Nunja, mir schweben vor allem die anorektischen Phasen vor.
Ich war ja nicht nur bulimisch, ich habe auch lange Strecken nur sehr restriktiv gegessen. Also ich denke zur Zeit fast ausschließlich an die Hungerphasen.
Und es fällt mir schwer einen negativen Gedanken auf diese Phantasien fallen zu lassen, ... als würde ich sie richtiggehend behüten
Ich denke also nicht an den Bulimiehorror, sondern an die unschuldigen, unbeschmutzen, reinen anorektischen Phasen.
Gibt es denn nichts, was dir jetzt leichter fällt, was du jetzt machen kannst und früher nicht? Wo sind die positiven Aspekte deines jetzigen Lebens?
Ehrlichgesagt hat sich nicht sonderlich viel verändert. Zumindest nichts was mir jetzt auffallen würde. Naja, was fällt mir leichter?
Es fällt mir leichter meinen Körper einfach so hinzunehmen und ihn einfach so gut zu finden wie er ist, mit dem Gewicht wie ich es eben habe. Aber das kommt eher einer Gleichgültigkeit nahe.
Wenn ich ehrlich zu mir bin, wäre ich immer noch gern dünner.
Positive Aspekte meines jetzigen Lebens existieren und existierten schon immer einigermaßen unabhängig von der ES, das bilde ich mir zumindest ein. Es hat sich eben diesbezüglich nichts verändert, mit oder ohne ES.
Selbst nach angestrengtem Nachdenken fällt mir nichts weiter ein.
Ich bin nicht kontaktfreudiger, ich bin nicht unternehmungslustiger, ich habe nicht mehr Freunde, nicht mehr Lebensfreude oder sonstiges. Das einzige was sich verändert hat, ist, dass ich eben jeden Tag viel esse und nichts mehr erbreche. Die Symptomatik ist halt an sich weg.
Aber ich fürchte fast, dass ich mich sogar schlechter fühle

, wie "damals als ich noch dünn und diszipliniert war"
Das ist ja das Problem. Ich idealisiere das Ganze wieder total.
Vielleicht kannst du beschreiben, was du dir von der Diät versprichst bzw. was dir jetzt fehlt und du dadurch bekommen kannst?
Naja, was ich schreibe ist hoffentlich nicht triggernd für andere hier.
Aber wenn du mich so fragst...
Wenn ich eine Diät mache (und damit meine ich eben nicht nur eine vorrübergehende Einschränkung, sondern eine grundsätzliche, langanhaltende Einstellung), ... wenn ich also "Diät" mache, dann fühle ich mich:
gesünder, leichter, sauber und rein, unbeschmutzt, "befreit", auf dem richtigen Weg, in Sicherheit, attraktiver, wertvoller.
Ich habe dann wieder einen super schlanken Körper und fühle mich damit sehr attraktiv. Ich war ja nie extremst abgemagert oder so, sondern nur knapp auf der Kippe zum UG, sah also immer sehr schlank aus, aber immernoch gesund. Jetzt gerade bin ich eben so im unteren Bereich vom NG. Das reicht mir irgendwie nicht.
Noch ein bisschen dünner zu sein, bis knapp an die UG Grenz beschafft mir irgendwie mehr Befriedigung.
An wirklich schlimme negative Aspekte in meinen "disziplinierten, fast anorektischen" Phasen kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Ich behaupte fast die gabs nicht. Außer vielleicht, dass ich mich manchmal schwachfühlte und mich über anscheinend nicht eingetretene Resultate aufgeregt hatte und der Frust stieg und stieg.
Aber das gute Gefühl, immerhin "auf dem richtigen Weg" zu sein, hat mich immer wieder getröstet.
Oh mann, das war das einzige was mich glücklich gemacht hat.
Ich kann die ganze Zeit nur an die guten Zeiten mit der ES denken.