Ich denke seit langem, dass es Zeit ist, meine Essstörung nach außen zu tragen und mit Menschen darüber zu reden, deswegen bin ich hier.
Da ich bisweilen schon oft im Forum mitgelesen habe, glaube ich, hier größtenteils kompetente und erfahrende und vor allem,
vernünftige, soweit man das von Bulimikern behaupten kann

Ich habe mit meinem Freund Schluss gemacht. Gestern, was vielleicht den Anstoß für mein Engagement, etwas gegen meinen Situation zu tun, gegeben hat.
Ich bin nicht verstört, niedergeschlagen oder Ähnliches, wobei ich ihn schon sehr gern gehabt habe und mir nicht sicher bin, ob ich meinen, wahrscheinlich etwas übereilten Schritt, bereue. Ich bin nur hin und wieder unglaublich aufbrausend, Rage eben, aber ich denke, dass dieses Problem vorerst nicht im Vordergrund steht. Wie gesagt, bin ich nicht niedergeschlagen, dafür beherrsche ich die Verdrängung mittlerweile zu gut.
Gestern habe ich Herztabletten genommen, [viele], es klingt im Nachhinein für mich schockierend und ich glaube auch, dass ich nicht sterben wollte, weiß aber nicht, was gewesen wäre, wenn mehr im Haus gewesen wären.
Mein Problem ist, meiner Meinung nach, dass es mir heute zu gut geht, dass ich alles verdrüngt habe, niemand etwas ahnt.
Dafür habe ich die Bulimie, Medikamente, verletze mich, dort wo es niemand sieht. Ich habe nie jemandem davon erzählt, nur meine Familie hat zwangsläufig die ES mitbekommen, dazu bin ich zu stolz.
Ich versuche ein starkes, fehlerfreies Bild nach außen zu tragen, weil ich mich selbst für mich schäme. Gott, ich will mich nicht schämen, und ich will mich nicht hassen.
Seit Jahren kämpfe ich gegen meine Essstörung, doch mittlerweile habe ich Angst. Nicht davor, es nicht zu schaffen, sie zu besiegen sondern davor, die Bulimie zu lieben. Ich weiß, dass ich ohne die ES mit meinem Leben, so wie es jetzt ist, nicht klarkomme - ich brauche die ES, um zu funktionieren, mein Abitur zufriedenstellend zu meisten und meine Bedürfnisse zu ignorieren.
Versteht mich nicht falsch, ich hasse das Kotzen, ich hasse es, zu lügen, ich hasse es, in den Supermärkten mein Geld für widerliches, billiges Zeug auszugeben, ich hasse es, meinen Körper zu zerstören und meine Zeit zu verschwenden.
Ich plane momentan, eine weitere stationäre Therapie zu beginnen. Ich habe vor 2 Jahren 14 Wochen in einer Klinik verbracht, die Therapie aber abgebrochen, weil ich die Informationen damals noch nicht so schnell verarbeiten konnte. Ich weiß jetzt, dass ich viel über mich gelernt habe, dass ich aber noch sehr viel Arbeit vor mir habe. Im April bis Juni schreibe ich Abitur und habe danach, vor dem Studium, Zeit. Wäre es realitisch, in dieser Zeit eine Therapie aufzunehmen, oder haltet ihr diese Ansicht für Heuchlerei, da ja eigentlich Gesundheit, vor Schule beziehungsweise Studium steht.
Ich kann nicht sagen, weshalb diese Frage mir auf dem Herzen liegt, aber in letzter Zeit kristallisierte sich bei mir das Gefühl heraus, dass ich die ES nutze, um mein Leben zu bewältigen und sie erst aufgeben will, wenn ich "das Abi in der Tasche" habe.
Vielleicht denke ich auch zu viel nach.
Ich wollte einfach hallo sagen und meine Situation vorstellen. Ich hoffe ihr nehmt mich freundlich auf!
Rage