Habe letztens gelesen, dass sich jemand von seinem Arzt an den Kopf knallen lassen musste, sie sei zu dick für eine Bulimikerin. Oh man!
Und ich dachte noch, ich wär so klug, weil ich gleich die Karten auf den Tisch gelegt und sofort den Grund meines Arztbesuchs genannt habe:
Wunsch nach Blut- und Vorsoreguntersuchung auf Grund Angst von Folgeschäden langjähriger Bulimie.
Hab versucht, meine Krankengechichte kurz zu fassen - normalerweise interesiert das ja im Detail nicht so. Außerdem ist das ja auch nicht unbedingt angenehm. Und der? Stellt mir Fragen wie "Ja wie haben Sie denn überhaupt gemerkt, dass Sie Buliie haben?"

Ich habe überhaupt nicht mehr verstanden, was der von mir will und ob ich mich jetzt für mein Normalgewicht rechtfertigen muss oder was.
Auf der Suche nach Worten (und der verlorenen Fassung) habe ich immer wieder den Blick schweifen lassen, um mich zu sammeln und um Antworten auf diese dämlichen Fragen zu finden. An manches konnte ich mich auch im Detail (Zahlen-/ Jahresangaben) auch gar nicht mehr so genau erinnern. Und der?
Meint, er wisse gar nicht, was ich da jetzt von ihm wolle (okay, muss dazu sagen, dass ich angefragt habe wegen Fluoxetin, wobei ich noch NIE derartige Medikamente genommen habe und mit meinem Psychologen besprochen habe, dass es für die nächsten zwei bis drei Monate, wenn meine finalen Prüfungen anstehen, durchaus eine Zwischenlösung sein könnte) - wo war ich?
Ach ja, "was ich von ihm da wolle", warum ich so gut informiert sei und woher ich den Namen Fluoxetin habe, er könne nichts abnormes an mir fetsstellen, außer meiner Gestik.

Meine Gestik????




Richtig, dass ich ständig mit den Augen Rollen würde und die Hände stark einsetzen. Hallo? Seit wann ist mit den Augen rollen bitte verboten oder eine Kranheit?????
Dann haben wir fast noch zu streiten angefangen, weil ich ja nicht einfach so zu einem Psychlogen gehen könne und dass man mich hätte untersuchen müssen (der Arzt, der mir die Überweisung ausgestellt hat, hat damals nicht mal Blutdruck gemessen, sondern nur dumm rum gelabert, dass er es für einen mutigen Schritt halte, dass ich eine Therapie machen wolle und hat mir dann von einer Arzthelferin erzählt, die zu dick war und immer nur heimlich gegessen habe. Die Arzthelferin hat mein vollstes Mitgefühl, aber ich seh nicht ganz den Bezug zu mir?!).
Anschließend entbrannte eine Diskussion über den Unterschied zwischen Psychologen und Psychotherapeuten zwischen uns.
Ich hab mir echt überlegt, ob ich einfach aufstehen und gehen soll.
Hab mich total angegriffen und in die Ecke gedrängt gefühlt und dann zu erklären versucht, dass ich keineswegs auf der Suche nach Glückdrogen oder Pharmazeutika bin (Reaktion er: "Ja, da wäre Fluoxetin auch das Falsche, wenn sie abhängig werden wollten."), sondern sehr wohl in Behandlung, aber gerade eine sehr stressige und Nerven aufreibende Lebenssituation habe (mit absehbarer Änderung) und dass mein Psychologe meinte, vorübergehend könne mich ein Medikament unterstützen, dass es außerdem nicht gerade angenehm sei, über eine dermaßen bescheuerte Krankheit wie die Bulimie zu reden und dass ich darum die Augen manchmal abwenden würde.
Ich war ziemlich aufgebracht, was der Arzt auch bemerkt hat und hier kam endlich mal eine echt freundliche Reation:
ich müsse mich für meine Krankheit nicht entschuldigen, ein Diabetiker müsse sich ja auch nicht dafür entschuldigen, dass er Diabetes habe.
Endlich mal was. Irgendwie war ich auch echt überfordert, dass er so viele Details zum Krankheitsverlauf wissen wollte (ich mein, das war ein Allgemeinarzt und das Wartezimmer voll) und Gründe und Lebensumstände etc.
Bei dem Versuch, seine ganzen Fragen zu beantworten, habe ich wieder die Augen zum Nachdenken kurz schweifen lassen, mich sofort (ironisch, aber freundlich) entschuldigt und da hatte er echt schon ein schlechtes Gewissen.
Das Ende vom Lied:
der gute Mann hat vielleicht von vielem Ahnung, aber nicht von Bulimie.
Obwohl ich so sauer war wegen seinem Problem mit meinem Gewicht (ist doch normal andersrum bei ESlern

Wir haben uns schließlich doch noch im Guten getrennt, ohne uns zu schlagen und ich geh am Monatg auch die Ergebnisse der Blutuntersuchung bei ihm abholen.
Am Ende meinte er sogar, ich solle ein bisschen vor der Sprechzeit kommen, dann könnten wir noch mal in Ruhe reden...
Echt nett gemeint, aber ob ich das will?


Sind schon komische auch dabei bei den Ärzten....