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von nini
Hallo,
Ich war verblüfft wie ich gestern Abend die Einträge in diesem Thread gelesen habe, weil es mir ganz ähnlich ergeht.
Während des Studiums kannte ich kaum ein anderes Gefühl, als diese Langeweile, Leere und Einsamkeit. Das einzige was mir Sinn ergab, war mich vollzufressen. Soziale Kontakte nahmen immer mehr ab, ich konnte mich nicht motivieren, das Vollfressen und Auskotzen gab mir einfach viel mehr! Und so verbrachte ich manchmal den ganzen Tag damit, hab Unmengen an Geld für Essen ausgegeben, mir mitten in der Nacht von der Tankstelle was geholt, oder bin die ganze Nacht aufgeblieben um abzuwarten bis das Geschäft aufsperrte um mir regelrecht "die Kante" zu geben. So verbrachte ich die meiste Zeit zuhause im Bett mit einem Kübel in meiner WG.
Wenn ich rausging, hat das niemand mitbekommen. Ich behielt es lange Zeit für mich, irgendwann litt ich immer mehr unter der Situation, bekam auch ein schlechtes Gewissen, dass ich kaum noch Zeit für meine Freunde hatte und habe mich ein paar Menschen anvertraut. Im Nachhinein war das gut, das waren alles sehr verständnisvolle Menschen und haben viel für mich getan, obwohl ich selber sehr unzuverlässig war.
Ich hatte die Jahre über eine Fernbeziehung und das war irgendwie auch das einzige was mich über Wasser hielt. In der Stadt wo ich studierte, ging es mir so oft zu beschissen. War ich am Wochenende "zuhause" war ich viel glücklicher und unternehmungslustiger, wenn auch die Essensproblematik zuhause immer mehr zunahm und ich - während mein Freund schlief - heimlich gefressen und gekotzt habe, stundenlang. Er war von Anfang an eigentlich für mich da, aber nach ein paar Jahren hatte dieses Thema einfach nicht mehr Platz, ich wusste, dass er unter der Situation leidet, zumal alles Reden und Helfen nichts half und ich in der Beziehung auch sicher nicht mehr den Part einer Freundin einnahm, indem ich jede Zuwendung verweigerte. Irgendwann lebten wir dann beide mehr für sich, haben uns aber trotzdem immer irgendwo geliebt. Aber so hatte das keinen Sinn mehr und wir haben uns vor ein paar Monaten getrennt.
Jetzt bin ich umgezogen, hab einen Job und müsste eigentlich glücklich sein, einen Rhytmus im Leben zu haben, den ich mir immer wünschte. Ich habe eine neue Beziehung, bin wirklich glücklich, aber sobald er weg ist, lebe ich genauso wie vorher, nur, dass ich jetzt unter Tags arbeite. Ist er nicht da, fühle ich mich einsam, leer und unglücklich. Ich bin traurig, wenn wir uns am Sonntag verabschieden, wobei das ein Witz ist, weil wir uns ohnehin bald wieder sehen.
Vielleicht weil ich insgeheim weiß, dass dann wieder alles auf mich einbricht. Denn "alleine" würde ich mich nie dazu motivieren, was zu unternehmen. Noch habe ich das Gefühl, dass er das seelisch aushält, zumal ich nicht weiß, inwieweit er die Situation einschätzt, aber er gibt mir das Gefühl, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Trotzdem habe ich Sorge, dass auf Dauer die Beziehung darunter leidet, weil es in meinem Leben immer Thema ist und ich das dann auch austrage im Sinne von "mir geht es nicht gut". Ich weiß auch, dass er mich nicht retten kann, dass das nicht seine Aufgabe ist und ich möchte das ja auch gar nicht. Aber der Gedanke, dass die Beziehung vielleicht auf Dauer, oder jetzt in dieser Phase nicht hält, macht mir zu kämpfen.
Ich werde wieder eine Therapie anfangen, weiß aber nach diesen doch schon mehreren Jahren, dass mich das ebenso wenig retten wird.
Aber ich will das nicht mehr, an manchen Tagen fehlt mir die Lust und Kraft zu kämpfen, weil es so ausweglos erscheint.
Sorry an dieser Stelle, dass ich einfach so reingeplatzt bin.