Identitätsschwund

#1
Jegliche Verbindung zu meinem Selbst ist gekappt. Dass es mich noch gibt, fällt mir nur daran auf, dass eine überwältigende Gier nach NAHRUNG mich treibt ständig und immer und immer wieder etwas in mich hineinzustopfen. Dabei schwingt eine verzweifelte Hoffnung mit, diesmal endlich gesättigt zu sein und einen Inhalt zu finden. Ohne dieses Terrorstopfen würde ich erstarren in Sinnlosigkeit, Unlust, Langeweile und Zynismus gegenüber dem Leben.
Von Selbstekel erfüllt, widert mich jede Selbstberührung an. Brüste, Hüften, Hintern fühlen...bääh! Wage es sich jemand, nur einen Augenblick zu lange zu glotzen!
Ich will nicht sprechen, nicht lachen, nichts Dämliches hören.
Vor allem zerreißt mich der Fall im endlosen Nichts, indem ich nicht Frau, Mann, Kind oder zumindest irgendetwas bin. Nein, ich bin nicht greifbar. Was mag das Außen in mir sehen? Das, was ich gelegentlich im Spiegel erblicke, wenn ich mich dem Licht mutig stelle, ist mir fremd und lügt. Diese Entfremdung macht mich zutiefst traurig und sogar verzweifelt. Ich weiß nicht wohin mit mir.
Alles, was ich jetzt will, ist Wärme, ein Zuhause in mir, ein Strahlen, das mich und damit auch andere erfüllt.

LG
Ich bin lieber ganz als gut. C.G. Jung

Re: Identitätsschwund

#2
Liebe Goldregen ich kenne dieses Gefühl zu gut. Dieses Gefühl in den Spiegel zu schauen und mich nicht zu erkennen, hast du schon mal was Dissoziation/ depersonaliation gehört? Ich kann es gerdade nicht genauer Beschreiben, das braucht Zeit aber ich bin gerne zum Austausch bereit.

Re: Identitätsschwund

#4
hallo

ich kenne das auch zu gut,
früher wusste ich irgendwie wer ich bin, wie ich ticke.was ich möchte.oder wusste ich das nie ?

ich fühle mich wie jemand der sich selbst ansieht, aus dem körper fährt und sich selbst betrachtet und ich würde die person nicht mögen.

ich ertrage es auch nicht , unter menschen zu sein, ich frage mich dann oft, wie ich wirke, denn ich kann es nicht einschätzen.
sieht man mir meine lügen eigentlich an, und sieht man das meine augen leer sind..

ich kenne es auch , das ich hippelig und komisch werde wenn ich nicht wie sonst , das mir bekannte ventil fressen und brechen nehme.
ich weiss dann einfach nichts mit mir anzufangen
es ist oft so das ich so einen druck in mir spüre, zu explodieren oder ins nichts zu rennen, ich finde aber keinen ausgang, keine kraft.

manchma möchte ich mich zerreissen und diesen punkt endlich finden, der ich bin..
deinen text kann ich so verdammt gut nachvollziehen!

ich würde es selbst nicht besser beschreiben können

:/
No dawn no day, iam always in this twilight.

Re: Identitätsschwund

#5
Liebe Malory,

herzlichen Dank!
Genau dieser Aspekt, ob man früher, als man noch "normal" war, wirklich bei sich war, das tat, was man wirklich ist und was einen wirklich glücklich macht, beschäftigt mich immer wieder.
Ich vermute, dass man eben doch eine Marionette war und tat, was einem der Strom von Konventionen, Regeln, Familiendynamiken diktierte. Erst seit ich diese ES habe, bin ich paradoxer Weise "erwacht" und denke bzw. reflektiere bewusst. Da merkt man, dass man garnichts von sich weiß. Folglich is(s)t man potentiell alles. Es gilt wohl sein ganz persönliches Stückchen zu finden.

LG
Ich bin lieber ganz als gut. C.G. Jung

Re: Identitätsschwund

#6
Ja, diese Fragen haben ich mir in letzter Zeit oft gestellt.
Ob ich damals eventuell viel abgelenkt war, denn gesund war ich ja nicht einmal.
Aber leider körperlich eher meinen Wünschen entsprechend..
Kennst du das, wenn du der alten Zeit so nachhängst und dabei das hier und jetzt nicht mehr fühlst?
Und dann denke ich, damals war ich auch nicht glücklich
Aber ich denke schon , das es mir früher besser ging, die Depression war nicht ansatz weise so stark wie sie es jetzt ist.
Ich bin jetzt gerad an einem Punkt an dem ich klein bin und keine Stimme mehr habe.
Unsicher bin, sehr sehr unsicher und zurückblicke auf verschwendete Jahre.

Geht es dir dabei gut wenn du dich selbst reflektierst?
..weil, wenn ich damit anfange dann geht es mir meist sehr schlecht, meine Gefühle kommen immer heraus wenn ich es gerade wirklich nicht kontrollieren kann.
Das ist eher selten das ich so phasen habe in denen ich heulen kann.


Kennst du das auch, wenn du weisst du kannst mal wieder nicht schafen, und du suchst dir schonmal bestimmte Möglichkeiten heraus um dich bis dahin zu beschäftigen?
Mein Kopf macht irgendwie selten eine Pause.

Und du hast vollkommen Recht..und dann stelle ich mir die Frage, wer bin ich, wenn es mich nie wirklich gab?
Bzw, habe ich überhaupt ein seelisches Fundament, was sich nicht mehr ändert?

komische Fragen.ich weiss...
was meinst du ?

liebe grüße
No dawn no day, iam always in this twilight.

Re: Identitätsschwund

#7
Ich finde Deine Fragen garnicht komisch, ganz im Gegenteil! Komisch finde ich, wenn jemand garkeine Fragen mehr hat, allerdings auf alles eine Antwort hat... :wink:
Bei mir fühlt es sich wie zwei seperate Leben an, eines vor der B und jenes im Jetzt. Ich versuche mich oft daran zu erinnern, wie es damals war und vor allem, wie ich war. Diese Depris hatte ich früher auch nicht, ich war dafür sehr aktiv, also setzte meine Ideen, Kreativität in die Realität um. Jetzt ist eine Blockade in mir, die es bei ganz vielen tollen Ideen belässt und ich könnte schreien, heulen, explodieren, dass ich keine Kraft zur Umsetzung habe. Das macht mich echt irre, da soviel Talent oder was auch immer das ist, verpufft.
Und mein Körper war einfach da und gut, wie er war. Nie machte ich mir über ihn Gedanken...schlank, sportlich, alles ok. Heute...naja, Du ahnst es...alles wird auf ihn projeziert.
Mein Selbstbewusstsein war, glaube ich, nur nach außen stark, innerlich das Gegenteil. Heut ist es fast umgekehrt...ulkig, was!?
Dennoch habe ich damals nicht wie heut versucht herauszufinden, was MEIN Weg ist, sondern ließ mich vom Außen, von Ehrgeiz, gesellschaftlichen Ansprüchen leiten. Weiter auf jenem Weg wäre ich ein kleines, arrogantes, karrieregeiles, aber innerlich total einsames Figürchen geworden.
Ich glaube ganz fest, dass die B einem etwas ganz Essentielles mitteilen will und dafür muss man den Mut (irgendwie) aufbringen und hinhören. Manchmal kann dieser Abgrund von Emotionen einen auch stärker machen. Mut zur Träne!

LG!
Ich bin lieber ganz als gut. C.G. Jung