Ne alte Neue

#1
Hallo,
ich war vor ein paar jahren hier schon mal angemeldet...
Einige kennen mich unterdem ersten Teil meines Namens vielleicht noch....
Ich war zwischenzeitlich 2x auf stationärer Therapie, und bin seit einem Jahr clean....

Ich habe mich hier wieder angemeldet, um meine Erfahrungen bei Bedarf weiterzugeben....

Liebe Grüße an alle.... :-X))
Sei Du selbst die Veränderung die Du Dir wünschst für diese Welt....

Re: Ne alte Neue

#4
Hey PsychoDani,

ich bin heute auch wieder mal hier. war in der zwischenzeit auch in stationärer behandlung.

was mich mal interessieren würde ist wie du das geschafft hast. machst du immer noch einen essensplan? und wie hast du das geschafft? gab es irgendein "klick" oder einfach nur disziplin?

Re: Ne alte Neue

#5
Hallo,
ich muß als erstes vorweg sagen, dass die Bulimie bei mir nicht hauptsächlich körperbezogen war, sondern mehr als Spannungsabbau, da ich Borderline-Tendenzen habe.
Ich habe seit meiner Kindheit viel erlebt, und habe durch essen und erbrechen immer versucht, die negativen Gefühle die ich nicht haben und ertragen konnte, auszuk.....
Angefangen hat es bei mir vor 14 Jahren nach einem schlimmen Erlebnis, ich wollte mich wegmachen, verdünnisieren, hatte keinen Hunger mehr und so rutschte ich in die Magersucht. Und von da in die Anorektische Bulimie.

Natürlich schleicht sich da immer wieder das Figurdenken ein, was aber auch ein physiologisch-psychologischer Vorgang ist wenn man hungert und seinen Körper dauerhaft magelernährt.

So zog sich das bis 2007 hin, immer wieder cleane Phasen, dann wieder bulimische, wenn die Vergangenheit hochkam, oder ich mit Worten verletzt wurde.
Ich brach im Juli 2007 zusammen, kompletter Burnout, hatte Suizidgedanken, und es verging keine Stunde ohne Essen und erbrechen.
Bis mich mein Therapeut in die geschlossene einwies. Dort behielten sie mich 3 Wochen, in denen sich niemand um mein Eßverhalten kümmerte, mir ging es aber immer schlechter und die Bulimie hat ihren Höhepunkt erreicht, mit allem was "dazugehört"....

Dann kam ich auf eine psychosomatische, offene Station, war dort am Essenstisch, musste Essprotokolle schreiben und wurde gewichtstechnisch und Blutwert-mäßig genauestens überwacht (wenn man sich oft übergibt, verändert das irgendwelche Blutwerte, die man relativ leicht feststellen kann-lügen half also nichts).
Ich hatte auch gar keinen Bock mehr auf die Sch...Bulimie.....

Ich lernte in den 15 Wochen in denen ich dort war, viele Techniken zum Spannungsabbau kennen, die mir sehr viel halfen...habe mich eigentlich nur noch übergeben als Hilfeschrei, wenn es mir total beschissen ging und nicht mehr weiter wußte.
Ich war dann in der Klinik schon einige Wochen clean, hatte aber irre Angst vor außerhalb, vor Rückfällen usw.
Ich habe dann mit meinem Kliniktherapeuten abgemacht, dass ich 1x monatlich zu einem Gespräch erscheine, und weiterhin Eßprotokolle schreibe.

So, und nun zu Deiner eigentlichen Frage...sorry, bin etwas abgeschweift, aber ich mußte mir es alles nochmal vor Augen halten...

Der erste "Kick" zum aufhören entstand durch die anderen Techniken (die auch nicht immer halfen und sich in SVV äußerten).

Dann die Gespräche vor und nach jeder Mittagsmahlzeit mit den Therapeuten, die Gefühle dazu, wie es einem geht mit der Mahlzeit im Bauch usw.
Ich muß dazu sagen, diese Klinik arbeitet mit Selbstmanagement, also es rennt einem keiner nach dem Essen nach oder so, wer nicht an sich arbeiten will und sein Verhalten verbessern will, fliegt. Weil es auch die beeinflußt, die gesunden wollen.
Dann, zum Figurdenken: Ich habe in den Wochen am eigenen Leib gesehen, daß regelmäßige Essensaufnahme ohne Erbrechen und ohne Kalorienzählen das Gewicht nicht steigert, sondern man einfach entweder seinen von der Natur bestimmten SETPOINT errreicht oder hält. Für viele ist dieser Setpoint mit seinen Zahlen ersschreckend, war er für mich auch manchmal, aber ich habe ihn akzeptiert, und damit lebt es sich sehr gut.
Ich habe aber auch gelernt, mich nicht mehr von den Zahlen auf der Waage abhängig zu machen. Manchmal schleicht sich der gedanke noch ein, denn natürlich kontrolliere ich mein Gewicht ein paar mal im Monat, aber ich korrigiere es nicht durch Hungern oder Kalorien zählen, sondern durch nachdenken, was falsch lief die Zeit in der es gestiegen ist.
Meist kam es durch zuviel Alkohol, oder einfach unregelmäßiges Essen.

Das allerwichtigste für mich ist, REGELMÄSSIG Mahlzeiten zu mir zu nehmen, sprich: Frühstück, Zwischenmahlzeit, Mittagessen, Zwischenmahlzeit, Abendessen. Was ich dabei aufnehme, ist nicht so relevant (auch ich hab manchmal einfach nur Appetit auf nen Joghurt in der Früh, aber das muss sich halt wieder ausgleichen), wichtig ist vor allem gesund mit allem was der Körper braucht. Denn hat er dies nicht, sind Eßattacken vorprogrammiert.
Hart zu lernen war es, das Gefühl des VOLLseins auszuhalten, das hatte für mich immer mit dem erdrückenden Gefühl der Angst zu tun.
Mein Geheimrezept nach einem üppigen Essen: ne weite, nicht einengende Hose anziehen, mein Lieblingsshirt und einfach das tun auf das ich gerade Lust habe. fernsehen, rätseln (Kreuzworträtsel-mein absoluter Favorit in Sachen Ablenkung!!!!).

Wenn ich wo zum Essen eingeladen bin, schau ich vorher dass ich keine Klamotte anhabe, die dann eventuell einengen könnten, auch zwänge ich mich nicht in Kliedung, die mir zu Magersuchtszeiten paßten.
Weiterer Schritt: alles weg was zu eng ist!!!!!
Und dann: Dinge suchen die einem Spass machen, egal was, Hauptsache man tut was für sich. Warum immer nur für andere was tun? Man muß sich selbst so wertschätzen, daß man auch mal sagen kann: Nein, jetzt nicht, jetzt bin ICH wichtig...

Ich hoffe ich konnte Dir mit meinem ellenlangen Text helfen... :lol:

Frag ruhig weiter wenn Du noch was wissen möchtest!!! Ich beantworte gern!




Nach der Entlassung vom ersten Aufenthalt hatte ich noch 3 Rückfälle, die mich maßlos ärgerten....
Zuletzt geändert von PsychoDani am Di Dez 23, 2008 17:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ne alte Neue

#6
Ich habe mir eine sogenannte SKILLS-Kette erstellt für Spannungen nach dem Essen..die hat mir in der Anfangszeit auch sehr viel geholfen nach der Entlassung....
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