Gespräch mit meiner Mutter

#1
die situation zwischen mir und meiner mutter war die letzten jahre mehr als nur angespannt. irgendwie hab ich ihr die schuld an der B* gegeben. aber irgendwie wollte ich mir das nicht eingestehen und konnte es auch nicht. in letzter zeit habe ich dann immer ihr gegenüber gesagt, ich geb niemandem an de B* die schuld, aber die vielen gespräche in der thera haben mir doch gezeigt, dass ich die schuld bei meiner mutter gesucht habe. ich frage mich: warum geht es immer um ne schuldfrage ? es sind doch letztendlich so viele dinge, die ne rolle spielen.
.... auf jeden fall war meine mutti vergangenes wochenende von samstag bis montag auf besuch bei mir. ohne ihren freund, sondern allein. am samstag hab ich sie vom flughafen abgeholt. ihr flieger sollte um 9 uhr landen. um 10.30 uhr war er allerdings immer noch nicht da und irgendwie hatte ich ein komisches gefühl. ich hatte wahnsinnige angst. angst, dass ihr was passiert ist, dass der flieger abgestürzt ist, dass ich sie vielleicht nie wieder sehe. in dem moment ist mir klar und auch sehr bewusst geworden, dass ich sie sehr, sehr lieb hab. dass ich sie ganz tief in meinem herzen nicht verachte, nicht hasse, nicht wütend auf sie bin, sondern dass sie mir wahnsinnig fehlt, dass es mir wahnsinnig fehlt, von ihr in die arme genommen zu werden, dass sie mir als mutter fehlt.
... das gemeinsame wochenende verlief sehr schön. wir hatten uns viel zu erzählen - ich denke das ist auch ein gutes zeichen. es wäre schlimm, wenn wir uns nichts zu sagen hätten. klar hatte ich wahnsinnige angst vor dem gemeinsamen wochenende. wir hatten uns ein jahr nicht mehr gesehen. nur telefoniert. und die telefonate haben die negative und wütende einstellung gegenüber meiner mutter nur bestärgt. und jetzt war dieses wochenende so verdammt schön.
.... und es war verdammt schwer, als sie am montag in ihr flugzeug stieg und wir uns voneinander verabschiedet haben. als sie auf einmal wieder weg war. mir hat der abschied das herz zerissen. er hat mir tränen in die augen getrieben und ich hab mich total einsam und verlassen auf dem flughafen gefühlt. wie ein kleines mädchen das nach seiner mutter sucht. mit tränen in den augen bin ich so schnell es ging zu meinem auto gegangen. ich wollte nur noch weg von den vielen menschen, wollte mich meiner traurigkeit hingeben, wollte allein sein. die ganze situation war so schwer, so unerträglich, so gemein.
..... nach dem abschied von meiner mutter hatte ich zum glück noch thera. ich hab dem therapeuten von dem wunderschönen wochenende mit meiner mutter erzählt. er hat sich mit mir gefreut. aber die große traurigkeit in mir kam immer mehr hoch. ich machte mich dafür verantwortlich, dass das verhältnis zu meiner mutter in letzter zeit so mies war, ich gab auf einmal an allem nur noch mir die schuld. ich konnte nicht begreifen, wie ich meine mutter so behandeln konnte, wie ich so wütend auf sie sein konnte. irgendwie ging es für mich wieder nur darum einen schuldigen für die B* zu finden. aber warum ? der therapeut meinte auch, es ist ganz normal das ich traurig bin, dass mir nach weinen zumute ist, dass es mir jetzt so geht. aber warum verdammt, konnte ich meine traurigkeit nicht zulassen ? warum konnte ich nicht einfach weinen, warum war es mir unangenehm ? vielleicht hätte es mir erleichterung gebracht ?
.... nach der thera war ich dann so richtig kaputt. die vielen ereignisse haben mir die ganze kraft geraubt. ich konnt nicht mehr. ich wollte nur noch schlafen. aber dann hatte ich wieder einen FA und hab den ganzen abend nur noch geweint. ich hab mich wie ein kleines alleingelassenes mädchen gefühlt. niemand war da, nur meine B*
... nun bin ich am überlegen, ob ich meinen therapeuten vielleicht doch noch mal anrufen soll und ihn frage, ob ich diese woche vielleicht noch einen termin bekomme. einerseits bin ich froh, dass es mit meiner mutti so gelaufen ist, aber andererseits suche ich nun erneut nach irgendetwas dem ich die schuld an dieser scheiß B* geben kann und das ist so verdammt schwer..... :cry:
Jemand hat gewollt das es dich gibt !

#2
HI!

Es freut mich zuerst mal, dass du ein schönes WE mit deiner mutter hattest!

Und ich gestehe dir Mut ein dafür dass du dich soo lange Zeit mit deiner mutter getroffen hast!

Ich hätt ediese Kraft nicht. Hab nach einem Kontaktabbruch von mehr als 4 Jahren (keine Telefonate, keine Mails - null kontakt) es gerade mal 1 Stunde in eienm Restautrant mit ihr ausgehalten.!

Die Schuldfrage habe ich mir lange gestellt, aber solange ich schuldige versuche zu finden suche ich nicht nach einer Problemlsöung.

Die, die Schuld ist, ist die Bulimie selbst. Niemand anderer. Es gab bestimmte Umstände, die es dir leichter machten in diese Krankheit zu kippen. Diese Umstände betreffen aber so viele Faktoren, dass du nicht nur dir alleine oder deiner Mutter die Schuld geben kannst.

Gib die Schuld Bulimie.

Du bist, nachdem was ich gelesen habe, ja gerade dabei auf dem Weg aus all dem hier. Du bist schon auf dem Weg nicht nach der schuldigen Person zu suchen, denn sonst hättest du gar nicht den Kontakt zu deiner Mutter gesucht.

Und es ist schön, dass du weißt, dass du deine Mutter liebst. Das ist es doch meiner Ansicht nach, was sich Eltern wünschen, oder?

Ich hoff, es war was für dich hilfreiches dabei.

lg
mart1

#3
danke für deine liebe antwort.

ja ich bin froh das das wochenende so verlaufen ist, nachdem ich so viel angst davor hatte. aber mein therapeut hat mich auch super darauf vorbereitet und mein freund hat mich auch super unterstützt.

nur jetzt weis ich nicht, wie es weitergehen soll. ich bin so traurig, so leer in meinem inneren, so müde...... und ich hab das gefühl ich komm aus der B* nie raus. verdammt, woran liegt es dass ich es nicht schaff, dass sie so stark ist, dass sie mein leben schon so lange bestimmt ?

klar bin ich auf dem weg der besserung, zumindest in kleinen schritten, aber die vielen rückschläge sind so verdammt hart.
Jemand hat gewollt das es dich gibt !

#4
Hi SummSumm,

Gerne ;)

Hast du schon über Alternativen nachgedacht, die deine Leere auffüllen könnten - zB Spazieren gehen, hier im Forum schreiben, Kino, Buch lesen usw? Das hilft bei mir zumeist nämlich.

Die Krankheit Bulimie ist eine Sucht und es dauert nun mal die alten destruktiven VErhaltensmuster die mit dieser Sucht einher gehen abzubauen und daher dieses GEfühl "Oh..die ist so mächtig".

Aber ich hab da einen Spruch: "Nur wenn du ihr die Macht gibst, hat sie macht über dich. Nimm du dir die Macht zurück und du gewinnst"
klar bin ich auf dem weg der besserung, zumindest in kleinen schritten
Siehste! Du bist auf dem Weg der Besserung!

Ja, Rückschläge sind hart, aber sie gehören zum Lernen, ja zum Leben selbst dazu. Denn durch Fehler lernt man am Besten. (meine Lebensphilosophie). Daher ist für mich mein RF auch nicht der Weltuntergang, sondern ich lerne nun etwas neues ;)

lg
mart1