Ich bin relativ sicher, dass er tagsüber kaum isst, da er 1. wirklich kaum Gelegenheit hat und ich es 2. sehe und spüre wenn er schon wieder deutlich abgenommen hat.
Wenn er sich unterwegs Essen besorgt bringt er es meist mit nach Hause und isst es nicht oder es ist davon nur ganz minimal gegessen worden. Dann stehts rum und wird 2 Tage später an die Hunde verfüttert...
Es ist so, dass mein Freund ja nicht darüber bescheid weiß, dass ich Bulimie habe. Er weiß nur, dass ich manchmal ziemlich verfressen bin und sehr viel in mich reinschaufle. Er weiß jedoch nicht, dass ich es danach wieder erbreche, er vermutet Schilddrüsenfehlfunktionen oder sonst irgendwelches Zeug...
Was er weiß ist, dass ich mich sehr kritisch beobachte und mich immer zu dick fühle und gern nicht mehr diesen Drang hätte mich vollzustopfen. Wenn ich also normal esse sieht das für ihn sehr merkwürdig aus, als würde ich mich unnötig auf Diät setzen und versuchen endlich so extrem abzumagern wie mir es wohl gefallen würde, dabei esse ich ja
endlich mal nur
normal und nehme nicht wirklich ab, sondern halte eher mein Gewicht da wo es ist...
Das normal essen steht im Vordergrund, nicht der Gewichtsverlust!
Darauf kommt er aber nicht und wenn ich’s ihm sage glaubt er’s kaum. Er hält es für unnötig, er denkt ja ich könnte alles essen was ich will ohne wirklich dick zu werden und zu reduzieren würde mich abmagern lassen oder mich unnütz belasten... Aber das ist ja nicht richtig, es ihm zu erklären, ihn mal ganz ehrlich über meine Bulimie aufzuklären traue ich mich aber auch nicht. Ich habe so lange diese Fassade jetzt aufrecht erhalten. Sie zu zerstören würde mich nackt und angreifbar fühlen lassen... , er würde es sowieso nicht verstehen fürchte ich.
Die Fassade der „Superfrau die alles fressen kann den ganzen Tag ohne jemals ihre schlanke Figur einbüßen zu müssen“ würde dann brutal vernichtet werden... Schrecklich! Ich würde mich dann echt dreckig fühlen. Ich möchte es ihm erst sagen wenn ich stabiler bin in meinem Essverhalten und es dann vielleicht halbwegs schon als Vergangenheit verkaufen kann. Aber natürlich weiß ich auch irgendwo in mir, dass das so einfach nicht ist und ich mir da nur was vormache.
Vielleicht schäme ich mich auch dafür krank zu sein und es so (mehr oder weniger) zu meinen Gunsten verschwiegen zu haben...
Ich habe auch Angst, dass er darüber vielleicht mal Späße macht.
Jedenfalls habe ich morgens dann meist schon Stress weil ich mir überlegen muss was ich esse, wie viel davon und was er wieder darüber denken könnte/würde: z.B: es wäre ja wieder viel zu wenig, einfach weil es deutlich weniger ist als „sonst immer“ (wo ich mein Abendbrot auch wieder erbrochen habe).
Es ist also das
wie und das
was, weil es so anders ist. Aber im Grunde geht es gar nicht wirklich darum
was ich nun esse, das habe ich schon ganz gut im Griff. Ich habe wohl mehr Angst vor seinen Reaktionen die mich dann sehr verunsichern - mich zwar essenstechnisch nicht allzusehr aus der Bahn werfen, weil ich mein Ziel gesund zu werden tapfer verfolge..., die aber mein Selbstbewusstsein immer wieder ein wenig mehr vernichten. Schwer zu beschreiben
Es ist eben jeden Tag ein Kampf ihm zu zeigen, dass sich etwas geändert hat und es auch so bleiben wird! Tschakka!
