Erster Schritt

#1
Hallo, ich bin Neu hier und ziemlich erleichtert.Ich hab bevor ich mich angemeldet hab etliche Beiträge von euch gelesen und finde es toll endlich die Möglichkeit zu haben offen über meine Krankheit zu sprechen. Bin 35 jahre und bin seit 20 jahren betroffen. Doch es ist noch nicht so lange her das ich meine Eßstörung auch als Sucht oder Krankheit empfunden habe. Eher als eine Art Schwäche.Natürlich habe ich oft versucht aufzuhören aber unkonsequent wie ich in vielen Dingen bin scheiterte ich.Doch inzwischen ist mir klar das all meine unabgeschlossenen Ziele sehr viel mit meiner Krankheit zu tun haben. Bin schon x mal umgezogen hab schon x mal Job gewechselt Beziehungen haben auch nie wirklich gehalten.Wäre jetzt einfach zu sagen na ja ich bin krank liegt wohl daran das ich so unkonsequent bin aber für mich stellt sich viel mehr die Frage warum bin ich krank????Wie soll ich meine Eßstörung bekämpfen wenn ich die Ursache nicht kenne. Würde gerne einen 2 Schritt machen und mich mit einer Therapie auseinandersetzen.Bin jedoch alleinerziehende Mutter und ist das überhaupt vereinbar? Bin in Graz Umgebung zu Hause vielleicht kann mir jemand Tipps oder Erfahrungen diesbezüglich weitergeben.Vielen Dank lg Karolina

Re: Erster Schritt

#2
Hallo Karolina,

ich bin auch neu in diesem Forum und wollte dich einfach mal begrüßen. Ich bin in deinem Alter (34 Jahre) und seit ca. 14 Jahren bulimisch. Probiert aufzuhören habe ich auch schon oft, allerdings leider nie mit bleibendem Erfolg. In Therapie habe ich mich vor ca. einem halben Jahr begeben als ich wirklich ganz unten war. Die Therapie ist an sich schon ganz gut, denn nun gibt es endlich mal jemanden den man seine Probleme und Gedanken mitteilen kann, bei dem man aber keine Angst haben muss das er sich von einem abwendet. Leider hat die Therapie bei mir hinsichtlich des Essverhaltens noch keinen Erfolg gebracht. Ich denke oft mir fehlt es an Selbstdisziplin oder an dem notwendigen Durchhaltevermögen festgefahrene Verhaltensmuster zu durchbrechen. Ich kann für mich auch (noch) kein Ziel finden, für das es sich "lohnt" mit aller Kraft und Energie diese Krankheit zu bewältigen.

Ich will dir ein bisschen Mut machen eine Therapie in Betracht zu ziehen. Was hast du zu verlieren? Ich kann mir vorstellen, das du als alleinerziehende Mutter wahrscheinlich keine Zeit und/oder Energie mehr hast, oder? Vielleicht lässt sich eine Therapie irgendwie doch in deinen stressigen Alltag integrieren.

Wie ist es denn bei dir mit Unterstützung von Freunden oder Familie? Hast du dich anderen anvertraut? (Wenn dir diese Fragen zu persönlich sein sollten, musst du selbstverständlich nicht darauf antworten :D ) Ich selbst habe es erst vor kurzem meinen Schwestern erzählt. Auf der einen Seite war es erleichternd, aber auf der anderen Seite auch etwas erniedrigend für mich diese schwache Seite von mir zu zeigen, da ich versuche immer nur die starke Person, die alles im Griff hat, zu zeigen.

Ich wünsche Dir alles Gute und würde mich freuen wieder von dir zu hören :D

LG
Lisa

Re: Erster Schritt

#3
Hallo Lisa!

Vielen Dank für deine Antwort hab mich sehr gefreut :D .

Meine erste ernsthafte Ausseinandersetzung mit meiner Eßstörung war letzte Weihnachten als ich durch Zufall auf ein Buch stieß."Raus Damit" oder so von Dolores Schmidinger.War ewig im Geschäft bis ich mich traute es zu kaufen.Na ja auf jeden Fall hat mich der Inhalt total schockiert.Zum erstenmal war mir richtig bewusst das mein Eßverhalten krankhaft ist und ich in einem Teufelskreis stecke den ich ohne Hilfe nicht verlassen kann. Ich denke du kannst verstehen das wenn man mehr als das halbe Leben dieses Ritual des Essens und Brechens vollzieht gehört es zum Leben und war für mich irgendwie Normalität.Habe aber trotzdem immer peinlichst darauf geachtet das niemand was mitkriegt. Ausser mein Sohn für den ist es leider normal das der Mama nach dem Essen schlecht ist :( .
Therapie dachte ich das gibt es so nur in Wien und nicht in meiner Umgebung und irgendwie hab ich das Thema einfach von mir gedrängt. Auf jeden Fall finde ich es total super das du schon einen Schritt weiter bist und gib bloß nicht auf.
Ich würde mich sehr freuen wieder von dir zu hören.
Der beste Weg wahre Freunde zu haben ist der sich selbst einer zu sein.
lg Karolina
lg Karolina

Re: Erster Schritt

#4
Hallo Karolina,

auch bei mir war es die überwiegende Zeit (Jahre) so, dass das Ess-Brechverhalten zur "Routine" gehörte. Als "normal" habe ich es schon lange nicht mehr gesehen, denn dazu habe ich viel zu viel unternommen alles zu verheimlichen. Ich hatte immer das Gefühl, das ich auffalle, z. B. beim Einkauf, denn die Mengen hätten für normalsterbliche Single für mind. 1 Woche gereicht. Also habe ich immer die Supermärkte gewechselt. Hatte dabei aber immer Angst, dass ich einem Bekannten über den Weg laufe den ich am Tag zuvor oder 2 Tage zuvor schon mal in einem Supermarkt begegnet sein könnte :oops: . Also war mir schon präsent, das ich nicht "normal" bin. Oder in Situationen wo ich mein krankes Verhalten nicht ausleben konnte (z. B. Urlaub mit der Familie oder geschäftliche Reisen). Da wurde ich total unausstehlich, ich war total schlecht gelaunt und wusste nicht was ich dagegen machen konnte, geschweige denn woher das kam.

Auch ich habe inzwischen mehrer Bücher/Selbsthilfe-Ratgeber gelesen. Manche sind gut, manche fand ich nicht so gut. Gut fand ich z. B. von Maja Langsdorff: "Die heimliche Sucht, unheimlich zu essen". Allein diese Bücher zu kaufen war schon voll die Überwindung für mich. Ich konnte der Kassiererin nicht in die Augen blicken und hatte voll die Panik, das ich in dem Buchladen jemanden über den Weg laufen könnte der mich kennt :oops:

Mein Threapeut ist der Ansicht, dass ich die Bulimie akzeptieren soll als etwas was zu mir gehört. Das kann ich aber ganz und gar nicht. Für mich klingt das so, als ob ich darauf stolz sein könnte und nicht als etwas was ich unbedingt bekämpfen muss, aber genau das ist es für mich: Der Feind in mir den ich gerne los werden möchte.

Ich hoffe ich habe dich jetzt nicht zugetextet, aber ich habe z. Zt. leider keinen mit dem ich über diese kleinen Peinlichkeiten reden kann. Meine Schwestern wissen zwar das ich eine Essstoerung habe, aber keine weiteren Details, und so soll es erst mal bleiben! Und bei meinem Therapeuten kann ich auch nicht sooo offen reden, weil mir das ganze total peinlich ist. Mit Gleichgesinnten fällt mir das hoffentlich leichter, denn ich habe mich dazu entschlossen eine Gruppentherapie zusätzlich zu machen. Ach übrigens: Warst du schon mal bei einer Beratungsstelle? Ich war bei einer und fand es total gut mal offen mit einer Person reden zu können, die tagtäglich mit so "gestörten" wie mir zu tun haben. Die vermitteln auch die Kontakte zu Gruppentherapien oder Selbsthilfegruppen. Vielleicht ist das was für dich?

Was für Motivationen/Ziele hast du eigentlich? Also mein Wunsch wäre es, dass die Gedanken über Essen/Einkauf/Kalorien/Figur/Gewicht und natürlich das Erbrechen nicht mehr meinen Alltag beherrschen. Dazu noch ein passables Körpergefühl und ich wäre schon zufrieden.

Bis Bald
LG Lisa

Re: Erster Schritt

#5
Hallo Lisa :D

Deine Erzählungen vom Einkaufen und der Gedanke man wird beobachtet was man einkauft und was sie wohl von mir denken kenne ich.Das ist bei mir allerdings nur noch an ganz schlimmen Tagen so.Es gab aber mal eine Zeit wo ich mich gar nicht mehr unter Menschen wohlgefühlt habe.hatte in jedem Geschäft Schweißausbrüche und wollte nur schnell heim um zu essen und dann natürlich ...Dann sind meine Eltern beide innerhalb eines halben Jahres verstorben :cry: und meine einzige langjährige Beziehung scheiterte.Ich verlor sehr viel Gewicht.Wechselte wieder Job Wohnung und Freund.Paar Monate später wieder daselbe noch mal.Das verlorene Gewicht war wie ein Neuanfang für mich aber um es zu halten mußte ich natürlich....Ich hab mich dann nach ca. den vierten Umzug verliebt und aufeinmal ohne es zu merken haben sich meine Freßanfälle eingestellt.Hab wieder ungezwungen in Gesellschaft gegessen und trotzdem verlor ich weiter Gewicht.Mein damals Angebeteter hat mich dann betrogen und schon fing alles wieder von vorne an.Hab inzwischen wieder viel zugenommen und ich merke wieviele alte Muster wieder da sind. Wenn ich frei habe so wie heut dreht sich in meinen Kopf alles ums Essen.Ich will nicht das es wieder so schlimm wird wie früher darum werde ich deinen Rat befolgen und eine Beratungsstelle aufsuchen.
Zu deiner Frage über meine Ziele
:arrow: Das Leben wieder unbeschwert genießen
:arrow: Raus aus dieser Sucht
:arrow: keine Lügen mehr
meine Motivation ist mein Sohn durch ihn bin ich gezwungen Soziale Kontakte zu pflegen und die Liebe die er mir schenkt ist bedingungslos und ohne Vorurteile.
Hast du Familie ? gehst du in deiner Freizeit raus? Triffst du dich mit Freunden?
Danke der Austausch bringt mich dazu mich mit Vergessenem auseinander zusetzen.
lg Karolina

Re: Erster Schritt

#6
Hallo Karolina,

ich habe leider keine eigene Familie, d. h. auch leider keine Kinder. Wobei ich mir Kinder auch gar nicht "zutrauen" würde, d. h. ich hätte Angst die Verantwortung für diese zu übernehmen. Oft habe ich das Gefühl mein eigenes Leben nicht auf die Reihe zu bekommen, wenn ich dann noch die Verantwortung für andere übernehmen müsste wäre ich mit Sicherheit zeitweise vollkommen überfordert. Auf der anderen Seite sind Kinder etwas wirklich tolles, sie zeigen einem die Welt oftmals aus einer anderen Perspektive. Außerdem bringen sie einem, wie du ja auch geschrieben hast, soziale Kontakte. An diesen mangelt es mir inzwischen doch ziemlich, ich habe nur noch wenige Freundinnen, die noch dazu leider weit entfernt wohnen.

Meine Freizeit verbringe ich am liebsten mit Tieren. Bis vor 1,5 Jahren hatte ich noch einen Hund mit dem ich meine ganze Freizeit verbracht habe. Durch die Trennung meiner Eltern habe ich diesen Hund leider "verloren", da ich Vollzeit berufstätig bin konnte ich ihn nicht halten. Ansonsten gehe ich gerne Reiten und lese sehr gerne Kriminalromane. Ich würde gerne viel mehr unternehmen, aber oft fehlt mir irgendwie die Energie dazu, weiß auch nicht..

Das die Bulimie sich "zurückzieht" wenn man in einer glücklichen Beziehung ist habe ich auch erlebt. Allerdings habe ich auch erlebt mit welcher Macht sie zurückkommt wenn diese Beziehung in die Brüche geht und man das Gefühl hat man verliert den Boden unter den Füßen. Ganz ähnlich ist es auch mit meinen Gewichtsschwankungen. Am Anfang, also vor der Essstörung, hatte ich ÜG. Ich hatte dann auf normalen Wege abgenommen, habe einfach weniger gegessen. So hatte ich dann NG erreicht. Da ich zu dieser Zeit allerdings noch zu Hause wohnte wurde ich von meiner Familie immer zum Essen gedrängt, ich konnte also nicht frei entscheiden wann und was ich essen möchte. Irgendwann habe ich diesem Drängen nachgegeben und bin dann in diesen blöden Teufelskreislauf geraten. Mein Gewicht hatte ich in den letzten Jahren immer im NG-Bereich halten können. Letztes Jahr allerdings bin ich durch psychischen Stress (Trennung meiner Eltern), Depressionen und Schlafstörungen ins UG gerutscht. Jetzt bin ich dabei das Gewicht wieder nach oben zu "korrigieren", denn ich werde auf der Arbeit und in meinem Wohnort regelrecht angestarrt. Ein paar blöde Kommentare gab es auch schon. Ich traue mich z.Zt. auch kaum raus auf die Strasse und hätte große Lust umzuziehen, aber ich weiß auch, dass ich dadurch nur versuchen würde vor meinen Problemen davonzulaufen.

Ich habe inzwischen gemerkt, das eine feste Tagesstruktur sich positiv auf mein Essverhalten auswirkt. Problematisch ist meist das Wochenende. Denn das müsste ich mir selbst strukturieren. Bin inzwischen dabei mir auch für das Wochenende eine feste Struktur aufzubauen. Desweiteren verbiete ich mir das Essen nicht mehr. Ich versuche im Rahmen meiner Möglichkeiten immer individuell zu erfühlen auf was ich Appetit habe und kaufe das dann ein. Ich kann das irgendwie nicht vorausplanen (z. B. 1 Tag im voraus), dann komme ich mir gleich wieder eingeengt vor. Auch große Vorräte zu Hause versuche ich nun zu vermeiden, ist einfach zu gefährlich. Allerdings, wenn meine Gefühle in "Aufruhr" sind nutzt das alles nichts, dann fahre ich los zum einkaufen....

Hast du schon mal versucht dein Essverhalten zu analysieren oder welche Gefühle du mit dem Essen kompensieren willst?

LG
Lisa

Re: Erster Schritt

#7
Hallo Lisa :D


Scheinst ja schon einiges an Zuversicht und Selbstwert eingebußt zu haben.Auf der anderen Seite denke ich es gehört sehr viel dazu ganztags zu arbeiten und sehr mutig finde ich das du zur Therapie gehst.
Ich habe nur wenn ich arbeite einen fixen Tagesablauf und darin fühl ich mich wesentlich sicherer und selbstbewusster als wenn ich viel Spielraum mit der Zeit habe.
Außerdem neige ich dazu alle wichtigen Dinge wie Amtswege, Arzttermine ...etc. immer zu verschieben oder sie gar nicht war zu nehmen.
Beim Arbeiten bin ich Gott sei Dank sehr konsequent und verläßlich sowieTermine die mein Kind betreffen.
Heute hab ich frei und ich bin froh das es regnet da kann ich den ganzen Tag mit meinem Sohn drinnen bleiben :oops:
Tja ich hab schon versucht zu verstehen was für ein Gefühl oder Sehnsucht sich hinter den Eßanfällen verbirgt. Dabei entsteht immer das Bild im Kopf das ich krank im Bett liege und jemand mich liebevoll umsorgt, beruhigt und mir erklärt ich kann mich ruhig ganz auf ihn verlassen er kümmert sich um alles.Hin und wieder ist es eine ältere Frau dann wieder ein netter Mann.Geborgenheit ist wohl das Schlüsselwort.
Hab da noch eine Vorgeschichte die sich wohl hinter dieser inneren Sehnsucht verbirgt . Wurde mit 14 Tagen von meiner Mutter weggegeben und wuchs dann bei Addoptiveltern auf wobei mir meine Addoptiv-Mutter schlimme Geschichten erzählt hat warum ich nicht bei meiner richtigen Mutter lebe.
Was ich dich auch gerne fragen möchte "Nimmst du eigentlich Medikamente und wenn ja welche Erfahrung hast du damit?"
Hast du durch das Brechen schon körperliche Beschwerden oder gesundheitliche Schäden?
Bei mir leiden die Zähne und um die Augen hab ich ziemlich dunkle Ringe na ja und mein Körper fühlt sich oft ausgebrannt an. :(

Hoffe wieder von dir zu hören:D
lg Karolina

Re: Erster Schritt

#8
Guten Morgen Karolina,

mensch, wir haben echt viele Gemeinsamkeiten in unserer Wahrnehmung und Gefühlen, so scheint mir. Ich kann mich in vielen Dingen, die du schreibst, wiederfinden. Z. B.: Auch bei mir ist es so, dass ich mich "sicherer" fühle wenn ich einen festen, geregelten Tagesablauf habe, so wie unter der Woche wenn ich arbeiten gehe. Wenn ich meinen Tag selbst strukturieren muss, bin ich schon etwas "überfordert". Würde gerne so viele Dinge tun, die ich dann doch nicht tue. Bevor ich etwas anpacke muss ich immer ewig das Für und Wider usw. abwegen. Geht dir das auch so, dass du weniger spontan bist?

Also das mit deiner Mutter tut mir wirklich leid. Es muss wirklich belastend sein nicht zu wissen, wie die leibliche Mutter wirklich ist. Kannst du nicht noch über andere Personen etwas "neutraleres" über deine leibliche Mutter erfahren. Das was deine Adoptivmutter dir vermutlich über sie erzählt hat ist halt doch wahrscheinlich ziemlich "eindimensional". Eins ist sicher: Du selbst kannst nicht der Grund gewesen sein, das sie dich weggegeben hat!!!

Das mit dem Bedürfnis nach Geborgenheit und Umsorgtwerden kann ich voll und ganz nachempfinden. Vielleicht ist es auch bei dir so, dass man als Kind nur dann wenn man krank war die volle Aufmerksamkeit bekommen hatte die man gebraucht hatte. Bei mir war es jedenfalls so. Ich bin die Älteste von 6 Kindern. Demzufolge war ich immer die "Große", die den anderen ein Vorbild sein sollte und sich natürlich auch etwas um die Jüngeren kümmern sollte. Das habe ich eigentlich auch sehr gerne getan, aber wahrscheinlich habe ich dadurch auch sehr früh gelernt meine eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen und/oder gar nicht mehr wahrzunehmen. Mein Therapeut fragte mich mal was meine Bedürfnisse seien. Da war bei mir nur "Schweigen im Walde". :cry:

Zu deinen Fragen zu körperlichen Folgen: Ich habe mich kürzlich von einem Internisten durchchecken lassen (mein 1. Arztbesuch seit 15 Jahren! :D ). Ergebnis: Bin internistisch vollkommen gesund! Gott sei dank! Meine Zähne sind allerdings leider nicht mehr so gesund. Habe schon mehrere Füllungen und sie sind inzwischen superempfindlich. Ich versuche schon auf meine Zähne und meine Gesundheit zu achten, ich übe einen medizinischen Beruf aus und habe daher schon einige Kenntnisse, die ein Laie so vielleicht nicht hat. Nichts-desto-trotz kann ich auch nicht alles wieder rückgängig machen. Die Probleme mit der Verdauung sind jedenfalls hausgemacht und ich kann nur versuchen die Probleme zu mildern.

Medikament nehme ich nicht wirklich. Ich nehme halt Vitamine ein, benutze ein Fluorid-Gel für die Zähne und ab und an nehme ich etwas gegen Blähungen :) . Mein Therapeut hat mir jetzt zur kurzfristigen Einnahme ein Antidepressivum gegen meine Schlafstörungen verschrieben.

So, jetzt gehe ich mal ein paar Brötchen zum Frühstück holen. Gott sei dank muss ich nicht alleine frühstücken, sonst wüsste ich schon wie das wieder endet :oops: . Alleine zu wohnen hat halt seine Vor-und Nachteile.

Ich wünsche dir ein schönes, sonniges Wochenende und hoffentlich bis bald
LG
Lisa

Re: Erster Schritt

#9
Hallo Lisa !


Sorry das ich mich so spät melde hab am Wochenende gearbeitet und gestern stand dauernd Besuch auf der Matte.
Hab mir das aber eh selber so eingeteilt weil ich so nicht in Versuchung kommen kann.
Doch es kommt auch vor das ich mir einen Vorwand suche und allen absage um mich daheim abzuschotten.Aber gestern war ich brav :D
Deine Nachrichten tun mir sehr gut weil ich jetzt das Gefühl habe eine Verbündete zu haben wo ich ohne Angst die ehrliche Version von mir zeigen kann.
Bis jetzt hat nur einer gemerkt das ich in Wirklichkeit ein "anderer Mensch" bin und das war mein Freund aus der letzten Beziehung. Er hat mein schwindeln bemerkt meine Nervösität und mein ignorieren jeglicher Art von Behördenwege. (Ich muß mir auch alle wichtigen Sachen vom Konto abbuchen lassen weil auf Rechnungen oder auch anderen Briefen reagiere ich nicht was meist zu Problemen führt.)
Und dann hat er mich in "flagranti" erwischt. :(
Wir waren gemeinsam weg und sind dann jeweils heim gefahren(wohnen 10 min entfernt) .
Er hat jeoch seinen Schlüssel bei der Arbeit vergessen und ist zu mir gefahren und hat Sturm geläutet.
Ich war gerade am erbrechen und meine Küche hat extrem ausgeschaut.Wollt in nicht herein lassen hab was erzählt von einer unerwarteten Freundin die bei mir schläft... Natürlich hat er mir nicht geglaubt und dachte ich habe einen anderen bei mir und wenn ich ihn nicht rein lasse hätte sich sein Verdacht bestätigt und er beendet die Beziehung. Mir war alles egal nur ich wäre vor Scham gestorben wenn er mein Chaos gesehen hätte. Auf einmal hat er mich zur Seite geschoben und war schon im Haus. Ich hab so bitterlich zu weinen begonnen und ihn angefleht nicht weiter zu gehen. Er hat gemerkt das sich was anderes hinter der Tür verbirgt
und er bat mich ihm zu erzählen was den mit mir los sei sonst müsse er die Türe öffnen.
Ich habe ihm dann alles erzählt und er hat mir geglaubt. Sind dann zu ihm gefahren wo er die Türe aufbrechen musste undich schlief erleichtert bei ihm ein.
Leider konnte ich nicht ehrlich bleiben und hab ihm weiterhin angeschwindelt.
Hab dann auf Dauer alles kaputt gemacht.
Ich denke er hätte mit geholfen wenn ich ihn gelassen hätte aber leider. :oops:
Ich finde mich in deinen Nachrichten auch oft wieder vor allem das mit den Bedürfnissen hinten anstellen hat mich zum Nachdenken gebracht.
In einer Beziehung hab ich mich total auf meinen Freund eingestellt und vor allem auf seinen Geschmack bei Musik,Hobby, auch Kleidung oder sein Wohnstil.
Ich hab erst seit ca. einen halben Jahr wieder versucht meinen eigenen Geschmack und meine Bedürfnisse zu finden aber das ist total schwer.
Mit sovielen Geschwistern war es bestimmt schwierig die notwendige Aufmerksamkeit zu bekommen und vor allem kann ich mir denken das dir viel Verantwortung schon als Kind aufgetragen worden ist als Älteste.
Also ich denke schon das die Wurzel unserer Sucht in der Kindheit liegt.
Hast schon mal an eine Familienaufstellung gedacht?
So muß jetzt für meinen Sohn kochen kommt bald vom Kindergarten :D
Wünsche dir einen schönen Tag und freue mich wieder von dir zu hören
danke
lg Karolina

Re: Erster Schritt

#10
Hallo Karolina,

schön von Dir zu hören :D . Du bist übrigens die erste, der ich wirklich offen gegenüber sein kann. Das gelingt mir meinem Therapeuten gegenüber nicht immer, besonders was meine Essstörung betrifft. Die Peinlichkeit des "Erwischtwerden" habe ich auch mal erlebt. Das war noch ziemlich am Anfang, da hat meine Mutter mich mal erwischt. Ich musste ihr versprechen damit aufzuhören. Versprochen habe ich es, daran gehalten nicht! :? Insofern kann ich deine Gefühle sehr gut nachvollziehen. Mir ist das heute noch peinlich wenn ich daran denke. Auch wenn ich richtig in einem Fressanfall bin und zwischendurch mal klar denken kann, stelle ich mir manchmal vor wie es ist wenn ein Außenstehender das beobachten würde. Echt peinlich :oops: ! Ich komme mir dann selbst vor wie eine "Gestörte" und habe dann -wie immer- den festen Vorsatz das dies das letzte Mal ist. Na ja der Vorsatz hält leider nicht lange. Für mich ist jeder Tag ein neuer Anlauf! Manchmal komme ich mir aber auch irgendwie vor als sei ich ferngesteuert.... :cry: .

Die Wurzeln liegen mit Sicherheit in der Kindheit. Ich weiß nur nicht ob es in meinem Fall ausreicht nur die tieferliegenden Gründe zu erforschen. Inzwischen glaube ich, dass sich die Bulimie als fester Bestandteil in mein Leben eingebaut hat, so eine Art Selbstläufer. Ich muss daran arbeiten dieses festgefahren Muster durch etwas anderes sinnvolleres und nicht sebstzerstörisches zu ersetzen. Das ist nur leichter gesagt als getan. Bei mir baut sich oft so ein innerer Druck auf und ich werde dann auch so nervös. Dann kann ich an nichts anderes mehr denken außer an FA&K. Eine Familienaufstellung hatte ich noch nicht gemacht. Was ist das denn eigentlich?

So, jetzt mach ich mich mal auf die Socken. Bin mit einer Freundin zum Eisessen verabredet. Muss mich mal selbst loben, das ich heute etwas unternehme! Habe nämlich auch immer -wie du- das Bedürfnis mich daheim abzuschotten.

Wünsch Dir noch einen schönen Feiertag!

Bis bald
LG Lisa

Re: Erster Schritt

#11
Hallo Lisa, 8)


Echt ein Wahnsinn wie ähnlich unsere Gefühle sind.
Find ich super das wir so offen über unsere Erfahrungen und Gefühle "sprechen" können.
Bei mir ist das Verhalten beim Freßanfall auch als hätt ich gar nicht selbst die Kontrolle.
Nehme mir oft vor nur eine normale Portion zu essen aber das schaffe ich fast nie. Sobald ich
mit der "normalen" Portion fertig bin versuche ich mich abzulenken aber solange ich noch was am Herd stehen habe kann ich mich auf nix konzentrieren.Denk dann immer einen kleinen Teller noch aber schlußendlich esse ich alles auf :oops:
Nach dem dritten Teller denk ich dann egal breche ich halt wieder dann kann ich eh den Rest auch noch essen.Aber an schlimmen Tagen denk ich gar nicht sondern schlinge ich einfach alles was geht runter und nehme nix um mich wahr.
Zu deiner Frage Familienaufstellung ist eine Therapieform in der unter anderem Muster aus der Kindheit hinterfragt und aufgelöst werden.
Kann es nur sehr schwer erklären.
Werd im Internet eine passende Seite suchen wo alles genau beschrieben ist und schick dir dann die Adresse.
Was bist du sonst eigentlich für ein Mensch?
Hast du Hobbys ? Was schaust dir so im Fernsehen an ?Hast eine Lieblingsmusik?
Ich dekoriere sehr gerne und liebe Blumen.Filme schau ich entweder gern die alten Klassiker(Peter Alexander, Hans Moser,...)oder irgendwelche Krimis oder Thriller.Musik bin ich sehr vielseitig kommt auch auf Ort und Stimmung an.
hab die letzten Tage sehr viel gearbeitet und hab jetzt wieder ein paar Tage frei. :D
Freu mich wieder von dir zu hören :D
lg Karolina

Re: Erster Schritt

#12
Hallo Karolina!

Überlegst du dir eine Familienaufstellung zu machen, oder hast du schon eine gemacht?

Ich habe mittlerweile 2 gemacht (bei einer habe ich meine Ursprungsfamilie aufgestellt und bei der anderen meine Organe, die von Krankheiten befallen sind (waren)) und habe beide als sehr hilfreich empfunden. Kein Allheilmittel, aber ein Schritt auf dem Weg....

Lg,
Lebensfreude

Re: Erster Schritt

#13
Hallo Lebensfreude !

Nein ich hab noch keine Familienaufstellung gemacht aber schon viel positives darüber berichtet bekommen. Das mit den Organen hab ich allerdings noch nicht gehört. Weißt du eine Internetseite wo man sich darüber informieren kann?
Danke
lg Karolina

Re: Erster Schritt

#14
Hallo Karolina!
Ich würde an deiner Stelle einfach bei google Familienaufstellung eingeben, oder bei Wikipedia und dann wirst du sicherlich überhäuft mit Informationen zum Thema :wink:

lg,
LF

Re: Erster Schritt

#15
Hallo Karolina :) ,

sorry das ich mich erst jetzt wieder melde. Hatte diese Woche abends keine Lust mehr meinen Computer hochzufahren und auf der Arbeit traue ich mich nicht hier im Forum zu schreiben :lol: .

Deine Beschreibung, dass die Gedanken nach einer eigentlich beendeten Mahlzeit immer nur um die Reste des Essens kreisen kenne ich. Ich habe mal den Tipp gelesen, das man sich nach einer Mahlzeit die Zähne putzen sollte um den Geschmack zu neutralisieren. Was mir manchmal hilft ist der Satz "Genuss ist wiederholbar.". Hilft auch nicht immer, manchmal ist der Drang einfach größer :? .

Was bin ich für ein Mensch? Es fällt mir schwer diese Frage zu beantworten, da ich irgendwie keine authentische Beziehung zu mir habe. Mein Therapeut hatte mich mal gefragt:"Wie sehen sie andere Menschen?". Ich weiß es nicht und habe ehrlich gesagt Angst vor der Antwort. Generell bin ich eher eine stille und in-sich-gekehrte Person, aber auch nicht immer, auch ich habe meine geselligen "Phasen", bei denen ich mich in der Gesellschaft anderer richtig wohl fühle. Nur ist das leider nicht immer so.... :? Was ich gar nicht ertragen kann ist das Gefühl von anderen gemustert und für "schlecht" befunden zu werden und Kritik, dann mach ich sofort dicht.. :( . Manchmal verhagelt mir nur eine unbedeutende Situation, in der ich mich kritisiert gefühlt habe, die Laune für den ganzen Tag.

Meine Hobbies? Ich lesen sehr gerne, v.a. Krimis. Meine Lieblings-Autorin ist Charlotte Link. Kennst du Bücher von ihr? Musik höre ich auch sehr gerne z.B. Herbert Grönemeyer, Silbermond, Rosenstolz und eigentlich alles was in den Charts ist. Und ich sehe leider viel zu viel fern, der Fernseher läuft ständig im Hintergrund. Leider war ich schon Ewigkeiten nicht mehr im Kino, ich glaube zum letzten mal während meine Studienzeit :( . Am liebsten verbringe ich meine Freizeit jedoch mit Tieren und den dazugehörigen Menschen. Nur leider habe ich durch die Trennung meiner Eltern meinen Hund "verloren" :cry: , wodurch ich wirklich in ein tiefes Loch gefallen bin, denn mit meinem Hund habe ich den größten Teil meiner Freizeit verbracht. Ich muss immer noch täglich an meinen Hund denken :cry:

Das mit der Familienaufstellung klingt wirklich interessant. Ich werde das mal googeln, bei meiner großen Familie ist da bestimmt viel an Erkenntnis zu gewinnen :lol:

Ich wünsche Dir ein schönes Pfingstwochenende! Hast du was bestimmtes vor?

LG
Lisa