Symptomorientiert?

#1
Hallo!

Ich habe gestern den Aufnahmetermin für eine Klinik bekommen - da war ich letztes Jahr schon und ich gehe jetzt wieder hin zur Interfalltherapie.

Gestern habe ich das einer Mitbewohnerin gesagt die geantwortet hat das sie froh darum ist, weil ich da vielleicht endlich wieder stabiler werden kann.
Heute hat eine andere Mitbewohnerin (beide haben viel miteinander zu tun) auch gesagt das sie froh ist, weil sie mich in letzter Zeit nur noch symtomorientert erlebt.

Ich merke das mich beides so wütend macht und gleichzeitig beschämt es mich auch.
Die wissen doch kaum was in letzter Zeit auch in der Therapie bei mir so los ist. "Auch wenn es in der Therapie schwierig ist muss man doch noch den Alltag normal hinkriegen.", hat die eine Mitbewohnerin gesagt.
Sicherlich hat sie damit nicht Unrecht. Aber nur, weil ich mich derzeit mehr zurückziehe und nicht mehr immer nur lächle heißt das doch nicht das ich meinen Alltag nicht mehr geregelt bekomme. Alle Aufgaben die ich hier habe erledige ich noch und wie ich meinen restlichen Tag gestalte ist doch mein Problem.

Ich glaube was mir an allem aber gerade am meisten Angst macht ist das die von meiner Bulimie mehr mitkriegen als ich bisher annahm.
Es fühlt sich so beschämend an und verunsichert mich so sehr und jetzt traue ich mich wohl in Gegendwart anderer gar nichts mehr zu Essen zu machen. Ich könnte gerade nur noch heulen. Es geht doch nicht nur darum in die Klinik zu gehen und das Symptom abzustellen - das erwartet nicht mal meine Therapeutin. Sie sagt das dieses Symtom immer noch besser ist als wenn ich mich schneide, oder so.

Ach man, bin gerade so frustriert und fühle mich irgendwie so getroffen und hasse mich selbst dafür das es so und ich nicht einfach "normal" essen kann und meinen Alltag vielleicht nicht so hinkriege wie andere - bzw. es ist ja gar nicht so das ich es nicht hinkriege. Therapeutin wie auch meine Bezugsbetreuung sehen in meinem Verhalten gerade einen Fortschritt - na ja, in der ES nicht, aber sonst schon. Warum lasse ich mich da so runterziehen und so sehr verunsichern? Und warum muss ich mich jetzt dafür so hassen und traue mich nicht mich zu "wehren".

ich

Re: Symptomorientiert?

#2
Hey,

ich denke deine Mitbewohnerinnen wissen einfach nicht, wie schlimm eine Essstörung wirklich ist. Natürlich sollte man versuchen (!), den Alltag so gut wie möglich hinzubekommen, aber das geht leider nicht immer, weil die Bulimie oder auch Magersucht einen viel, viel mehr einnimmt und beschäftigt, als "Nichtwissende" denken. & du hast damit auch recht, dass es deine Sache ist, nicht ihre.

Schneiden ist genauso schlecht wie sich zu übergeben. Aber du gehst doch in die Klinik, um die Krankheit zu bekämpfen, oder nicht? Um wieder normales Verhältnis zum Essen zu bekommen, deinen Körper wahrzunehmen usw. oder? Ich glaub' wirklich wie gesagt, dass Außenstehende, die sich nicht richtig damit befassen, einfach zu wenig Ahnung haben. Vielleicht denken sie auch, dass das was sie sagen uns hilft, meinen es nicht mal böse, aber wissen nicht sicher, wie sie damit umgehen sollen.

Hey, du bist viel, viel zu hart zu dir! Du brauchst dich für garnichts hassen. Du bist krank! Ja, wir dürfen das nicht als Entschuldigung für alles nehmen, aber für sowas, da ist es eben so. Du bist krank und holst dir Hilfe, was wollen die Anderen mehr? Manche trifft es eben und wir sind die paar Unglücklichen, aber solange wir Hilfe annehmen, ist es der richtige Weg. Lass' dich davon nicht so fertig machen. Du gehst in die Klinik, gehst deinen Weg, wirst gesund und kümmerst dich mal nur um dich!
perfectly unperfect.