Vom Partner verlassen - wegen der Bulimie

#1
Hallo ihr lieben!
Ich bin gerade in einer ziemlich verzweifelten Situation und ich möcht es euch einfach mal erzählen:

Zuerst die Ausgangslage:
Ich habe angefangen konkret gegen meine Esstörung anzugehen!

Ich habe das Gefühl völlig am Boden zu liegen, mich mehr und mehr selbst zu zerstören mit der Bulimie und mit svV. Ich bin depressiv, habe Selbstmordgedanken, kann nicht mehr Schlafen, mich nicht ernähren, nicht für mich sorgen.

Aber vor 3 Wochen hab ich es endlich geschafft nach professioneller Hilfe zu fragen. :)
Ich habe mir Termine für Erstgespräche besorgt, mich auf Wartelisten für Psychotherapie eintragen lassen, war sogar in einer Psychiatrischen Ambulanz um mir auch medikamentell weiterhelfen zu lassen.

Naja - ihr kennt das bestimmt - es dauert einfach bis man tatsächlich Hilfe in Anspruch nehmen kann.
Trotz der wundtelefonierten Finger beträgt die kürzeste Wartezeit 3 Monate - und auch dann steh ich erst am Anfang, und weiß noch nicht ob ich mit dem Therapeuten und der Therapieform arbeiten kann.

In mir ist zur Zeit ein wahnsinnniges Gesprächsbedürfniss erwacht.
Ich will wissen was mich wieder und wieder in die Ess- und Brechsucht hineintreibt. Ich will diese Dunkelheit und Depression hinter mir lassen - ich halt das nämlich nicht mehr aus - es zerstört mich.
Ich habe schreckliche Angst davor alleine zu sein. Ich halte es einfach nicht aus, mir selbst überlassen zu sein.

Das alles hat dazu geführt, dass ich meinen Lebenspartner in den letzen 3 Wochen sehr belastet habe, weil er für mich der naheliegenste und erste Ansprechpartner war. Wir sind seit fast 9 Jahren zusammen - leben gemeinsam in unserer Wohnung und uns verbindet eine tiefe Freundschaft.
Leider hat er selbst zur Zeit schwer mit sich zu kämpfen - ebenfalls wegen Depressionen, Prüfungsangst, Zwängen und höchstwahrscheinlich auch ner Co-Abhängigkeit. ;)
Er ist allerdings schon in therapeutischer Behandlung.
Da hab ich übrigends drauf bestanden und ihm geholfen, dass er sich professionelle Hilfe sucht - weil ich überfordert war und ihm nicht mehr die Hilfe geben konnte die er braucht. Klingt jetzt irgendwie nach gegenseitiger Co-Abhängigkeit. :roll:

Naja, und nun möglichst kurz:
Mein Freund hat am Wochenende mit mir Schluss gemacht - nach fast 9 Jahren Beziehung hält er es nun nicht mehr aus mit mir, der Essstörung und der Angst. Trotz der Liebe.
Sein Therapeut und seine Selbsthilfegruppe haben ihm wohl wieder und wieder dazu geraten sich zu trennen. Ich wäre wohl die Ursache für seine Probleme und da liegt ja nur eine Lösung auf der Hand.
Und ich hab das ganze forciert weil ich in den letzten 3 Wochen Hilfe für mich im Gespräch mit ihm gesucht habe. Weil ich nicht mehr heimlich geschlungen und gekotzt hab sondern meine seelische Not in Worte gefasst und ausgesprochen habe. Weil ich selbst in eine Krisensituation hineingeraten war.

Heute früh hat er unsere gemeinsame Wohnung verlassen um selbst in die psychiatrische Klinik zu gehen. Um seine Themen zu bearbeiten und nun natürlich auch die schmerzvolle Trennung von mir. (Der klinikaufenthalt war schon länger geplant - deswegen konnte er heute schon gehen)

Und ich bin nun zurückgeblieben und bin völlig verzweifelt und am Boden zerstört. Ich weiß nicht mehr weiter - ich war doch schon vor der Trennung in einer Krise - ich kann gar nicht begreifen was nun passiert ist.
Ich hab das Gefühl ich hätte meine Probleme nie offen aussprechen dürfen. Ich hab damit den einzigen sozialen Kontakt den ich noch hatte zerstört.
Ich habe meine Liebe verloren und gleichzeitig meinen besten Freund.

Was passiert denn nun? Was kann ich machen?
Ich hab große Angst meinen Weg nicht mehr zu finden.

Gibt es hier irgendwen dem es schon ähnlich ergangen ist?
Wie habt ihr es geschafft wieder auf die Beine zu kommen???

Und danke fürs durchlesen - ist ja leider länger geworden als geplant.

Ginger

#2
Hallo Ginger
Selbstverständlich ist eine Trennung nach so langer Zeit der Partnerschaft nicht leicht. Für beide nicht.
Ich teile jedoch nicht unbedingt deine Auffassung, dass du deine Liebe verloren hast. Ich denke, er liebt dich schon auch noch.
Nur ist es für euch beide (angesichts der von dir vermuteten gegenseitigen Co-Abhängigkeit) wohl das Beste, wenn jeder für sich im Moment alleine ist und seine psychischen Probleme mit prof. Hilfe angeht und eine Lösung in die Wege leitet. Ich schliesse nicht aus, dass ihr beide wieder weiter zusammenseid, sobald ihr beide psychisch stabiler seid. Lass also den Kopf nicht hängen sondern konzentriere dich im Gegenteil noch darauf, möglichst gesund zu werden. Es scheint ja, als ob speziell in deinem Kopf in den letzten Wochen schon ein Hebel umgelegt wurde und deine Denkweise sich massiv verändert hat, zum Positiven notabene!
Gutes Gelingen.
lg Peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten

#3
Lass dich auf keinen Fall davon abhalten, über deine Gefühle zu reden, statt zu kotzen, Ginger. Das war schon der richtige Weg.

aire

Ps: Bist du diejenige, die ein Avatar mit einer rosa springenden Eule hatte :?

#4
Sein Therapeut und seine Selbsthilfegruppe haben ihm wohl wieder und wieder dazu geraten sich zu trennen. Ich wäre wohl die Ursache für seine Probleme und da liegt ja nur eine Lösung auf der Hand.
Glaube mir, so einen Ratschlag bekommt man nicht von einem Therapeuten. SEINE Probleme sind SEINE, Du bist sicher nicht die Ursache SEINER Probleme, deshalb wäre so ein Ratschlag auch mehr als sonderbar ...

#5
Heute abend merk ich nun das erste mal wie es ist ohne ihn - die Stunden nach dem Feierabend, die leere, ruhige Wohnung, das halbleere Doppelbett. Ich will ihn nicht mehr lieben - das tut so fürchterlich weh. :cry:

@aire
Genau die mit der Hüpfenden Eule bin ich. :wink:
Die Hüpfeule hat heute allerdings frei - werd sie aber demnächst wieder suchen gehen.
Erstmal werd ich schauen ob mich das Schreiben im Tagebuch irgendwie weiterbringt.
Mit anderen über die Bulimie reden ist nicht leicht - ich hab gar nicht so viele Vertrauenspersonen - eigentlich keinen. Ich hab mich durch die Bulimie in eine ziemliche Isolation gebracht. Hab Verabredungen wieder und wieder abgesagt - es könnte dort ja was zu essen geben. :roll: Oder mir war einfach nicht nach Gesellschafft weils mir elend ging.
Wenn man das einige Jahre lang so praktiziert, gibt irgendwann jede Bekanntschaft auf. Gekoppelt mit einem Umzug der die letzten Freunde unerreichbar macht, ergibt das die perfekte Einsamkeit die man zum Fressen und Kotzen braucht.

Ich bin am Überlegen mich demnächst in irgendwelchen Vereinen anzumelden - nur um wieder irgendwen kennenzulernen. :?

@mark
Naja - OTon in der Gruppentherapie war wohl: "siehst du nicht, dass deine Freundin das größte deiner Probleme ist"
Und wenn man von außen stehend eine Beziehung mit einer EssBrechSüchtigen beobachtet, sieht man vielleicht wirklich nur die Co-Abhängigkeit. Und in jedem Selbsthilfebuch steht drin, dass man in solchen Beziehungen loslassen muss.
Nachdem in der Gruppentherapie deswegen sogar auf ihn eingeschrieen wurde(!) damit er es endlich auch einsieht, konnte er wohl gar nicht mehr anders entscheiden. Er hat es nun nur viel zu wortwörtlich gemacht.

Sonderbar und suspekt kommt es mir allerdings tatsächlich auch vor. Vor allem dieser Umschwung von einem gutgelaunten, vorfreudigen Freund am Vortag und dann der Abend nach der Therapie an dem er dann heulend die Trennung wollte. :?:
Aber es ist nun wie es ist.

@ Peter
Danke - ich glaub tatsächlich das sich bei mir endlich was tut. :)
Vielleicht gibt mir die Trennung ja auch genau das, was ich brauche um die Kraft in mir wiederzuentdecken und um diese Antriebslosigkeit und Depression zu überwinden.
Nur das Timing für diese Trennung ist jetzt besch***, weil ich mich ausgerechnet jetzt in einer tiefen Krisensituation befinde. Schon vor der Trennung hatte ich ja dieses elende Tief. Und das gebrochene Herz macht das ganze nun nicht besser.

Wenn ich irgendwann, irgendwie da wieder rausgefunden hab und mein Leben wieder in der Hand hab, will ich wahrscheinlich nicht mit jemandem zusammensein, der mich ausgrerechnet in dieser Situation verlassen hat.
Und vielleicht würden wir uns nur von neuem in diese gegenseitige Abhängigkeit bringen. Ich seh im Moment keine Zukunft für diese Liebe.

Aber noch tut auch alles einfach nur weh.
Ich bin nichtmal wütend auf ihn. Ich bin nur enttäuscht und vermisse ihn.

Ich wünschte ich wäre wütend - das würde die Gefühle vielleicht weniger unerträglich machen.
Ach, eigentlich wünsche ich mir ich hätte all den Trennungsschmerz schon hinter mir. Ach ja und meine Esstörung am liebsten auch.
Und den Umzug raus der gemeinsamen Wohnung.

Soviele Schritte die nun vor mir liegen und ich fühl mich so kraftlos und müde. :(

#6
Ginger hat geschrieben:Ich bin am Überlegen mich demnächst in irgendwelchen Vereinen anzumelden - nur um wieder irgendwen kennenzulernen. :?
Mach doch! Oder Selbsthilfegruppe...

#7
Seine Mutter rief mich gestern abend an - zuerst war sie sehr wortkarg und irgendwie sauer und dann wollte sie wissen, was das solle mit der Trennung.
Seinen Eltern hat er also offensichtlich erzählt, ich hätte Schluß gemacht - die Trennung wäre von mir ausgegangen?!?
Naja - wenigstens das konnte ich aufklären.

Das ganze wird immer verwirrender für mich. :(
Suspekt.

Man kann sovieles innerhalb so kurzer Zeit zerstören.

Ich muss irgendwie aufhören über ihn nachzudenken und beginnen nach vorne zu schauen.
Ich bin im Moment echt am überlegen selbst auf ne Kriseninterventionsstation zu gehen - meine Psychiaterin hat mir das gestern angeboten. Mir gehts alles andere als gut. Mein Antidepressivum wirkt noch nicht und ich weiß einfach nicht wie ich die nächste Zeit überstehen soll. Aber ich will nicht so schwach sein - ich will sowohl mich, als auch mein Leben wieder in den Griff bekommen. Außerdem ist da ja noch mein Job - da werd ich gebraucht. Aber außerhalb meiner Arbeit ist alles düster. :roll:

Ich hasse es dass die Bulimie mich in diese Situation gebracht hat - und dass ich es trotzdem nicht ohne sie schaffe. Moment! NOCH nicht.

@aire
Hüpfende Eulchen hab ich nicht gefunden. Scheinbar hat die Löwin die Eule gefressen!
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