Mein Psycho-Doc riet mir, Menschen "einzusetzen"; also zu telefonieren, auszugehen usw. Wenn das nur so einfach wäre.

oder einfacher gesagt: "lenk dich ab"? das wäre für mich auch ein schwacher trost... nicht einfach...

die ES "austauschen" ist ein interessanter gedanke. besteht ein unterschied zu "kompensieren"? wenn ich so darüber nahcdenke, versuche ich meist durch leistung zu estätigen, dass ich doch etwas wert bin. entwickelt sich aber oft zur abwärtsspirale, da ich mich dabei auslauge, was sich wiederum auf das essverhalten auswirkt... teifelskreis irgendwie.

spannender thread jedenfalls.

Hallo Sol ,

Du sprichst mir aus der Seele. Alle von Dir genannten Dinge sind auch bei mir Auslöser. Und auch ich finde keine wirklichen Ersatz-Alternativen. Mit telefonieren habe ich es auch schon probiert, hat allerdings das ganze nur nach "hinten" verlagert, oder ich habe schon während des Telefonats nur an das "danach" gedacht und geplant, echt peinlich . Konnte mich dann teilweise gar nicht mehr auf meinen Gesprächspartner konzentrieren....

Zeitweise finde ich auch Dinge, eher gesagt Projekte, die mich ganz gut ablenken (Putzen, Aufräumen, Möbel selber planen und zusammenbauen, PC usw.), aber es ist nichts dauerhaftes. Manchmal wünsche ich mir eine feste Beziehung (bin Single).

Wenn bei mir einmal der Fressgedanke aufgekommen ist, bin ich ihn leider nicht mehr losgeworden, ich konnte immer nur "aufschieben". Es gibt dann aber nichts was mir die gleiche "Zufriedenheit" geben könnte.

Das finde ich echt traurig, peinlich und macht micht wütend auf mich selbst . Ich frage mich immer, was machen denn Normalos?

Was mal ganz gut funktionierte war, keine FA-Lebensmittel im Haus zu haben, aber auch das hat mich irgendwie nervös gemacht...

GLG Lisa

Hey!

Ja, sich einfach so abzulenken ist wirklich kein besonders wertvoller Tipp, viel zu unspezifisch und auch zu wenig auf den jeweiligen Menschen zugeschnitten. (Wir brauchen ja doch alle etwas anderes, wenn es darum geht Spannungen und Frustrationen abzubauen, deswegen muss das auch jeder für sich selbst herausfinden, ein Therapeut kann da auch nur verschiedene Richtungen aufzeigen und eventuell nachfragen, sodass derjenige selbst darauf kommt.)

Ich bin immer Laufen gegangen, aggressive Musik auf meinen Ipod und auf die Plätze fertig los, ist aber wirklich nicht jedermanns Sache, denn wer hat schon Spaß daran bei jeder Witterung raus zu gehen und vor allem gehört (exzessiver) Sport bei vielen einfach mit zum Symptomkomplex Essstörung, sodass das auch oftmals unsinnig und absolut kontraindiziert ist, gerade, wenn man versucht dann noch mehr Energie zu verbrennen und sich verbietet dann noch etwas zu essen.

Auf der anderen Seite gehört es zum Gesundwerden einfach dazu seinen eigenen Weg zu finden, seine Gedanken zu ordnen und Mittel und Wege zu finden, um die Spannungen abzubauen, die man vorher mit der Essstörung "behandelt" hat.

Also, was macht euch Spaß! Was macht es besser?

Alles Liebe, die COlour

ich habe grade etwas fuer mich entdeckt wofuer ich bisher keine kraft hatte.

ich habe fenster und tuer verriegelt und meinen ipod geschnappt und laut musik gehoert und dann ganz wild dazu getanzt. eine stunde lang. ich habe das ganze sogar mit dehnuebungen und sportlichen elementen verbunden. ja wenn mich jemand gesehen haette, dann waer ich jetzt in der klapse! lol
ich fuehl mich grad ganz gut, angenehm erschoepft. vielleicht kann ich dann sogar mal einschlafen.

bisher waren auch alle ablenkungstipps nutzlos. wenn der druck da war, dann konnte ich nur noch hinauszoegern und das macht ganz schoen aggresiv und unzufrieden. ob das tanzen in so einem fall helfen wuerde, keine ahnung, aber vielleicht hilft es mir gefuehle auszudruecken, wegzutanzen oder auch zu lernen wuetend zu sein und die wut rauszulassen...

und meinen ipod geschnappt und laut musik gehoert und dann ganz wild dazu getanzt

Das mache ich auch hin und wieder, allerdings mit Musik aus dem Gedächtnis und singend.

Nachdem ich in der Gegend rumgetanzt habe, geht es mir VIEL besser und das Leben macht irgendwie mehr Spass.

Allerdings würde mich das auch nicht von einem FA abhalten. Habe ich Hunger, bin ich so lange deprimiert, bis ich essen kann. Ein wenig zu essen geht auch nicht, denn dann würde der blöde FA-Genuss wegbleiben...

hallo

ooh, das kenne ich nur zu gut...wenn ich meinen tag nicht bis auf´s kleinste durchplane, gerate ich wieder in die bulimie-spirale..ich hab keine ahnung, woran es liegt, aber wenn ich mal einen tag lang nichts geplant habe oder irgendetwas dazwischen komme, schieb ich einen FA

ja..versuchen die ES auszutauschen habe ich auch schon oft..allerdings ziemlich extrem und bis ich nicht mehr konnte..non-stop arbeiten, den ganzen tag lernen, viel sport, viel laufen...beim mir lief es bis jetzt immer nach dem prinzip "alles, oder nichts"..in jeder hinsicht..mein psycho meinte einmal zu mir, dass ich zur suchtverlagerung neige und alles extrem gut meistern muss..aber wie man das ändern kann, hat er leider nicht gesagt ^^

lg,

emely

Bei mir hat auch nur immer ne Suchtverlagerung stattgefunden. Aber auch immer nur im ES-Bereich.
Und eigentlich würde ich auch gerne etwas finden, was mein "neues" Ventil werden könnte- etwas was überhaupt nicht gesundheitsgefährdend wär und halt irgendwie normal wär.
Die "normalen" Menschen schaffen es ja, einfach derbs laut aggressive Musik zu hören und dadurch ist ihre Wut, ihre Trauer oder sonstwas wie weggeblasen. Sowas wäre ja mal toll.

Aber momentan kann mich auch nur das Essen wirklich befriedigen. Das Gefühl, sich einfach mal gehen zu lassen, keine Regeln zu haben und keine Zahlen im Kopf ist so erleichternd, dass ich mich den FAs immer wieder gerne hingebe. Und da habe ich dann auch schon vergessen, wie weh das Fressen tun kann.

Aber erstmal ist es wichtig, zu akzeptieren, dass das Ventil nunmal das Essen ist und nichts anderes. Erst dann kann man an sich selbst arbeiten und vielleicht irgendwann wieder glücklich werden. Aber ich bin mir auch nicht sicher, ob man wenn man wieder in ein großes Loch fallen würde, nicht wieder zum Essen greifen würde. Es ist schließlich irgendwie ein Teil von einem und man hat ihn schon so lange.
Aber der Kernpunkt ist dann nämlich, dass man darüber stehen kann und nicht sofort wieder komplett der ES verfällt. Man lernt, sie zu akzeptieren, wenn sie einmal in einer sehr langen Zeitspanne kommt (innerhalb mehrerer Jahre) und dann geht sie auch wieder.
Das glaube ich. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sie gänzlich verschwindet, selbst wenn man ein gesundes Selbstwertgefühl besitzt.

Kätzchen hat geschrieben: Aber momentan kann mich auch nur das Essen wirklich befriedigen. Das Gefühl, sich einfach mal gehen zu lassen, keine Regeln zu haben und keine Zahlen im Kopf ist so erleichternd, dass ich mich den FAs immer wieder gerne hingebe. Und da habe ich dann auch schon vergessen, wie weh das Fressen tun kann.

ganz genauso ist es bei mir auch..leider
dass ich immer denke, jetzt kannst du einmal essen was du willst ohne über kalorien nachzudenken, doch vor allem bleiben die Fressanfälle keine seltenheit, wie ich am Anfang dachte ..

Ich glaube auch, dass es ein schwerer Kampf ist davon los zu kommen, irgendwie ist das wie bei einem trockenen Alkoholiker, da ist ein Schalter im Gehirn und wenn der umgelegt wird....zack alles wieder da! Was hab ich jetzt für eine Ausrede? Ich bin beruflich erfolgreich, eine tolle, liebe Tochter, total glücklich mit einem Mann, der mich auf Händen trägt..( ja, es gibt sie noch), für den ich sowieso die schönste bin...also, welche Ausrede hab ich??? Ich habe vorigen Sommer den all inklusiv Urlaub in Ägypten genutzt und mir gesagt: so jetzt packst du's und wirklich, 1 Monat lang, alles gegessen, aber mit Mass und Ziel, alles behalten...mann war ich stolz auf mich...nach einem Monat war alles wieder dahin! Und das ärgste war für mich, dass ich genauso viel gewogen habe in dem einen Monat, (wo ich so brav war) wie auch danach, als ich wieder alles los wurde!

ich hab das gleiche problem wie alisa und kaetzchen... ich dachte die letzten tage ich schaffe es davon wegzukommen...habe mir gesunde "alternativen" zum naschen geholt.. fuehlte mich stark und war ueberzeugt, dass es "klick" gemacht hat in meinem kopf.. ist aber doch nicht so. man braucht nur anfangen zu essen und ploetzlich artet es aus... wenn dann doch zu viel "unverarbeitetes" im kopf ist.. der vergleich zum alkoholismus ist passend.

Um es mir zu verbildlichen, habe ich es auch immer mit Alkoholsucht verglichen - da gibt es nur einen einzigen unterschied: Den Alkohol kann man ganz und gar aus seinem Leben verbannen.... Essen muss man trotzdem noch um zu überleben.
Jetzt kann man sich natürlich drüber streiten, ob es nicht leichter oder angenehmer ist, wenn man von seiner 'Droge' wenigstens jeden Tag ein bisschen bekommen darf oder ob radikal Verbannung besser zu bewältigen ist.

Ich fand das totale Verbot schon immer leichter bei irgendwas zu bewältigen, bin ein ganz oder gar nicht Mensch. Teilweise war ich so verzweifelt, dass ich wirklich überlegt habe, wie man Nahrung ersetzen könnte, bzw Energie anders aufnehmen - wie über eine Spritze oder so. Und ob das realisierbar ist bei Leuten wie mir, die doch theoretisch normal essen könnten.

Wispy hat geschrieben: Ich fand das totale Verbot schon immer leichter bei irgendwas zu bewältigen, bin ein ganz oder gar nicht Mensch.

hach, die ironie! deshalb sind wir ja bulimiker. alles oder nichts!

Teilweise war ich so verzweifelt, dass ich wirklich überlegt habe, wie man Nahrung ersetzen könnte, bzw Energie anders aufnehmen - wie über eine Spritze oder so. Und ob das realisierbar ist bei Leuten wie mir, die doch theoretisch normal essen könnten.

ja wahnsinn, das zeigt die verzweiflung. und deshalb ist es sicher auch ganz leicht in die magersucht zu rutschen! das ist dann halt nur ne suchtverlagerung! ich wuerde auch lieber ganz verzichten.