Es geht. Zwischenzeitlich sehr gut.

#1
Ich bin 34 Jahre alt und seit ca. 9 Jahren clean. Ungefaehr 10 Jahre lang litt ich an Bulimie als ich mich zu einer Therapie entschloss. Das pychatrische Gutachten das dafuer notwendig war, war wenig vielversprechend. Keiner glaubte, dass ich davon loskommen koennte.
Ich begann mit einer ambulanten Kurzzeittherapie (1-2 Stunden die Woche), da eine Langzeittherapie fuer mich ueberhaupt nicht in Frage kam, die dann aber doch 5 Jahre dauerte... :lol:
Heute bin ich der Meinung, dass ich ohne Therapie nicht gesund geworden waere. Die Therapie war schmerzhaft, traurig, deprimierend, aber am Ende sehr hilfreich. Ich habe erkannt, was meine Bulimie eigentlich ist und woher sie kommt.
Mir geht es heute sehr gut. Ich kann erkennen, dass ich eine wirklich gute Figur habe und schon immer hatte. Aber auch heute noch achte ich auf mein Gewicht. Nehme ich zu, steuere ich aktiv dagegen an. Essen ist fuer mich schoen, etwas das ich zwischenzeitlich sehr geniessen kann. Trotzdem ertappe ich mich manchmal immer noch beim Frustessen. Ich denke das ist voellig “normal” und geht gesunden Menschen ganz genauso.
Ich kann nicht genau sagen, wann meine Bulimie aufhoerte. Es war ca. ein halbes Jahr nach Therapiestart. Als ich aufhoerte mich mich unter Druck zu setzen unbedingt “normal” werden zu muessen stellte ich irgendwann erstaunt fest, dass ich nicht mehr erbreche.
Heute bin ich dankbar fuer meine Bulimie. Sie hat mich persoenlich sehr stark gemacht. Ich weiss, dass ich ein “Stehaufmaennchen” bin, dass mich keine Unannehmlichkeit im Leben umhaut.
Ich moechte mit meiner Geschichte Mut machen und zeigen, es ist machbar!

Re: Es geht. Zwischenzeitlich sehr gut.

#2
Das find ich großartig, ist wirklich eine starke Leistung.
Ich denke auch, das ab und zu ein gewisses Frustessen normal ist, ich beobachte das überall in meiner Umgebung (Freunde/Freundinnen/Bekannte etc.).
Jordan hat geschrieben:Ich moechte mit meiner Geschichte Mut machen und zeigen, es ist machbar!
Das tust du, ganz bestimmt. Mich hat es wieder motiviert. Ich bin 27 und hab seit 12, 13 Jahren Bulimie und MS (bin halt einfach essgestört). Naja, ich kämpfe schon lange, hatte auch schon Zeiten wo es mir richtig gut ging. Mittlerweile bin ich gerade dabei mich wirklich voll und ganz von meiner Krankheit zu verabschieden. Und du hast Recht, die Bulimie kann einem schon etwas geben, mittlerweile hab ich erkannt, wofür ich sie gebraucht hab.
Jedenfalls möcht ich mich für deinen Beitrag bedanken. Er gibt wirklich Mut!
Alles Liebe, Crisu