Stimmungsschwankungen und andere Dämonen

#1
Ich war beim Therapeuten. Zum ersten Mal. Eigentlich ein netter Mensch. Hab ihm gleich einige Dinge erzählt, wieso ich hier bin (u.a.Bulimie und starke Stimmungsschwankungen). Am Ende der Stunde fragte er ob ich Medikamente nehmen wolle. Ich verneinte. Er meinte dann könne er mich nicht therapieren.
Wie nett.

Meine Stimmungsschwankungen:
Mal geht es mir gut, mal geht es mir sehr schlecht. Es wechselt immerzu, manchmal ohne jeglichen Anlass, richtig gut damit umgehen kann ich nicht.
Dennoch, ich will keine Medikamente nehmen, wenn die schlechten Augenblicke verschwinden,verschwinden auch die guten, bin ich dann ohne Gefühle? Meine Gefühle definieren mich, die Guten wie die Schlechten, wer bin ich, wenn ich die nicht mehr habe? Wie ist mein Leben, wenn ich nicht mehr ich bin?

Bulimie:
Auch sie ist von meinen Phasen bestimmt, gute Phase:keine Kotzerei, auch wenn ich wenig esse, es geht mir in der Zeit einfach gut, bin voller Tatendrang, so dass ich maldrauf vergesse. schlechte Phase:FAs bis zum Exzess.

Wer bin ich? Wer will ich sein? Was soll ich tun?

#2
Hallo Lauralein!

Ich musste ein bisschen lächeln bei deinem Beitrag. :wink:
Also, Antidepressiva (ich geh mal davon aus, dass diese gemeint waren bei den Medikamenten) verändern nicht deine Persönlichkeit. Du wirst kein anderer Mensch...

Hm,...
wer sagt dir denn, dass deine jetzigen Zustände und Stimmungen echt sind? Dass das du bist?
Gabs nicht irgendwann einmal ein Davor? Irgendwann haben doch die Stimmungsschwankungen begonnen... wer war dieser Mensch davor?

Weißt du,... wenn du zB Zahnschmerzen hast... dann bist du gereizt... wirklich mies gelaunt...
...mit keinem Menschen ist gut Kirschen essen, wenn er richtig böse Zahnschmerzen hat.
Gehört diese Laune dann zu diesem Menschen mit Zahnschmerzen... gehört diese Laune dann zu dir? Zur Persönlichkeit?
Nö... oder? Die schlimmen Zahnschmerzen lassen so einige Emotionen an die Oberfläche... aber das sind keine individuellen, persönlichkeitseigene Emotionen... sondern Reaktion auf Schmerz.

Und gegen Zahnschmerzen unternimmst du auch etwas,... auf die Gefühle, die Zahnschmerzen auslösen kannst du verzichten... du brauchst sie nicht, weil sie auch nichts mit deiner Persönlichkeit zu tun haben.

So in etwa ist es mit Depressionen oder mit der bipolaren affektiven Störung.
Wenn es eine biologische Ursache hat (dein Serotonin-Spiegel im Hirn ist zu nieder), dass du mal über den Wolken schwebst und dann wieder im tiefsten Erdloch sinnierst... dann bist du vielmehr DAS nicht.

Und jetzt gibt es ein Medikament, das dafür sorgt, dass dein Serotonin-Spiegel steigt... richtig dosiert auf ein normales Niveau.

Nimm ein anderes Beispiel... jemand der zu niedrigen Blutdruck hat...
ohne Medikamente ist er durchgehend müde, ihm ist schwindlig...
...na ja... das heißt es auch nicht... diesem Menschen ist vorherbestimmt, dass er halt nur herumliegen soll.
Nein, er nimmt Medikamente, die seinen Blutdruck auf ein normales Niveau bringen sollen... so dass auch er herumlaufen kann, tanzen gehen kann, Spaß haben kann.

Wenn du AD´s nimmst, verlierst du deine Gefühle nicht. Du bist genauso traurig, wenn es etwas gibt, worüber man traurig sein muss. Und dein Lachen ist kein "Drogen-Rausch"... es ist nach wie vor Ausdruck deiner eigenen, wahren Freude.

Mit AD´s - wenn du überhaupt auf sie ansprichst - fühlst du nicht mehr traurig, weil dein Serotonin-Spiegel zu niedrig ist...

So,... das wars mal dazu. :)

Ansonsten hast du das gute Recht auf die Entscheidung, keine AD´s nehmen zu wollen.
Dass dich der Therapeut da als nicht therapierbar abgelehnt hat, ist schon merkwürdig.
Wie gesagt,... auch wenn die Ursache deiner Stimmungen eine biologische ist, so kann man die Depression zwar nicht wegreden... das geht nicht... weil es die Emotionen nicht zulassen... aber man kann doch einen Umgang mit den Stimmungen lernen, so dass, wenn sie auch davon nicht verschwinden, deine Lebenssituation besser wird.
Darum geht es ja in der Therapie hauptsächlich.

Ich muss mich gerade wieder über den Therapeuten wundern... :shock:
Einem Menschen zu suggerieren, ohne Medikamente läuft nichts - was er mit seiner Aussage definitiv getan hat - und einen Menschen so zu Medikamenten drängen, anstatt ihm die freie Wahl über sein Leben zu lassen - nämlich auch die Wahl, Depressionen nicht heilen zu können, aber mit ihnen leben lernen zu können - das ist ja stark. :shock:

Ich würde dir empfehlen, noch einen Therapeuten oder auch Psychiater aufzusuchen und dich genaustens über alle Möglichkeiten zu informieren.
Du hast berechtigte Fragen zur Persönlichkeit usw.
Lass dir alles erklären, frage,... und entscheide dann.

Liebe Grüße!

#3
Mhm...
Für mich war das echt nicht leicht.
Erst mal meiner Mum zu sagen "Mama, ich will mich therapieren lassen" und dann sowas, ich glaub meine Kinnlade ist runtergekippt.

Ja, ich muss zugeben, ich kenne mich bezüglich Antidepressiva und Ähnlichem gar nicht aus.

Es macht mir einfach Angst, bin ich so kaputt, das nur Medikamente helfen???
Jetzt zum Beispiel, im Moment gehts mir gut, ich fühl mich nicht als diejenige, die dann irgendwann in ein Loch fällt, ich bin die glückliche Laura.

Ich weiß nicht seit wann ich so bin, ich hab jetzt auch grade mit meiner Mum geredet, sie gefragt seit wann das so ist, sie weiß es auch nicht.

Ich glaub am meisten irritiert mich immer noch, dass ein Mensch, mit dem ich in fast 2 Stunden mal nen Überblick über mein Leben gegeben hab, mich auch nett unterhalten hab, mich für so ... Kaputt Einschätzt.

...
Danke für die ANtwort