Flashbacks? Achtung Trigger-Gefahr

#1
Hi,

Ich mach seit einiger Zeit wieder Therapie und bin auch durch mein Studium auf der Suche, was mir damals in meiner Kindheit geschah (Misshandlung, emotionaler m*ssbr**ch, etc...)
Seit langem vermute ich auch einen s*x**ll* m*ssbr**ch, da ich ziemlich Probleme mit meiner Sexualität hab.
Irgendwie kommt mir da was immer mehr aus dem ich nicht schlau werde. Seit einiger Zeit hab ich so seltsame Gefühle im Genitalbereich. Wie wenn ich angefasst werde, manchmal auch ein Pochen in der Scheide, aber es fühlt sich beänstigend an und kann keine s*x**ll* Erregung sein. Als es anfing wars kaum erträglich, weil es mir Angst machte. Ich gewöhnte mich dran und plötzlich verstärkt es sich bei manchen Worten oder wen ich bestimmte Menschen sehe. Das wird mir langsam echt zu bizarr und macht mir Angst :(
Irgendwie siehts ziemlich nach Körperflashbacks aus, aber ich kanns nicht glauben obwohl ich irgendwie schon lange was vermute.

Kann da was passieren???? Ich hab irgendwie Angst, da es mich seelisch runterzieht.

Was soll ich tun??????

Naturelle

#2
Hi Naturelle,

es ist schon mal gut, dass du in therapie bist - hast du dort schon darüber gesprochen? Gibt es bei dir schon Erinnerungen an Gewalterfahrungen oder bist du noch komplett am suchen und hast du nur das Gefühl?

Naja, die letzte Frage ist nicht wichtig, denn es geht um das Erlernen wie du damit umgehst (das hat mir meine Thera am anfang mal gesagt, weil ich mich anfangs auch an nichts erinnern konnte).

Wichtig ist nur zu wissen, nicht unter Zwang dich auf die Suche zu machen, da dies eine sehr unangenehme Wirkung haben kann. Dein Unbewußtes gibt dir dann Infos weiter, wenn es denkt du hast die notwendige Kraft dazu um damit umgehen zu lernen.

Bzgl. deinen seltsamen Gefühlen im Genitalbereich:

Zuerst würde ich mal einen Frauenarzt aufsuchen um eventuelle körperliche Probleme auszuschließen. Ich hatte schon mal Körperflashbacks und rein zur Sicherheit bin ich zuerst zum arzt.

Danach würde ich erst an die möglichkeit von Körperflashbacks denken.

ja Körperflashbacks sind möglich. Es fühlt sich dann so an wie es damals passiert ist nur eben auf Körperebene. Es kann dabei auch zu einer Wahrnehmung kommen, die nicht mehr vorhanden ist, aber damals schon.

Passieren kann dir nichts! Wenn du wirklich Körperflashbacks hast, dann ist dies ein kurzer Zustand der von selbst weg geht, auch wenn es schmerzt! Aber passieren kann dir nichts, da dies schon länger zurück liegt und nicht passiert sondern einfach eine Art von Flash-Back ist. Am besten dabei ablenkungen suchen bzw. den Schmerz durch konstruktive Arten abbauen (zB malen, Gedichte schreiben)

Am besten du besprichst das mit deiner Thera würde ich mal vorschlagen.

lg
mart1

#3
Bei mir kam die Erinnerung ca. 2-3Jahre danach Stückchenweise zurück... sage diesen ungefähren Zeitraum, weil ich nicht 100pro weiß wie alt ich war. Wenn ich diese Person sehe und so tue als wäre alles in Ordnung bekomme ich total die Ekelgefühle (ist ja nachvollziehbar). Sehe ihn aber nur 1-2mal im Jahr. Kann damit sonst schon ganz gut umgehen, ist ja nun auch schon über 10Jahre bei mir her.
Kann dir aber zu richtigen Körperflashbacks nichts sagen. Aber zum FA zu gehen halte ich auch für eine gute Lösung um körperliche Ursachen auszuschließen.
Glaub nicht alles was du fühlst.

#4
Hallo Naturelle,

ich kann sehr gut nachfühlen, wie es Dir geht.
Es hört sich wirklich sehr nach einem Körperflashback an. Die musste und muss ich leider auch hin und wieder mal überstehen. Das ist heftig. Und irgendwie kann es keiner nachvollziehen, wie schlecht es einem dabei gehen kann. Aber, es kann Dir wirklich weiter nichts passieren. Es handelt sich um Erinnerungen (Körpererinnerungen), die nicht mehr real sind, sondern aus Deiner Vergangenheit.
Aber ich muss mart1 zustimmen. Du solltest Dich trotz allem von einem Frauenarzt untersuchen lassen.
Bei mir treten auch immer wieder Beschwerden im Genitalbereich auf, teilweise richtig heftige Schmerzen oder ein extremer Juckreiz, was ja von Pilzinfektion bis zu weiß Got was sein könnte. Bei mir wurde jedoch körperlich nie etwas festgestellt. Ich habe z.B. auch immer wieder heftig stechende Schmerzen, oder Knochenschmerzen im Bereich des Schambeins. Da wurde von Computertomographie über Röntgen, Ultraschall, Kernspintomographie usw. bereits alles mehrfach gemacht. Es ist körperlich alles okay. Also Psychosomatische Beschwerden.
Dadurch kann ich es jetzt einfach anders einordnen. Ich weiß, dass ich keine schlimme körperliche Krankheit habe, sondern dass mir mein Körper etwas erzählen will. Ich hatte anfangs auch keinerlei Erinnerungen, aber inzwischen sind sehr viele Bilder aufgetaucht und ich kann auch meinen Körper immer besser verstehen und somit auch mit Körperflashs etwas besser umgehen, weil ich weiß, dass es nicht akut, nicht mehr real ist.

Kennst Du übrigens das Buch "Trotz allem" von Laura Davis? Das kann ich Dir wirklich nur empfehlen.

LG
traumsternchen
"Lebe Deinen Traum und träume nicht Dein Leben"

#5
Hallo,

Danke für die Antworten. Heut gehts mir schon besser. Schmerzen hab ich zum Glück keine, ich wusst nicht, dass das so krass sein kann :shock: Es ist nur dieses Pulsieren und das Gefühl angefass zu werden.
Ja, es gibt Erinnerungen an Gewalterfahrungen, jedoch "nur" körperliche, und emotionale Gewalt, Machtmissbauch meiner Eltern und s*x**ll* Belästigungen (anfassen) durch meine Mutter. Meine Mutter behauptete auch jahrelang, ich sei als Kind v*rg*wa*ig* worden, was ihr jedoch nie geglaubt wurde und ich selbst konnte mich auch nie an derartiges erinnern und dachte mir damals, das hätte ich doch gemerkt.
Seit einiger Zeit hab ich nun diese seltsamen Gefühle im Genitalbereich, die sich total unangenehm anfühlen und zwar immer, wenn ich anfange an das Thema zu denken oder bestimmte Männer sehe. Ich gewöhne mich fast langsam dran. Es erschreckt mich nicht mehr so sehr. Diesen Körperempfindungen sind Ticks gewichen (ich hatte früher die Angewohntheit meine Beckenmuskulatur anzuspannen, als ob ich etwas aus meiner Scheide drücken möchte). Meine Seele "kotzt" sich seit einigen Monaten schon aus und ich merke, wie ich stabiler werde, auch wenn ich ne harte Verarbeitungszeit hinter mir hab. Ich wünsch mir schon fast, dass endlich rauskommt ob was war und wenn ja was um endlich Ruhe zu finden. Irgendwas ist in meiner Vergangenheit, was mich bis heute lahmlegt. Etwas ungeklärtes und ich hab die Vermutung, dass es genau das ist. Ich hab nämlich noch immer große Probleme im s*x**ll* Bereich :-(
Mir kommt vieles im Moment seltsam vor.
Zum Doc werd ich auch mal gehn. Mit meinem Thera zu reden fällt mir bei diesem Thema schwer, denn er löst irgendwas aus, was mich innerlich abwürgt und mich in meiner Schweigemauer einigeln lässt - wider besseres Wissen.

@Traumsternchen: Danke für den Buchtipp. Da werd ich gleich mal schauen.

LG Naturelle

#6
Hallo Naturelle,

was macht Dir in Bezug auf Deinen Therapeuten so zu schaffen?
Hmm, nach allem, was ich bisher gelesen habe (und das ist jede Menge) und auch aus den Erfahrungen anderer Betroffener von s*x**ll* m*ssbr**ch, ist es leider sehr wahrscheinlich, dass Deine Vermutung zutrifft. Ich würde Dir wünschen, dass es nicht so ist, aber den Verdacht hat man nicht einfach so. Und bei Dir spricht leider viel zu viel dafür. Obwohl eigentlich ja Misshandlung und emotionaler MB schon schlimm genug wären. Aber die Symptome sind wohl leider zu konkret auch in diese Richtung.
Hast Du evtl. die Möglichkeit, zu einer Therapeutin zu wechseln?
Also ich hätte wahrscheinlich massive Probleme, gerade mit einem Mann über ein so sehr von Schuldgefühlen und Scham besetztes Thema reden zu müssen.

LG
traumsternchen
"Lebe Deinen Traum und träume nicht Dein Leben"

#7
Hi Naturelle,

schön zu hören, dass es dir schon wieder etwas besser geht :)

Nach dem was du so beschreibst klingt es schon sehr stark nach s*x*ll*r G*w*lt erfahrung, die sich durch diese Art von FB zeigt.

Hmm...Mutter als T*t*r*n kenne ich nur allzu gut. Sie hat längere Zeit versucht mir andere Dinge einzureden, aber da ich auch einen Bruder habe der körperliche G*w*lt auch durch sie erfahren hat und diese Dinge die gleichen Erinnungen sind wie bei mir ist es eindeutig. Daher weiß ich heute ganz genau was sie mit mir gemacht hat.

diese Art von Körperflashbacks kenne ich auch von mir selbst. Sehr oft habe ich diese Gefühle an meinem Körper (überall, auch im Genitalbereich). Am besten hilft mir, wie gesagt, mir innerlich zu sagen: "Es ist lange vorbei und ich bin ganz sicher".

Bzgl. nicht reden können mit der Thera.

Konntest du generell nicht mit deiner Thera über deine Probleme reden oder nur im speziellen auf deinen M*ssbr*ch?

Denn kannst du nur über deinen M*ssbr*ch nicht reden kann es sein, dass dir als Kind durch T*t*r/*n ein Redeverbot über dieses Thema auferlegt wurde und diesee Redeverbot zieht man leider bis ins Erwachsenenalter mit.

Das hatte ich auch. Jedesmal wenn ich darüber reden wollte kam es dazu, dass ich suizidgedanken bekam, kam es dazu, dass ich mich selbst verletzen musste ohne das ich es kontrollieren konnte, oder aber ich verlor meine Stimme und konnte es gar nicht aussprechen. Ich habe dann meiner Frau einen Brief geschrieben, dass ich irgendwie "gesperrt" bin darüber zu reden und sie daher mit meiner Thera telefonieren soll, während ich daneben sitze.

Als nächsten Schritt habe ich dann meiner Thera eine nBrief geschrieben, den ich ihr dann zum Lesen gab und das klappte. Denn: Reden durfte ich nicht darüber, aber mir hat nie wer gesagt ich darf es nicht aufschreiben.

Der Grund dieses Verhaltens liegt einfach darin, dass mir solch ein großer Druck ausgeübt wurde, dass ich einfach nicht reden konnte ohne mich nicht selbst in Gefahr zu bringen und so hab ich das dann umgehen können (Verhaltensprogrammierung auf Schweigepflicht).

Ist es vielleicht so bei dir?

lg
mart1

#9
Hallo ihr zwei,

Ich kanns einfach nicht glauben, das ist der Punkt. Irgendwie wärs mir zu erleichternd es endlich zu wissen und das kommt mir komisch vor. Es macht mir Angst es könnte was hervorbrechen, aber irgendwie such ich etwas, was mir in der Seele brennt, mich herunterzieht, irgendwie ist da was vergraben und ich bin einerseits sicher, DASS es ein s*x**ll* MB oder eine v*rg*wa*ig* sein muss, dafür hab ich genug Fakten, aber andererseits kann ichs mir nicht vorstellen.
Mein Thera fragte mich daraufhin "Wem tun Sie mit dieser Vermutung Unrecht?" Das brachte mich noch mehr zum Schweigen, da ich das Gefühl bekam jemanden falsch zu vedächtigen und nicht mehr weiterreden konnte.
Eine Freundin meinte auch mal, ich solle aufhören etwas in der Vergangenheit zu suchen, was nicht da war. Aber es muss was gewesen sein, anders kann ich mir den ganzen Rest nicht erklären. Nur fehlt da einfach was, damit ichs glauben kann.
Irgendwie ists wie gesagt auch seltsam, dass es eine Erleichterung wäre und andererseits mit Angst verbunden.
Ich trau mich einfach kaum an das Thema ran aus Angst unterstellt zu bekommen, dass ich jemandem Unrecht tu.

Ich hab Angst, dass jemand mich zum Schweigen bringen könnte, so wie die Freundin damals, obwohl mir irgendwas sagt, dass da was war. Auch die Frage des Therapeuten "Was wäre wenn sies wüssten" kam mir seltsam vor. Löst nix gutes in mir aus.
Fast als wolle man mich entlarven, dass ich lüge oder so.

Den Therpeuten möcht ich auch nicht wechseln, denn vom Wesen her mag ich ihn sehr, nur etwas an ihm blockiert halt... Irgendwie glaub ich, dass ich mit ihm da durch muss und es schaffen muss mit ihm eine Vertrauensbasis aufzubauen.

@mart:
Verhaltensprogrammierung auf Schweigepflicht???? :shock: Sowas soll doch öfter auch bei Sekten passieren (ich war als Kind in ner Sekte in der was vorgefallen sein soll)... Könntest du bitte mehr drüber schreiben, wenn du kannst?

LG Naturelle

#10
Hi Naturelle,

Es wird immer Menschen geben die einem die Erfahrungen aus der Kindheit ausreden wollen oder darauf herumreiten nicht darüber zu sprechen. Es sind zumeist Menschen die entweder damit überhaupt nie konfrontiert wurden und daher keine Ahnung haben oder zweitens Menschen sind, die es selbst erlebt haben aber noch nicht aufgearbeitet haben und dieses Thema nicht hören wollen.

Aber ich habe gelernt, dass mein Reden wichtiger ist. Ich achte zwar in meiner Umgebung genau darauf wem ich was wie und wieviel erzähle (Selbstschutz, denn so kann mir gar niemand einreden ich sei ein Lügner), aber grundsätzlich ist es nicht mein Problem wenn andere dieses Thema nicht kapieren wollen. Denn ich Schweige darüber nicht. Ich brüll es jetzt zwar nicht in der Arbeit herum was ich erlebt habe, aber wenn es um das Thema GEwalt im Allgemeinen geht rede ich sehr wohl mit und wen es dann stört kann gerne den Raum verlassen. Aber niemand bringt mich heute nochmals zum Schweigen.

Die Frage der Thera hab ich damals auch gestellt bekommen und ich war genauso verwirrt wie du. Doch im Nachhinein weiß ich wieso sie diese Frage gestellt hat: Wie wichtig ist es mir diese Frage zu klären und vor allem, wieviel bin ich bereit dadurch an mir selbst arbeiten zu müssen. Denn es ist das eine Angst davor zu haben aber doch eine Vermutung zu haben und etwas anderes dann durch die Suche alles aufzubrechen und dann da voll durch zu müssen. Und der Thera muss nun mal wissen wie weit bist du bereit da durch zu wollen um zu wissen ob er dich "bremsen" soll um keine starke Instabilität und somit Gefährdung deiner Selbst hervorzurufen oder ob du die Bereitschaft und die notwendige kraft dazu hast. Das hat mir damals so meine Thera dann erklärt ;)

Wichtig ist nur, die Suche langsam angehen zu lassen und nichts erzwingen zu wollen.

Das du bei deinem Thera bleiben willst ist schon mal ein Zeichen, dass du dich bei ihm wohl fühlst und bei einem guten Thera wirst du auch relativ bald vertrauen aufgebaut haben um mehr darüber zu reden!
Sollte dein Thera wirklich in Zukunft mit diesem Thema nicht umgehen können, kannst du dann immer noch überlegen zu wechseln (vor allem wenn du die Verarbeitung suchst, kannst du über eine Beratungsstelle einen geeigneten finden).

Das du selbst das Gefühl hast niemanden verurteilen zu wollen ist eine "normale" Reaktion. Als Beispiel: Meine mutter war sehr, sehr grausam zu mir und ich habe es lange nicht akzeptieren können, weil es auch ERinnerungen gibt, in denen sie voll lieb ist (genauso wie man sich eben eine Mama wünscht) und gleichzeitig: "Sie ist ja meine Mama" - dieses Gefühl habe ich trotz allem auch in mir. Und daher wollte ich sie lange nicht verurteilen. Heute sehe ich es anders: Sie hat es mir angetan und das ist keine Verleumdung oder sonst was, sondern eben ein Teil meiner negativen Vergangenheit, einfach ein Fakt. Auch wenn sie das gegenteil behauptet, für mich ist es wahre realität, da es sich um meine Erinnerungen handelt.

Verhaltensprogrammierung: Ja so etwas wird u.U. in Sekten gemacht, genauso wie bei K*nd*rp*rn* ringen und beim Geheimdienst.

GEnauer gesagt nennt es sich MPS-Programmierung. Kleine Kinder werden mit grausigen Mitteln so weit gebracht das sie ihre Persönlichkeit aufspalten (dissoziative Identitätstörung, alter Name Multiple Persönlichkeitsstörung) und eine oder mehrere der abgespalteten Personen erhält dann bestimmte Verhaltensmuster.

Meine Thera hat aber dazu noch was interessantes gesagt:
Ja, bei dir ist es so. Aber vergiss nie:
Jede Person wird durch die T*t*r auf ein bestimmtes Verhalten "programmiert" - denn die Worte "erzähl es niemandem sonst passiert x" erzeugt Angst und daraus entsteht das Verhalten nicht darüber zu sprechen und unter Umständen kann sich auch dieses Verhalten verselbstständigen, sodass es im Erwachsenensein so seltsame Formen wie SVV beim Versuch des Redens auslöst. - diese Erklärung gab sie mir, wenn ich mal mit anderen M++sbr++chopfern darüber spreche und nicht den Fehler mache ihnen mps-programmierung einzureden. Denn jegliches destruktives Verhalten, dass uns die T+t+r mitgeben ist eine Verhaltensgebung(programmierung), egal ob wer dazu abgespalten wurde oder nicht.

lg
mart1

#11
Hallo Naturelle,

ich kann sehr gut verstehen, wie Du Dich fühlst, so ging es mir auch lange. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, dass da was ist, also zweifelte ich alles an. Sogar noch, als das ganze etwas konkreter wurde. Sogar heute teilweise noch, wenn ich in einer Kriese bin. Dann betrachte ich mich als verlogenes Miststück, dass sich alles einredet und unschuldige menschen, die damit nicht im Geringsten etwas zu tun hatten, sondern nur mein bestes wollten beschuldige.
Aber, und das ist mir inzwischen (meist) klar. Das sind die Worte meines Erzeugers, die mir mein Leben lang eingetrichtert wurden.
Du bist schlecht, verlogen, falsch, ein Miststück, du willst unsere Familie zerstören, wir interessieren Dich nicht,... und so weiter und so fort.
Und so bald ich mit irgendetwas nicht umgehen kann oder es mir schlecht geht, springt in meinem Kopf diese Platte an. Eine Endlosschleife.

Zu Deinem Therapeuten. Also ich würde nicht bei ihm bleiben. Er hat scheinbar (zumindest in Bezug auf dieses Thema) keine Ahnung, wovon er redet. Und wenn sich dieser Verdacht bestätigt (was er eigentlich ehrlich gesagt schon getan hat), dann wird dass in Zukunft das Hauptthema sein, an dem Du wirst arbeiten müssen. Und kannst Du das dann mit diesem Therapeuten? Du musst ja jetzt nicht sofort wechseln, aber fass es zumindest mal ins auge und informier dich über deine Möglichkeiten.

Liebe Naturelle, den Satz "hör doch auf, die Vergangenheit aufzuwühlen" oder "in der Vergangenheit nach was schlechtem" zu suchen oder so ähnlich, werden wir wohl immer wieder zu hören kriegen.
Aber das sagen Leute, die KEINE Ahnung haben. Die es auch nicht interessiert, wie es uns geht. Die sich nicht damit befassen wollen. Denn sonst wüssten sie, dass wir gar nicht anders können. Irgendwann kann man nicht mehr verdrängen. Dinge kommen hoch, nicht weil wir wollen, dass es uns schlecht geht, sondern weil unsere Seele gesund werden will. Weil wir wahnsinnig viel Energie ins Unterdrücken von Erinnerungen investieren (müssen), die der Körper aber anderweitig sehr gut gebrauchen könnte. Und so werden nach und nach vergrabene Inhalte ins Bewusstsein geschleust. Und das kann man nicht einfach wegschieben und so tun als wenn nichts wäre. Wir müssen uns damit auseinandersetzen, weil unsere Vergangenheit (die wir ja teilweise nicht einmal bewusst kennen) die Grundlage für unser Leben für unser Verhalten für unsere jetzige Realität bildet.
Ich wurde auch gefragt, was ich mir davon verspreche, wenn ich es weiß.
Ich verspreche mir davon (und habe es auch schon bekommen) Klarheit, Sicherheit, das Wissen warum ich so bin, wie ich bin. Denn wir sind nicht so, weil wir verrückt sind, weil wir gestörte kleine Teufelchen waren, die das verdient hatten. NEIN. Wir sind zu dem was oder wie wir sind gemacht worden. Und wir waren und sind nicht schuld daran. Deshalb wollen wir die harte Wahrheit wissen. Um diese Bestätigung zu bekommen. Wir waren nicht schuld.

In welcher Sekte warst Du als Kind? Kannst Du Dich gut daran erinnern?

In meinem Fall bestand auch eine Schweigepflicht, dadurch dass mein Vater immer wieder hintergründig gedroht hatte, irgendwann einmal seine "Liste" abzuarbeiten. Das heißt, alle Menschen die er hasst, umzubringen, wenn er mal nichts mehr zu verlieren hat.

Inzwischen hat er nichts mehr zu verlieren und das löst bei mir oft wahnsinnige Panikanfälle aus. Auch wenn meine Umgebung das nicht als Realistisch sieht. Ich habe richtige Angst um meine Kinder. Denn er hat oft zu mir gesagt, wenn er jemandem aber richtig schaden will, dann bringt er ihn nicht nur einfach um, sondern nimmt ihm das, was ihm im Leben am wichtigsten ist. Und das sind einfach mal meine Kinder.
Dabei hat er mich mit seinen stahlgrauen Augen durchdringend angesehen. Diesen Blick werde ich niemals vergessen. Obwohl ich es als Kind und Jugendliche nicht verstanden habe. Ich kann erst jetzt, wo mir vieles bewusst ist, eine Verbindung herstellen und das macht mir Angst.

Puuh, jetzt ist es lang geworden.
Aber vielleicht kannst Du was damit anfangen.
Und wenn es Dir hilft, kannst Du gerne weitere Fragen stellen.....

traumsternchen
"Lebe Deinen Traum und träume nicht Dein Leben"
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