
@felidae:
Prinzipiell gebe ich Dir recht, aber ich fühle mich doch etwas missverstanden. Ich zitiere mich nochmal selbst:
ich denke, so groß ist der Unterschied zwischen einer körperlichen und einer psychischen Krankheit eigentlich nicht.
Beides hat ein Ursache, für die ich nichts kann: das rheumatische Fieber wurde durch eine Streptokokken-Infektion verursacht, die ES durch Strukturen innerhalb meiner (zumindest als Kind) nicht selbst geschaffenen Umwelt; Depressionen liegen väterlicherseits in der Familie, das ist dann wahrscheinlich auch genetisch bedingt... Wirklich "verantwortlich" ist also in beiden Fällen niemand.
Ich kann nicht erkennen, wo herauszulesen ist, dass ich die Bulimie als gegeben hinnehme, oder mich nicht in voller Verantwortung für ihren weiteren Verlauf sehe? Oder das mir nicht vollkommen klar ist, dass nur ICH was gegen sie tun kann? Nur weil ich geschrieben habe, dass weder für den Beginn des Rheumas, als auch der Bulimie, jemand "verantwortlich" ist? So ist es doch nun mal! Ich kann nichts dafür, dass ich Bulimie bekommen habe - ich konnte eben nicht anders, es war mein Weg, Dinge auszuhalten, mit denen ich nicht fertig wurde. Das zumindest muß ich akzeptieren, um meine Schuldgefühle wegen der ES loszuwerden, denn die sind kontraproduktiv. Denn Schuld wird zu Scham, Scham wird zu Minderwertigkeitsgefühlen, und all das führt nur zum nächsten FA! Das habe ich gemeint, mit nicht "verantwortlich" sein. Das ich dafür verantwortlich bin, mich um mich zu kümmern, für mich zu sorgen und mein Leben besser zu machen - keine Frage...Gegen beides musste ich kämpfen: gegen das Rheuma durch Umstellung von Lebensgewohnheiten und Ernährung + Antibiotika, gegen die ES genauso durch Umstellung von Lebensgewohnheiten und Ernährung, + ADs und Therapie.
Unterschiede: Die ES ist hartnäckiger und schwerer zu bekämpfen. Die Fortschritte sind weniger merklich, und müssen mehr von innen heraus kommen.
Und was das rheumatische Fieber angeht: auch um das loszuwerden musste ich mein komplettes Leben umkrempeln, da war es mit Antibiotika bei weitem nicht getan (s.o.). Natürlich ist es nicht komplett dasselbe - aber ich frage mich, warum es so unglaublich wichtig für viele Menschen ist, einen riesigen Unterschied zwischen physischen und psychischen Krankheiten zu machen? Wir sind Geist und Körper IN EINEM - nicht zwei getrennte Untereinheiten. Auch bei körperlich Kranken ist der Glaube an die Heilung und der Wille zu kämpfen unglaublich entscheidend für die Gesundung - genau wie bei einer ES...
Liebe Grüße,
Bela