Auch wenn es Überwindung kostet...

#1
ich möchte mich euch endlich mal vorstellen und mich mit meiner Krankheit auseinandersetzen.

Hallo erstmal!

Bisher habe ich alles um das Thema Essstörung versucht zu umgehen bzw. schön zu reden. Aber die Wahrheit ist, ich bin esssüchtig und erbreche das seit einigen Jahren auch wieder und da gibt es nichts zu beschönigen.
Ich habe shcon im Teenie Alter immer gerne gegessen und habe es genossen in meinem Zimmer, abgeschottet von der Außenwelt eine Freßorgie zu veranstalten. Als ich dann mit meinem Freund zusammengezogen bin (mit 19) und einen Führerschein hatte, habe ich das regelmäßig, zuletzt täglich, praktiziert. Die Beziehung zerbrach, wie ich es heute sehe, daran, an meinem Verhalten durch die Essstörung, den unendliclhen Drang immer so viel wie möglich Leckeres zu essen. Es gab kaum Wichtigeres in meinem Leben. Damals erbrach ich noch nicht und war dementsprechend übergewichtig, was mich natürlich sehr frustrierte. Das Brechen "lernte" ich erst mit dem Scheitern der Beziehung (ich war 22) wie ich merkte, dass ich attraktiv wurde, trotzdem hemmungslos schlemmen konnte (ohne geht es nicht) und in die Welt der Frauenmode eintreten durfte, ohne mich zu blamieren. Ich hatte einige Verehrer und das spornte zu noch mehr k... an. Meinen jetzigen Mann lernte ich ein viertles Jahr später kennen und ich schwebte auf Wolke 7. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich hübsch, geliebt und attraktiv und keiner wußte etwas von meinem Geheimnis und irgendwie hatte ich viele Freunde durch mein neues Leben bekommen. Also nicht falsch verstehen, ich war nie super schlank. Ich hatte damals bei 163cm so **kg. Und das fand ich sehr hübsch. Ich bin ein weiblicher Typ (größere Brust usw.) und so fand ich mich genau richtig (richtig sexy :) ). Unsere Hochzeit zwei Jahre später war ein Traum, ich hatte noch immer meine Wohlfühlfigur, unsere Freunde und mein Geheimnis. Los ging es nach der Hochzeit, als immer mehr Alltag einkehrte und auch die ein oder andere so gut gedachte Freundschaft zu bröckeln begann, wir uns ein älteres Haus, mit viel Arbeit verbunden kauften, ich meine Arbeit verlor und ein neues Arbeitsverhältnis mit Mobbing begann. Da war alles auf den Kopf gestellt. Ich habe mich immer mehr ins (Fr)essen gestürzt und wahrsch. zu wenig gek... . Denn ich nahm gute **kg zu und fühlte mich gar nicht wohl. Und viell. ist es ja bei anderen Bulimiekranken auch so, das das schlimmste, was mir passieren kann, eine abfällige Bemerkung über meine Figur bzw. mein Gewicht kommt. Ich wurde schwanger, nahm nochmal **kg zu. Der Streß, unsere Tochter, ein Schreibaby, ich verunsichert, Ratschläge und Schuldzuweisungen von jeder Seite. Die Beziehung zu meinem Mann, längst nicht mehr das, was es einmal war. Wir funktionierten nur noch. Ich hatte das Gefühl, wir hatten nichts mehr gemeinsam. Auch heute noch bin ich der Meinung er hat sehr wenig respekt vor mir. Wenn er selbst schlechte Laune hat, lacht er micht spöttisch aus oder provoziert. Zärtlichkeit, was ist das? Massiert oder gestreichelt hat er mich noch nie. Gespräche oder so, alles nerviges Weibergelaber. Ich habe es ihm so oft gesagt, wie sehr er mich damit verletzt aber jetzt nach einigen Jahren, lasse ich es, denn es führt nur zum Streit. Ich bin verdammt fleißig, gut organisiert, viel zu gut, m.M.n. mit mittlerweile 2 Kindern habe ich kaum noch Zeit für mich. Und er erkennt meinen Fleiß, meine Bemühungen (und bei uns zu hause ist es wirklich immer sauber, essen gekocht, eingekauft, kurzum er muß sich im Haus um nichts kümmern, würde er auch nicht und nein ich kann es nicht sehen, wenn irgendwas rumliegt, da gerade ich aus meinem Konzept und fühle mich nicht wohl auch wenn ich bis nachts um 23. Uhr noch bügle oder aufspüle und total erschöpft bin - hängt das auch mit der Bulimie zusammen?) und wenn er selbst mit sich unzufrieden ist, läßt er seine Laune an mir aus mit abfälligen Bemerkungen, Blicken, spöttischem Lachen. Und ja die Kinder sind sowieso meine Aufgabe, bin ja die Mutter. Er ahtte selbst Superwomen zur Mutter. NAja wie dem auch sei, nach dem zweiten Kind habe ich nochmals **kg zugenommen. Also meine Kinder sind jetzt 3 Jahre und 8 Monate und ich bin 29, habe Bulimie, eine schlechte Ehe, kein Selbstbewußtsein aber der Schein nach außen passt. Eigentlich sind wir eine Vorzeigefamilie ich habe auch viele Bekannte im Dorf und Umgebung, nehme am Dorfgeschehen teil, Kindergarten, Krabbelgruppen, knüpfe gerne Kontakte, bin eigentlich für jedermann da und höre immer zu, kann gut mitfühlen. Aber selbst mag ich mich niemandem anvertrauen. Ich habe eine Psychotherapie vor kurzem begonnen. Es bringt mir aber nichts. Sie sagt mir nichts, was ich selbst nicht wüßte. Sie meint, ich will es noch gar nicht loswerden. Gibt es das? Ich hasse mich dafür, aber es ist Bestandteil meines Lebens, dass ich nach einem arbeiterfülldem Tag mit Baby, Kleinkind und Haushalt (und ich gebe immer 120%) abends Freßorgien veranstalte. Weggehen geht ja nicht, da hustet mir mein Mann was, kann ich höchstens einmal die Woche. Anschließend erbreche ich. Jeden Tag, mindestens einmal. Ach ja und Übergewicht habe ich mittlerweile **kg. Das ist so ecklig. Ich haße mich und meinen Körper, versuche den Blick in den Spiegel zu meiden. Die Gesundheit ist mir egal, ich wünschte mir, mich dünn zu k... . Aber ich kanns nicht. Esse wohl zu viel und k... zu wenig. Bin ich noch nicht an dem entscheidenen Punkt angekommen, der mich kehrt machen läßt. Kommt das noch? Und gibt es eigentlich öfter dicke Bulimiekranke wie mich?
Jetzt habe ich Euch ganz schön vollgeblubbert. Ich bin für jede Antwort, jeden Tip, Denkanstoß o.s. dankbar. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, weiß gar nicht was ich fragen soll weil bisher habe ich mich mit meiner Krankheit nur schnell und wenig, oberflächlich abgegeben.
Danke fürs Zuhören
suse
Zuletzt geändert von Caruso am Mi Okt 08, 2008 22:12, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Auch wenn es Überwindung kostet...

#2
Hey Suse,vertrau dich deiner Familie an,du brauchst jemaden der hinter dir steht...
Was hält dich noch bei deinem Mann,nur die Gewohnheit???????
Und was ist mit deinen Kindern?Möchtest du nicht für sie dasein???Das kannst du nur wenn du aus diesem Teufelskreis rauskommst!
cron