Daran glaube ich, doch oft habe ich Angst, an meinen Aufgaben zu zerbrechen

Ich bin schon ein paar Tage angemeldet. Heute möchte ich mich vorstellen - auch wenn es mir etwas davor graut.
Alles begann mit einem Gefühl der Leere, dass sich wie ein roter Faden durch mein ganzes Leben zieht. Meine Kindheit verbrachte ich damit, der Liebe meines Vaters hinterher zu rennen. Heute weiß ich, dass es diese Liebe gar nicht gibt und ich als Kind einfach nur daran glauben wollte. Ich fühlte mich Zeit meines Lebens ungewollt, ungeliebt und irgendwie falsch. Ich war nicht mein Bruder, der Papas Liebling und sein ganzer Stolz war.
Mit 15 lernte ich den miesesten Menschen kennen, den ich je kennengelernt habe. Ich war 3 Jahre mit diesem Mann zusammen, der behauptete, mich abgöttisch zu lieben und mich jeden Tag mehr erniedrigte und demütigte. Er hat alles in mir zerbrochen. Das Essen war das einzige, worauf ich noch Einfluss hatte. Ich hasste meinen Körper und lehnte ihn ab. Den Körper, mit dem mein Freund machte, was ihm gefiel und ihn benutzte wie sein Eigentum - wann und so oft er es wollte. Ich wollte meinen Körper nicht mehr, wollte ihn so unattraktiv und unweiblich machen, wie ich konnte. Ich verletzte mich selber und versuchte, den inneren Schmerz irgendwie zu ubertreffen. Aber es reichte nie aus. Gewalt, Alkohol, Manipulation,...
Mit 20 Jahren wollte ich endlich alles richtig machen und ein Leben nach den Normen führen, mit dem man ganz einfach glücklich werden musste! Ich heiratete einen Mann, der von meiner Familie akzeptiert wurde, der einen guten Job hatte, der gut aussah und den ich mochte. Wir heirateten, bekamen 2 Kinder, kauften ein Haus und ein großes Auto. Mein Vater beachtete mich nach jahren wieder. Und doch brodelte es immer in mir. Während meinen Schwangerschaften hatte ich mich immer im Griff. Umso größer waren dann aber die Löcher, in denen ich nach den Entbindungen fiel. 1 Jahr nach der Geburt meines zweiten Sohnes kam ich nach der ambulanten Therapie in eine Klinik. Von dort aus reichte ich die Scheidung ein und brach damit mit meinem Vater erneut.
Ich lernte in der Klinik jemanden kennen, mit dem ich ein neues Leben beginnen wollte, weit weg von zuhause. Die Kinder wollte ich mitnehmen. Der Sorgerechtsprozess begann, die Scheidung lief. Unser Wunschkind war unterwegs und schon bald trennte sich mein Freund von mir, als ihm alles zu viel wurde.
Ich begann von vorne und zog wieder in meine Heimat. Seither versuche ich jeden Tag, den Kopf über Wasser zu halten. Nach außen hin sieht alles ganz gut aus. Ich habe mein Leben geregelt, bin meinen Kindern eine gute Mutter 8die großen sehe ich nur an den Wcochenenden), meistere mein Leben, gehe ab Oktober wieder arbeiten, habe einen liebevollen Partner und bin immer fröhlich. Ich habe nach außen alles im griff, bin ausgeglichen, immer für andere da und gesund und stark. Aber in mir sieht es ganz anders aus. Ich stehe immer unter Strom, ich zweifle so sehr an mir, meinem Handeln und zerbreche an den Fehlern, die ich in meinem Leben gemacht habe. Ich habe Angst zu versagen und der Druck wird immer größer.
Mein geheimes zweites Leben gewinnt bald wieder die Überhand. Ich habe im Moment keinen Therapieplatz, habe wieder mit Fluoxetin begonnen und breche fast täglich, so wie ich mich wieder täglich wiege und ich damit heraumschlage, besser zu werden.
Das war es mal für den Anfang.
Eure
justme