Das Inselsystem

#1
Hey ho und Hallo,

Nach langen und frustrierenden Versuchen einen guten Psychologen zu finden, der mir wirklich helfen kann, habe ich es letztendlich aufgeben und bin nun in dem Selbsthilfe-Therapie Modus. Im Grunde weiß ich, dass ich es auch allein schaffen kann, weil kein Psychologe mir bisher was erzählt hat, was ich nicht schon längst wusste.
Leider ist aller Anfang schwer und die letzte Zeit hatte ich sehr sehr viele Tiefschläge, aber momentan hab ich wirklich das Gefühl, dass ich wieder eine Absprungschanze gefunden habe. Mein System beruht auf dem Buch "Bulimie- die heimliche Sucht unheimlich zu Essen". Da wird beschrieben, dass Leute, die sich selbst helfen wollen so eine Art Insel-System entwickeln um sich so Symptomfreie Tage zu schaffen aber auch gleichzeitig geplante schlechte Tage haben. (Kann auch sein, dass ich das nur so interpretiert habe, also bitte nicht falsch verstehen :oops: ).
Nach diesem System versuche ich jetzt regelmäßige Tage zu haben, wobei ich mir immer bewusst bin, dass dann und dann wieder ein schlechter Tag "erlaubt" ist. Das klappt bisher auch ganz gut und das System versuche ich dann mit der Zeit auf mehr gute Tage zu erweitern, sodass ich vielleicht nur noch einmal alle paar Wochen eine schlechte Insel erwische.

Was haltet ihr von diesem System? Glaubt ihr es hilft auf lange Sicht gesehen, oder mache ich mir nur wieder selbst was vor? Was sind eure Methoden der Selbsthilfe?
Ich gehe diese Weg nur ein einziges Mal; alles Gute und Freundliche, das ich irgendeinem Menschen erweisen oder bezeigen kann, lasst mich deshalb sogleich tun.

Re: Das Inselsystem

#2
Hey. Selbsthilfe ist immer richtig, selbst wenn man einen Therapeuten hat.

Ich bin auch gerade auf der Suche. Hatte eine suuuuuper Therapeutin gehabt, die aber weggezogen ist :roll: Jetzt hab ich einen Idioten mit dem ich keine Gespräche führe und der keine Ahnung hat wer ich bin und was ich tue... Frustriend.

Klar ist Selbsthilfe wirksam, aber noch wirksamer finde ich eine objektive Meinung. Jemand der dir sagt "sehr gut, das machst du richtig!", oder auch "Das finde ich nicht so gut!"... oder einfach jemand der dir sagt wie du dich in verschiedenen Kriesensituationen verhalten sollst. Ich denke gerade wenn man eine Essstörung hat sieht man vieles "falsch" oder einfach anders. Kennst du die Ursachen deiner ES? Ich bin mit der Ursachen-Wirkung-Auslöser-Sache sehr gut allein zurecht gekommen. Sobald ich herausgefunden hatte warum es mich gerade wieder so niedergeschlagen hatte, wusste ich auch "ok, was kann ich jetzt anders machen?", im Prinzip Problem in die Hand genommen und bewältigt. Meine ES liegt halt darin begraben, dass ich das tue, weil ich entweder sehr viel von liebenden Menschen erwarte, was ich nicht bekomme (Heißhunger nach Liebe z.b. :wink: ) oder auch wirklich unsagbarer Druck (mein Job momentan).. wenn ich das bekämpfe kann ich auch meine ES bewältigen, bzw. habe ich. Aber ich denke das ist schwer ohne eine Person, die dich unterstützt und dir Ratschläge gibt. Hast du eventuell einen guten Freund oder anderen dem du dich anvertrauen könntest? Der dir in Kriesensituationen helfen kann? Oder für dich da ist?

Ich denke Selbsthilfe ist immer möglich, bedeutet aber auch viel Selbstwillen, Eigeninitiative, Stärke und vor allem "klare Sicht auf die Dinge".

Ich wünsche dir ganz viel Kraft :D

LG
P-F
Zuletzt geändert von Pretty-Face am Fr Jun 08, 2012 13:04, insgesamt 1-mal geändert.
Es gibt keinen Applaus für die Vergangenheit.

Re: Das Inselsystem

#3
Hey Pretty,

Bei meiner Umgebung weiß jeder Bescheid und alle versuchen auch immer mich beim durchalten zu unterstützen. Trotzdem geht das nicht immer gut. Das Problem mit diesen "Das hast du gut gemacht!" Aussagen ist, dass ich sie zwar annehme, aber sich meine Meinung dadurch nicht ändert. Ein Beispiel: Mein Freund meinte letzte Woche, dass ich nun wirklich dünn genug bin und nicht noch mehr abnehmen sollte. Wunderbares Gefühl das von ihm zu hören, aber aufgehört hab ich deswegen trotzdem nicht.
In Selbstanalyse bin ich ein Profi :D ich weiß wer und was meine früheren Auslöser waren und auch jetzt weiß ich oft woran es lag aber es gibt immer Tage, wo es einfach so passiert, obwohl es keinen Auslöser dafür gab. Mit meinem früheren Auslöser hab ich abgeschlossen und damit meine ich nicht, dass ich es verdrängt habe. Meine Mutter und ich haben ein schwieriges Verhältnis gehabt und haben es aufgearbeitet und darüber gesprochen. Danach ging es uns beiden besser und wir haben gesagt, dass man Vergangenes nicht mehr ändern kann und wir das ruhen lassen sollten und nun in eine neue Zukunft starten, was auch super funktioniert. Wir verstehen uns besser als je zuvor und somit denke ich, dass mein früherer Auslöser gut verarbeitet ist.
Trotzdem ist jetzt, so die Sucht schon ihre eigenen Triebe geschlagen hat, natürlich schwer wieder damit aufzuhören. Aber ich bin wirklich bereit es zu schaffen und wenn es immer nur Babyschritte sind.
Glaubst du denn, dass du wieder einen neuen Therapeuten findest der so gut war?
Ich gehe diese Weg nur ein einziges Mal; alles Gute und Freundliche, das ich irgendeinem Menschen erweisen oder bezeigen kann, lasst mich deshalb sogleich tun.

Re: Das Inselsystem

#4
Ah ja, das verstehe ich mit deinem Freund :wink: Ich meinte das eher "Das hast du gut gemacht" auf Fortschritte bezogen oder wenn du Situationen gut meisterst. Sätze wie "Du bist dünn genug" würden mich noch mehr anspornen weiter zu machen, weil ich sehe das es was nützt. :roll:
Ok, das ist bei mir anders mit den Ursachen. Ich möchte immer nur meine Probleme lösen um die ES hinter mir zu lassen. Was bei mir ziemlich gut klappt. Aber ich war auch schonmal 3 Jahre clean und weiß ungefähr wie ich das anstelle :D Ich musste mich dabei nicht mal anstrengen. Habe meine Probleme von damals bewältigt und dann ging die ES schleichend von dannen. Momentan hab ich eine neue Kriese bei der ich mir sicher bin, dass wenn sie verschwindet, ich mich wieder so wohl fühlen werde, dass ich die ES nicht brauche um mich "komplett" zu fühlen. Aber das ist ja bei jedem anders!
Nein, ich glaube nicht dass ich einen neuen finde, der so gut ist. Ehrlich gesagt hab ich das auch aufgegeben. Ich denke wenn ich mein Jobproblem in den Griff kriege, dann kann ich mir selbst helfen. Das klappt eigentlich auch ganz gut bei mir. Ich versuche vor allem Langeweile aus dem Weg zu gehen. Versuche viel mit Leuten zu unternehmen um mich nicht einsam zu fühlen. Außerdem versuche ich meinen Tag zu planen und mir nicht zu viele Sorgen über die Dinge zu machen, die ich sowieso nicht ändern kann und Dinge die ich ändern kann anzupacken. Für mich eine gute Technik. Geholfen hat mir da auch ein Buch "Sorge dich nicht - lebe!" Sehr zu empfehlen für Leuten denen es auch so geht :wink:

LG
Es gibt keinen Applaus für die Vergangenheit.

Re: Das Inselsystem

#5
ich habe dass Buch "Heimliche Sucht unheimlich zu essen" auch erst gelesen, ist echt total gut geschrieben!!

ich weis nicht ich finde , also für mich persönlich , dass mit den FA Tagen zwischendurch blöd, wenn will ich s ganz schaffen, des dass ich dann ne INsel habe quasi und dann wieder meine probleme in mich reinesse ist für mich depremierend..... TOTAL
Es geht ja nicht darum dass Leben möglichst lange ohne FA auszuhalten, und dann wieder alles reinhaut......, dass löst ja nicht die eigentlichen Probleme...sondern ist wieder nur ausflucht....

Re: Das Inselsystem

#6
Hallo


Auch ich habe dieses tolle Buch gelesen schon vor 10 jahren!! Es is hald schwer es wirklich umzusetzen immer :wink:

Ich beschreibe mein Leben immer wieder so man darf schlechte Tage haben...und wenn es besser geht ist es schön...aber ich darf auch mal wieder down sein...schliesslich können wir das leider nicht von heute auf Morgen verändern ...

Um gesund zu werden braucht man Zeit und Geduld....Man kann es schaffen......auch wenn es manchmal nicht so scheint...aber aufgeben tut man nur einen Brief.... 8)

so schwer es manchmal wirklich ist......man muss nach vorne gehen und nicht zurück......

:wink:

Re: Das Inselsystem

#7
Ich bin auch der Meinung, dass dieses Inselsystem die wahren Hintergründe für die FAs auch nicht lösen kann und vielleicht ist es wirklich manchmal deprimierend, aber leider hab ich nicht die Kraft von heute auf morgen mit dem Symptom schluss zu machen.
ich glaub das würde jeder gern von uns können. man wacht morgens auf und sagt sich: ab heute nicht mehr! und es klappt. aber leider braucht man dafür ein unglaubliches maß an selbstbewusstsein und das ist bei mir leider mit der zeit immer kleiner geworden.
aber ich merk auch, dass ich durch das inselsystem dazu gezwungen bin, mich mit meinem problemen eher auseinander zusetzen. wenn ich einen guten tag habe und irgendwas blödes passiert, dann versuche ich nun nicht mehr zu sagen: ach was sollls, dann mach ich es jetzt einfach, sondern ich versuche dann auch meine gefühle nach außen zu tragen und mich den menschen mitzuteilen. ein schlechter tag ist auch nicht gleich immer ein schlechter tag. es ist nicht so, als ób ich dann meine ganzen ungelösten probleme der woche an dem tag rauslasse, es ist nur so, dass ich mir an dem tag dann mal erlaube, mit meiner sucht mitzugehen. argh. das ist so schwer zu beschreiben. auf jeden fall will ich das system immer weiter ausbauen, sodass ich mir immer mehr gute tage für die woche vornehme und wenn die klappen, versuch ich daraufhin es wieder noch ein stück besser zu machen, bis man irgendwann nur noch alle paar wochen einen schlechten tag dazwischen hat. so lernt man nach und nach wieder auf normale weise mit seinen problemen fertig zu werden ohne sie in sich "hinein zu essen".
Ich gehe diese Weg nur ein einziges Mal; alles Gute und Freundliche, das ich irgendeinem Menschen erweisen oder bezeigen kann, lasst mich deshalb sogleich tun.

Re: Das Inselsystem

#8
Ja das habe ich mir auch so gedacht wie du schreibst :wink: Dies umzusetzten ist für mich zb ganz ganz schwer....auch wenn ich mir zb in der früh fest vornehme so ab heute ist schluss....ein Löffel genügt und versaut mir wieder alles :?

Es ist d och wirklich schwer auch wenn man es soosehr will man schafft es hald nicht immer...man muss hald weiter kämpfen und immer und immer wieder von neuen anfangen .....jeden Tag.....aufgeben darf man hald sowiso niemals :wink:

Re: Das Inselsystem

#9
Ja dieser ewige Kampf mit uns selbst. Im Grunde haben wir mehr Mut und Zuversicht manchmal als jeder Politiker für sein eigenes Land, weil wir ja quasi gezwungen sind, jeden Tag als einen neuen guten zu betrachten. Was bliebe uns denn noch, wenn wir aufgeben würden? Man kann nicht damit ein Leben lang weitermachen, also würden wir irgendwann vor der absoluten Frage stehen, und die will keiner von uns beantworten müssen. ehrlich nicht.

ich wünsch dir ganz viel Kraft ;)
Ich gehe diese Weg nur ein einziges Mal; alles Gute und Freundliche, das ich irgendeinem Menschen erweisen oder bezeigen kann, lasst mich deshalb sogleich tun.

Re: Das Inselsystem

#10
Manchmal denke ich mir schrecklich oda ich weiss ned wie das weiter geht.... :? manchmal an Tagen da gehts an manchen wieder gar ned und so ist unser Leben warscheinlich überall oda... :?

SOwas zu haben ist wirklich nicht leicht am liebsten würde ich sie mir weckwünschen das wäre so schön :? :lol:

Ich wünsche dir auch ganz viel Kraft lg

Re: Das Inselsystem

#11
oh das kann ich so gut nachvollziehen :D diese woche hab ich meine inseln auch wieder zum teufel gejagt -.- bekomm bald meine periode und da sagt mein körper: ich will ich will ich will.....sehr schwer da zu sagen: ne du, du darfst erst morgen wieder.....-.-
scheiß frau sein :D die männer haben ja keine ahnung was man da manchmal so durchstehen muss. die widerlichsten gelüste kommen da manchmal in mir hoch. so typisch schwangerschaftsessen, gurken mit eiscreme oder sowas :D
Ich gehe diese Weg nur ein einziges Mal; alles Gute und Freundliche, das ich irgendeinem Menschen erweisen oder bezeigen kann, lasst mich deshalb sogleich tun.