Hallo,
Das ist hier mein erster Post und und ich muss gestehen, ich habe das Gefühl mich hier ungefragt herinzudrängeln. Hoffe ihr nehmt es nicht übel.
Kurz zu mir: ich hatte ca. 9 Jahre Bulimie von 1985 bis 1993. Mit allem was dazugehört, mehrere FAs und Kotzen täglich bis zum finanziellen Ruin, Selbstverletzungen. Bei vielen, die hier geschrieben haben, habe ich mich wiedergefunden.
Allerdings ist es schon eine ziemliche Weile her und daher kann ich vielleicht doch die eine oder andere Erfahrung zum "wie komme ich da raus" beitragen.
Ich esse heute normal, lebe normal. Ich esse gerne und würde mich als Genießerin bezeichnen. Klar habe ich nach der Bulimie erst einmal ein *kg zugenommen, bin aber auch nicht wirklich dick. Das absolute Gewicht ist für mich nicht wirklich relevant. Ich halte es schon seit einigen Jahren, das ist das entscheidende!
Viel wichtiger als das Gewicht ist mir die Freiheit, die ich immer noch jeden Tag (selbst nach so langer Zeit!) bewusst aufs neue genieße. Die Freiheit essen zu können was ich will und wann ich will. Zu wissen, ich habe jetzt Hunger und ich esse etwas und danach verschwende ich keinen Gedanken mehr daran, weil ich satt bin. Einkaufen zu gehen und ganz normale Dinge zu kaufen, wie jeder andere auch (Das ist etwas, das mich bis heute stolz macht
FAs habe ich schon lange nicht mehr. Aber es war ein sehr langer und steiniger Weg. Insgesamt waren es noch einmal 9 Jahre aus der Bulimie.
Irgendwelche Tagebücher zu führen über das, was ich gegessen habe, hätte mir damals absolut nichts gebracht. Wenn ich einen FA hatte, dann war mir alles egal. Was mir auf lange Sicht geholfen hat, war das Reflektieren und das Einfach-nicht-aufgeben". Die Ursachen finden und versuchen es das nächste Mal besser / anders zu machen. Dadurch wurden die FAs mit der Zeit immer weniger, bis ich sie nicht mehr gebraucht habe. In gewisser Weise habe ich die FAs angenommen als etwas, das eine vorübergehende Lösung ist, für das ich aber die richtige Lösung noch finden muss. Dazu braucht man zugegebenermaßen einen ziemlichen Dickkopf und Durchhaltevermögen. Geholfen hat mir dabei auch eine Therapie. Insgesamt war ich dreimal für je drei Monate in einer Klinik.
Irgendwie würde ich gerne noch so viel mehr schreiben. Wenn ich eure Geschichten lese, fällt mir so viele wieder ein und ich bin so dankbar, dass es wirklich vorbei ist. Ich würde auch gerne mehr von meinen Erfahrungen weitergeben. Bin aber nicht sicher, ob das überhaupt erwünscht ist.
Wünsche euch viel Kraft und Durchhaltevermögen!
lg, Caduta