Meine Eltern nehmen mir das Essen weg...

#1
Hi,
zugegeben, der Thread-Titel klingt etwas dramatisch, aber wie kriegt man hier sonst interessierte Leser/innen rein? ;-)

Zum Thema:
Meine Eltern sitzen am Wohnzimmertisch und futtern Chips und Kekse (seltsame Kombi, aber sie hatte Lust auf das eine, er auf das andere). Jedenfalls komme ich dazu, schnapp mir die Chipstüte und futter so neben dem Fernseher in mich hinein. Dann hab ich gefragt, ob sonst noch jemand was will oder ob ich den Rest essen darf. Da sagt meine Mutter: "Ja, ich." Ich geb ihr daraufhin die Chipstüte und sie packt sie mit einem unsicheren kichern weg. Ich denke sie wollte es hinunterspielen, aber die Botschaft dahinter ist klar: "Du kannst dich selbst nicht zügeln, daher müssen wir das tun!" Sie sagte dann noch sowas wie "Du weißt ja selber nicht, wenn du aufzuhören hast und hinterher gibst du uns die Schuld, weil wir dich angeblich vollstopfen."

Sie wissen zwar nichts von meiner ES, aber insgeheim vermuten sie es bestimmt. Schon öfter haben sie mich nach meiner Gewichtsabnahme gefragt, aber so richtig trauen sie sich auch nicht, da sie wissen, dass ich wegen meinem Gewicht leicht in die Luft gehe. (Als ich noch dick war - so ca. die ersten 19 Jahre meines Lebens - hänselten mich alle wegen meines ÜG; jetzt wo ich dünn bin muss ich mir Spötteleien wegen meinem UG anhören)

Ich weiß nicht wie ich darüber denken soll. Einerseits war ich wütend darüber, dass sie mich wie ein Kleinkind behandeln, dass selbst nicht für sich sorgen kann. Andererseits wollen sie mir ja nur helfen, weil ehrlich gesagt hätte ich sonst achtlos in mich hineingefuttert.

Auf jeden Fall wollte ich das hier mit euch teilen, vielleicht fällt ja jemandem was kluges dazu ein.

Lg, H.

Re: Meine Eltern nehmen mir das Essen weg...

#2
Willkommen im Club! :roll:

Meine Mutter kauft Süßigkeiten & Co, zeigt sie mir nach dem Einkauf, also wenn sie nach Hause kommt und erklärt mir dann jedes Mal, dass die Sachen nicht für mich bestimmt seien (haha, wieso zeigt sie mir sie dann bitte?) und dass sie sie für sich gekauft habe.
Abgesehen davon, dass meine Mutter eh schon viel zu wenig wiegt, isst sie natürlich nie was von dem Süßkram, der liegt dann, wenn ich nichts davon esse, bis zum Verfallsdatum im Kühlschrank.
Naja, sie hat eh 'nen ziemlich krassen Kontrollwahn und diese Szenen, die sie mir nach jedem Einkauf macht, geben ihr wohl irgendwie ein Gefühl von Macht und Kontrolle.

Mehr fällt mir zu dem Thema leider auch nicht ein.

Wie stehst Du denn überhaupt zum Thema sich-ihnen-anvertrauen?



Liebe Grüße

P.S Ich hoffe, Du bist jetzt nicht böse, aber wovon genau leitet sich Hödchen ab? Als ich den Namen hier im Forum zum ersten Mal las, klang er nämlich wie eine Verniedlichung von Hoden, aber danach wirst Du dich ja wohl kaum benannt haben, mhm?!
Liebe Grüße



Sie glauben, Sie verstünden, was Sie denken, was ich gesagt habe, aber ich bin mir nicht sicher, ob Sie begreifen, dass das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meine.

- Richard Nixon

Re: Meine Eltern nehmen mir das Essen weg...

#3
Hmm also ich habe mir auch immer gedacht dass niemand außenstehender (meine Eltern) verdacht schöpfen können. Aber meine Mutter verriet mir dann irgendwann dass sie es eh schon länger geahnt hatte, da die Rechnung mit dem Essen und der fehlenden Zunahme ausbleibt. Dass sie das so Hart gesagt hat, finde ich schon heftig, aber vielleicht ist es ja wirklich die Chance es zu packen und dir von ihnen indirekt helfen zu lassen. (Oder könnte es sogar sein, dass sie sogar schon was ahnen? Wenn man im selben Haushalt lebt, ist das oft schwer) Oder sie versucht dich einfach nur vor einem neuerlichen ÜG zu schützen. Ich bin mir sicher dass deine ig dich lieben, aber sie können nicht wissen wie du dich fühlst und wie sehr auf deine Zerbrechlichkeit Rücksicht nehmen müssen, wenn sie sich nicht auskennen.
Als ich in so einer Situation war, hat es mir geholfen mit meiner Mutter in Ruhe über mein Gewicht, dass es eben meine Sache sei zu sprechen, aber noch nichts von ES oder sonstigem zu erwähnen. Vllt hilft es dir ja, wenn du die Sache auf irgend so eine Art aufklärst. Man muss ja nicht immer gleich mit der ganzen Wahrheit rausrücken. Step by Step.

Ich denke wir suchen hier alle das selbe, die Richtige Balance im Leben und da muss unser Körper halt mitmachen.
I wait for you.
Damn.
Like a dog.

Re: Meine Eltern nehmen mir das Essen weg...

#4
hermelin hat geschrieben: Wie stehst Du denn überhaupt zum Thema sich-ihnen-anvertrauen?
Ich habe es gerade erst "ungeplant" meinem Freund erzählt und ich bin mir noch nicht sicher, welche Konsequenzen das haben wird. Zur Zeit möchte ich es ihnen noch nicht sagen, da ich nicht das Gefühl habe, dass ich ihnen so richtig vermitteln kann wie es mir geht und was es überhaupt heißt, eine ES zu haben. Ich denke sie sehen das eher so, dass ich mir das freiwillig antue um dünn zu sein/bleiben und im Moment fehlt es mir einfach an genügend Wissen und Ausdrucksfähigkeit um das Ganze mit ihnen sachlich zu besprechen.
korniweckerl hat geschrieben:Man muss ja nicht immer gleich mit der ganzen Wahrheit rausrücken. Step by Step.
Gute Idee! Ich möchte ihnen nicht wirklich erzählen, dass ich mich zB nach dem Weihnachtsessen heimlich ins Badezimmer schleiche und mich dort übergebe. Ich hintergehe und lüge meine Familie und Freunde nun seit eineinhalb Jahren an - ich denke nicht, dass ich da positive Reaktionen erwarten kann.

Lg, H.

Re: Meine Eltern nehmen mir das Essen weg...

#5
hermelin hat geschrieben:Willkommen im Club! :roll: [/size]
Hermelin, Du bist ja wohl in einem anderen Club. Es gibt nämlich einen Unterschied zwischen einer Mutter, die versucht, halbwegs unauffällig einen FA ihres Kindes zu vereiteln.

Und Deiner Mutter, die laut Deiner Therapeutin Deine FA's erhalten will, die selbst nen Knacks hat und den beweist, indem sie Berge von Essen kauf, von dem sie weiß, dass Du es magst - sie aber nicht.

lg

aire

Re: Meine Eltern nehmen mir das Essen weg...

#7
ich hab so ein ding zwischen hermeline und hödchen.

mein vater weiss schon davon (weil es ihm meine mutter unter die nase gerieben hat) aber es existiert zwischen uns nicht. er liebt mich und lässt es mich spühren. wir haben in 3.5jahren kein wort darüber verloren. es gibt mir sehr viel halt, da er mich nicht wie eine "verseuchte" oder sonst was behandelt.

meine mutter dagegen, ist selbst essgestört, so wie bei hermeline. sie schreibt immer so zettelchen auf die essen waren "nicht essen!" auch wenn ich eigentlich komplett damit aufgehört hab, nicht selbst gekauftes zu (fr)essen. sie nutzt jede gelegenheit, mich fertig zu machen. manchaml hab ich sogar das gefühl, ihr gefällts doch unbewusst, dass ich so schwach bin und das hab, dann hat sie was womit sie sich beschäftigen kann und sie kann aussenstehenden einen grund angeben, warums ihr jetzt grad nicht so gut geht oder was auch immer (schieben wirs auf die jüngste tochter ab, die kranke kuh)

naja. hödchen. an deiner stelle wär ich echt froh, so eltern zu haben :) ich denk dem kommentar nach hat deine ma verdacht geschöpft, denn als ich noch magersüchtig war, waren meine eltern noch so froh, wenn ich mal einen keks oder chips angerührt hatte... und ich denk wenn du wirklich etwas zu dünn bist, würd sie dir doch die tüte lassen? keine ahnung... vertrau dich doch erst mal deiner ma an... wie schon gesagt wurde, step by step :)

liebe grüsse

Re: Meine Eltern nehmen mir das Essen weg...

#8
Ich habe es gerade erst "ungeplant" meinem Freund erzählt und ich bin mir noch nicht sicher, welche Konsequenzen das haben wird. Zur Zeit möchte ich es ihnen noch nicht sagen, da ich nicht das Gefühl habe, dass ich ihnen so richtig vermitteln kann wie es mir geht und was es überhaupt heißt, eine ES zu haben. Ich denke sie sehen das eher so, dass ich mir das freiwillig antue um dünn zu sein/bleiben und im Moment fehlt es mir einfach an genügend Wissen und Ausdrucksfähigkeit um das Ganze mit ihnen sachlich zu besprechen.
korniweckerl hat geschrieben:Man muss ja nicht immer gleich mit der ganzen Wahrheit rausrücken. Step by Step.
Gute Idee! Ich möchte ihnen nicht wirklich erzählen, dass ich mich zB nach dem Weihnachtsessen heimlich ins Badezimmer schleiche und mich dort übergebe. Ich hintergehe und lüge meine Familie und Freunde nun seit eineinhalb Jahren an - ich denke nicht, dass ich da positive Reaktionen erwarten kann.

Lg, H.[/quote]

So etwas erzähle ich meine Mutter oder meinem Freund nach wie vor nicht, weil mir das unangenehm wäre, aber das finde ich nicht so schlimm. Ich habe einfach die Erfahrung gemacht, dass es sehr befreiend ist, wenn sie es wissen und man nicht die ganze Zeit lügen muss und dann wenn es einem schlecht geht, das auch einfach sagen kann. Aber bevor du das kannst, musst du es sicherlich einmal selbst akzeptieren, hat bei mir auch länger gedauert, aber dann eben es Aufgreifen und einem helfen lassen. Wenn du es ihnen nicht alleine sagen kannst, vielleicht sprich zuerst mit einem von den 2en (dann steht es nicht 2 gegen 1) oder mit ner Freundin, Geschwister, Freund oder einem Therapeuten, die machen das ja aus.
Es ist ein soo wichtiger Schritt das ganze zu erkennen und etwas zu tun, wird sicherlich anerkennt werden.
Ich wünsche dir eine Gute Besserung.
I wait for you.
Damn.
Like a dog.