Hallo flieder!
Ich erkenne mich sehr wieder in dem was du schreibst. Die Vorstellung, dass man noch einen elenden Nachmittag vor sich hat, an dem man eh nur an fressen und kotzen denkt und es dann lieber gleich tut, damit man nicht mehr dran denken muss...klingt fast schon lustig, ist aber bitterer Ernst.
Dieser ständige Kampf gegen den Fressdruck. Auch der Perfektionismus, nicht nur beim Verfassen von Forenbeiträgen. Daurauf verzichte ich jetzt bewusst, daher ist alles etwas wirr)
Diese Krankheit ist so heimtückisch, weil jeder Tag anders ist und man nie weiß, wann, wo und wie man als nächstes fällt, egal wie sehr man sich schwört, dass es diesmal klappt clean zu bleiben. Die Hoffnungslosigkeit, die man zeitweise hat, weil man denkt, es ist doch eh alles zwecklos, man schafft es nie da raus...
Mein Leben ist ein Auf und Ab. Totales Glück, innere Zufriedenheit, Gewissheit, dass ich jetzt gesund bin, und auf der anderen Seite mich ganz schrecklich dick und unförmig, krank und hoffnungslos verloren fühlen, zu nichts Lust haben und schon garnicht zu kämpfen...einfach den "inneren Trieben" folgen...
Neue verheißungsvolle Methoden entwickeln, wie man am besten gesund wird, und dann trotzdem wieder ins tiefe Loch fallen und denken man hat eh keine chance (so gehts mir jetzt gerade nach 2 schönen wochen)
Immer das Duell zwischen gesundem, reflektierendem, lebensdurstigen Ich und auf der anderen Seite das kranke, sabotierende Ich.
Aber verliere niemals den Mut, es ist richtig, dass du kämpfst. Du machst das toll, du blickst hinter die krankheit und denk immer daran, dass du mit dieser Krankheit nicht alleine bist, auch wenn es dir manchmal so vorkommt, weil du die einzige bist, die in deiner haut steckt und fühlt was du fühlst.
Steh immer wieder auf, auch nach dem 100. Fall, weil fallen ist keine Schande, liegen bleiben und aufgeben schon. Man hat schließlich nur dieses eine Leben und jede Minute, in der du nicht in der Bulimie gefangen bist zählt. Es ist eine schwierige Aufgabe gesund zu werden, aber nicht unmöglich. Und es geht nicht drum sofort komplett frei von Anfällen zu sein, sondern langsam zu lernen, wie man sie nicht mehr braucht. Aber das hast du ja schon total gut begriffen. ich schreibe nur ganz frei von der seele, was mir gerade so im kopf rumgeht, weil ich denke dass wir in einem sehr ähnlichen stadium der bulimie sind. noch wackelig aber dabei sie hinter uns zu lassen. Es ist schön die eigenen Gedanken von jemand anders niedergeschieben zu sehen, weil man sich bestätigt fühlt. geht mir zumindest so, wenn ich lese was du so schreibst. als ob man die ganze zeit denkt man geht einen weg alleine und merkt plötzlich, dass da noch andere "wanderer" sind und man daher weiß, dass man in die richtige richtung geht...ich schick jetzt einfach ab ohne mein direkt aus der seele kommendes geschreibsel nochmal auf perfekt zu zensieren*g* einfach wohlfühlen und rauslassen. bin sicher nicht bös, wenn du das auch tust und nicht auf jeden punkt explizit eingehst!

... ein Anekdötchen...

... ich war die jüngste Senatorin und einzige Frau im Senat unserer Universität. Er war ca 15 Jahre älter und Fakultätsvorstand einer befreundeten Fakultät an einem anderen Standort underer Uni. Während einer Sitzung saßen wir uns gegenüber - er gaffte mich an. Ich dachte nur "so ein alter Idiot" - gänzlich unattraktiv, grauhaarig und dazu noch einen halben Kopf kleiner als ich. Nach dieser Sitzung schreib mir eben jener, dass er mir in der nächsten Sitzung nicht mehr gegenüber sitzen könne, da er sonst unaufmerksam würde. Ich fühlte mich geschmeichelt und habe zuerst nicht geantwortet... nach einigen Tagen und einigen Gläsern Wein antwortete ich. Es entwickelte sich eine - klingt komisch - sehr intensive und fast gar intime Email-Schreiberei. Dann - erstes Date - erste Küsse... und plötzlich war ich verliebt. BÄM! Hals über Kopf! In diesen viel zu alten, verheirateten Familienvater! Er schwor mir alles Mögliche und ich glaubte ihm alles... Tja! Das Ende vom Lied war, dass er sich natürlich für seine Familie entschied und ich als kleines - naja, eher großes - Häufchen Elend zurückblieb. Auch ich machte meinen Selbstwert von jemandem abhängig, den ich eigentlich nie wollte... der mich quasi um den Finger gewickelt hat. Noch heute sehe ich ihn ab und an... Jedes, JEDES Mal versetzt es mir einen Stich in die Brust.

Ich weiß, du willst das sicher nicht hören liebe Flieder, aber pass auf Dich auf!

Danke Danke Danke für eure wunderbaren Antworten!
@ Nachtigall: Dein Text hat mich sehr berührt. Ich musste fast weinen am Ende. Ich würde dir morgen gern in Ruhe darauf antworten, weil mir gerade so viele Gedanken noch durch den Kopf gehen und ich schon müde bin. Ich finde es aber schon mal sehr schön zu wissen, jemanden zu kennen, der meinen Weg mitgeht. : )

@ Dawn: Genau das musste (der kranke, selbst-unsichere Teil in mir) und wollte (der Gesunde, Kämpfende) hören. Ich habe mich heute Nachmittag bis Abend wieder versucht auf den richtigen bzw MEINEN Weg zu bringen und da hat mich dein Post nur noch mehr aufgeweckt. DANKE dafür! Ich denke nicht mal: "Neeein, bei mir würde es anders sein... wir hätten doch die Ebene und alles, das wäre meine Rettung." Falsch. Wie soll es eine Rettung sein oder warum soll ich diese brauchen, wenn ich mich doch gerade selber halte? (oder es zumindest immer besser schaffe; mich selbst zu lieben und zu halten) Und abgesehen davon: möchte ich überhaupt von so jemandem gerettet werden? Der mir zwar schmeichelt und sozial etwas hermachen würde in den von mir favorisierten und an-versierten Kreisen (Künstlerszene..) aber der allerhöchstens in meinen Wunschträumen zu MIR passt. (Und ich bin gut und richtig so wie ICH bin). Die Wahrheit ist: Es ist anstrengend, zermürbend und hart mich tagtäglich meinen Problemen stellen zu müssen, diesen ganzen verfluchten Kindheitsschmerz aushalten zu müssen, aber dieser (und auch kein anderer) Mann hat einfach NICHTS, rein gar nichts, damit zu tun. Und kann es daher auch nicht besser machen. Er kann höchstens eins drauf setzen, denn neben der bitteren Enttäuschung nach einer Affäre, würde ich das Gefühl mich selbst verlassen zu haben, nicht ertragen wollen. Und wie gesagt, die Wahrheit ist auch -die ich ohne Borderline und Trauma wahrscheinlich viel klarer sehen würde, weil mich diese Störung so verzweifelt nach jedem noch so trügerisch tollen Strohhalm greifend macht - einfach als nakter Mensch mit Schwächen, schlechter Laune, Fehlern und Niederlagen und nicht als der große Künstler, Designer und "Übermensch" fände ich ihn ja nicht mal anziehend. Dawn, ich bin dir so dankbar für deine Zeilen. Denn jetzt habe ich die Chance zu sagen STOPP, ich passe auf mich auf. Ich brauche diese Bestätigung nicht. Was ist das für eine Bestätigung? Es ist eine Ausflucht meiner Psyche für schnellen Selbstwert. Billiges Fast Food. Weil wir einfache Wege gehen wollen. Letztlich ist es keine Abkürzung, sondern ein riesengroßer Umweg - und es wäre ein Rückschritt in vergangene Zeiten wo Männer und deren Antworten mein Leben und meine Launen bestimmt haben. Ich stelle mich lieber dem unangenehmen Gefühl auf die Bestätigung zu verzichten, wenn ich die nächste Zeit wieder schwach werde und meine Psyche die vermeintliche Abkürzung gehen will. Dann muss ich mir eben wieder mühselig aufzählen und bewusst machen weshalb ich NICHT wertlos bin und daher auch keine Bestätigung von jemandem, den ich nicht will und der mir vermutlich nicht guttun wird, brauche. Aber irgendwann werde ich es verinnerlicht haben. So wie die Therapie, die Überwindung der Bulimie. All das braucht Zeit. Ich bin bereit sie mir zu geben. Keine Abkürzungen mehr. *seufz*

PS: Ich glaube solche Männer erkennen, wenn wir schwach und verzweifelt sind und bereit dazu uns auf ein Abenteuer einzulassen.. ich glaube sogar, dass er es wirklich ernst meinte. Er hat mit dir diese Illusion gelebt. Bis euch beide die Realität eingeholt hat. Ich glaube ebenso dem Künstler, dass er mich ernsthaft attraktiv und interessant findet. Es ändert nichts daran, wie ich ihn finde: nicht anziehend. Weder die Art wie er spricht, sich gibt, sich ausdrückt, noch wie er aussieht.

Der weitere Tag und Abend verlief übrigens recht positiv. Ich habe nach dem Vorfall weinen müssen, das hat mich beruhigt und wieder näher zu mir gebracht, später habe ich dann noch einen Arbeitskollegen getroffen und mich toll mit ihm unterhalten. Ich sehe ihn als Kumpel an, ich hoffe er macht sich keine Hoffnungen.

Ich glaube der Tag morgen wird schwer. Und Samstag auch. Weil ich meinen Vater wiedersehe und wieder zu Hause (Elternhaus) sein werde. Habe irgendwie Angst vor allem was auf mich zukommt. Einfach weil es mich das letzte Mal so krass getriggert hat. Werde sicherlich sehr oft hier hineinschreiben dann. Ich merke jetzt schon wie mein Puls in die Höhe schnellt. aber ich habe die Strategie vor: Gefühle zulassen und vorher Notfallpläne schmieden statt erbrechen.

Gute Nacht euch allen!

guten morgen flieder

ich muss sagen ich finde es echt stark wie du dich und deine taten immer selbst hinterfrägst und alles reflektierst, das ist ein sehr wichtiger schritt in richtung gesund werden!!
und wie Nachtigall schon geschrieben hat, es ist keine Schande hinzufallen und einen Rückfall zu haben, man muss nur wieder aufstehen, sich auf sich selbst und seinen eigenen Weg besinnen, einfach weitergehen...

und was mich persönlich anspricht sind deine gedanken über die männer, wie recht du hast!! ich stelle mir in der fantasie auch immer vor, dass da irgendein prinz daherkommt und mich rettet, aber das ist alles nur wunschdenken, so etwas passiert nicht! nur ich selbst kann mich aus der bulimie retten, da kann mir kein mann auf dauer helfen, ich muss mir selbst die bestätigung geben, die ich brauche und mein selbstwertfegühl aufbauen, und kein mann, denn letztendlich läuft es dann doch nur darauf hinaus, dass ein mann der mir die bestätigung gibt, die ich vermeintlich brauche, sie mir auch ruckzuck wieder nehmen kann und dann geht es einem noch viel schlechter als vorher, weil - wie du schon geschrieben hast - man sich wieder von sich selbst entfernt hat und gedacht hat, man bräuchte die bestätigung eines anderen
und ja lass dir zeit bei diesen gedanken, es ist so schwer die verfluchten denkmuster der bulimie zu ersetzen, aber es ist möglich!!

ich wünsche dir sehr viel kraft fürs wochenende wenn du wieder zu hause bist, du bist auf einem guten weg also geh einfach weiter
setz deine strategie in die tat um und wenn es doch passiiert, dann verurteil dich nicht, menschen sind nun einmal fehlbar

ich werd weiterhin schön mitlesen
liebe grüße

Liebe Nachtigall,
Nochmal: ich finde es so angenehm zu wissen, wieviel wir doch an Sorgen teilen. Die Hoffnungslosigkeit wurde bei mir jedoch immer weniger, da ich nicht mehr in Kategorien von schwarz oder weiß bzw alles oder nichts denke. Selbst wenn ich nun clean wäre, würde mein Leben noch nicht gut für mich verlaufen, weil ich es noch nicht schaffen würde, mich dauerhaft um mich zu kümmern. Umgekehrt ist ein Rückfall mittlerweile eher ein Vorfall für mich, der zwar blöd, unnötig und kräfteraubend ist, aber den ich mir verzeihen kann und aus dem ich LERNEN will. Zu schauen: was hat mir gefehlt? Was waren die Bedingungen dafür? Das lebensdurstige Ich, wie du es liebevoll beschreibst, ist IMMER da und du bist es auch immer. Es hat nur nicht immer die Führung in unseren Köpfen, weil meist wirklich schlimmes vorher passiert ist, dass wir gelernt haben uns „anders“ zu schützen – vielleicht sogar das lebensdurstige Ich zu schützen…
Ebenso sind die neuen Methoden sehr wichtig und wertvoll! Ich kenne auch die Euphorie, wenn man denkt „so und jetzt klappt’s damit!“ Lass dir diese nicht nehmen, es ist fast eine kindliche Art Freude und Neugier (vs Gleichmut und Resignation). Ich versuche alle meine Methoden, die mir als hilfreich erschienen, miteinander zu verknüpfen um mir eine Art Netz aufzubauen. Dieser Thread soll zum Beispiel dazugehören, aber auch Hobbies sind sehr wichtig und kleine Rituale können hilfreich sein. All das ist bei mir auch noch im Umbau und Aufbau. : )
Ich finde es sehr schön, dass du so frei aus deiner Seele geschrieben hast, denn gerade das hat deinen Text so berührend gemacht. Wir sind viel schöner ohne unseren Perfektionismus. Bei meinen Gedichten ist es übrigens das Gleiche: wenn ich einfach nur FÜHLE, es niederschreibe wie es sich in Farben und Form anfühlt statt nach großen, mächtigen Worten und Metaphern zu wühlen, dann sind sie am allerschönsten.
Oh liebe aspiration, dein Text hat mich nochmals so „erleichert“. Ich kann den Rückfall, die kranken Gedanken und einfach meinen Status quo nun einfach besser annehmen. Das nächste Mal wenn sie aufkommen und mich ärgern, werde ich daran denken, dass ich damit nicht alleine bin und mir Zeit geben darf sie aufzulösen. Ich glaube dieses „Loslassen“ ist besser als Kämpfen, denn das ist es ja was die Bulimie auch so attraktiv macht: einfach mal abschalten. Wenn ich aber nun eben akzeptiere kranke Gedanken zu haben und mir Zeit zu geben gesund zu werden (was Borderline etc betrifft), brauche ich auch nicht flüchten in ein selbstschädigendes Verhalten (Kotzen).
Ich habe in den vergangenen Tagen einen langen Text geschrieben, der zunächst nur eine philosopisch-psychologische Beobachtung ist. Ich werde versuchen daraus eine Kurzgeschichte zu machen und die analytisch, oftmals wertenden Anteile in Metaphern umzubauen, die interpretierbar sind. Ich freue mich darauf, denn es ist mein EIGENES Projekt: wie das Gedichte schreiben wo ich damals einfach angefangen habe meine Gefühle und Empfindungen zu verbildlichen. Ich bin stolz auf mich so kreativ und tatendurstig bei meinen Projekten gerade zu sein (habe auch noch Überlegungen für zwei weitere, aber ich lasse mir Zeit und konzentriere mich auf das eine erstmal). Für den Wechsel von Analyse/Wertung zum Erzähler wird mir ein Tool helfen, dass mir der Künstler geschickt hat. Man sieht: dafür war er gut, mir Impulse zu geben. Das ist ja auch vollkommen in Ordnung. Aber ICH entscheide auf welcher Ebene wir uns befinden – sachlich oder emotional. Es ist ein tolles Gefühl selbst reagieren zu können.. so traurig das klingt, aber es ist auch ein recht neues Gefühl. Bisher habe ich meine Mitmenschen bestimmen lassen über die Art unserer Beziehung, gerade Männer. Mit Freunden habe ich da die letzte Zeit schon tolle Fortschritte gemacht und teilweise Grenzen gezeigt oder Nähewunsch geäußert, aber Männer werden nun nochmal eine Hürde – die auch zu schaffen ist : )
Ich muss gleich los, erst zur Bücherei (möchte anfangen zu lesen um mal in andere Welten abzutauchen und „gesund“ zu flüchten), dann zur Arbeit und anschließend ins Elternhaus.. ich meld mich zwischendurch, spätestens jedoch heute Abend, wieder.
Euch allen einen tollen, kraftvollen Tag – seit gut zu Euch!

Kurze Situationsmeldung:
Bisher war der Tag richtig gut und auf dem Weg zur Arbeit hatte ich sogar tolle kleine Glücksgefühle als ich einfach nur die Sonne auf meinem Körper gespürt habe. Und jetzt: Ich sitze im Büro und kann mich nicht richtig konzentrieren. Werde zunehmend angespannter. War gerade eben auf facebook *aaaarg* . Aber ich darf ja Fehler machen, also ist es okay in die soziale Bestätigungs-Sache rückfällig geworden zu sein. Es ist vollkommen okay. Es ändert aber nichts an meinem Vorhaben und meiner Einstellung: BEI MIR BLEIBEN! Das wird heute wohl noch eine sehr, sehr schwere Aufgabe werden, aber ich wusste ja gestern schon, dass dieser Tag nicht einfach würde.. einfach Augen zu und durch. Morgen stehen dafür schöne Sachen auf dem Plan: mit meinem Bruder joggen gehen, meinen besten Freund treffen und abends auf eine Party mit ihm (wo ich zwar einen ehemaligen Schwarm von mir wiedersehen werde, aber diese Gefühle sind wirklich durch und als Mensch mag ich ihn aber noch), wo ich einfach ausgelassen sein möchte, nicht viel trinken möchte, sondern nur Musik, gute Stimmung und Menschen um mich herum genießen möchte. Mit meinem besten Freund an der Seite fühle ich mich zudem sicher. Hach ich bin mal gespannt was das WE so bringt... ich gehe heute alles gaaanz in Ruhe an und versuche mich nicht abzuwerten, wenn ich doch wieder auf eine Antwort warte. Mein Köpfchen ist nun mal so konditioniert

Nochmal eine kurze Aktualisierung, denn es gibt guuuhuuute Nachrichten : )
Ich habe mich den doofen Gedanken gestellt und nun sind sie fast weg! Kein Fressen und Kotzen war dafür nötig (abgesehen davon, dass es die Gedanken nicht entfernt sondern nur ersetzt hätte) , sondern mir guttun und die neuen Strategien austesten. Habe meiner besten Freundin geschrieben und mich "geerdet". Gerade eben (bin im Büro) habe ich sogar in der Zeit, wo es keine Aufträge gab, ein Gedicht geschrieben. Es beschreibt wie ich mich oft fühle in letzter Zeit - und wie ich zu mir finde und bei mir bin. Es heißt "Sometimes I need to be on my own" und ihr findet es unter http://free-alley.blogspot.de/2012/07/m ... ivacy.html. Wie gefäält es euch?? *neugierig*

Ich bin stolz auf meinen kleinen Erfolg gerade.

Schön das sie dir helfen!

Das die "bösen" Gedanken ab und zu wiederkommen, damit muss man glaube ich rechnen. Deshalb solltest du aber nicht an deiner Stärke oder dem Wert deiner Person zweifeln. Du bist nämlich ganz und garnicht wertlos, eher das Gegenteil!
Ich kenne das Gefühl sehr gut. Ich bin nämlich seit gut zwei Jahren in der ähnlichen Situation. Die Typen machen einen wirklich verrückt. Echt traurig, dass sie so einen Einfluss auf uns haben. Es beweist aber auch irgendwie, dass sie mit Teil der Krankheit sind und das ist noch trauriger. Wegen einem Typen so durch die Hölle zu gehen, ist echt blöd. Naja, soll nicht heißen sie sind der Hauptgrund, aber tragen schön dazu bei. Kein Vorwurf an die Männer! :O Nicht, dass das jemand falsch versteht.

Der gesunde Teil hört sich schon viel, viel besser an und da kann man ihm wirklich überall recht geben, mit allem was er sagt, bzw. denkt.
Es ist echt super, dass du Methoden für dich findest, wie du sowas vermeiden könntest. Sowas kann nicht jeder !
Du hast recht, perfekt ist niemand und es wäre krank, wenn alle perfekt wären. Sowas wäre kein Leben mehr. Perfectly imperfect.
So macht man sich selbst nämlich aus. Man ist etwas besonderes, etwas wert, indem man so ist, wie man ist, eben unperfekt.
Deine Gedanken zu lesen ist wirklich toll! Ich beneide dich immernoch, ja das habe ich schon so oft gesagt, aber es wird mir immer wieder aufs neue klar. Echt klasse, sowas zu lesen .

Oh Mann gerade eben hätte es mich fast gepackt!
Der Auslöser: mich leer, verwirrt und wertlos fühlen. Irgendwie doch nochmal an den Künstler denken müssen - und wenn es nur "Zwangsgedanken" waren wie: "du darfst nicht an ihn denken, wünscht du dir nun die Bestätigung oder nicht? schreibt er wohl? wollte er dich von Anfang nur flachlegen? macht es mir etwas aus wenn es so wäre? hatte ich mir etwas erhofft?" Diese Gedanken wollte ich einfach ABSTELLEN! Und ich wollte mich auch von den Gedanken an FR* betäuben und das Gefühl allein zu sein. Dann fing ich einfach an zu weinen, ich habe ein intimes Ritual mit dem ich dies relativ gut in Stimmungen der Anspannung und latenten aber unterdrückten Emotionen hervorrufen kann. Danach musste ich aber immer noch an meine Verzweiflung und an Essen denken und daran, dass mir gerade einfach alles zu viel ist. Ich fühlte mich heimgesucht von der Macht, die ihr ja alle kennt - und: die aber keine Macht ist! Wie ich schon schrieb, so steckt der gesunde Teil IMMER in uns, wir müssen ihn nur wecken. Ich entschied regelrecht, dass ich ab sofort nicht mehr an den Künstler denken müsse, wenn ich es nicht wolle und dass ich unabhängig sein kann! Dass meine Worte und Beiträge Realität werden dürfen. (Ich habe oftmals das Gefühl mich selbst klein halten zu müssen, nicht gesund werden zu dürfen) Dass bloß der zweifelnde, verzweifelte, selbstunsichere Teil in mir mich in alten Mustern festhalten will und irgendwelche Hirnverrenkungen anstellt um bloß nicht gesund und unabhängig zu sein oder zu werden. Aber nicht mit mir! Dieser Tag und dieses Wochenende gehören nur mir! Außerdem sagte ich mir noch, dass es okay ist an essen zu denken weil ich vermutlich bloß Appetit verspürte und mir etwas zu Essen holen dürfe. Ist doch völlig menschlich oder sind wir etwa mit dem Bedürfnis zu erbrechen auf die Welt gekommen? Danach rang ich noch ganz kurz mit mir und ging dann entschlossen in die Küche wo ich genau nach meiner Lust einen kleinen Teller zubereitete (soviel wäre nach einem Brechanfall außerdem eh übrig geblieben ). Den habe ich gerade gegessen und ZACK die Fressgier ist weg: weil ich bewusst genossen habe, mein Bedürfnis erfüllt habe. Und wisst ihr was? Die Gedanken an den Künstler sind sogar auch fast weg und auf jeden Fall nicht mehr so zwanghaft und unangenehm. Viel, viel besser als sie betäubt zu haben und mich nach einem Ess-Brech-Gelage bloß verzweifelt, allein und wertlos fühlen zu müssen. Hach, ich bin gerade schon ganz schön stolz auf mich...

Und das Schöne: Morgen wartet einfach ein viel versprechender, neuer Tag auf mich, dem ich positiv entgegenblicken kann. Nun umso mehr, wo ich weiß, dass ich aufwachen werde und mir sagen kann "klasse, dass du gestern standgehalten hast". Ich werde immer noch bei mir sein, Energie haben, mich wohlfühlen können.

@ bella: Deinen Beitrag habe ich schon am frühen Abend gelesen und er hat mir sehr geholfen. Danke dafür! Ich fühle mich oftmals so minderwertig weil ich diese Gedanken habe. Tut gut nicht allein zu sein damit!!! Und es ist auch schön zu hören, dass andere einen bewundern, sehr schön sogar! Aber du darfst dich selbst auch bewundern, denn indem du hier liest und schreibst gibst du mir sehr sehr viel Kraft - und das ist einfach nur sehr lieb und großzügig von dir.

Ich wollte gerade ins Bett gehen, da sagte eine Stimme in meinem Kopf "stopp, du musst fressen und brechen, du hast es nicht anders verdient". Ich ging rüber zu meinem Bruder, redete mit ihm noch eine dreiviertel Stunde, erdete mich, stellte fest, dass der Bulimiedruck u.a. am (Eltern)-haus als Trigger für Schuldgefühle und Erinnerungen an schlechte Zeiten liegt als eine Art Schutzfunktion. Dann ging ich wirklich ins Bett bzw hatte es vor, denn ich wälzte mich hin und her, fühlte mich erneut leer, verzweifelt, wertlos. Stand auf - diesmal ohne überhaupt nachzudenken . direkt Richtung Küche. Das Ende könnt ihr euch denken. Es war kein langer Anfall. Es musste einfach sein. Es ist traurig noch nicht clean sein zu können trotz Bemühungen. Andererseits wäre das im Anbetracht meiner Biographie und schlicht Situation wohl auch zuviel verlangt. Ich bleibe einfach bei meinem Konzept, dass die Anfälle von Woche zu Woche weniger werden sollen. Ich sollte mich nun nicht schuldig fühlen, es reicht, dass ich mir Mühe gegeben habe und es vorher versucht habe und weiterhin versuchen möchte. Ich gebe nicht auf, ich verzeihe es mir. Es ist auch ein Fortschritt nicht schon um 23 Uhr nachgegeben zu haben, gegen all die Gedanken gekämpft zu haben. Morgen ist ein neuer Tag an dem ich es schaffen will bei mir zu bleiben. Vielleicht endet er diesmal erfolgreich, wenn ich im Bettchen meiner eigenen vier Wände einschlafe.

Ich wache auf und der Ess-Brech-Drang ist sofort wieder da. Nur noch abschalten "aus, aus, aus" macht es in meinem Kopf. Der Drang auf facebook zu gehen ist ebenfalls da - soziale Bestätigung, her damit! Einfach um zu verdrängen, zu vergessen, zu überdecken wie schlecht, dreckig, falsch und schuldig ich mich in meinem Inneren fühle. Wie wenig ich gerade bei mir bin und wie sehr ich mich weiterhin von mir entfernen möchte um all das nicht mehr auszuhalten ! Aber...
was denn aushalten?
Ist es wirklich so verwerflich letzte Nacht einen Rückfall gehabt zu haben? Ist dieser Grund genug nun einen weiteren als Bestrafung haben zu müssen? Und schon wieder merke ich wie sich in meiner Brust an diesem Schreibtisch, in diesem Zimmer bei dem Gedanken gut zu mir zu sein, mir gutzutun, etwas zu gönnen und Bedürfnisse zu erfüllen, einfach ALLES zusammenzieht. Hier ist viel zu viel passiert und ich habe eine verdammte Angst auch nur einen Bruchteil der Gefühle hervorzuholen, die hinter diesem Wunsch nach Betäubung stecken. Das kann ich auch verstehen, aber was soll ich nun machen?
Mein Plan lautet: ABLENKUNG! Um 16 Uhr fahre ich hier bereits weg und mein bester Freund und ein gemütliches Zimmer, in dem ich mich wirklich wohl und zu Hause fühle warten dann auf mich. Bis dahin sind es abzählbare Stunden, die ich möglichst nicht allein verbringen werde.
Alles nicht so einfach gerade.. ich bin so angespannt, dieser Knoten in meiner Brust, so unbefreit, dies ist genau der Grund, warum ich nicht herfahren wollte. Ich hasse es hier zu sein. Es ist so negative Spannung in diesem Raum. Warum wohl, wenn ich hier schließlich vier Jahre lang sehr gelitten habe.

PS: Weiß jemand wie man abstellen kann, dass facebook einem emails schickt? Denn ich schreibe mir selbst häufiger mails und schicke mir interessante Links und laufe da aber momentan Gefahr des Selbstbetrugs, da ich so ja ständig sehen kann, ob jemand mir auf fb geschrieben hat oder nicht.

Du kannst auch unglaublich stolz auf dich sein!
Sowas schafft nicht jeder. Deine Gedanken ermutigen einen total. Ich glaub', ich schreib' immer wieder das Gleiche, aber man kann es einfach nicht oft genug sagen.
Das freut mich zu lesen ! Danke!

Nein, der Rückfall, der rein garnichts damit zu tun hat, dass du in irgendeiner Weise wertlos oder ähnliches bist, ist kein Grund dafür einen weiteren und vor allem als Bestrafung haben zu müssen. Rückfälle passieren - na und? Weiter so, genau wie du es vorhast.
Ablenkung ist ne' gute Methode. Du findest ja auch imemr mehr heraus, woran es liegt, oder? Das ist ja ein weiterer Fortschritt. Hast du denn darüber nachgedacht, die Sache mit deinem Elternhaus mal irgendwie anzugehen? Ich weiß, dass die Erinnerungen es einem nicht gerade einfach machen, aber man muss sowas ja irgendwie behandeln können, damit man es dort wenigstens aushalten kann. Also, denke ich ...

zu Facebook: Du musst auf Kontoeinstellungen, dann links in der Leiste, die mit "Allgemein" anfängt auf "Benachrichtigungen. Dann steht da ja "Alle Benachrichtigungen" und daneben gleich "Facebook". Da gehst du dann auf "bearbeiten" und dann kannst du auf dieses kleine Mailsymbol gehen, dann wählt er entweder alle oder garkeine aus. Ich glaube, so kannst du das einstellen.

Liebe Bella!
Danke für deine tolle, wertschätzende und aufbauende Antwort!!
Leider kam es gestern doch noch zu einem weiteren Vorfall. Der Auslöser war vielschichtig und nicht zuletzt war es vor allem der Selbstbestrafungsimpuls in mir und das Gefühl es mir a) nicht schön machen zu können, weil ich ja so "allein, wertlos und leer" sei und b) selbst wenn ich all dies nicht sei, so hätte ich es nicht verdient es mir schön zu machen.
Nachdem ich am Abend ein sehr langes Gespräch mit meinem besten Freund darüber hatte fühle ich mich enorm erleichtert. Es hat so viel in mir gelöst. Er hat selbst eine ähnliche Problematik (gehabt) und konnte mich verstehen. Das tat so gut. Er konnte mich aber auch gleichzeitig vom Gegenteil überzeugen und zeigte mir auf wie in sich widersprüchlich, engstirnig und falsch meine kranken Annahmen sind/waren. Wieso sollte ich allein, werlos und leer im Vergleich zu den anderen sein? Ich habe doch wunderbare Pläne und mache mich längst auf den Weg. Dann kamen wir zu dem zweiten beinahe schmerzhafteren Punkt: dass ich es schlichtweg nicht darf und mich bestrafen muss bzw in Bulimie leben muss. Auch hier halfen mir seine Worte sehr weiter und er fragte mich, womit ich das Recht hätte mich so schlecht zu behandeln? Ich sagte ihm, dass die Krankheit selbst als Tatsache genug sei mich schlecht zu fühlen und auch so zu behandeln. Das fragte er mich ob ich ernsthaft glauben würde selbst daran schuld zu sein? Er habe NOCH NIE von einem Fall gehört wo der Betroffene die Schuld an der Krankheit habe - und da musste ich herzhaft lachen. Zugleich wurde mir zum ersten Mal klar, dass ich den Schmerz und die Schuld, die meine Eltern mit dem m*ssbr**ch an mir auf sich geladen hatten (und aber gekonnt verdrängen) selbst ausbaden will/wollte. Ich will etwas ausbaden, dass ich nicht verursacht habe und das vorüber ist. Das macht keinen Sinn.
Ich fühle mich nicht mehr klein und machtlos. Ich fühle, dass ich selbstbestimmt meine Bedürfnisse realisieren kann UND DARF!!!!
Ich fühle, dass mein Leben auf mich wartet und ich bin aufgeregt und neugierig.

Ich habe mir nun außerdem vorgenommen vorerst nicht mehr im Elternhaus zu übernachten und nur auf "kurze Besuche" - also für einen Nachmittag oder so dazusein, weil es diese Schuldgefühle einfach ganz enorm aktiviert. Wird zwar schwierig, weil meine Eltern sehr klammern und gerade weil ich im September keine Wohnung habe wegen dem Studiumwechsel, aber ich habe viele gute Freunde und werde abwechselnd bei denen unterkriechen, bin außerdem evtl noch ein paar Tage im Urlaub und die übrige Zeit probiere ich vielleicht sogar Couchsurfing aus

Hey,

das ist unglaublich toll zu hören
Dein bester Freund scheint wirklich ein sehr toller und auch kluger Mensch zu sein. Diese Gespräche solltest du echt öfter mit ihm haben, er hat nämlich mit allem was er sagt vollkommen recht.
Es geht bergauf, immer weiter! )
Ne' super Planung! Wenn es in deinem Elternhaus nicht gut ist, solltest du dies vorerst meiden, das ist ganz richtig.
Hört sich echt klasse an, ich drück' dir weiterhin die Daumen!

Liebe Grüße!

Guten Abend meine Süßen!
Vorhin habe ich einfach mal zwei Stunden nur gedöst. Tat mega gut. Gleich gehe ich noch laufen... ich hoffe es regnet nicht - ich fühle mich ansonsten echt wohl gerade. Ausgeruht, nicht eklig wie immer nach den Anfällen und ich bin neugierig, was alles noch so passiert, auch ein wenig ängstlich, aber ich passe einfach gut auf mich auf! Ich freue mich außerdem einfach selbst bestimmen zu können; mir selbst Glücksgefühle erzeugen zu können, indem ich z.B. tolle Musik höre, an das Gespräch von gestern denke, lese, Sport mache, mich hinlege oder unangenehme Gefühle meiden zu können, indem ich z.B. facebook meide oder mich bewusst dazu entscheide nicht mehr im Elternhaus zu übernachten
Mein Gedicht habe ich übrigens nochmal geändert und es passt nun noch viel besser in meine Situation und auch zum heutigen Tag, an dem ich gänzlich allein und glücklich damit war: es heißt nun "Peace in Me" http://free-alley.blogspot.de/2012/07/m ... ivacy.html - auf eure Meinungen wäre ich gespannt.
Bis später!

... und hier noch für euch alle ein schönes Musikvideo: http://www.youtube.com/watch?v=AeLdyrXv0FQ
Bleibt am Ball, wir sind viel größer, schöner und wertvoller als wir glauben und vor allem größer als die Krankheit!

@ bella: Danke, danke, danke - du hilfst mir seeeeehr!!!