Hallo Mädels!
Flieder, ich finde es auch schade, dass im Thread in letzter Zeit wieder weniger geschrieben wird. Ich hoffe genau wie du, dass vllt auch stille Mitleser sich trauen mal etwas zu schreiben. Jeder ist hier willkommen! =) Ich denke ich werde in nächster Zeit auch wieder mehr schreiben. Mir geht es in letzter Zeit wirklich nicht gut, auch mit dem Essen ist alles wieder schwierig. Und auch, wenn ich selbst manchmal nicht so ganz verstehe, was eigentlich los ist, und wenn ihr natürlich auch keinen Universal-Rat habt, wie man es besser machen könnte, tut es gut zu wissen, dass ihr bei mir seid, dass ich nicht alleine bin.
Denn das ist wirklich ein ziemlich großes Problem bei mir im Moment. Ich fühle mich allein. Es geht mir da eigentlich genau so wie die Flieder. Ich weiß, dass ich Freunde habe, ich habe meine Familie und meinen Freund. Aber meine Familie und mein Freund wohnen ja nun leider etwas weiter weg. Und hier in der Stadt wo ich studiere fühle ich mich allein und einsam. Natürlich hab ich meine Freundinnen in der Uni, die ich ja fast jeden Tag sehe, aber mir fehlt da die emotionale Tiefe und Verbundenheit. Eben eine richtige Freundschaft. Ich denke dir geht es da ähnlich.
Meine Freundin A, isoliert sich immer weiter von uns, kommt nicht mehr zur Uni und jammert ja ansonsten den meisten Tag nur rum.. das ist manchmal zu viel für mich und deshalb fällt es mir schwer einen Schritt auf sie zu zugehen. Die anderen beiden Freundinnen beschäftigen sich meiner Meinung nach zu viel mit der Uni und dem Lernen.. Letzte Woche konnte die eine ja nichtmal mit ins Kino gehen, weil sie mit ihrem Freund lernen musste.. Heute Abend wollten wir eigentlich zu 4. etwas unternehmen, weil wir morgen früh frei haben. Aber nun kommt die eine doch wieder nicht, weil sie wohl schon Besuch bekommt. Und bei meiner Freundin A bin ich mir auch noch nicht sicher ob sie wirklich kommt. Scheiße ist das. Einfach nur scheiße.
Außerdem will die eine auch noch anfangen sich für Stipendien zu bewerben. Sie ist jetzt schon immer total fertig wegen der Uni und wenn sie sich da noch mehr reinhängen würde, dann würde es sie meiner Meinung nach noch kaputter machen. Sie sagt eh schon, dass es ihr psychisch nicht gut geht. Sie braucht das Geld nicht. Nur durch unsere beschissene Leistungsgesellschaft fühlt sie sich zu soetwas gedrängt.. Aber es ist so wie du gesagt hast ,Flieder, auf Dinge, die unseren wahren Charakter ausmachen wird kein Wert gelegt. So wie deine oder meine Sensibilität, Kreativität.. Der Gesellschaft ist es egal, WIE man etwas macht, hauptsache man MACHT es. Es werden Dinge von uns erwartet, die der Logik nicht mehr folgen. Normalerweise gibt es einen Bestnotenschnitt von 1,0 im Abitur. Logisch, wenn man überhall 1en oder eben 15 Punkte hat. NEIN- jetzt gibt es noch soetwas wie 0,8?? Wie soll das gehen? Der Leistungsdruck nimmt also NIE ein Ende. Egal wie weit man kommt, man sieht nur, wie weit man eben noch nicht gekommen ist. Weil es immer weiter gehen wird. So wie man beim abnehmen sieht, wie viel man noch abnehmen könnte.. Andauernd versuchen alle Menschen Dinge zu erreichen, ohne zu sehen, was sie schon geschafft haben.
In der SHG haben wir auch schonmal über das Thema gesprochen, aber wir hatten alle keine richtige Idee, wie man mit der Gesellschaft umgehen soll, das heißt, wie man sich selbst in ihr verhalten soll.
Habt ihr da schonmal drüber nachgedacht? Wie sehr wir eigentlich der Gesellschaft ausgesetzt sind? Unserem Umfeld? Wie wenig wir eigentlich selbst bestimmt können?
Ich merke in letzter Zeit sehr oft, und auch jetzt wieder wo ich es hier aufschreibe, wie gerne ich mich davon befreien möchte. Von diesem sich ständig mit anderen messen oder vergleichen müssen. Von dem ganzen Leistungsdruck, der einen eigentlich erst dazu bringt, sich ständig zu messen.
Ich kann nicht normal durch die Stadt gehen, ohne zu denken, dass die eine oder andere ja viel hübscher, schlanker, schlauer, erwachsener aussieht als ich. Wenn ich mich mit neuen Leuten unterhalte denke ich meistens sofort, dass sie oder er bestimmt Spaß hat im Leben, Erfolg, Glück. Ich sehe die schönen Dinge an ihrem Aussehen, die Besonderheiten. Nur an mir selbst kann ich das nicht sehen, oder ich kann es mir nicht zugestehen. Und das nur, weil ich denke es würde immer NOCH besser gehen.
Und die Leute, mit denen ich dann mehr Kontakt habe, wie meine Freundinnen von der Uni eben, reichen mir nicht. Ich sehe ihre Schwächen und ich weiß, dass sie nicht so perfekt sind, wie sie einem vllt auf den ersten Blick erschienen sind, sondern eigentlich komplett anders. Und irgendwie verurteile ich sie dann ja für ihre Probleme. Wieso tue ich das? Ich bin überfordert und genervt von A, weil sie nur jammert, obwohl sie ja WIRKLICH eine schwere Zeit durchmacht im Moment. Die anderen Freundinnen sind mir zu sehr auf die Uni fixiert. Und manchmal beneide ich sie vllt dafür, dass sie bessere Noten haben, aber im Grunde bin ich einfach nur total wütend, weil es sie so kaputt macht, aber sie es selbst nicht merken. Weil sie die Welt nicht so wahrnehmen wie ich. Weil sie diesen Leistungszwang nicht als das enttarnen was er wirklich ist. Er ist falsch und gaukelt uns vor ein Freund zu sein. Aber was haben wir letztenendes davon? Nichts, denn es geht ja immer noch besser...
Und um diese Ohnmacht nicht zu empfinden, diese Machtlosigkeit gegenüber der Welt nicht zu empfinden stopfe ich mich in letzter Zeit wieder mit Essen voll. Natürlich machen das die anderen vllt nicht, weil sie es nicht so wahrnehmen und empfinden können wie ich. Vllt verdrängen sie es anders, aber vllt sind sie auch nicht so feinfühlig wie ich. Meine Sensibilität wird also quasi zum Negativen. Wie immer eigentlich. Anstatt, dass mir endlich mal jemand zeigt, wie positiv sie doch sein kann! Ich selbst kann es schließlich meist nicht erkennen..
Was mir auch noch aufgefallen ist während ich das hier schreibe ist, dass ich eine ungeheure Sehnsucht verspüre. Und ich glaube, dass ich die auch manchmal verdränge. Manchmal hab ich das, wenn ich zB bestimmte Lieder höre, die vllt gar keinen ausdrucksstarken Text haben, dass es mich auf einmal packt und ich mich so sehr von dieser Sehnsucht erfüllt fühle, dass ich kaum noch vernünftig denken kann.. Es ist eher eine traurige Sehnsucht und ich weiß nicht wonach. Nach mehr Leben? Nach Erfahrungen, Abenteuern? Aber wenn ich solche Gedanken dann zulasse bekomme ich auch Angst, und die ist meisten stärker als der Gedanke einfach mal loszulassen, einfach mal abzuhauen und was zu erleben. Kennt ihr das vllt auch?
Früher hatte ich das oft, dass ich total starkes Fernweh hatte. Einfach Sehnsucht nach unbekannten, aber auch bekannten Orten, an denen ich etwas erleben kann, lieben kann, lachen kann, weinen kann.. Einfach leben halt.. Aber mit der Zeit hat das aufgehört und ich frage mich warum. Ich habe ja nicht das Gefühl angekommen zu sein. Im Gegenteil ich fühle mich vollkommen verloren.
Ich merke mich der Zeit einfach immer mehr, dass ich mich so unausgefüllt fühle. Und ich weiß ja auch, was mir vllt mehr Spaß in meine Alltag bringen könnnte, aber mir fehlt so oft die Kraft dazu. Ich will nicht den ganzen Tag vor dem Fernseher hocken und auf einen Anruf von meinem Freund warten. Oder eben fressen.. Ich will leben, aber ich weiß nicht wie und mit wem. Ich habe das Gefühl ich schaffe es nicht alleine und ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Ich möchte es, aber ich weiß nicht wie. Ich fühle mich so schwach.
Tja, da hab ich wohl mal wieder etwas mehr geschrieben.. und ein wenig verworren vllt, aber vllt könnt ihr meine Gefühle ja nachvollziehen und es geht euch ähnlich?
Aurora, dir möchte ich noch sagen, dass ich genau wie Flieder denke, dass es total stark ist wie du deinen Alltag für DICH schön gestalltest. Das kostet Kraft! Die ich zB im Moment nicht habe. Aber es ist wieder genau so wie ich oben geschrieben habe. Wir sehen nicht das, was wir schon erreicht haben, wir sehen nur, was noch vor uns liegt und was es noch besser zu machen gilt. Auch wenn das mit dem Essen noch nicht optimal läuft bitte ich dich zu versuchen dir deinen Erfolg einfach mal zu gönnen! Du bist stark Aurora! Und ich bin stolz auf dich!
Bis später! :-*
Re: SO geht es nicht weiter! bye bulimia.
#766Sei gut zu deinem Körper, damit deine Seele Lust hat darin zu wohnen!