Hallo,

ich lese in diesem Forum schon länger mit, habe mich aber vor kurzem erst angemeldet. Der Grund dafür ist, dass ich mich gerade ziemlich allein mit der Krankheit fühle. Ich verstecke mein Verhalten seit ca 6 Jahren, es war noch nie meine Absicht, in irgendeiner Form Aufmerksamkeit damit zu erregen. Im Gegenteil, ich schäme mich sehr dafür und konnte mir noch nie vorstellen, damit total offen vor meinem Umfelt umzugehen.

Nach außen hin wollte ich schon immer perfekt und stark erscheinen, wollte alle Situationen suverän meistern, keine Fehler machen und so weiter. Der Gedanke, dass meine Freunde wissen, dass ich unter Bulimie leide ist sehr quälend für mich, denn ich habe Angst, dass sie mich dann als schwach, dumm und eben krank ansehen. Erst vor zwei Monaten habe ich meiner Mutter davon erzählt (ich wohne nicht mehr zu Hause), meinem (mittlerweile) Ex-Freund habe ich es über 1,5 Jahre Beziehung verschwiegen und verborgen (das war wohl ein großer Fehler). Ich rede eigentlich ausschließlich mit meiner Therapeutin über mein "dunkles Geheimnis".

Einerseits ist das gut so, denn so fühle ich mich einfach wohler vor meinen Freunden, doch andererseits wünsche ich mir sehr, noch mit jemand anderem darüber reden zu können und eben nicht nur einmal pro Woche in der Therapie. Im Moment ist die Last, die ich verberge und ganz allein mit mir herumtrage so unglaublich schwer. Trotzdem ist allein der Gedanke daran, jemanden einzuweihen furchtbar. Ich habe Angst, dass die Freundschaft zu derjenigen Person, der ich es erzählen würde, dann nie wieder die selbe sein wird. Ich möchte nicht bemitleidet und als krank angesehen werden.

Wie geht ihr damit um? Wissen eure Freunde bescheid? Oder zumindest ein paar? Hat es euch den Umgang mit der Krankheit erleichtert? Wie hat es die Beziehung zu der Person verändert?

Ich bin euch dankbar für jeden Rat und geteilte Erfahrungen.

~ Delilah

Hey Delilah!
Erst mal herzlich willkommen im forum!

Bei mir wissen mittlerweile relativ viele Freunde bescheid. Jedoch lauter leute von denen ich weiß, dass ich ihnen vertrauen kann.
Mein Verhältnis hat sich zu den meisten dadurch noch verstärkt und vor allem ist ehrlicher geworden. Weil sie dann auch ehrlich waren zu mir und man feststellt, dass man nicht alleine ist, der probleme hat.
Außerdem hab ich dadurch viele Anlaufstellen, wenn es mir schlecht geht. Und dennoch behandeln sie mich nicht wie einen kranken menschen Sondern eigentlich so wie früher, nur dass sie jetzt halt wissen dass es auch eine andere seite gibt und wir manchmal verstärkt über diese reden.
Auf jeden Fall bin ich froh, dass sie es wissen
Ich hoffe ich kann dir damit etwas mut machen, dich zu öffnen (was nicht bedeuten soll dass du jetzt echt jeden davon erzählen musst )

Alles Liebe,
Louve

Hi Delilah,

wir sind eigentlich in der selben Situation mit dir.. Ich leide auch seit ca. 6 Jahren an B.
Meine Eltern und meine Geschwister wissen was davon, sonst keiner... Auch meine Freunde nicht..

Ich kann dich verstehen dass es dir peinlich ist, so geht es mir auch, aber wenn du Freunde hast, denen du wirklich alles anvertrauen kannst, würde ich das machen. Die ES ist kein Grund, sich dafür zu schämen...

Louve, Endless, danke für eure Antworten!

Ja, ich weiß, dass ich mich nicht schämen sollte. Es ist eben ein Teil von mir und vielleicht kann ich ihn auch besser besiegen, wenn ich offener damit umgehe. Ich glaube das ist auch eins meiner Probleme, dass ich zu jeder Zeit eine Fassade wahre und niemanden wissen lasse, was eigentlich in mir vorgeht. Das ist natürlich auf Dauer sehr anstrengend und ich mache mir viele Sachen selbst schwer dadurch.

Ich denke seit längerem darüber nach, es meiner Freundin und Mitbewohnerin zu sagen. Wir haben ein enges Verhältnis und erzählen uns eigentlich sonst alles. Ich würde es ihr gern sagen. Einfach auch Ehrlichkeit. Ich glaube, dass es mir helfen würde, denn sie erzählt mir auch von ihren Schwächen und unterstützt mich mit sonstigen Problemen. Doch gerade bei ihr habe ich auch meine Zweifel, denn sie ist ein sehr pragmatischer und perfektionistischer Mensch, ich möchte quasi nicht in ihrem Ansehen sinken.


Mann, wie sich das anhört. Ich glaube ich habe mir die Antwort eben selbst gegeben. Ich muss es ihr sagen. Ich muss aufhören, immer nur alles richtig machen zu wollen. Donnerstag kommt sie aus dem Urlaub wieder, vielleicht finde ich bis dahin die Worte... so richtig vorstellen kann ich es mir noch nicht.

Gibt es niemanden, dem du es erzählen könntest, Endless? Vielleicht sollten wir wirklich unseren Mut zusammen nehmen und uns überwinden.

Doch, meine Schwestern sind auch wie meine Freunde, sogar näher zu mir, delilah. Sie unterstützen mich auch sehr, wofür ich ihnen sehr dankbar bin... Aber ich bin von Person sowieso nicht wirklich der Typ, dass ich jetzt zu jmd gehen würde und meine Probleme erzählen würde... Bin sehr verschlossen... Aber trotzdem denke ich, es wäre dir eine wirklich große Unterstützung, wenn du das mit jemanden teilen würdest, weil ich glaube alleine kommt man aus diesem Teufelskreis nicht raus... Zumindest habe ich das nie mitbekommen und kann mir selbst das nicht zumuten...

delilah hat geschrieben: Wie geht ihr damit um? Wissen eure Freunde bescheid? Oder zumindest ein paar? Hat es euch den Umgang mit der Krankheit erleichtert? Wie hat es die Beziehung zu der Person verändert?

Ich bin euch dankbar für jeden Rat und geteilte Erfahrungen.

hi delilah,


hier findest du noch ein paar weitere erfahrungsberichte:

- "meinem freund davon erzaehlen ?" http://www.bulimie.at/viewtopic.php?f=26&t=7691911
- "1. schritt" http://www.bulimie.at/viewtopic.php?f=4&t=7694572
- "von der bulimie erzaehlen" http://www.bulimie.at/viewtopic.php?f=4&t=7694393
- "es jemandem erzaehlen ?" http://www.bulimie.at/viewtopic.php?f=4&t=7697406

hallo delilah

ich habe auch schon lange das bedürfnis es jemandem zu erzählen, eine anlaufstelle zu haben... jemand der einen versteht und mit dem man erfolge und rückschläge teilen kann...
also habe ich es vor 2 wochen meiner besten freundin am telefonat erzählt, sie lebt seit 1 jahr in amerika aber ich dachte sie würde mich von allen meinen freunden am ehesten verstehen... :/ sie sagte nur ich soll mich da nicht reinsteigern, soll mich zusammenreißen und etwas disziplinierter sein... da merkte das es wenig sinn macht mit jemandem drüber zu reden, der das nicht erlebt hat, der keine Ahnung davon hat das dieser Mist nichts mit disziplin zu tun hat! -.-

Hallo

Bei mir wissen es einige. Ich habe seit fast 11 Jahren Bulimie und war in mehreren Kliniken (es war also kaum zu verbergen). Ich habe 2 gute Freundinnen, die es wissen (eine davon selbst psychisch labil und deshalb super Gesprächspartner bei solchen Dingen).
Meine Familie natürlich. Besonders meiner Oma kann ich mich in der Hinsicht immer anvertrauen, sie ist meine Motivationsquelle.
Und auch ein paar andere Freunde.

Ich muss dazu sagen, dass ich 3 Jahre clean war und ich habe in dieser Zeit so viel Kraft und Stärke für mich entdeckt, dass ich mich wegen der Vergangenheit nicht mehr geschämt habe. Wenn ich einen neuen Mann kennenlerne, erzähle ich es ihm bevor ich mit ihm zusammen bin, um zu sehen wie er darauf reagiert. Ich möchte ja schließlich einen sensiblen Mann, der damit umgehen kann. Bin auf verschiedene Reaktionen gestoßen, aber die meisten waren sehr positiv für mich.

Ich denke, du merkst das schon, WEM du es erzählen kannst und wem nicht. Wenn dir Freunde etc. auch schlimme Probleme anvertrauen und du merkst, sie kennen es in einer schlimmen Situation zu sein, dann kannst du damit rechnen, dass sie es dir auch nachfühlen können bzw. sensibel darauf reagieren. Erwarte allerdings niemals, dass der andere es komplett versteht, das wird nicht passieren.

Unter anderem habe ich das in der Therapie gelernt (also solche Verhaltensweisen erkennen, Menschen einschätzen, über Probleme sprechen etc.pp)

Viel Erfolg!!

Pretty-Face

Vielen Dank euch für die Ratschläge.

Ich glaube, dass es vielleicht auch ein Teil meiner Heilung sein könnte, offener damit umzugehen, weil einfach diese große Last der Geheimhaltung von mir fallen würde. Nach der Therapiesitzung fühle ich mich immer viel besser, einfach weil ich darüber geredet habe und der Teil, der Gesund werden will Gehör gefunden hat.

Bisher habe ich aber auch die Erfahrung gemacht, dass Außenstehende es schwer verstehen. Meine Mutter, der ich es Weihnachten erzählt habe, sagte mir: "Oh, aber es sind doch bestimmt ein drittel der Frauen essgestört". "Nein. Und an Bulimie leiden nur ca 2 % der Frauen".

Und mein Ex-Freund, dem ich es ganz zum Ende der Beziehung erzählt habe, um die Scherben wieder zusammen zu setzen, um endlich Erklärungen für mein Verhalten zu geben, hat den großen Leidensdruck auch überhaupt nicht verstanden.

Wobei es vielleicht auch gar nicht so sehr um das Verstanden werden geht, sondern einfach darum, sich selbst erstmal so anzunehmen wie man ist. Mit dieser Schwäche. Sich nicht selbst die ganze Zeit zu belügen und zu verleumden.

Ich denke ich sage es ihr nächste Woche. Wenn ich es schaffe, werde ich mal berichten.

hallo:)

ich bin auch neu hier,habe jetzt einige Zeit mitgelesen und mich dann angemeldet,das hier ist auch mein erster Beitrag... ich muss dazu sagen dass ich noch nicht solange an Bulimie erkrankt bin wie andere hier,'erst' ein halbes Jahr,wobei das lange genug ist...egal

In meinem Freundes- und Familienkreis weiß niemand irgendwas,ich weiß auch nicht wie ihr das alle so lange verstecken konntet,es ist furchtbar anstrengend... deshalb habe ich überlegt es meinem Freund oder einer sehr guten Freundin zu erzählen.
Bei meinem Freund weiß ich allerdings nicht wie er reagieren würde,ich habe Angst dass es sich vor mir ekeln würde. Er weiß zwar dass ich nicht normal esse,aber dass ich mich übergebe, weiß er nicht. In meiner Familie könnte und wollte ich (im Moment) niemandem etwas erzählen,allerdings habe ich auch noch immer die Hoffnung da alleine rauszukommen... :-/
Die große Furcht ist eben, wie delilah geschrieben hat, dass Aussenstehende es nur schwer verstehen...

Als ich in die Bulimie abgerutscht bin, in eine Anfangsphase davon, wussten es meine Eltern iwann.
Ich konnte es einfach nicht ewig geheimhalten. Ich weiß nicht, ob meine Mum da iwie eine Spürnase hat für oderso, aber recht schnell hat sie bemerkt, das iwas nicht stimmt. Jetzt merke ich immer mehr wie ich in das andere Extrem rutsche und hier weiß noch niemand etwas.
Ich weiß nicht , ob das verständlich ist, aber das ist iwie meine Rettung.
Meine Mum weiß nichts und ich bin einer dieser Menschen, der immer alles richtig und den anderen REecht machen will. Ich mach mir Sorgen um andere Menschen wenn es angebracht ist, möchte aber nicht das sich jemand Sorgen um mich macht.
Bei uns ist es Abends immer so, das wir alle gemeinsam warm essen. Und ich weiss, das ich zumindest ein bisschen was essen muss, um keinen Verdacht zu erreegen, das etwas nicht stimmt.

Ich weiß es ist viel heimlich und man muss es auh nicht verstehen, aber iwie hilft mir das, nicht richtig abzurutschen.

hey, delilah
in meiner umgebung wissen nur zwei menschen bescheid, und zwar meine engsten freundinnen. ich kann dir versichern, dass sich die freundschaft nciht verändert hat, aber das sagt nicht viel, weil ich mich noch im 'anfangsstadium' der bulimie sehe und sehr früh bescheid gesagt habe, da ich ziemlich überbesorgt war.
dein bedürfnis, darüber zu reden, kann ich wirklich sehr gut nachvollziehen und verstehen, das habe ich selbst oft genug- aber weil ich das wie du im geheimen lassen will, traue ich mich nciht, mit den beiden ausführlicher darüber zu sprechen
das schamgefühl kenne ich nicht so unbedingt, aber definitiv das des sich-schwach-fühlens, bzw. die tatsache, dass ich mich in meiner eigenen stärke getäuscht habe.
zu einem therapeuten gehe ich nciht, obwohl ich schon lange weiß, dass ich muss- nicht nur wegen bulimie. trotzdem hab ich es nicht bereut, es meinen freundinnen gesagt zu haben, die eine hat während eines gemeinsamen urlaubes auf mich aufgepasst das war zwar lästig, aber hilfreich. sie hat mich von einer fressattacke abgebracht (von einer anderen es zumindest versucht) und hat die anzeichen meiner "lieblingsmethode" überwacht, mich zu übergeben. das hat mich emotional eine weile gestützt und meine freundschaft zu ihr vertieft

ich wünsche dir alles gute! <3

watching myself

Hallo delilah,

bei mir wissen es die meisten, es ist kein Geheimnis mehr. Und das nimmt einem unglaublich viel Druck. Ich kann wirklich nur jedem empfehlen, es zumindest seinen engsten Freunden zu erzählen. Es ist so ein tolles Gefühl, nicht mehr allein mit dieser Krankheit zu sein und zu wissen, dass man Menschen hat mit denen man reden kann und die einen stützen. Besonders mein bester Freund gibt mir wahnsinnig viel Halt, ohne ihn hätte ich schon längst aufgegeben. Klar ist es manchmal auch anstrengend wenn Leute bescheid wissen und es ist einem manchmal auch unangenehm, aber das ist es definitiv wert.

Ich habe noch nicht geschafft, es meiner Freundin zu sagen. Ich weiß echt nicht, warum mir das so schwer fällt. Gerade in den letzten Tagen hatten wir viele intensive Gespräche und sie hat einiges von sich offenbart. Warum kann ich das nicht? Es ist wirklich ein Teufelskreis, denn ich fühle mich einsam und allein und gerade das fördert ja ungemein die Bulimie. Zusätzlicher störender Faktor: Ich sehne mich nach meinem Ex, denn er wusste ja zum Schluss bescheid und mit ihm konnte ich darüber sprechen. Aber das ist Quatsch, ich muss eben jemand anderes finden, der diese Lücke füllen kann.

Hi delilah, ich kann das voll verstehen, hab schon so oft mit freunden versucht darüber zu reden oder es ihnen irgendwie zu sagen, dass ich an bulimie leide, aber ich habe dann doch immer wieder das gespräch auf ein anderes thema gelenkt oder sie haben es nicht geschnallt.. Ich schätze man muss einfach seinen inneren schweinehund überwinden. :/