@ aire: Das glaub´ ich eigentlich nicht. Klar, wenn jemand bereits in den Anfängen einer ES steckt, könnte das Ganze zu einer Verschlimmerung beitragen. Aber es gibt auch etliche Menschen, die nicht in Pflegeberufen arbeiten und ne Menge Stress und unregelmäßige Mahlzeiten haben und trotzdem keine ES entwickeln.
Ich hab´mich da für mich eher gefragt, ob das nicht schon viel früher anfängt. Die meisten haben hier geschrieben, dass sie schon vor Beginn der ES, z.T. schon als Kind diesen Berufswunsch hatten.
Da kann ich mich nur anschließen. Ich wollte schon seit Ewigkeiten eig. Krankenschwester werden. Aber ich hab`auch schon als Kind diese "typischen" Charaktereigenschaften und Merkmale mit mir "rumgeschleppt", die (so zumindest in den Büchern, die ich über B. gelesen habe) Risikofaktoren für das Entstehen einer ES darstellen. z.B.:
- schwaches Selbstwertgefühl - das Gefühl, das ich nicht gut genug bin
- das Gefühl, etwas leisten zu müssen - und das am besten 100 %ig
- das dringende Bedürfnis, das andere mich mögen, lieb und nett finden
-hab`mich nie getraut, anderen meine Meinung zu sagen - oder meinen Ärger mitzuteilen. Lieber alles heruntergeschluckt...
usw.
Und ich glaube, dass das schon unbewusst meinen Berufswunsch beeinflusst hat. Eigentlich bin ich von Natur aus auch eher ein Mensch, der sich unter vielen Menschen gar nicht wohl fühlt, schon mal gar nicht bei ständig neuen, fremden Personen. Dann mach`ich eigentlich viel, viel lieber "Schreibkram" wie die direkte Arbeit an und mit den Patienten.
Es gibt einfach Dinge, die mir besser liegen.
Und trotzdem hat es mir irgendwas gegeben

- Ich hab`Morgens meinen weißen Kittel angezogen und mich damit in eine andere Person verwandelt (so blöd, es sich anhört - aber ich hab`s echt manchmal so empfunden). Aber es war wirklich manchmal so, das ich vor der Praxistür noch meine letzten Tränen abgewischt habe und mit einem Lächeln zur Tür rein bin. Ich hab`mir den ganzen Tag die allergrößte Mühe gegeben, zu 100% freundlich, nett, einfühlsam und hilfsbereit zu sein - auch wenn`s in mir drin eigentlich grad ganz anders ausgesehen hat.... Das schönste war dann immer, von den Patienten zu hören, dass sie immer froh sind, wenn ich da bin, das ich die liebste, netteste Arzthelferin sei die sie kennen, das ich ihnen ein Stück ihrer Angst nehmen konnte....
Versteht ihr, was ich damit meine?
Damit hab`ich meine o.g. Bedürfnisse befriedigt, ohne meine Arbeit wirklich zu mögen. Es hat mir einfach das Gefühl gegeben: Du wirst hier gebraucht und Du wirst vermisst, wenn Du nicht mehr hier bist - und: Du kannst anderen Menschen helfen.
Und der Clou ist: Ich hab`oft wahnsinnig unter dem Stress und auch teilweise unter der Verantwortung, die man für andere trägt, gelitten und vieles gedanklich mit nach Hause genommen.
Und trotzdem: Seid ich nicht mehr "helfen" kann - ist meine Bulimie wieder extrem schlimmer geworden........weil ich keine Bestätigung mehr bekommen, das ich gebraucht werde ????
Ich hoffe, ich konnte wenigstens ein bisschen verdeutlichen, was ich damit meinte. Ich fand das irgendwie schwer, das in Worte zu fassen....