Hallo.

#1
Hallo.

Ich denke seit langem, dass es Zeit ist, meine Essstörung nach außen zu tragen und mit Menschen darüber zu reden, deswegen bin ich hier.
Da ich bisweilen schon oft im Forum mitgelesen habe, glaube ich, hier größtenteils kompetente und erfahrende und vor allem,
vernünftige, soweit man das von Bulimikern behaupten kann ;), Personen finden zu können. Kompliment erstmal!

Ich habe mit meinem Freund Schluss gemacht. Gestern, was vielleicht den Anstoß für mein Engagement, etwas gegen meinen Situation zu tun, gegeben hat.
Ich bin nicht verstört, niedergeschlagen oder Ähnliches, wobei ich ihn schon sehr gern gehabt habe und mir nicht sicher bin, ob ich meinen, wahrscheinlich etwas übereilten Schritt, bereue. Ich bin nur hin und wieder unglaublich aufbrausend, Rage eben, aber ich denke, dass dieses Problem vorerst nicht im Vordergrund steht. Wie gesagt, bin ich nicht niedergeschlagen, dafür beherrsche ich die Verdrängung mittlerweile zu gut.
Gestern habe ich Herztabletten genommen, [viele], es klingt im Nachhinein für mich schockierend und ich glaube auch, dass ich nicht sterben wollte, weiß aber nicht, was gewesen wäre, wenn mehr im Haus gewesen wären.
Mein Problem ist, meiner Meinung nach, dass es mir heute zu gut geht, dass ich alles verdrüngt habe, niemand etwas ahnt.
Dafür habe ich die Bulimie, Medikamente, verletze mich, dort wo es niemand sieht. Ich habe nie jemandem davon erzählt, nur meine Familie hat zwangsläufig die ES mitbekommen, dazu bin ich zu stolz.
Ich versuche ein starkes, fehlerfreies Bild nach außen zu tragen, weil ich mich selbst für mich schäme. Gott, ich will mich nicht schämen, und ich will mich nicht hassen.

Seit Jahren kämpfe ich gegen meine Essstörung, doch mittlerweile habe ich Angst. Nicht davor, es nicht zu schaffen, sie zu besiegen sondern davor, die Bulimie zu lieben. Ich weiß, dass ich ohne die ES mit meinem Leben, so wie es jetzt ist, nicht klarkomme - ich brauche die ES, um zu funktionieren, mein Abitur zufriedenstellend zu meisten und meine Bedürfnisse zu ignorieren.
Versteht mich nicht falsch, ich hasse das Kotzen, ich hasse es, zu lügen, ich hasse es, in den Supermärkten mein Geld für widerliches, billiges Zeug auszugeben, ich hasse es, meinen Körper zu zerstören und meine Zeit zu verschwenden.

Ich plane momentan, eine weitere stationäre Therapie zu beginnen. Ich habe vor 2 Jahren 14 Wochen in einer Klinik verbracht, die Therapie aber abgebrochen, weil ich die Informationen damals noch nicht so schnell verarbeiten konnte. Ich weiß jetzt, dass ich viel über mich gelernt habe, dass ich aber noch sehr viel Arbeit vor mir habe. Im April bis Juni schreibe ich Abitur und habe danach, vor dem Studium, Zeit. Wäre es realitisch, in dieser Zeit eine Therapie aufzunehmen, oder haltet ihr diese Ansicht für Heuchlerei, da ja eigentlich Gesundheit, vor Schule beziehungsweise Studium steht.
Ich kann nicht sagen, weshalb diese Frage mir auf dem Herzen liegt, aber in letzter Zeit kristallisierte sich bei mir das Gefühl heraus, dass ich die ES nutze, um mein Leben zu bewältigen und sie erst aufgeben will, wenn ich "das Abi in der Tasche" habe.
Vielleicht denke ich auch zu viel nach.
Ich wollte einfach hallo sagen und meine Situation vorstellen. Ich hoffe ihr nehmt mich freundlich auf!

Rage

#3
hallo rage!
erstmal herzlich willkommen!
du scheinst momentan viel druck von außen zu haben, auch wenn du das zum teil, wie du selber sagst, verdrängst.
Ich kann nicht sagen, weshalb diese Frage mir auf dem Herzen liegt, aber in letzter Zeit kristallisierte sich bei mir das Gefühl heraus, dass ich die ES nutze, um mein Leben zu bewältigen und sie erst aufgeben will, wenn ich "das Abi in der Tasche" habe.
das kommt mir sehr bekannt vor und ist eben ein teil des verdrängens. "ich höre auf damit bzw. mache was dagegen, wenn..." bei dir ist es, wenn du "das abi in der tasche" hast, bei mir war es "wenn ich endlich einen freund habe" u. bei anderen eben was anderes.
das ist nur das hinausschieben, weil wir die ES eben mittlerweile brauchen, um unser leben zu meistern u. es uns erschreckt, wenn wir an die leere denken, die da wär, wenn wir sie nicht hätten... diese vermeintliche leere, die garkeine ist, sondern eine riesenchance, gilt es richtig zu nutzen, und das zu lernen ist verdammt schwer.

hast du denn mal darüber nachgedacht, eine ambulante therapie zu machen? dann fällt das mit dem aufschieben weg, denn du könntest JETZT damit beginnen, während du den ganzen stress hast, während du jemanden zum reden brauchst. sozusagen als begleitung zum alltag, denn den gilt es immerhin zu meistern. hast du dich denn mittlerweile jemandem anvertraut (freunde, familie)?
alles liebe, tortuga

#4
Hey,

also ich habe schon des Öfteren über eine ambulante Therapie nachgedacht, aber den Gedanken meist sofort wieder verworfen, indem ich mir eingeredet habe, keine Zeit (was die schlechteste Ausrede überhaupt ist), keine Kraft zu haben oder weil ich mir sage, bald ziehe ich eh weg.

Das ist überhaupt der Punkt: Ich weiß nicht, wie lange ich noch in meinem jetzigen Wohnort bleibe, da ich spätestens im Oktober zwecks Studium sehr weit wegziehen muss. Deswegen habe ich mir überlegt, dann mit einer ambulanten Therapie zu beginnen, also nach der Stationären.

Ich muss mich nur dazu durchringen, das auch umzusetzen!!

Lg