Wieder da

#1
Hallo ihr,

ich war seit fast 4 jahren nicht mehr online. Damals war ich mitten in der Pubertät und hatte die Bulimie ca. 2-3 Jahre lang akut. Ich habe dann durch eine Mädchengruppe für Essstörungen es geschafft, die Kotzerei sein zu lassen. Ich bin seit einigen Jahren in Therapie, unter anderem wegen Panikattacken und ähnlichem. Mit meiner Therapeutin komme ich super aus und wir haben auch ein paar Mal über die Bulimie gesprochen, aber da ich keine Rückfälle mehr hatte, sind wir nicht besonders nah drauf eingegangen. Ich bin seit der Trennung meiner Eltern vor 10 Jahren stark übergewichtig und kämpfe jeden Tag mit dem Essen (vor allem, weil ich eigentlich gerne, also mit Genuss esse). Wegen einigen Verletzungen kann ich außer Schwimmen und Spazieren kaum andere Sportarten machen und von Diäten halte ich nicht viel. Ich versuche schon seit einer Weile meine Ernährung umzustellen, um mich endlich wohl in meinem Körper zu fühlen.
Vor ein paar Wochen (kurz nach den Weihnachtsfeiertagen) hatte ich dann plötzlich einen Rückfall. Es war kein besonderes Ereignis, das mich aufgeregt oder verletzt oder so hat, es ist einfach passiert. Danach hab ich mich unfassbar geschämt, weil ich es ja wirklich lange ohne irgendeinen Rückfall geschafft habe.
Seit Weihnachten ist es mir noch dreimal passiert, aber dieses Mal in Situationen, wo ich mir auch erklären konnte, warum ich jetzt wieder kotzen musste.
Ich hab Angst wieder in die Bulimie rein zu rutschen, vor allem weil ichs nicht über mich bringe, meiner Therapeutin von diesen Rückfällen zu erzählen.
Was ich mir jetzt von euch erwarte weiß ich auch nicht so genau, ich musste das alles nur endlich mal jemandem erzählen, der einen nicht gleich verurteilend anschaut oder seine Enttäuschung ausspricht.
Danke schon mal.
Zuletzt geändert von Senfsamen am Di Feb 28, 2012 16:30, insgesamt 1-mal geändert.
"The truth is, everyone is going to hurt you. You just got to find the ones worth suffering for."

Re: Wieder da

#2
Hallo Senfsamen!

Zum einen: ich finde es SUPER, dass du so lange Rückfallfrei warst. Respekt! Ich weiß nicht mal, ob ich auf eine Woche käme ;)

Zum anderen:
Ich finde es gut, dass du siehst: oh, da stimmt was nicht! Und auch die Angst, wieder zurück zu fallen ist durchaus verständlich. Nur verstehe ich nicht, warum du nicht mit deiner Therapeutin über diese Rückfälle reden möchtest? Ist sie nicht für genau solche Fälle da?
Warum sollte sie dich verurteilen oder von dir enttäuscht sein? Wir sind doch alle "nur" Menschen?

welche situationen haben die Rückfälle begünstigt?
Vielleicht kann man an dem Punkt anpacken?

Ehrlich, meinen Respekt: so lange rückfallfrei! Klasse!


Liebe Grüße
Oh, deine Zukunft ist so ungewiss,
Dein Leben voller Angst und Schiss, du fängst erst gar nichts an,
Denn es ist so gemütlich und sicher,
Auf deiner Insel voller Leid, jaja...

Re: Wieder da

#3
Hallo Colorama,

ich kann dir auch nicht genau sagen, warum ich mit meiner Therapeutin nicht drüber reden kann. Vielleicht liegt es daran, dass ich den Eindruck hatte, immer wenn es um die Bulimie ging, es für sie ein Thema ist, dass klar zu meiner Vergangenheit gehört. Sie ist sehr an alternativer Medizin, Meditationen usw. interessiert und ich glaube, mit dem Thema Essstörung kann sie nicht viel anfangen... einmal hat sie so etwas gesagt, wie "sie kann nicht verstehen, warum man etwas isst, um es dann später wieder auszukotzen".
Normalerweise würde mich so ein Kommentar nicht so stören, aber genauso hat mein Vater reagiert, als ich ihm damals das von der Bulimie erzählt hab. Und solche Sätze merkt man sich halt einfach.
Deswegen kann ich auch mit niemandem aus meiner Familie drüber reden, ich hatte nie wirklich das Gefühl, dass sie die Bulimie verstanden haben. Bei uns in der Familie waren so was immer Probleme, die andere Menschen bzw. Familie betreffen, aber ja nicht unsere. Da sind alle sehr unsicher und haben keine Ahnung, wie sie mit dem Thema umgehen sollen.
Dann denk ich mir: Ja mei, es waren ja nur die 3,4 Ausrutscher. Und seit ein paar Wochen gar keine mehr. Aber ich wollte einfach nie wieder in diese Situation kommen, auch wenns nur "kleine" Rückfälle sind...

Weiß grad einfach nicht, wie ich weiter machen soll :(
"The truth is, everyone is going to hurt you. You just got to find the ones worth suffering for."

Re: Wieder da

#4
Hallo,
ich wollt dir erstmal sagen, dass ich es für ein gesundes Anzeichen halte, wenn du nach 3 Rückfällen dir Sorgen machst. Ich denke gefährlich wärs gewesen wenn du es einfach zugelassen hättest, wieder regelmäßig und das hast du nicht und das zeigt, dass du es kannst. Ich finds auch gut, dass du schon so lange und vor allem noch immer in der Therapie bist, denn die kann dir ne große Stütze sein. Vertraust du deiner Therapeutin? Hast du vielleicht Angst dass du sie enttäuscht, wenn du jetzt wieder krank bist oder willst du einfach vielleicht nicht dass jemand merkt, dass da eben noch etwas ist, was nicht richtig funktioniert.

Lg. korniweckerl
I wait for you.
Damn.
Like a dog.

Re: Wieder da

#5
Senfsamen hat geschrieben:Hallo ihr,

ich war seit fast 4 jahren nicht mehr online. Damals war ich mitten in der Pubertät und hatte die Bulimie ca. 2-3 Jahre lang akut.
...
Seit Weihnachten ist es mir noch dreimal passiert, aber dieses Mal in Situationen, wo ich mir auch erklären konnte, warum ich jetzt wieder kotzen musste.
Ich hab Angst wieder in die Bulimie rein zu rutschen, vor allem weil ichs nicht über mich bringe, meiner Therapeutin von diesen Rückfällen zu erzählen.
Was ich mir jetzt von euch erwarte weiß ich auch nicht so genau, ich musste das alles nur endlich mal jemandem erzählen, der einen nicht gleich verurteilend anschaut oder seine Enttäuschung ausspricht.
Danke schon mal.
Du sprichst mir aus der Seele, war auch 3 Jahre fast ohne Symptome und jetzt seit ein paar Tagen auch wieder hier (als ich frühe hier war war ich auch noch tief in der Pubertät, ist glaube ich 6 Jahre her), da ich enorme Rückfälle hatte. Ich denke es ist schoneimal wichtig, dass du erkennst, dass selbst ein paar kleine Rückfälle nicht auf die leichte Schulter zu nehmen sind.

Wenn du deinem Therapeuten vertraust und du gut mit ihm auskommst würde ich es ihm erzählen, egal wie schwer es ist. Aber du gehst ja zu ihr damit sie dir beisteht, dich berät und damit sie dir hilft. Ich denke nicht, dass sie enttäuscht sein wird, sondern mutig, dass du es selbst für dich erkennst.

Aber selbst wenn du es nicht wagst, wagst du schoneimal den ersten richtigen Schritt dich dieser Sache nocheinmal zu stellen und das ist der Beitritt in dieses Forum. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Mut :D

Pretty-Face
Es gibt keinen Applaus für die Vergangenheit.

Re: Wieder da

#6
ich hatte seitdem post keine therapiestunde mehr, hab sie immer wieder verschoben.
es gab wieder drei rückfälle in den letzten drei wochen... ich hab irgendwann den mut gefunden, es wenigstens einer freundin zu erzählen - damit es auch jemand in meinem nahen umfeld weiß.
sie war zeimlich überfordert im ersten moment, weil sie mich damals noch nicht kannte, als die bulimie das erste mal kam. deswegen musste ich ihr erstmal alles von anfang an erklären, was mich wirklich wahnsinnig viel kraft gekostet hat. aber es war ein gutes gefühl es jemandem anderem außer euch zu erzählen..

am mittwoch hab ich wieder eine therapie stunde. ich hoffe ich finde da dann endlich die richtigen worte und den mut, meiner therapeutin alles zu erzählen..
"The truth is, everyone is going to hurt you. You just got to find the ones worth suffering for."