die Tatsache dass sich mein ganzes Leben nur noch ums Essen und K* dreht. 24 h am Tag bestimmt die B... in meinem Kopf meinen ganzen Tagesablauf, es zerstört mich innerlich, es laugt mich aus, nimmt mir jegliche Lebenskraft und -willen, es raubt mir die Fähigkeit fröhlich und unbeschwert zu sein, es nimmt mir das Interesse an allem was mir wichtig war. Freunde, Sport, meinen Hund und mein Pferd, wandern, klettern, usw., die Liste meiner Aktivitäten war endlos lang, ich war für jeden Spaß zu haben, konnte morgens aufstehen und die Sonne genießen, mich auf den Tag freuen und abends mit einem guten Gefühl in mein Bett legen.
Ich war einfach "AUSGEGLICHEN" und im Reinen mit mir. Heute muss ich mich betrinken um mich mal richtigen gehen lassen und mit Freunden einen netten Abend verbringen zu können.
Heute sieht es so aus dass ich mich tagtäglich darüber wundere, wie ich früher so viele Dinge habe erledigen oder soviele Hobbys habe ausüben können und ich habe gemerkt dass einzig und allein die Bulimie schuld daran ist, dass ich mein Leben nicht mehr im Griff hab. Ich habe vor lauter essen und kotzen einfach oft keine Zeit mehr um irgendwelchen Aktivitäten nachzugehen, es gibt Tage die verbringe ich nur mit Essen und kotzen und essen und kotzen. Meist beginnt mein Tag so, dass ich aufwache und mir denke: Wow... ich hab schon 8 Std nichts mehr gegessen, fühle mich okay und heut wird ein "normaler" Tag ... aber es dauert dann keine halbe Std. bis ich mir denke: ach ein kleines Frühstück geht ja. Ich such mir dann Ausreden für mich selbst um essen zu "dürfen" wie: frühstücken ist gesund ... vom Nichts-Essen bekommt man erst recht FA´s oder: dann ess ich eben am abend weniger ... Klappen tut´s nie wenn ich ehrlich bin, es endet so gut wie jeden Tag hängend am Klo... Und wenn ich es dann doch mal schaffe mich zu beherrschen, liegts meist nur daran, dass ich keine Zeit mehr zum Erbrechen hab weil ich in die Arbeit oder sonst wo hin muss. Ich wage es nicht mehr irgendwas "festes" zu essen, da ich nicht weiß ob ichs auch wieder hoch bekomme, also ist mein Hauptnahrungsmittel Joghurt, Gemüse, pürriertes Obst, eben alles was sich schön wieder nach oben katapultieren lässt, falls ich die Grenze überschreite. Das ganze geht soweit dass ich Termine verschiebe, Freunden absage und so weiter, nur weil ich mitten in einem FA bin oder mich so schlecht und mies fühl dass ich einfach wieder mal keinen Bock hab. Aber ich will das alles nicht mehr, es zerstört mein Leben, es hat meine Beziehung zerstört zu DEM Mann, der genauso "durchgeknallt" ist wie ich, der es endlich hätte sein können, nachdem ich schon gar nicht mehr daran geglaubt hab dass es möglich wäre, dass ich mich verliebe weils einfach nie gepasst hat und ich eigentlich nie für jemanden mehr als lauwarme Gefühle hatte. Ich hab sie bis jetzt alle noch früher oder späer abserviert, weil sie mir einfach bald auf die Nerven gegangen sind. Bei ihm wars dann anders. Es hat einfach auf Anhieb gut gepasst, ich hatte zu dieser Zeit auch nicht mehr sooo stark das Verlangen auf einen FA, das begann dann erst wieder ca 4-5 Monate später. Zu dieser Zeit bin ich gerade in seine Nähe gezogen (wir wohnen eigentlich 250 km voneinander entfernt und da ich mich eigentlich nie sehr heimatverbunden gefühlt hab, hab ich damals beschlossen, mir in seiner Nähe eine Wohnung zu suchen und einen Neuanfang zu wagen, der dann ziemlich in die Hose ging) Er hat mich so kennengelernt wie ich eigentlich "vorher" war, lebensfroh, lustig, selbstbewusst, charakterstark, also alles das was ich jetzt nicht mehr bin. Mein Selbstwertgefühl ist auf die Größe einer Erbse geschrumpft, nicht nach außen hin aber nach innen. Nach außen hin sieht jeder natürlich nur die heile Welt von mir, eben eine lebensfrohe, lustige, selbstbewusste, starke Frau, die immer lächelt und immer witzig drauf ist. Dieses Schauspiel beherrsche ich mindestens genauso gut wie das Verstecken dieser Krankheit. Die verdammte Bulimie raubt mir einfach alles und es kommt mir so vor als würde ich gefesselt daneben stehen und müsste mitansehen, wie sie mich und mein Leben zerstört. Es ist als hätte sie sich in meinen Körper geschlichen, neben meine Seele gesetzt und gesagt: so, jetzt übernehme ICH, du kannst aufhören! Und da das ganze ja ein so schöner Teufelskreis ist, habe ich momentan gar nicht die Kraft dagegen anzukämpfen ... es ist mir irgendwie alles egal, Tage, Wochen, Monate ziehen irgendwie vorbei ... ohne Freude oder Leid, ohne Sonnenschein, ohne Liebe ... es bedeutet mir einfach nichts mehr etwas. Nichts von all den schönen Sachen dringt bis zu meiner Seele durch, es wird irgendwie alles vorher von meinem neuen "Captain" in meinem Körper abgefangen, als würde er alles was an Emotionen auf mich prallt aussaugen und nur einen kleinen Rest an mich weitergeben. Und die Tatsache dass ich mich momentan mit Dingen beschäftige die mir eigentlich absolut nichts geben und keine Freude bereiten (faul vorm Computer sitzen, arbeiten und wieder faul vorm Computer sitzen) deprimiert mich noch mehr, es macht mich fertig dass ich nicht die Kraft aufbringe, mir mal selbst in den Arsch zu treten und wieder was zu unternehmen was mir Spaß macht, vor allem weil ich weiß dass es mir wirklich viel geben würde wenn ich mich mal durchringen könnte. Der einzige Weg mich zu "spüren", ob gut oder schlecht, ist wenn ich Alkohol trinke und da ich das in letzter Zeit immer öfter gemacht hab hab ich inzwischen schon angst alkoholikergefährdet zu sein.
Alles in allem möchte ich endlich irgendetwas dagegen tun, der erste und verdammt schwierige Schritt für mich war der, meinem Freund davon zu erzählen, er steht zu mir und würde mir auch helfen wenn ich mir helfen lassen wollen würde. Es gibt ja auch Tage da seh ich absolut ein dass ich es ohne Hilfe nicht mehr schaffe aber ich bin irgendwie zu feig oder wieder mal zu faul um meinem Arsch hoch zu bekommen. Da ich das ganze aber nicht nur noch einfach so weiter laufen lassen möchte, hoffe ich hier irgendwie ein paar Tipps, Erfahrungen oder sonstiges mitzubekommen auch wenn´s letztendlich doch auf eine Therapie hinausläuft, mal sehn was sich in Zukunft ergibt ...
Ich freu mich jedenfalls auf nette und interessante Themen und Diskussionen im Forum, bis bald und liebe Grüße an alle ...
PS: Danke fürs "Zuhören"
