Bulimie, Alkohol und soziale Phobie- ich will weg davon

#1
Gestern hatte ich den totalen Zusammenbruch. Ich saß vor meinem Laptop, habe hier im Forum ein paar Einträge gelesen und mich dabei vollgestopft. Plötzlich hat das Telefon geklingelt und mein Freund meinte er würde abends zurückkommen und wolle mit mir fortgehen. Die Vorstellung in meinem psychischen Zustand Nähe zu ertragen hat solche Panik in mir hervorgerufen, dass ich behauptet habe, ich würde abends ne Freundin treffen und könne daher nicht. Als er weiter geredet hat, habe ich dann einen Heulkrampf bekommen und ihm erzählt wie verzweifelt ich bin, dass ich mich seit meiner Rückkehr aus Italien in einem tiefen schwarzen Loch befinde und keinen Ausweg sehe. Er war total besorgt, hat sich sofort in den Zug gesetzt und war 2 Stunden später bei mir. Bis dahin hatte ich geduscht, mich schick gemacht, 0,5l Wein getrunken und war wieder bester Laune. Und das ist mein großes Problem, ich kotze, um mich besser zu fühlen und überhaupt auf die Straße zu gehen trinke ich, wache dann natürlich wieder mit Schuldgefühlen auf und fange wieder mit Essen an.
Kleine Zusatzinfo ( muss nicht unbedingt gelesen werden)
Als ich vor 3 Monaten nach Italien gegangen bin habe ich mir vorgenommen mit allem aufzuhören, d.h. nicht mehr Fressen und Kotzen, kein Alkohol, keine Zigaretten, Antidepressiva und Schlaftabletten. Die ersten 3 Wochen liefen super, ich habe mir ab und zu eine Zigarette gegönt ansonsten aber die Finger vom Rest gelassen. Psychisch gesehen ging es mir aber nicht sonderlich. Ich war in einem mini Kaff gelandet, die Familie war recht einsilbig und ich wurde von morgens bis abends eingespannt auf die 2 jährige und die neugeborenen Zwillinge aufzupassen. Außerden habe ich meinen Freund schrecklich vermisst. Nach 3 Wochen habe ich wieder angefangen zu trinken, zuerst alle paar Tage ne halbe Flasche Wein und dann schon morgens, weil Besuch kam und ich Angst vor fremden Menschen habe. Nach 5 Wochen hatte ich einen kleinen Rückfall und den folgenden Tag einen mega FA. Danach habe ich mir vorgenommen wieder ganz von vorne anzufangen. Ich habe wieder aufgehört zu trinken, jeden Tag diszipliniert Tagebuch geschrieben und Sport gemacht.
3 Wochen habe ich ausgehalten und dann hatte ich wieder einen Rückfall. Die Taufe der Kleinen stand an und ich war wieder unter Hochspannung ( ist mir natürlich erst jetzt bewusst geworden) An dem Fest habe ich dann auch was getrunken, aber nicht viel. Danach waren es noch 10 Tage bis zu meiner Rückreise und ich habe meine Esserei nicht mehr in den Griff bekommen. Am vorletzten Tag habe ich dann auch noch mal ne Flasche Wein getrunken.

Nun bin ich seit 10 Tagen zurück. Ich habe mich am gleichen Tag betrunken, wache morgens auf, habe eine unglaubliche Gier und mache eigentlich nichts anderes außer fressen oder eben trinken. Ich bin wirklich total verzweifelt da ich so viel Energie in Italien aufgewendet habe und wirklich wollte! Seit Jahren kämpfe und mache ich, schöpfe Hoffnung, halte eine Zeit lang durch und am Schluss lande ich doch wieder bei meiner alten Freundin. Langsam glaube ich ich bin unheilbar. Hatte 3 veschiedene Therapien, einen Klinikaufenthalt und traue mich kaum noch darüber zu reden, erst Recht nicht mit meinen Eltern.
Warum ich in Italien halbwegs durchgehalten habe? ICh hatte weniger Stress und Druck. Die Leute haben mich von Anfang an schüchtern erlebt und ich konnte die Sprache auch kaum, von daher ist das nicht wirklich aufgefallen. Dennoch haben mich Events immer aus der Bahn geworfen.
Hier ist alles anders. Ab morgen fängt die Uni an. Ich muss mich mit vielen fremden Menschen konfrontieren, muss wieder Vorträge halten, mich ständig beweisen und mein Freund verlangt viel körperliche Nähe, was mich oft regelrecht überfordert. Die Wahrscheinlichkeit, dass man Leute auf der Straße trifft ist wieder da- small talk- ein Horror für mich. Ich fühle mich immer verantwortlich für Gespräche, will beliebt sein und gemocht werden, selbst wenn ich meinen Gegenüber nicht leiden kann. Mache mir ständig Gedanken über mein Aussehen und auch wenn ich oft zu hören bekomme ich sei hübsch fühle ich mich wie eine graue Maus, die immer untergeht. ICh kann mir nicht vorstellen, dass mich jemand interessant finden könnte, auch wenn es dafür Gegenbeispiele gibt.
Ich habe die ganze Zeit das Bedürfnis mich zu benebeln, nur nicht nachdenken. Sobald ich mal ein Tag clean bin. Kommen Ängste in mir hoch, Panik, jemand könnte gerochen haben, dass ich getrunken habe, ich könnte was dummes gesagt haben, ich könnte auf dem nächsten Fest keinen Gesprächspartner finden bzw kein Thema... ich mache mir Vorwürfe, liege da und schäme mich, habe Angst und kann nicht schlafen.
Heute habe ich dann ein paar Beiträge gelesen und bin auf den Begriff, soziale Phobie gestoßen. Als ich mich genauer darüber infomiert habe ist mir aufgefallen, dass es genau auf mich zutrifft. Ich hatte die soziale Phobie sogar schon vor meiner Bulimie, die ich mit 12 bekommen habe.
Irgendwie gibt mir diese Erkenntnis neuen Antrieb. Vielleicht muss ich die Süchte einfach aus einer anderen Sichtweise betrachten, Strategien gegen meine Ängste entwickeln....
ICH WILL GESUND WERDEN, ICH WILL GLÜCKLICH SEIN, ICH WILL WEITER KÄMPFEN; ICH WILL GEWINNEN.
Ab jetzt werde ich wieder kämpfen, aus der Passivität treten und aktiv werden.
ICh will hier meine Erkenntnisse aufschreiben und meine Fortschritte festhalten.
Natürlich würde ich mich freuen, wenn ihr eure Erfahrungen mit sozialer Phobie oder Alkoholproblemen mitteilt, oder einfach eure Probleme oder verschiedenen Süchte schildert.
Eure Johanna

Re: Bulimie, Alkohol und soziale Phobie- ich will weg davon

#2
Hey Andalucia! Vorerst drück ich dich mal fest!
Deine Worte könnten meine sein, irgendwie erinnern mich deine Erzählungen an mein Leben. Ich hab auch jahrelang gek**** und um gut drauf zu sein und Power zu haben, hab ich getrunken. Ich kenn auch die ganzen Scham- und Schuldgefühle. Ich glaubte aber auch immer, ich kann nicht ohne. So wie du musste ich auch erst mal was trinken, um auf die Straße zu gehen, auf die Uni zu gehen, egal einfach um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Aber es zerstört einen! Nicht nur, dass andere es meist eh bemerken, nur halt nichts sagen (ich denk da selbst an mich, ich riche es sofort, auch wenn der andere nur einen schluck getrunken hat). Es zerstört dich und dein Leben. Ich war soweit unten, dass ich kurz vor dem ... naja, jedenfalls hatte ich mich ziemlich ruiniert durch Kotzerei, Nichtsesserei und Trinkerei. Hab dann einen Entzug gemacht und darauf anschließend ging ich für zwei jahre in eine betreute Wohneinrichtung. Die Trinkerei bekam ich vollkommen in den Griff und heute weiß ich: ich brauch es nicht. Ich brauch es nicht, um mit Leuten zu reden, ich brauch es nicht um mir etwas zu trauen. Das ist alles Illusion, vollkommener Blödsinn. Schlussendlich, wenn man sich ein paar mal überwunden hat, kommt man drauf, dass es viel besser ohne geht. Das man sich besser fühlt und das man sich auch sicherer fühlt!
Ab jetzt werde ich wieder kämpfen, aus der Passivität treten und aktiv werden.
ICh will hier meine Erkenntnisse aufschreiben und meine Fortschritte festhalten.
Das ist ein sehr guter Vorsatz. Und es funktioniert auch, wirst sehen, du schaffst das. Bist du eigentlich in Therapie? Wenn nicht würde ich dir dringends dazu raten! Alles liebe, Crisu

Re: Bulimie, Alkohol und soziale Phobie- ich will weg davon

#3
Hallo :roll:

Ich kann Dich so verstehen :roll:

Mir geht es mit dem Alkohol genau so wie Dir.. Ich werde immer wieder rückfällig, und wenn, dann bin ich verloren. Ich fange dann auch am morgen an zu trinken und muss viel nachschütten, damit die Wirkung überhaupt bleibt :evil:

Aber ich denke mir immer, dass es nicht schlimm, wenn ich RFs habe. Es bringt doch nichts, wenn ich mich dann fertig mache. Ich mache es einfach (hoffentlich) in ein paar Tagen besser. Und bisher konnte ich nach meinen Alkohol-Anfällen dann doch clean bleiben. :wink:

glg
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: Bulimie, Alkohol und soziale Phobie- ich will weg davon

#4
@crisu1 Ich danke dir sehr für deine Antwort. Es ist immer schön zu wissen, dass es anderen Leuten ähnlich geht und vor allem, dass es Menschen gibt, die es geschafft haben, von ihren Süchten wegzukommen. Wie sah denn dieser Entzug bei dir aus? Warst du richtig körperlich abhängig oder nur psychisch? Ich muss das irgendwie ambulant hinbekommen! Ich will nicht schon wieder weg. ICh will endlich mal das Gefühl von "zu Hause" bekommen. Allerdings habe ich meinem Freund und meiner besten Freundin von meinem Alkoholproblem erzählt. Das ist schon ein großer Schritt für mich, denn ich schäme mich entsetzlich dafür.
In Therapie bin ich zwar im Moment, allerdings war ich schon seit 3 Monaten nicht mehr dort, da ich im Ausland war. Außerdem möchte ich die Therapie wechseln, denn mit Tiefenpsychologie und Traumatherapie komme ich irgendwie nicht weiter...
Wie gehst du nun mit Alkohol um? Trinkst du überhaupt nicht mehr oder nur noch in Gesellschaft? Wenn du Party machst?
Ich will nun erst einmal gar nichts mehr trinken und auch nicht in die Disko gehen, da ich sonst alle meine Vorsätze über Bord schmeiße.

@ Coco Ich habe jahrelang so gelebt, jetzt will ich nicht mehr bzw kann es nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren. ICh bin 23 Jahre alt, in 3 JAhren werde ich vor einer Klasse stehen und unterrichten ( so mein Plan) ICh will mal heiraten, Kinder... da kann ich mir nicht solche Aussätzer erlauben. iCh dachte immer wenn ichb älter werde, wird sich das legen... Nein, die Ängste werden nicht geringer, sondern schlimmer.
Nun wird es Zeit, dass ich mich dem GAnzen stellen und Stück für Stück feststelle, dass die Gesellschaft mir nicht Böses will, dass ich nicht dumm und langweilig bin... Ich verstehe aber deine Denkweise vollkommen, denn bisher habe ich es ähnlich gemacht.

gGrüße

Re: Bulimie, Alkohol und soziale Phobie- ich will weg davon

#5
Hey Andalucia!
Allerdings habe ich meinem Freund und meiner besten Freundin von meinem Alkoholproblem erzählt. Das ist schon ein großer Schritt für mich, denn ich schäme mich entsetzlich dafür.
Das war vor allem auch ein sehr wichtiger Schritt. Ehrlichkeit zu sich selbst und zu anderen ist eine wichtige Voraussetzung um davon loszukommen.
Ich war ziemlich weit unten, war wirklich körperlich abhängig konnte gar nichts mehr machen ohne Alkohol im Blut. Ich bin dann in eine Spezialklinik für Alkohol- und Medikamentenabhängige gegangen. Dort konnte ich den körperlichen Entzug und dann auch stationäre Therapie machen. Auf meine ES wurde dort allerdings nicht eingeganen, sodass sich das damals in dieser Zeit ziemlich verschlimmert hat. Nach diesem Aufenthalt bin ich dann in eine betreute Wohneinrichtung für essgestörte Frauen gezogen und blieb dort 2 Jahre. Ich denke, ich hätte es nicht ohne einen stationären Aufenthalt geschafft.
Wie ist es bei dir? kannst du überhaupt nicht mehr ohne Alkohol oder schaffst du es auch mehrere Tage trocken zu bleiben? Ich finde du musst selbst abwägen, was für dich die richtige Therapie ist. Vielleicht suchst du auch eine Beratungsstelle auf, die können dir dann Tipps und Ratschläge geben, was in deinem Fall empfehlenswert ist.
Am Anfang ist es sinnvoll gar nichts zu trinken, über wirklich längere Zeit. Therapeuten, Ärzte und dergleichen meinen auch, dass man nie mehr trinken soll. Ehrlich gesagt muss ich gestehen, dass ich das nicht kann. Bei Feiern, in Gesellschaft etc. trinke ich nach wie vor ein Gläschen mit. Aber heimliches Trinken (was ich jahrelang getan habe), trinken von früh bist spät, trinken als nahrung, trinken in der Früh um auf Touren zu kommen, trinken um gesprächsfreudiger zu werden etc. das tu ich nicht mehr, und darauf bin ich auch sehr stolz! Das Gläschen zu Silvester, zum Geburtstag oder auch mal zwischendurch, das will ich mir nicht nehmen lassen. (Is vielleicht nach wie vor eine gewisse Abhängigkeit, damit kann ich aber gut leben).
Nochmal zurück zu dir: Schwer zu sagen, was das richtige ist. Am besten du holst dir da professionelle Hilfe. Und ganz wichtig: Sei ehrlich zu denen! Es bringt nichts etwas zu verheimlichen oder sie zu belügen, so kann dir nicht geholfen werden. Wenn du wirklich ohne Alkohol nicht mehr kannst, dann würde ich dir auf alle fälle einen stationären Entzug (körperlich und/oder psychisch) empfehlen. Da erhälst du auch wieder Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, sodass du auch lernst ohne Alkohol gesprächig, gesellig und selbstsicher zu sein. Wenn du immer wieder Phasen hast, wo du ohne Alkohol auskommst, dann würde wahrscheinlich auch eine ambulante Therapie reichen. Ist halt meine Meinung.
Alles, alles Liebe. Du schaffst das ganz bestimmt! Du bist ja schon am besten Weg :)
lg Crisu

Re: Bulimie, Alkohol und soziale Phobie- ich will weg davon

#7
@crisu1 Ich weiß gar nicht was ich sagen soll, du hast meinen vollsten Respekt. Es muss ein unglaublich starker Lebenswillen dazu gehören um von da unten wieder hoch zu kommen!!! Ich dachte, wenn man einmal körperlich abhängig ist, darf man nach einem Entzug nie wieder Alkohol anrühren? Ganz so schlimm ist es mit dem Alkohol bei mir nicht, es kommt eher phasenweise zusammen mit der Bulimie und der sozialen Phobie. ich habe wie so Schübe. Gestern z. B. habe ich voller Selbstbewusstsein gestrotzt, mit jedem den ich getroffen habe geredet, meine Meinung vor den Profs geäußert... Genauso gut kann es aber morgen sein, dass ich mich nicht aus dem Haus traue, das Gefühl habe alle Leute würden mich anstarren, Angst habe zu reden.
Körperlich bin ich vom Alkohol zum Glück nicht abhängig. In Italien habe ich z. B. ganze 3 Wochen am Stück nichts angerührt und dann nur an der Taufe was getrunken.
Ich denke daher, ich werde es erstmal ambulant versuchen. wenn ich aber merke, es wird nicht besser oder verschlimmert sich total, dann würde ich auch in eine Klinik gehen.
@ Hallo Unique,

ich habe die soziale Phobie nicht im ganzen Ausmaß sondern nur Teile davon. So macht es mir in der Regel nichts aus, über ein bestimmtes Thema reden. Ich habe zwar Angst vor Referaten, kann sie aber recht gut halten. Genauso gehöre ich sogar eher zu den aktiven u dominanten Leuten, was die Gruppenarbeit betrifft. Mein Problem sind die persönlichen Gespräche. Was rede ich dden ganzen Abend mit einer nicht so engen Freundin? Was erzähle ich den Eltern meines Freundes wenn ich sie kennenlerne? Über was könnte ich am Telefon mit meiner Mutter reden?... Ganz schlimm ist es, wenn ich auch noch etwas verlangen muss. so könnte ich niemals jemandem sagen, er schuldet mir noch Geld, auf Ämter gehen ist ein Horror für mich, Sache umtauschen... Probleme habe ich auch mit dem anderen Geschlecht. Aus Unsicherheit lache ich immer dumm rum, was falsch interpretiert wird und als flirten ausgelegt wird.
Wie äußert es sich bei dir?

Re: Bulimie, Alkohol und soziale Phobie- ich will weg davon

#8
Hey Andalucia!
Warum lässt du dann gewisse Sachen, die dir schwer fallen, nicht einfach sein? z. b. Telefonieren mit der Mutter, Gespräche mit nicht so guten Freunden. Also zumindest solche Sachen, die sich vermeiden lassen. Darüber hinaus würd ich dir dringends eine Therapie empfehlen. Ich kann dich verstehen, mir gings genauso: Geld zurück verlangen, Sachen umtauschen, Ämter etc. Der reinste Horror für mich! Aber heute, kein Problem mehr :wink: Hat allerdings auch lange gedauert, bis ich das alles abbauen konnte. Jedenfalls weiß ich, es funktioniert. Du wirst das schaffen, ganz bestimmt. Hol dir Hilfe!
alles liebe, Crisu

Re: Bulimie, Alkohol und soziale Phobie- ich will weg davon

#9
Liebe Crisu,

wenn ich alle Dinge sein lassen würde, dann wäre ich völlig isoliert. Die einzigen Leute wären dann mein Freund und meine beste Freundin, die ich aber auch nur schwer nach einem FA reinlassen kann. Es ist ja auch nicht so, dass ich diese Leute nicht leiden könnte- im Gegenteil- und daher habe ich ja auch solche Angst, ich könnte sie langweilen.
Gestern habe ich einen Termin für die nächste Woche bei meiner aktuellen Thera ausgemacht. Ich werde mit ihr über meine läne, die Thera zu wächseln, reden. Hoffe, dass ich das auf die Reihe bekomme.

Gestern hatte ich wieder einen Rückfall. Dachte es würde mit der Uni wieder besser werden, aber zur Zeit ist der Wurm drin. Ich hatte die Nacht zuvor nicht geschlafen, da mein Freund ein ganz schreckliches Ereignis in seiner Kindheit angedeutet hat, was ich zuerst nicht wirklich hören wollte. Er meinte auch, ich könne ihn danach nicht mehr lieben. Am nächsten Tag saß ich natürlich übermüdet da und habe mir die ganze Zeit Gedanken darüber gemacht. Natürlich habe ich dabei gefressen. Ich bin noch einmal zu ihm gefahren und wollte die ganze Wahrheit machen. Nun weiß ich sie und es ist in der Tat schlimm. Ich werde mit immer mehr Problemen von ihm konfrontiert, sein Leben ist ein einiger Scherbenhaufen und ich kann meine Rolle als Partnerin, Psychologin und Mutter gleichzeitig nicht mehr lange tragen. Er raubt mir jegliche Energie, die ich selber bräuchte.
Heute werde ich keinen FA zulassen!!!

Re: Bulimie, Alkohol und soziale Phobie- ich will weg davon

#10
Ich kann dich verstehen. Das ist wohl alles viel zur Zeit für dich. Aber du musst (und sollst) ja nicht alles gleichzeitig für ihn sein. Du bist seine Freundin, nicht seine Psychologin und auch nicht seine Mutter. Du bist seine Partnerin, die ihn unterstützt, klar, gleichzeitig aber genauso Unterstützung braucht, oder? Es ist schon wichtig, dass man sich in einer Partnerschaft zuhört und über Probleme reden kann. Wenn das alles so schlimm ist, hat dein Freund jemanden, mit dem er drüber reden kann. Holt er sich selbst Hilfe? Das wäre vielleicht auch wichtig. Denk dran: Du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben. Du solltest immer an erster Stelle stehen. Sicher solltest du ihn unterstützten und so, aber eben nur soweit, wie es für dich möglich ist. Überfordere dich selbst nicht. Übernimm dich nicht für andere.
Lg und alles Liebe, Crisu

Re: Bulimie, Alkohol und soziale Phobie- ich will weg davon

#11
Hallo Crisu1,

darf ich dir ein paar Fragen stellen? Wie lange warst du denn in der Klinik? Hat dir das betreute Wohnheim geholfen? Oder macht es einen eher verrückt mit lauter essgestörten Menschen zu essen anstatt mit "Normalen"? Ich bin so am schwanken. Manchmal habe ich Tage oder sogar Wochen und Monate wo es mir gut geht, wo ich kein einziges Mal kotze, Sport mache... und plötzlich breche ich wieder ein. Ich hatte auf jeden Fall schon Momente an denen ich mich gesünder fühlte als jetzt. Wobei wenn ich an den gestrigen Tag denke, bin ich sau stolz.
Meine Freundin hat mich überredet schon um viertel nach 11 mit ihr in die Mensa zu gehen. Ich esse nie was um diese zeit und in der Mensa war ich in 3 1/2 Jahren vielleicht 5 Mal. Auf jenden Fall haben wir 2 verschiedene Stammessen genommen und dann geteilt, mit Vorspeise, Salat und Obst.
Danach musste ich voll mit mi kämpfen. ICh habe zwischen aufs Klo gehen, mehr essen, nach Hause gehen und akzeptieren geschwangt und mich dann für letzteres entschieden und es kurz darauf auch vergessen. Nach den folgenden 4 Stunden Uni kam ich noch einmal ins Wanken. Ich stand zwischen "noch 2 Stunden in die Bib gehen und dann 1 1/2 Stunden Aerobic" und "nach Hause gehen und mich vollstopfen". Konnte mich dann aber überwinden und nach dem Sport gings mir richtig gut. Bin dann zu meinem Freund gegangen, der zwar schon gegessen hatte, mir aber das Essen schon aufgewärmt hatte als ich kam. Es war bereits halb 9 und ich hatte auch wirklich wieder unglaublich Hunger. War voll lecker! Ich habe einfach ausgeschalten, dass Unmengen von Sahne in der Soße waren :D

Re: Bulimie, Alkohol und soziale Phobie- ich will weg davon

#12
Da kannst du auch verdammt stolz sein auf dich!

Wegen der Klinik, da war ich so 6 oder 8 Wochen, ehrlich gesagt, ich weiß es nicht mehr genau. Normalerweise sollte ich 12 Wochen dort bleiben, bin aber dann früher gegangen, weil ich mich dort nicht gut gefühlt hab. Es waren hauptsächlich ältere Damen dort, ich war damals 22, und mit meiner Therapeutin kam ich auch nicht unbedingt klar. Außerdem war das eben nur für Alkohol und so, mit ES hatten die gar nichts am Hut und das sah ich als mein grundsätzliches Problem, da ich ja meist trank, um einfach ein bisschen Kraft zu haben. Nun ja, deswegen bin ich dann in diese betreute WG. Grundsätzlich würd ich sagen, dass es das beste war, was ich tun konnte. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es mich ohne dieser Hilfe (Klinik und Wg) noch geben würde. War zwar eine lange, nicht immer angenehme Zeit, hat mir aber sehr geholfen.

Nochmals, gratulation zu deinem gestrigen Tag. Mögen die nächsten gleich verlaufen :) Jedenfalls viel Kraft in unsicheren Situationen!
lg Crisu

Re: Bulimie, Alkohol und soziale Phobie- ich will weg davon

#13
Liebe Crisu1,

ich möchte dir erst einmal danken, dass du mir schreibst und mich aufbaust und meine ganzen Fragen beantwortet. Das gleiche würde ich gegebenfalls natürlich auch bei dir tun? Ich habe den Treat 1.10 von dir gelesen und finde du kannst unglaublich stolz auf dich sein!!! Hast du eigentlich noch ein schlechtes Gewissen beim essen? Bei mir war es teilweise in Italien ganz weg. Nun ist es aber wieder präsent bei allem was ich esse und das nervt mich.

Gestern hatte der Tag sehr gut angefangen. Ich hatte zwar wenig Schlaf war aber trotzdem vor der Uni joggen. Ich bin durch den Wald gelaufen, teilweise auch gegangen und habe mich auf das Gefühl konzentriert, nicht auf die Geschwindigkeit oder die Länge der Strecke. Danach musste ich zum Studentenwerk, da ich fälschlicherweise ein paar Semester zurückgestuft war dank eines HiWis der sich fehlerhaft ausgedrückt hatte. Zuersst verlangte die Sekretärin ein neues Schreiben (hätte mir wenig gebracht, da sich diese Woche entscheidet wer in den Kursen bleibt und das nach Semesteranzahl geht). Ich habe mich sehr eingesetzt und am Schluss wurden meine Daten tatsächlich geändert. Es war ein tolles Gefühl den Raum zu verlassen. Danach musste ich eine Arbeit abholen. Auf dem Flur habe ich einen Prof getroffen mit dem ich mich lange unterhalten habe, fällt mir normalerweise auch schwer. Das Gespräch mit meiner Dozentin war auch sehr nett und so war ich wirklich beschwingt. In dem späteren Seminar bin ich mit einem Komilitonen auch sofort ins gespräch gekommen und wir haben uns gleich zusammen für ein Referat gemeldet.
Danach kam der Umbruch, geplant war Bib und danach Aerobic. Statt dessen bin ich heim, hab noch etwa 1 1/2 Stunden gegen einen FA gekämft und dann doch nachgegeben. Dieser hat sich dann bis ich ins Bett gegangen bin gezogen.
Dafür bin ich heute morgen zum Sport, war danach 2 Stunden in der Bib und hatte ein Blockseminar "Beratung in der Schule"
Ich kam gleich ins Gespräch und es kam eine tolle Diskussion zu stande.
Nun bin ich gerade nach Hause gekommen. Mein Freund kommt in 20 Minuten und ich koche für uns.
Heute weiß ich, dass ich kein schlechtes Gewissen haben werde :D
Warum kann nicht jeder Tag so sein?