Mh... kennt ihr das? Ich verbringe nach FA die ganze Zeit damit, darüber nachzudenken, wie mein "System" funktioniert, wie es dazu gekommen ist und wie ich das verdammt nochmal abstellen kann. Obs was genützt hat, weiß ich nicht. Zumindest ist es weniger geworden mit der Bulimie und ich achte mehr darauf, wieso ich in welchen Situationen auf welche Art und Weise reagiere. Bin auf der Suche nach so einer Art "Wundertheorie" oder sowas, mich zu knacken, dahinter zu steigen und den Scheiß dann endlich abzustellen. Leider gibts das wahrscheinlich nicht. Aber meine neuste Feststellung ist:
1. Ich esse oft übermäßig viel, wenn ich mich meiner persönlichen Freiheit beraubt fühle.
Das ist ja voll das subjektive Gefühl. Ausgelöst werden diese Gedanken über meine Freiheit durch ein unbestimmtes, emotionales Unwohlsein. Ich kann dann oft gar nicht genau erklären, warum ich gerade so fühle oder ich denke auch, dass ich gar nicht berechtigt bin, so zu fühlen, weil ja eigentlich alles passt.
Nach dem Unwohlsein kommt die willkürliche Wut auf irgendwelche Personen und so Gedanken wie "ich bin eigentlich satt und sollte jetzt nicht mit essen anfangen - aber ich will" , "wenn mein Freund wüsste, was ich manchmal so in mich reinstopfe, würde er mich vlt nicht mehr lieben - aber es ist mir egal", "ich will doch eigentlich normal essen - aber ich will mir nichts vorschreiben lassen"
Das ABER setzt sich in der Regel durch.
Der Ablauf ist also: 1. Unwohlsein 2. Wut 3. Gedanken um Freiheitsberaubung 4. Essen
Nach dem FA fühl ich mich gelöst und dann kommen mir solche Gedanken, dass mir jemand mich in meiner Freiheit einschränken will, unsinnig vor.
Trotzdem weiß ich nicht, wie ich mit diesen Informationen umgehen soll. Soll ich versuchen, am Unwohlsein was zu ändern? An den unsinnigen Gedanken? Oder mir was suchen, wie ich meine Freiheit anders ausdrücken kann?
Was habt ihr für Theorien über euch selbst entwickelt?
Und kennt jemand das mit der Freiheit?
Viele Grüße,
Rachel
Re: Essen und Freiheit
#2liebe rachel,
. dein ansatz ist mir sehr vertraut, auch die "gefühlsabfolge" rund um die thematik ist bei mir identisch. in meiner analyse bich ich einen schritt weiter gegangen (oder zurück - hängt ja von der richtung ab, aus der man sich nähert
):
es geht erst in zweiter linie um die "beraubte freiheit". in erster linie geht es bei mir um "grenzen". diese zu spüren, zu erkennen und richtig zu interpretieren. denn erst wenn ich es zulasse, dass jamend/etwas meine grenzen überschreitet merke ich, dass ich in meiner freiheit eingegrenzt werde.
gesunde menschen spüren vermutlich diese grenzen deutlich und können entsprechend der jeweiligen situation reagieren. sich also bewusst entscheiden, was sie zulassen oder nicht. ich spüre meine emotionalen grenzen nicht bewusst. erst der immense innere druck - die "wut", die du beschreibst - gibt mir den hinweis darauf, dass ich zu weit gegangen bin.
wie man das erspüren seiner grenzen erlernen kann, weiss ich nicht. merke nur, dass es höchst an der zeit ist, das zu klären...
alles liebe
maruja
und wie ich das kenne!Und kennt jemand das mit der Freiheit?


es geht erst in zweiter linie um die "beraubte freiheit". in erster linie geht es bei mir um "grenzen". diese zu spüren, zu erkennen und richtig zu interpretieren. denn erst wenn ich es zulasse, dass jamend/etwas meine grenzen überschreitet merke ich, dass ich in meiner freiheit eingegrenzt werde.
gesunde menschen spüren vermutlich diese grenzen deutlich und können entsprechend der jeweiligen situation reagieren. sich also bewusst entscheiden, was sie zulassen oder nicht. ich spüre meine emotionalen grenzen nicht bewusst. erst der immense innere druck - die "wut", die du beschreibst - gibt mir den hinweis darauf, dass ich zu weit gegangen bin.
wie man das erspüren seiner grenzen erlernen kann, weiss ich nicht. merke nur, dass es höchst an der zeit ist, das zu klären...

alles liebe
maruja
Zuletzt geändert von maruja am Mi Feb 16, 2011 19:44, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Essen und Freiheit
#3Hallo Maruja
das ist ein sehr interessanter Ansatz mit den Grenzen. Ich muss mal darauf achten, ob es bei mir ähnlich ist und ich andere vielleicht auch zu viele Grenzen überschreiten lasse. Bisher dachte ich immer, dass diese Gedanken ziemlich unsinnig sind, weil ich sie oft so konkret ans Essen kopple. Ich denke dann "Die anderen erwarten von mir, dass ich ein ganz normales Essverhalten habe, aber ich bin damit unzufrieden, mir reicht das nicht, ich will mehr, ich will so viel essen wie ich will" oder so ähnlich.
Ist immer schwierig das in Worte zu fassen, was einem in seinem Kopf so klar erscheint.
Liebe Grüße
das ist ein sehr interessanter Ansatz mit den Grenzen. Ich muss mal darauf achten, ob es bei mir ähnlich ist und ich andere vielleicht auch zu viele Grenzen überschreiten lasse. Bisher dachte ich immer, dass diese Gedanken ziemlich unsinnig sind, weil ich sie oft so konkret ans Essen kopple. Ich denke dann "Die anderen erwarten von mir, dass ich ein ganz normales Essverhalten habe, aber ich bin damit unzufrieden, mir reicht das nicht, ich will mehr, ich will so viel essen wie ich will" oder so ähnlich.
Ist immer schwierig das in Worte zu fassen, was einem in seinem Kopf so klar erscheint.

Liebe Grüße
Re: Essen und Freiheit
#4mir scheint das genaue gegenteil der fall zu sein, rachel. ich sehe darin einen direkten zusammenhang. und den einzig sinnvollen ansatz, um das zu verstehen, was und treibt. für mich liegt genau darin der schlüssel, das zeichnet sich immer deutlicher ab. leider gelingt es mir nicht, diese theorie im alltag zu integrieren. manchmal, nur maaanchmaaal...in ganz lichten momenten erinnere ich mich daran und versuche, in genau solchen situationen zu reagieren. es ist erstaunlich zu sehen, wie stark (und meist positiv) die umwelt darauf reagiert, wenn man plötzlich grenzen aufzeigt. es passiert GAR nichts, ausser, dass einen die umwelt 1. ernst nimmt, 2. zur kenntnis nimmt und 3. respektiert. ich denke, dass persönlichkeiten, die ihre grenzen kennen, leben und darstellen einfach ein prägnanteres profil haben, eventuell eigenwillig erscheinen - aber was ist verkehrt daran, eigen-willig zu sein?Bisher dachte ich immer, dass diese Gedanken ziemlich unsinnig sind, weil ich sie oft so konkret ans Essen kopple.
tja...langer weg.
Re: Essen und Freiheit
#5Hi,
ich hab mich eigentlich aufgrund deines beitrags angemeldet hier im forum, da ich retourschreiben wollte, und deinen beitrag gut nachempfinden kann.
ich habe zwar bereits einen therapieplatz aber noch nicht richtig angefangen. bei den ersten beiden "vorstellungesgespraechen" meinte mein arzt, dass es bei mir etwas mit "kontroller ueber meine eigenen gefuehle" zu tun hat. ich hab viel darueber nachgedacht. aber mein empfinden ist genau umgekehrt. ich fange an zu essen, wenn ich zuviel freiheit habe. entweder es ist, weil ich mir die freiheit dadurch erhalten will, oder weil ich damit nicht umgehen kann.
ist noch ein langer weg vor mir, aber jedenfalls kann ich mit meiner freiheit nicht umgehen. wenn ich nicht alleine bin, seh ich das nicht als persoenliche freiheit und dann ess ich auch nicht ueber, und kotze auch nicht, auch wenn ich oft den wunsch danach haette.
viel glueck,
j.
ich hab mich eigentlich aufgrund deines beitrags angemeldet hier im forum, da ich retourschreiben wollte, und deinen beitrag gut nachempfinden kann.
ich habe zwar bereits einen therapieplatz aber noch nicht richtig angefangen. bei den ersten beiden "vorstellungesgespraechen" meinte mein arzt, dass es bei mir etwas mit "kontroller ueber meine eigenen gefuehle" zu tun hat. ich hab viel darueber nachgedacht. aber mein empfinden ist genau umgekehrt. ich fange an zu essen, wenn ich zuviel freiheit habe. entweder es ist, weil ich mir die freiheit dadurch erhalten will, oder weil ich damit nicht umgehen kann.
ist noch ein langer weg vor mir, aber jedenfalls kann ich mit meiner freiheit nicht umgehen. wenn ich nicht alleine bin, seh ich das nicht als persoenliche freiheit und dann ess ich auch nicht ueber, und kotze auch nicht, auch wenn ich oft den wunsch danach haette.
viel glueck,
j.
Re: Essen und Freiheit
#6Hey Jersey
wie meinst du das, du überisst dich, wenn du zu viel Freiheit hast?
in welchen Situationen hast du das Gefühl, zu viel Freiheit zu haben?
Würde mich sehr interessieren
wie meinst du das, du überisst dich, wenn du zu viel Freiheit hast?
in welchen Situationen hast du das Gefühl, zu viel Freiheit zu haben?
Würde mich sehr interessieren
Re: Essen und Freiheit
#7Als ich damals wieder zurück ins Leben gefunden habe habe ich auch meine Grenzen wieder neu kennengelernt..Ich habe wieder gelernt auf mich zu hören und nicht darauf was andere von mir wollten..Ich habe wieder angefangen mich zu währen bin aus der Rolle der armen kleinen kranken Jeany geflohen ...
Und dann kam auch so nach und nach..was will ich...wohin will ich...mit wehm möcht ich zusammen sein..usw...
Ich bin meinen eigenen Weg gegangen und habe meine eigenen Grenzen neu kennengelernt und heute weiß ich wieder ganz genau wo diese liegen..Wie viel kann ich essen..was kann ich essen..wie lange mache ich Yoga..Mit wehm bin ich befreundet uvm..
und ich wehre mich wenn jemand meine Grenzen nicht akzeptiert oder überschreitet.
Und dann kam auch so nach und nach..was will ich...wohin will ich...mit wehm möcht ich zusammen sein..usw...
Ich bin meinen eigenen Weg gegangen und habe meine eigenen Grenzen neu kennengelernt und heute weiß ich wieder ganz genau wo diese liegen..Wie viel kann ich essen..was kann ich essen..wie lange mache ich Yoga..Mit wehm bin ich befreundet uvm..
und ich wehre mich wenn jemand meine Grenzen nicht akzeptiert oder überschreitet.
Re: Essen und Freiheit
#8das mit der freiheit kenne ich auch.
denn ueberall fuehle ich mich bestimmt...in meinem studium....meinem aussehen...meinem job....meinem umgang etc.
wenn ich fresse, dann mache ich das OBWOHL es nicht gefaellt... OBWOHL es nicht "anerkannt" oder geduldet ist. Und wenn ich dann kotze dann OBWOHL die welt schreit : Kotzen ist ekelhaft!
das ist so als wuerde ich der welt damit mal so richtig in die parade fahren...einmal richtig anders sein und richtig NICHT gefallen!!
die FAs und das kotzen sind also auch fuer mich eine art meine freiheit zu erfahren...
auch wenss natuerlich auch anders ginge...
denn ueberall fuehle ich mich bestimmt...in meinem studium....meinem aussehen...meinem job....meinem umgang etc.
wenn ich fresse, dann mache ich das OBWOHL es nicht gefaellt... OBWOHL es nicht "anerkannt" oder geduldet ist. Und wenn ich dann kotze dann OBWOHL die welt schreit : Kotzen ist ekelhaft!
das ist so als wuerde ich der welt damit mal so richtig in die parade fahren...einmal richtig anders sein und richtig NICHT gefallen!!
die FAs und das kotzen sind also auch fuer mich eine art meine freiheit zu erfahren...
auch wenss natuerlich auch anders ginge...
Re: Essen und Freiheit
#9hi rachel,
danke fuer deine antwort.
also was ich so bei mir selbst untersucht hab, ist, dass ich total mit mir selbst ueberfordert bin, mit mir nichts anfangen kann, unselbstaendig bin, ueberfordert bin mit meiner zeit, mit meinen gedanken, und vor allem mit meinen gefuehlen, weiss nicht wohin damit, kann sie nicht einordnen (kontrollieren), vielleicht weil ich angst vor meinen gefuehlen hab, wenn ich frei bin, allein bin mit mir selbst.
also aber nur wenn ich allein bin, und eigentlich meine zeit selbst steuern kann.
mich wuerde es interessieren ob die leute, die das mit der freiheit kennen, auch andere probleme haben (angstneurose, panikattacken etc). vielleicht beraubt man sich somit auch seiner eigenen freiheit. man laessts vielleicht gar nicht erst soweit kommen, dass man frei sein koennte.
ich hab mal agoraphobie gehabt, aber im moment ganz gut im griff mit einer kleinen dosis tabletten taeglich.
vielleicht haengt das ja irgendwie zusammen, dass man seiner angst und seinen gefuehlen nicht freien lauf lassen kann, oder will, oder was weiss man
das mit der wut kenn ich auch, irgendwie ist erst so eine leere, dann kommt wut/unwohlsein, und dann setzt mein hirn aus, und ich denke essen, essen, essen, kotzen. vielleicht beraubt man sich selbst seiner freiheit, weil man sich nicht selber in ruhe laesst, sich nicht selbst frei sein laesst.
danke fuer deine antwort.
also was ich so bei mir selbst untersucht hab, ist, dass ich total mit mir selbst ueberfordert bin, mit mir nichts anfangen kann, unselbstaendig bin, ueberfordert bin mit meiner zeit, mit meinen gedanken, und vor allem mit meinen gefuehlen, weiss nicht wohin damit, kann sie nicht einordnen (kontrollieren), vielleicht weil ich angst vor meinen gefuehlen hab, wenn ich frei bin, allein bin mit mir selbst.
also aber nur wenn ich allein bin, und eigentlich meine zeit selbst steuern kann.
mich wuerde es interessieren ob die leute, die das mit der freiheit kennen, auch andere probleme haben (angstneurose, panikattacken etc). vielleicht beraubt man sich somit auch seiner eigenen freiheit. man laessts vielleicht gar nicht erst soweit kommen, dass man frei sein koennte.
ich hab mal agoraphobie gehabt, aber im moment ganz gut im griff mit einer kleinen dosis tabletten taeglich.
vielleicht haengt das ja irgendwie zusammen, dass man seiner angst und seinen gefuehlen nicht freien lauf lassen kann, oder will, oder was weiss man

das mit der wut kenn ich auch, irgendwie ist erst so eine leere, dann kommt wut/unwohlsein, und dann setzt mein hirn aus, und ich denke essen, essen, essen, kotzen. vielleicht beraubt man sich selbst seiner freiheit, weil man sich nicht selber in ruhe laesst, sich nicht selbst frei sein laesst.
Rachel hat geschrieben:Hey Jersey
wie meinst du das, du überisst dich, wenn du zu viel Freiheit hast?
in welchen Situationen hast du das Gefühl, zu viel Freiheit zu haben?
Würde mich sehr interessieren